Germinal. Emile Zola
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Название: Germinal

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175019

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СКАЧАТЬ ihn ab und tupfte ihn mit einem Lappen an den Stellen, wo er nicht gleich trocken werden wollte. Er war froh, dachte nicht daran, daß die Schuld auch bezahlt werden müsse, brach in ein helles Lachen aus und schloß sie in seine Arme.

      »Laß doch, Narr! Du bist noch ganz naß und wirst mich auch naß machen ... Aber,« fügte sie hinzu, »ich glaube, Maigrat hat gewisse Absichten ...«

      Sie wollte von Katharina reden, hielt aber inne. Wozu sollte sie den Vater beunruhigen? Das gäbe wieder Geschichten ohne Ende.

      »Was für Absichten?« fragte er.

      »Die Absicht, uns zu betrügen. Katharina muß seine Rechnung genau prüfen müssen.«

      Er faßte sie abermals und ließ sie nicht mehr los. Das Bad endete immer so. Es erfrischte und kräftigte ihn, wenn sie ihn so stark rieb und überall mit dem Linnen herankam, das ihm die Haare an Brust und Armen kitzelte. Dies war übrigens auch in den anderen Häusern des Arbeiterdorfes die Stunde der Liebestorheiten, in welcher Kinder gemacht wurden, mehr als man wollte. In der Nacht hatte man die Familie am Halse. Er drängte sie zum Tische und trieb seine Possen als wackerer Mann, der sich des einzigen frohen Augenblicks am Tage freut und dies »seinen Nachtisch nehmen« nannte, einen Nachtisch, der nichts kostete. Sie, mit ihrer vollen Gestalt und ihrem üppigen Busen, wehrte sich zum Spaß ein wenig.

      »Bist du aber ein Narr! ... Estelle sieht uns zu! Wart', ich will ihr doch wenigstens den Kopf wegwenden.«

      »Ach, was weiß denn ein Kind mit drei Monaten!«

      Als Maheu sich wieder erhob, zog er bloß ein trockenes Beinkleid an. Wenn er sauber war und mit seinem Weibe geschäkert hatte, war es sein Vergnügen, eine Weile mit nacktem Rumpfe zu bleiben. An seiner Haut, die so weiß war wie bei blutleeren Mädchen, gab es allerlei Ritze und Einschnitte, die von der Kohle herrührten; die Grubenarbeiter nannten dies »Augen«. Er tat ganz stolz, zeigte seine dicken Arme, seine breite Brust, die schimmerten wie blau geäderter Marmor. Zur Sommerszeit konnte man alle Grubenarbeiter so vor ihren Haustüren sehen. Er ging auch jetzt einen Augenblick hinaus, trotz des feuchten Wetters, und rief ein gepfeffertes Wort einem Kameraden hinüber, der jenseits der Gärten, gleichfalls mit nackter Brust, auf der Straße stand. Es kamen noch andere heraus; und die Kinder, die auf dem Trottoir spielten, schauten auf und stimmten lachend mit ein in die Freude über all das müde Fleisch der Arbeiter, das in die freie Luft gebracht wurde.

      Während er seinen Kaffee trank -- ehe er noch sein Hemd übergeworfen hatte -- erzählte Maheu seinem Weibe von dem Zorn des Ingenieurs wegen der Verholzung. Er war jetzt ruhig und gelassen und hörte mit zustimmendem Kopfnicken die weisen Ratschläge seines Weibes an, das in diesen Dingen sehr viel gesunden Sinn zeigte. Sie wiederholte ihm immer wieder, daß bei den Reibungen mit der Gesellschaft nichts zu gewinnen sei. Dann erzählte sie ihm von dem Besuche der Frau Hennebeau; darüber waren beide stolz, ohne es zu sagen.

      »Kann man hinunterkommen?« fragte Katharina von der Höhe der Treppe.

      »Ja, ja; dein Vater trocknet sich ab.«

      Das Mädchen hatte ihren Sonntagsstaat angelegt, ein altes Kleid von blauer Popeline, in den Falten schon verblaßt und abgenützt. Auf dem Kopfe trug sie ein einfaches Häubchen von schwarzem Tüll.

      »Schau, du hast dich angekleidet ... Wohin gehst du denn?«

      »Ich gehe nach Montsou, um ein Band für meine Haube zu kaufen. Ich habe das alte weggerissen; es war zu schmutzig.«

      »Hast du denn Geld?«

      »Nein; die Mouquette hat mir versprochen, mir zehn Sous zu leihen.«

      Die Mutter ließ sie ziehen; doch als Katharina schon bei der Tür war, rief sie ihr nach:

      »Höre einmal: kaufe dein Band nicht bei Maigrat ... Er betrügt dich und könnte glauben, daß wir im Golde wühlen.«

      Der Vater, der sich vor dem Feuer niedergehockt hatte, um Nacken und Achselhöhlen rascher zu trocknen, begnügte sich hinzuzufügen:

