Germinal. Emile Zola
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Germinal - Emile Zola страница 19

Название: Germinal

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175019

isbn:

СКАЧАТЬ schwarze Gesicht noch gehoben wurde. Sie lächelte und verschwand mit den anderen auf dem ansteigenden Wege, der zu dem Bergdorfe hinanführte.

      Die Herberge lag zwischen dem Dorfe und der Grube an der Kreuzung der beiden Wege. Es war ein zweistöckiger Ziegelbau, von oben bis unten mit Kalk getüncht, mit einem breiten, himmelblauen Saume um die Fenster. Eine viereckige Tafel über dem Tore trug in gelben Buchstaben die Inschrift: »Zum wohlfeilen Trunk« Rasseneurs Gastwirtschaft. Dahinter lag eine Kegelbahn, die eine lebende Hecke einschloß. Die Gesellschaft, die alles versucht hatte, um dieses zwischen ihre weiten Ländereien eingekeilte Stück Boden zu erwerben, war trostlos wegen dieser Gastwirtschaft, die auf freiem Felde, sozusagen am Eingange des Voreuxschachtes lag.

      »Treten Sie ein«, sagte Maheu nochmals zu Etienne.

      Die Gaststube war klein, von einer hellen Kahlheit mit ihren weißen Mauern, drei Tischen, zwölf Stühlen und ihrem Schanktisch von weißem Holze, der nicht größer war als ein Küchenschrank. Etwa zehn Schoppen waren aufgereiht, drei Likörflaschen, eine Wasserflasche, ein kleiner Zinkkasten mit zinnernem Hahn für das Bier. Nichts weiter: kein Bild, keine Tafel, kein Spieltisch. In dem blank gefirnißten gußeisernen Kamin brannte langsam ein Kohlenziegel; die Fliesen waren mit einer dünnen Lage Sand bestreut, welche die ewige Feuchtigkeit dieser regennassen Gegend aufsog.

      »Einen Schoppen!« bestellte Maheu bei einem starken, blonden Mädchen, der Tochter einer Nachbarin, die zuweilen die Gaststube hütete. --- »Ist Rasseneur da?«

      Das Mädchen drehte den Hahn des Bierfasses und erwiderte, der Wirt werde sogleich kommen. Langsam leerte in einem Zuge der Grubenarbeiter die Hälfte des Schoppens, um den Staub hinunterzuspülen, der ihm die Gurgel verlegte. Seinem Begleiter bot er nichts an. Ein einziger Gast war noch da; gleichfalls ein Grubenarbeiter, der beschmutzt und durchnäßt an einem Tische saß und still, nachdenklich sein Bier trank. Jetzt trat ein dritter ein, bestellte mit einer Gebärde sein Bier, trank es aus, zahlte und ging, ohne ein Wort gesprocken zu haben.

      Doch jetzt erschien ein dicker Mann von achtunddreißig Jahren mit einem gemütlichen Lächeln in dem glattrasierten, runden Gesichte. Es war Rasseneur, eine ehemaliger Häuer, den die Gesellschaft vor drei Jahren nach einem Streik entlassen hatte. Er war ein sehr guter Arbeiter und guter Redner; er stellte sich an die Spitze aller Beschwerden und wurde schließlich das Oberhaupt der Unzufriedenen. Seine Frau hielt einen Getränkeausschank gleich vielen Arbeiterfrauen; als er entlassen wurde, blieb er Gastwirt und wußte das nötige Geld zu finden, um eine Wirtschaft zu eröffnen, die er hart vor die Grube hinpflanzte gleichsam als Herausforderung gegen die Gesellschaft. Jetzt gedieh sein Haus, er ward ein Mittelpunkt und bereicherte sich an all dem Groll, den er seinen ehemaligen Kameraden nach und nach eingeblasen hatte.

      »Das ist der Bursche, den ich heute morgen angeworben habe«, erklärte Maheu sogleich. »Hast du eine Stube frei und willst du ihm auf einen halben Monat Kredit einräumen?«

      In Rasseneurs breitem Gesichte drückte sich sogleich ein großes Mißtrauen aus. Er musterte mit einem Blick Etienne und erwiderte, ohne das mindeste Bedauern zu bekunden:

      »Unmöglich; meine beiden Stuben sind besetzt.«

      Der junge Mann war auf diese Weigerung gefaßt; dennoch schmerzte sie ihn, und er war selbst erstaunt über den Verdruß, den ihm der Gedanke verursachte, sich wieder entfernen zu müssen. Doch er werde gehen, sobald er seine dreißig Sous habe, dachte er. Der Bergwerksarbeiter, der einsam an einem Tische getrunken hatte, war fort; andere kamen einzeln, um sich die Kehle reinzufegen, und gingen dann mit den nämlichen schaukelnden Schritten ihres Weges. Es war eine bloße Abspülung ohne Genuß und Leidenschaft, die stumme Befriedigung eines Bedürfnisses.

