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Gesunden nur zu wenig untersucht. Jeder Mediziner weiß, dass sich bei jedem Menschen Abweichungen von der Norm finden lassen, wenn man die Norm sehr eng fasst. Zahlreiche Lobbyisten der Pharmaindustrie bemühen sich seit Jahren in Brüssel und anderswo darum, genau diese Eingrenzungen bei der Politik zu erreichen. Das würde bei Erfolg dann automatisch bedeuten, mehr Menschen wären krank und müssten sich in Behandlung begeben. Das kann doch nicht sein, dass es mehr Kranke als Gesunde gibt! Und warum eigentlich sind prozentual sehr viel mehr Menschen krank als Tiere? Etwa wegen der besseren Gesundheitsversorgung? Wenn wir uns ernsthaft mit der Frage beschäftigen wollen, was Gesundheit ist und noch viel wichtiger, ob wir selbst gesund sind oder nicht, empfiehlt es sich, das Modell der Homöostase näher zu betrachten. Darunter versteht man die sogenannte Regulation des inneren Milieus, also die physiologischen Kreisprozesse, die unser inneres Gleichgewicht regeln. Wenn wir dieses automatische Geschehen in unserem Körper beachten, kommen wir logischerweise zu einer völlig anderen Definition von Gesundheit: Gesund ist ein Mensch, wenn sich sein Körper und seine Psyche auf bestmögliche Weise an veränderte Bedingungen anpassen können! Diese notwendige Anpassung, damit wir uns wohlfühlen, geschieht normalerweise im Körper völlig selbsttätig durch eine Vielzahl von Regelkreisen. Diese Kreisprozesse werden durch unser Gehirn gesteuert, ohne dass wir davon etwas mitbekommen. Es handelt sich weitestgehend um Kommunikation, denn es werden Botenstoffe produziert und versandt. Gesundheit ist Selbstvergessenheit – wie Liebe und Glück! Damit will ich ausdrücken: Wer ständig glaubt, er sei vielleicht krank, obwohl er keinerlei Beschwerden hat, belastet seine Psyche unnötig. Es mag tatsächlich sein, dass sich in unserem Körper ein krankhaftes Geschehen unmerklich entwickelt, doch was haben wir davon, wenn wir vor dem Unbekannten in ständiger Angst leben? Angst lässt sich nicht völlig ausblenden, doch sie kann bei andauerndem Stress psychosomatische Symptome verursachen, die keinerlei medizinische Befunde haben. Wir wissen nicht, wie und wann unser Leben einmal enden wird. Niemand kann hierüber eine gesicherte Prognose abgeben. Solange wir uns gesund fühlen, ist die Chance gegeben, es auch tatsächlich zu sein. Wie sicher sind Diagnosen? Klar, die Erwartungshaltung vieler Menschen ist groß, dass sie als Patienten von ihrem Arzt die richtige Diagnose und Therapie erhalten. Wie sicher kann man sich da sein? Als Kommunikationswissenschaftler habe ich mich naturgemäß gerade mit dieser Frage mehr als mit anderen medizinischen und psychologischen Problemen beschäftigt. Aus Studien wissen wir, dass die Mediziner im Durchschnitt den Patienten nach neun Sekunden unterbrechen, wenn er anhebt seine Symptome zu schildern und Vermutungen äußerst. Dies geschieht deshalb, weil Ärzte keine Psychologen sind, fürs Reden nicht bezahlt werden, ihren laienhaften Patienten, die sich im Internet vermeintlich schlau gemacht haben nicht besonders gerne zuhören mögen und außerdem sowieso schon von deren diffusen Krankheitsbildern genervt sind, mit denen sie sich ständig auseinandersetzen müssen. Denn die sind oft, wenn überhaupt vorhanden, meistens psychosomatisch und kaum sofort lebensbedrohend, aber nur sehr schwer zu diagnostizieren und noch viel schwerer zu therapieren. Nach der internationalen Klassifikation von Krankheiten und damit verbundenen Gesundheitsproblemen gibt es inzwischen 13.400! Tendenz steigend! Das ist erkennbar eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass es nur eine Gesundheit gibt! Und dann gibt es noch über 60.000 Medikamente, die meisten davon lange auf dem Markt und ungeprüft in ihrer wirklichen Wirkung. Gut, sie sollen auch nicht schaden, aber ihr Nutzen ist jedenfalls nicht erwiesen. Die Werbeversprechen der frei verkäuflichen Medikamente sind ebenfalls in ihrem Wahrheitsgehalt mit Vorsicht zu genießen! Und die Nahrungsergänzungsmittel, die kein Mensch, der sich normal ernährt, braucht, haben sicherlich kaum mehr als Placebo-Effekte. In dieser Gemengelage und bei der unübersehbaren Zahl von Krankheiten immer die richtige Diagnose zu stellen, erscheint irgendwie problematisch. Folglich ist davon auszugehen, dass es sich um Verdachtsdiagnosen handelt, die sowohl richtig wie falsch sein können! Deshalb setzen Ärzte häufig weitere Untersuchungen ein, wie die Laborwerte aus den Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen sowie die bildgebenden Verfahren. Daraus können sich weitere Erkenntnisse ergeben, müssen aber nicht! Bei den psychischen Erkrankungen, die an Häufigkeit zunehmen, stehen diese Methoden nicht zur Verfügung, was die Diagnosen logischerweise erschwert. Was kann ich tun, um meine Gesundheit zu erhalten? Grundsätzlich kann jeder Mensch an jeder Krankheit