      »Lauf des Nachts nicht auf den Straßen herum.«

      Am Nachmittag arbeitete Maheu in seinem Garten. Er hatte daselbst schon Kartoffeln, Bohnen und Erbsen gesät; auch hatte er sich gestern Kohl und Lattich zum Setzen bereitgestellt. Dieser Winkel des Gartens versorgte sie mit Gemüsen, Kartoffeln ausgenommen, von denen sie nie genug haben konnten. Er war im Gartenbau sehr bewandert und zog selbst Artischocken, was von den Nachbarn als Großtuerei angesehen wurde. Eben als er sich anschickte, die Pflanzen zu versetzen, erschien Levaque, seine Pfeife rauchend, in seinem Gärtchen und betrachtete die Salatpflänzchen, die Bouteloup am Morgen gesetzt hatte; denn hätte nicht der Mieter in dem Gärtchen einiges gearbeitet, wäre es von Brennesseln überwuchert. Die beiden begannen ein Gespräch über den Gartenzaun hinweg. Levaque, noch müde und aufgeregt von den Prügeln, die er seiner Frau verabreicht hatte, machte vergebliche Anstrengungen, Maheu in die Schenke Rasseneurs zu locken. Sollte er vor einem Schoppen erschrecken? Man werde eine Kegelpartie machen, dann mit den Kameraden eine Weile herumstreichen und schließlich zum Abendessen heimkehren. So lebten die Arbeiter, wenn sie die Grube verlassen hatten. Es sei gewiß nichts Übles dabei; allein Maheu weigerte sich; er müsse seine Pflänzlein versetzen, sagte er. Im Grunde weigerte er sich aus kluger Vorsicht; er wollte nicht einen Heller von dem verlangen, was seinem Weibe von den hundert Sous noch übrig geblieben war.

      Es schlug fünf Uhr, als Frau Pierron kam, um zu fragen, ob ihre Lydia nicht mit Johannes fortgegangen sei. Levague erwiderte, es müsse ungefähr so sein, da Bebert gleichfalls verschwunden sei und diese drei immer zusammen ihre schlimmen Streiche machten. Nachdem Maheu sie beruhigt hatte, indem er erzählte, daß die Kinder Löwenzahn zum Abendsalat suchen gegangen seien, begannen er und der Nachbar mit gutmütiger Ungebundenheit die Frau Pierron zu necken. Sie wurde ärgerlich, ging aber nicht weg, im Grunde dermaßen gekitzelt durch die derben Worte, daß sie in ein kreischendes Gelächter ausbrach und sich den Bauch hielt. Ihr kam eine magere Frau zu Hilfe, deren stammelnder Zorn dem Glucksen einer Henne glich. Andere Hausfrauen erschienen gleichfalls vor der Tür und zeigten eine gelinde Entrüstung. Jetzt war auch die Schule aus; die Kinder lungerten auf dem Straßenpflaster herum, es war ein Gewimmel von kleinen Wesen, die da zwitschernd sich am Boden wälzten und balgten, während die Väter, die nicht in der Schenke waren, in Gruppen zu drei und vier auf ihren Fersen hockten wie in der Grube und im Schatten einer Mauer ihre Pfeife rauchten. Endlich entfernte sich Frau Pierron wütend, als Levaque sie betasten wollte, um zu sehen, ob sie feste Schenkel habe; er selbst entschloß sich, allein zu Rasseneur zu gehen, während Maheu fortfuhr, seinen Salat zu pflanzen.

      Das Abenddunkel brach plötzlich herein; Frau Maheu zündete die Lampe an, verdrossen darüber, daß weder die Tochter noch die Jungen heimkehrten. Sie hätte darauf wetten können: es wollte nie gelingen, zusammen die einzige Mahlzeit einzunehmen, bei der man sich rings um den Tisch hätte versammeln können. Dann wieder war es der Löwenzahnsalat, auf den sie wartete. Was konnte denn der Schlingel in der pechfinsteren Nacht noch pflücken? Ein Salat sei eine schöne Zutat zu dem Gemüse, das sie bereitete, eine Mischung von Kartoffeln, Sauerampfer, Lauch und geschmorten Zwiebeln. Das ganze Haus war mit dem Wohlgeruch der geschmorten Zwiebeln angefüllt, diesem Geruch, der so schnell ranzig wird und mit einem solchen Gestank durch die Ziegelwände dieser Arbeiterhäuser dringt, daß man schon weit draußen im Freien an diesem Mißdufte der armen Küchen die Nähe des Arbeiterdorfes erkennen kann.

      Als Maheu bei eingetretener Dunkelheit den Garten verließ, schlief er sogleich auf einem Sessel ein, den Kopf an die Wand gelehnt. Sobald er des Abends sich setzte, schlief er auch ein. Die Kuckucksuhr schlug die siebente Abendstunde; Heinrich und Leonore zerbrachen einen Teller, weil sie sich es in den Kopf gesetzt hatten, Alzire bei dem Tischdecken zu helfen. Jetzt kam СКАЧАТЬ