      »Also nichts Neues?« fragte der Wirt mit eigentümlicher Betonung Maheu, der in kleinen Schlucken sein Bier austrank.

      Dieser wandte den Kopf und sah, daß Etiennee allein da war.

      »Es hat wieder einen Streit gegeben«, sagte er. »Ja, wegen der Verholzung.«

      Er erzählte den Vorfall. Das Gesicht des Gastwirtes hatte sich gerötet; das Blut schoß ihm in die Wangen und schien durch Haut und Augen hervorbrechen zu wollen. Endlich brach er los.

      »Wenn sie sich einfallen lassen, den Preis herabzusetzen, sind sie geliefert.«

      Etienne war ihm im Wege. Indes fuhr er in seinen Reden fort, wobei er ihm mißtrauische Blicke zuwarf. Dabei gab es Vorbehalte und Zweideutigkeiten; er sprach vom Direktor, Herrn Hennebeau, von dessen Frau, von dessen Neffen, dem kleinen Negrel, ohne sie zu nennen; er wiederholte, daß es nicht so fortdauern könne, daß es eines Tages in die Brüche gehen müsse. Das Elend sei zu groß; er nannte Fabriken, die den Betrieb einstellten, Arbeiter, die fortzogen. Seit einem Monate verschenke er täglich mehr als sechs Pfund Brot. Gestern habe man ihm erzählt, daß Herr Deneulin, der Eigentümer einer benachbarten Grube, nicht wisse, wie er den Schlag aushalten solle. Übrigens habe er aus Lille einen Brief voll beunruhigender Einzelheiten erhalten.

      »Der Brief kommt von der Person, die du eines Abends hier gesehen hast«, sagte er in gedämpftem Tone zu Maheu.

      Doch er ward unterbrochen. Seine Frau trat ein, ein großes, mageres, leidenschaftliches Weib mit langer Nase und violett gefleckten Wangen. Sie war in Sachen der Politik weit radikaler als ihr Gatte.

      »Der Brief Plucharts!« sagte sie. »Wenn er der Herr wäre, würde bald alles besser gehen.«

      Etienne hörte seit einer Weile zu und begriff. Er begeisterte sich für diese Gedanken des Elends und der Vergeltung. Bei diesem plötzlich hingeworfenen Namen fuhr er zusammen und sagte laut wie unwillkürlich:

      >>Ich kenne Pluchart.<<

      Man schaute ihn an; er mußte hinzufügen:

      >>Ja, ich bin Maschinist; er war in Lille mein Werkführer... Ein befähigter Mann; ich habe oft mit ihm gesprochen.<<

      Rasseneur betrachtete ihn von neuem, und in seinem Antlitz vollzog sich eine rasche Veränderung; ein Ausdruck der Teilnahme war in demselben zu lesen. Endlich sagte er seiner Frau:

      >>Maheu hat mir diesen Herrn, seinen Schlepper, gebracht und gefragt, ob es für ihn bei uns nicht eine freie Stube und einen halbmonatlichen Kredit gebe?<<

      Die Angelegenheit ward in wenigen Worten abgeschlossen. Ein Zimmer war frei, der Mieter war eben diesen Morgen fort. Aber einmal im Zuge, ließ sich der Gastwirt immer mehr gehen und wiederholte, er wolle von den Herren nur das Mögliche, ohne -- wie so viele andere -- Dinge zu fordern, die nur schwer bewilligt werden könnten. Seine Frau zuckte mit den Achseln; sie forderte unbedingt ihr Recht.

      >>Guten Abend denn<<, unterbrach Maheu dieses Gespräch. >>All dies wird nicht hindern, daß man in den Schacht einfährt, und solange man einfährt, wird es auch Leute geben, die daran zugrunde gehen... Du bist ein kräftiger Junge geworden seit den drei Jahren, daß du nicht mehr unten arbeitest.<<

      >>Ja, ich habe mich gut erholt<<, erklärte Rasseneur selbstgefällig.

      Etienne ging bis zur Tür und dankte dem Grubenarbeiter; doch dieser schüttelte nur den Kopf, ohne ein Wort mehr hinzuzufügen. Der junge Mann sah ihn mühsam den Weg zu dem Bergdorfe hinansteigen. Mit der Bedienung von Gästen beschäftigt, bat ihn Frau Rasseneur, einen Augenblick sich zu gedulden, bis sie ihn auf seine Stube geleite, wo er sich waschen könne. Sollte er dableiben? Er ward wieder von einem Schwanken ergriffen, von einem Unbehagen, das ihn die Freiheit der Heerstraßen bedauern ließ, das Hungern im schönen Sonnenschein, das er mit dem freudigen Bewußtsein СКАЧАТЬ