erkranken, ohne daran schuld zu sein. Aber wenn man den Lebenstraum hat, einigermaßen gesund alt zu werden, dann ist das eigene Verhalten nicht ganz unwesentlich. Mit einem Wingsuit von einem Berg zu springen und sogar noch mit 160 Stundenkilometern durch eine enge Felslücke, gehört nicht unbedingt zu den lebensverlängernden Maßnahmen. Menschen, die sich für Vögel halten, haben einen Vogel. Das klingt drastisch, aber wer alt werden will, sollte besser beachten, dass der menschliche Körper einen Aufprall auf ein festes Hindernis nur bei relativ geringer Geschwindigkeit überlebt. Extremsportler, die jedes Mal wegen des Kicks ihr Leben riskieren, werden meistens nicht alt! Im freien Fall wird extrem viel Adrenalin in den Körper gepumpt, weil unser Gehirn diese Situation als höchst gefährlich erkennt. Und es könnte bei dieser Einschätzung irgendwann verdammt recht behalten! Die Wingsuit-Leute überleben gerade einmal im Schnitt sechs Jahre, wenn sie mit diesem selbstmörderischen Tun beginnen. Vorbeugen ist einfach besser, weil sehr viel leichter, als heilen! Nicht rauchen, keine Drogen und wenig Alkohol, sind dabei ein Muss! Geringe Mengen Alkohol zum Essen, ein Glas oder zwei, nicht jeden Tag, sondern gelegentlich, sind damit gemeint. Sonst braucht man erst gar nicht damit anzufangen, etwas für seine Gesundheit tun zu wollen. Wer nicht die Disziplin aufbringen kann oder will, diese drei Gebote strikt einzuhalten, wird vermutlich auch bei den anderen Bedingungen scheitern. Ich bin der Ansicht, es ist nicht egal, was und wie viel man isst und trinkt. Ich habe das Glück gehabt, selbst in der schlechten Zeit nach dem Krieg immer gute Lebensmittel zu bekommen, denn meine Eltern hatten einen großen Obst- und Gemüsegarten. Heute ist es ja kein Problem mehr, biologisch angebaute Ware überall zu bekommen. Natürlich ist es ein Privileg, seine Zeit einteilen zu können und jeden Tag regelmäßig drei Mahlzeiten, Frühstück, Mittagessen und Abendessen einnehmen zu können, ohne gehetzt zu sein. Manche Leute mögen meine Lebensweise spießig finden, bei all dem hektischen „to go“ heutzutage, aber ich genieße qualitativ hochwertige und frisch zubereitete Nahrung und bin überzeugt davon, dass sie einen Beitrag zur Gesundheit liefert. Fertigprodukte mit ihren ellenlangen Zusatzstofflisten lehne ich ebenso strikt ab wie Fleisch aus Massentierhaltung. Als älterer Sportler kann ich mir allerdings nicht leisten, gänzlich auf tierische Produkte zu verzichten und streng vegan zu leben. Die drei grundlegenden Brennstoffe sind nun einmal Kohlehydrate, Fett und Proteine. In der Ausgewogenheit liegt nach meiner Ansicht die Kraft. Die allermeisten Marken-Produkte aus dem Supermarkt kommen von gerade einmal 10 Lebensmittel- und Getränkekonzernen. In meinem Speiseplan spielen diese Erzeugnisse bewusst eine ganz geringe Rolle. Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt, wenn es um gesunde Lebensweise geht, ist Bewegung. Denn Bewegung wirkt sich nicht nur positiv auf die Muskeln und den Kreislauf aus, sondern auch auf die Gehirnleistung. Wir haben 656 Muskeln, die alle eine spezifische Aufgabe haben und die trainiert werden können. Ein Training muss sicherlich nicht in der extremen Form geschehen, wie ich Sport betreibe. Wenn man Leistungssport nicht seit Jahrzehnten gewohnt ist, rate ich von solchen übertriebenen Anstrengungen ab. Aber ohne regelmäßige, tägliche Bewegung ist Gesundheit nicht bis ins hohe Alter zu konservieren. Eine halbe Stunde Radfahren oder Joggen täglich an der frischen Luft reicht dafür aus. Natürlich sind mit Feinstaub belastete Straßen tunlichst zu vermeiden. Überhaupt halte ich es für sinnvoll, darüber nachzudenken, wo man wohnen will. Mir ist schon klar, dass es auch eine Preisfrage ist, aber in eine Wohnung, die an einer belebten Durchgangsstraße liegt, würde ich grundsätzlich nicht ziehen. Schallschutzfenster hin oder her. Man sollte sich folgendes klar machen: Der Bauplan des Menschen für die Grundfunktionen seines Körpers ist vor vielen Milliarden Jahren entstanden und seit vier Millionen Jahren existiert der Homo sapiens mit seinem aufrechten Gang. In dieser langen Entwicklungszeit konnte sich unser Körper besser optimieren, als wir annehmen. Mit vielen Krankheiten kann er selbst recht gut alleine fertig werden, wenn ihm die Zeit dafür gelassen wird. Unser Ziel sollte sein, sich gesund zu fühlen, damit wir realistische Vorstellungen verwirklichen können. Erst dann, wenn wir wirklich den Eindruck haben, professionelle Hilfe zu benötigen, um etwas abzuklären und behandeln zu lassen, sollten wir es wie die Ärzte halten und zum Arzt gehen! Denn jeder Mediziner weiß, viel hilft keineswegs immer viel! Und er weiß auch, wenn er beispielsweise Schlaf- und Beruhigungsmittel verschreibt, dass sie Nebenwirkungen habe sowie zur Gewöhnung, Abhängigkeit und Sucht führen können. Niemals
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