Schwarzer Freitag. Peter Schmidt
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Название: Schwarzer Freitag

Автор: Peter Schmidt

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847655190

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СКАЧАТЬ mit mir, ich bin seit dreißig Jahren verheiratet."

      "Na kommen Sie, Paul. Sie sind doch so was wie ein verklemmtes sexuelles Genie. Das merkt man an Ihrem feuchten Hundeblick. Ihre Nervenenden müssen bloß ein wenig freigelegt werden, damit sie wieder funktionieren. Sie haben seit zwanzig Jahren denselben Gaul geritten. Sie kennen jeden Flecken Apfelsinenhaut an Ihrer Frau. Und dann kommt dieses Flittchen, legt sich in den Garten und zeigt Ihnen ihre weißen Brüste ..."

      "Vielleicht hat sie ja nur den Namen ihres Liebhabers etwas undeutlich ausgesprochen?“, sagte ich. "Saul Trog statt Paul Grob, zum Beispiel. In der Nachbarschaft gibt's einen Juden namens Saul Log, fällt mir gerade ein. Er ist vor einem halben Jahr aus Israel eingewandert, weil ihm das Klima nicht bekam."

      "Und jetzt sind Sie auf den Geschmack gekommen und denken sich:

      Wenn ich schon die eine Schitteckschwester flachgelegt habe – was sollte mich daran hindern, es auch mit den anderen zu versuchen?"

      "Das nicht gerade. Aber ich muss gestehen, dass ich Sie sehr attraktiv finde, Tanja."

      "Ich suche was mit festem Bauch und praller Brieftasche."

      "Dann sind Sie genau richtig bei mir."

      "Na, das ist wieder mal bezeichnend. Kaum sind die Schittecks irgendwo eingezogen, schon steht das Viertel Kopf, und Väterchens Töchter werden geehelicht. Wollen Sie etwa Ihre Frau verlassen?"

      "Man kann über alles reden."

      "Schlafen Sie noch mal darüber", sagte sie und stand auf (irgend etwas schepperte wie eine alte Ritterrüstung, während ich Charlotte zur Tür begleitete).

      "Danke für die Blumen."

      "Bis bald, Paul." Sie warf mir eine Kusshand zu.

      Ich begleitete sie zur Verandatreppe – dann beobachtete ich, wie sie dem schmalen Pfad am Ufer des Weihers folgte und im Dunst verschwand.

      Eine Fee, die Fleisch und Blut geworden war …

      Das Gesicht der Rampling und der Gang einer Königin. Ich ging in den Garten, um nach den Blumen zu sehen. Als ich das Glasdach des kleinen Treibhauses anhob, sah ich, dass drei meiner kostbaren lilafarbenen Rosen mit grünen Einsprengseln herausgerissen waren; ihre Wurzeln lagen im Sand ...

      Die beiden Überlebenden ließen ihre Köpfe hängen, vielleicht, weil sie dem Verlust ihrer Verwandten nachtrauerten.

      Und das Geklapper in ihrem Kostüm?

      Ich brauchte eine Weile, um herauszufinden, dass unser achtundzwanzigteiliges Edelstahlbesteck mit dem eingeprägten Bundesadler fehlte. Ein Geschenk des Ministeriums für mein Engagement im Umweltschutz.

      Es sah wertvoller aus, als es war.

      Die russische Ikone dagegen – ein Erbstück meiner Mutter – hatte sie nicht der Plünderung für wert befunden – vielleicht, weil ihre Kostümtaschen dafür zu klein gewesen waren? Oder weil Heiligenbilder im Hause der Schittecks unheilvolle Schwingungen erzeugten?

      4

      Das auffallendste Merkmal von Kraken ist bekanntlich, dass sie ihre Fangarme überall haben, sie befinden sich ständig auf Beutesuche – ihre Saugnäpfe greifen durch alle Öffnungen, den Kamin und Kellerfenster eingeschlossen.

      Die Schittecks waren Kraken, von denen jede Art eine neue Überraschung bereithielt. (Falls man die Familie nicht gleich als einen einzigen großen Organismus, ein Konglomerat der verschiedensten Unterarten betrachten wollte.) Pulpen, Octopoda, Octopodacea, Polypen.

