Название: Erkrankungen im Bewegungsapparat
Автор: Dr. Hanspeter Hemgesberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Медицина
isbn: 9783742757746
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Stadium II
Die Schmerzen werden als lang anhaltend empfunden, die Intensität wechselt wenig. Die Lokalisation des Schmerzgeschehens umfasst größere Areale. In Bezug auf die Medikamenteneinnahme sind vereinzelte Missbrauchs- und Entzugsepisoden zu beobachten. Ein Arztwechsel erfolgte schon zwei- bis dreimal, Spezialisten gleichen Fachs werden häufig gewechselt. Wegen der Schmerzen erfolgten schon 2-3 stationäre Behandlungen und operative Eingriffe. Das Schmerzgeschehen wirkt sich zunehmend auf die Ehe, Familie, soziale Umwelt und den Beruf aus.
Stadium III
Der Patient klagt über Dauerschmerzen. Mehr als 70% der Körperoberfläche sind vom Schmerzgeschehen betroffen, der Schmerz lässt sich an vielen Köperstellen lokalisieren. Ein Arztwechsel erfolgte mehr als 3mal, teilweise sucht der Patient zwanghaft und ziellos immer mehr Ärzte auf (= „Doctor hopping“). Außerdem haben die Betroffenen meist schon mehr als drei schmerzbedingte Behandlungen und operative Eingriffe hinter sich. Es kommt zum Versagen im Bereich der Familie, der Ehe/Partnerschaft und im Beruf/Studium sowie im Gesellschafts- und Sozial-Leben.
Schmerz-Dokumentation
Nichts sollte „gehen“ in der Schmerz-Behandlung ohne eine fortlaufende Dokumentation und zwar einmal durch den Kranken seinerseits und dann andererseits durch den/die Behandler.
Das heißt „regelmäßiges und konsequentes Führen“ von:
Schmerz-Tagebuch
[entweder handische Eintragungen oder alternativ Dokumentation via PC - Print-Tagebücher erhältlich vom behandelnden Arzt oder Formular-Ausdruck im Internet oder Software im Internet.
Darin sind u.a. festzuhalten: Schmerzgrad zu bestimmten Tageszeiten, Änderungen im Schmerzcharakter, Haupt-Schmerz-Lokalisation, sonstige Befindlichkeiten [bes. psychische], psychische aktuelle Verfassung, verordnete „Gesamt-Schmerz-Medikation“ und aktueller Schmerzmittel-Bedarf, verordnete sonstige Arzneimittel (z.B. Psycho-Pharmaka) …und auch die derzeitige nicht-arzneiliche Therapie [z.B. Akupunktur, Neural-Therapie, Elektrotherapie, Physikalische Therapie, Physiotherapie]; ferner Möglichkeit zum Eintragen von relevanten Untersuchungsbefunden. Wichtig ist außerdem, dass vom Behandler (dem federführenden) die „Schmerzkrankheits-Diagnose“ [z.B. chronische Schmerzen bei progredienter Multipler Sklerose] dokumentiert wird!].
Das regelmäßige Führen eines solchen „Selbstbewertungs-Dokumentes“ halte ich schlichtweg für unabdingbar und zwar aus folgenden Gründen:
Die Selbstbeobachtung von Aktivitäten, Gedanken, Stimmungen (Stimmungs-Schwankungen) ist eine der wichtigsten kognitiv-behavioralen Techniken. Sie hilft einmal dem/den Therapeuten und andererseits dem Kranken, eine „objektive/objektivere“ Sicht der Beschwerden zu erhalten und mögliche Ursachen und Änderungen von Symptomen im Verlauf einer Zeitspanne (Stunden, Tage, Wochen) zu überprüfen. So kann man – dies ist besonders wichtig bei psychogenen Schmerzen mit/ohne Depressionen – z.B. zu Beginn einer Psychotherapie/Psychologischen Therapie einen ‚Ausgangswert’ definieren und dann in der Folge Effektivität/Effizienz der angeschlagenen Therapie feststellen.
Natürlich sind sowohl vom Betroffenen wie dem/den Therapeuten stets wichtige Befunde zu dokumentieren.
TIPP:
Das Tagebuch sollte vom Patienten bei allen Behandlern vorgelegt werden!
Ganzheitliche Schmerz-Diagnostik
Lassen sie mich es etwas salopp formulieren:
Eine umfassende (akribische) ganzheitliche Schmerz-Diagnostik (schulmedizinische wie biologische Parameter und Verfahren) ist so etwas wie die halbe Saalmiete zu einer erfolgreichen Behandlung.
Oder etwas ‚seriöser’ formuliert:
„Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gesetzt“, so Prof. Dr. Franz Vollhardt.
Das gilt in der Medizin (der wissenschaftlichen Schulmedizin wie unisono der Biologischen) ganz allgemein und generell und ganz besonders hat das seine absolute Berechtigung in der Diagnostik von chronischen Schmerzen unterschiedlicher Ursache.
Nach diesem Präludium zum Kern des (Diagnostik-)Themas.
Es stellt sich die Frage:
Was sollte und kann diagnostisch getan werden?
Zuerst einmal:
Die Diagnostik chronischer Schmerzen ist/sollte/muss stets eine sogen. „Ein- und Ausschluss-Diagnostik“ sein!
Das ist vielmals eine zeitintensive und aufwändige Angelegenheit; aber daran führt kein Weg vorbei, soll so die „korrekte“ Diagnose gestellt werden können (und nachgehend dann adäquat therapiert werden können).
Fakt ist:
Es gibt hinsichtlich der Schmerz-Diagnostik keinen sogen. „Goldstandard“ im Procedere! Es ist auch kein solcher in Sicht.
Variables wie adäquates Vorgehen ist gefordert i.S.e. „Mosaik-Baustein-Systems“ (dabei stets auf pathologischen/unklaren Vorbefunden aufbauend und schrittweise die Diagnostik ergänzend).
Das Procedere - aus meiner Sicht & wie von mir angewendet -:
1. Basis-Diagnostik
[Vorab-Hinweis:
Entsprechend der Angaben der Anamnese (incl. Schmerz-Fragebogen), sowie der Gesamt-Untersuchung (somatischer, neurologischer und psychischer Status) durch den Behandler kommen dann - stets individuell und selektiv - die weiteren Diagnostik-Verfahren zur Anwendung!]
mit:
1.1 Akribischer Anamnese
[u.a. allgemeine Krankengeschichte, Berufs-Sozialanamnese, komplette und differenzierte Schmerz-Anamnese (s. Anhang „Schmerzanamnese-Fragebogen“), Lebensweise/„Lifestyle“, Bio-Rhythmus, Ernährung/Genussmittel, gesundheitliche Risiken, gesamte Medikation (verordneter und frei-käuflicher Arzneien) wegen Schmerzen mit aktueller Dosierung und seit wann eingenommen, sonstige Medikamente, sonstige Therapien (und seit wann), Operationen, stationäre Behandlung (bes. auch wegen Schmerzen)]
Fester Bestandteil der Anamnese ist/sollte sein eine eingehende „Schmerz-Anamnese“.
Dazu bewährt sich ein standardisierter detaillierter Fragebogen i.S.e. Patienten-Schmerz-Selbstbewertung.
a. Fragebogen Chronische Schmerzen
[s. als Anhang nach diesem Kapitel]
1.2 Körperlicher (somatischer) СКАЧАТЬ