Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen
Автор: Ludwig Bechstein
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742749215
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Teufel, ehe denn der Jüngste Tag kommt. Daraus ist
ein Sprüchwort im Volke von einem Ding der Unmöglichkeit,
oder wenn einer eine Sache, die ein anderer
als nahe in Aussicht stellt, bezweifeln will, so
sagt er: Ja, das wird kommen, wenn der Teufel von
Aachen kommt – das ist so viel als nimmermehr.
122. Vom Loosberg über Aachen
Als der Teufel mit der Wolfsseele arg betrogen worden
war, ergrimmte er heftiglich über die Stadt Aachen
und fuhr auf Sturmwindsflügeln bis zum Meeresstrande
im Niederland, sah da die weißen Dünen
im fahlen Lichte schimmern und brütete einen Rachegedanken
aus. Mit einer ganzen breiten Düne belud er
sich, die hing ihm über die Schultern, wie einem
Bauer der Querchsack, und nun ging es mit Teufelsgewalt
auf Aachen los; schon war er über die Maas
und gelangte an das Soerstal, da erhob sich ein starker
Wirbelwind, der schmiß ihm aus der Düne vielen
Sand in die Augen, und da hätte der Teufel sich fast
verirrt. Da begegnete ihm ein altes Weib, das kam des
Wegs von Aachen her, und der Teufel fragte es: Wie
weit ist's noch bis Aachen? – Die Alte sah ihren
Mann an, erkannte ihn am Pferdefuß, zeigte ihm ihren
Schuh und sagte: Schauet, Herr! Die Schuhe zog ich
zu Aachen neu an, und jetzt sind sie zerschlissen – so
weit habt Ihr noch. Darob ergrimmte der Teufel, denn
er war müd und matt und hatte die Schlepperei und
den Sand in den Augen satt, und rief: Ins Teufels
Namen, liege hier, Lausesand! – Und warf die ganze
Düne hin, daß es krachte und stäubte, und hub sich
von dannen. Das sind die beiden Berge, der Loos-
oder Luisberg und neben ihm, niedriger, St. Salvatorsberg,
und in Aachen sagen sie, entweder sei der
Loosberg nach dem losen Sinn, mit dem das alte
Weib den Teufel betrogen, und weil ein alt Weib
loser sein kann wie der Teufel selbst, genannt, oder
nach des Teufels Wort und Namengebung.
In Aachen aber ward das Münster herrlich geweiht
durch den Papst und Kaiser Karl den Großen, im Beisein
vieler Bischöfe und allen Volkes. Auf den einen
Sandhügel ließ Karl der Große eine Kapelle und ein
Kloster erbauen und weihete sie dem Erlöser, weil die
Stadt Aachen von der ihr durch den Bösen drohenden
Gefahr erlöst worden, das ist die Kapelle St. Salvator.
Als Aachens Münster geweiht wurde, sollten so
viele Bischöfe dasselbe weihen helfen, als das Jahr
Tage zählt, es kamen aber deren nur
dreihundertunddreiundsechzig zusammen. Da erhoben
sich zwei gestorbene Bischöfe aus Maastricht aus
ihren Gräbern, dienten mit und legten sich dann wieder
nieder zur ewigen Ruhe.
123. Schlangenring
Kaiser Karl der Große, da er in Zürch im Hause
»Zum Loch« genannt wohnte, ließ eine Rügesäule
aufrichten mit einer Glocke und einem Seile daran
und gebot, wer Recht begehre, das ihm irgend geweigert
werde, der solle an diesem Seile ziehen und diese
Glocke läuten, es sei, wenn es sei, und selbst wenn
der Kaiser am Mittagmahle sitze. Nun geschah es
eines Tages, daß die Glocke erklang und des Kaisers
Diener an die Säule eilten, da fanden sie niemand.
Bald aber erschallte von neuem die Glocke, und fort
und fort, und der Kaiser sandte abermals hin. Da fanden
die Diener eine große Schlange, die hatte das Seil
im Rachen gefaßt und läutete. Wie die Diener dieses
Wunderbare dem Herrn überbrachten, erhub er sich
alsbald und wollte auch dem Tiere Recht sprechen, so
dieses solches begehre. Und siehe, der Wurm neigete
sich vor dem Kaiser und wandelte von der Säule fort
hinab zum Rand eines Wassers; dort fanden sie das
Schlangennest, und auf den Eiern der Schlange saß
eine übergroße Kröte, die wollte nicht herab. Alsbald
gebot der Kaiser, ein Feuer zu schüren, die Kröte mit
Zangen zu packen und zu verbrennen. Als dieses geschehen
war und der Kaiser eines Tages bei Tische
saß, ringelte sich dieselbe Schlange ins Gemach,
kroch zur Tafel hinan, hob von einem Pokal den Dekkel
und ließ einen Ring mit einem kostbaren Edelstein
aus ihrem Munde hineinfallen, verneigete sich gegen
den Kaiser und schlüpfte schnell von dannen. Kaiser
Karl nahm den Ring und schenkte ihn seiner Gemahlin
Fastrada, die er sehr liebte und nun noch mehr
liebte, denn es lag in dem Schlangenring ein heimlicher,
wundersamer Zauber. Auch СКАЧАТЬ