      Wenn ich nachmittags am Wohnzimmerfenster stand, sah ich den alten Schitteck auf einem flachen Holzkahn stehend wie in einer Lagune durchs hohe Schilf des Ufers staken.

      Octopus vulgaris – die Gemeine Krake. Vielleicht zählte er die Goldfische.

      Oder er dachte darüber nach, die trübe Flüssigkeit auf Flaschen abzufüllen.

      Brookmann hatte den Schittecks nach seinem mysteriösen Verschwinden mit dem Haus auch seine "wassertechnische Versuchsanlage" vererbt. An der Nordseite seines Hauses fließt der Dr.-Clemens-Kleiberbach durch eine im Boden verlegte Röhre.

      Für einen alten Junggesellen, der sich dem Umweltschutz verschrieben hatte, genau das passende Objekt der Begierde. Der Kleiberbach, benannt nach dem berühmten Naturschützer, war längst zur braunen Kloake verkommen. Brookmann hatte bei den Behörden erwirkt, für seine Anlage zur Gewinnung "reinen, klaren Flusswassers" beliebige Kontingente durch seine neu entwickelten Spezialfilter zu lenken.

      Der kleine Badesee zwischen unseren Gärten beruhte offenbar auf seinem alten Plan, mit einem kleinen Feuchtbiotop zu beweisen, dass sein Experiment kein Hirngespinst war.

      Die Schittecks beriefen sich bei der Einleitung des Wassers auf Brookmanns testamentarische Verfügung, und da die Wohngemeinschaft von BIO-EINS seinem Wunsch schon vor langer Zeit in der berechtigten Annahme zugestimmt hatte, der Kleiberbach werde sich niemals in Trinkwasser zurückverwandeln lassen, hatte es auch keinen Grund gegeben, seiner Absicht zu widersprechen.

      Die gemächlichen Streifzüge des alten Schitteck über den Teich, bei denen er sinnend von seinem Holzkahn aus ins Wasser starrte, erscheinen mir im Nachhinein wie Tage voller Frieden und Beschaulichkeit, denn nach der zehnten oder fünfzehnten Fahrt hatte er drei rotgestrichene Stangen mit Wimpeln bei sich, jede etwa zweieinhalb Meter lang, die er in den Seegrund unterhalb des Hitzacker-Anwesens rammte ...

      Ich nahm mein Opernglas aus dem Schrank und versuchte herauszufinden, wozu er das Terrain abgrenzte.

      Das Rätsel löste sich erst am späten Nachmittag, als Klein aus dem Nachbarhaus anrief, um mir das überraschende Ergebnis seiner Recherchen mitzuteilen.

      Es handelte sich um ein Magisches Dreieck, das die Geburt eines Kindes ankündigte. Zur richtigen Zeit und am richtigen Ort in den Boden gerammt, nahmen die Punkte des Dreiecks geheimnisvollen Kontakt zur Geometrie der Sternenbahnen auf und beeinflussten so nach alter Geheimlehre den Charakter und das Schicksal des Neugeborenen. Aber welches Neugeborenen?

      Es hieß, bei einem der weiblichen Schitteckkinder sei die Periode ausgeblieben. Ich betete zum Schutzengel der Liebenden, nicht bei Dagmar. Alles, was ich von Dagmar außer einer nebulösen Erinnerung an unser Beisammensein neben den vorüberdonnernden Fernzügen im Bahnhofshotel zurückbehalten hatte, war ein ständiges Jucken.

      Ich kratzte mich unauffällig unter der Bettdecke und versuchte mit einer Lupe im Badezimmer zu ergründen, welche Plagegeister mich an besagter Stelle zwischen den Beinen heimsuchten. Es waren winzige dunkle Flecke unter der Schambehaarung.

      Am nächsten Morgen stahl ich mich mit dem Vorwand aus dem Haus, das Abonnement für meine Evangelisches Monatszeitschrift zu kündigen, und suchte einen Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten auf.

      Im Wartezimmer warf ich einen Blick auf die beiden Glasvitrinen, in denen zu Demonstrationszwecken die Latexnachbildungen aller Arten innerer und äußerer Sexualorgane der Aufmerksamkeit des werten Besuchers harrten.

      Doktor Gans war zugleich Spezialist für Geschlechtsumwandlungen. Seine Patienten erinnerten an etwas grobknochig geratene Elefantenbabys mit Damenbart.

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