Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein
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Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen

Автор: Ludwig Bechstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742749215

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СКАЧАТЬ ein Dunst, und hoben sich

       Gras und Laub frischgrün zu Tage, und kamen Blumen

       aus dem Boden hervorgesproßt, und die Bäume

       alle trieben Laub und Blüten. Auch Vöglein kamen

       geflogen und sangen gar lieblich, und wurde sehr heiß

       allmählich, so daß der Bäume Blüten abfielen und die

       Fruchtkeime schwollen und die Früchte reiften. Und

       der Kaiser tät seine winterliche Pelzschaube ab, weil

       ihm allzu warm wurde, und die andern auch die ihrigen.

       Da nun die Mahlzeit mit großen Freuden geendet

       war, obschon niemand wußte, wer und von wannen

       die zierlichen und willfährigen Diener waren und wo

       die Speisen alle zubereitet wurden, da verloren sich

       die Diener, und die Vögel sangen nicht mehr und entflohen,

       die Blumen blühten ab, die Bäume wurden

       fahl, es ward kühl, dann kalt, die Winterschauben

       wurden wieder umgehangen, der Kaiser hob die Tafel

       auf, die Sonne verschwand, der Himmel ward grau,

       und auf Bäumen, Laub und Gras lag wieder Schnee.

       Alles eilte in das Kloster, um im warmen Refektorium

       vor der Kälte gesichert zu sein. Kaiser Wilhelm aber

       pries seinen kunstfertigen Wirt und begabte ihn und

       den Konvent mit Gütern reichlich und erlebte nie wieder

       solch wunderseltsames Gastmahl.

       116. Herr Gryn und der Löwe

       Zu Köln saß auf dem geistlichen Herrscherstuhle Erzbischof

       Engelbert, der hatte viel Streitens mit der

       Bürgerschaft, das bis zum blutigen Kampf gedieh.

       Dieser Bischof hatte einen Löwen, den hatten ihm

       zwei Domherren aufgezogen. Gegen den Bischof

       stand im steten Streite der Bürgermeister der Stadt,

       Herr Hermann Gryn, und hielt zur Gemeinde und verteidigte

       deren Rechte, doch war er mit den Domherren

       gleichwohl persönlich nicht verfeindet. So luden die

       zwei, welche des Erzbischofs enge Freunde waren,

       eines Tages – es soll im Jahre 1266 sich zugetragen

       haben – den Bürgermeister zu sich ein zu einem Gastmahl

       und brachten das Gespräch auf den Löwen, den

       sie heimlich hatten fasten und sehr hungrig werden

       lassen, und erboten sich, vor dem Essen ihm den

       Löwen sehen zu lassen. Sie führten Hermann Gryn an

       die Pforte des Löwenzwingers, öffneten diese und

       stießen ihn unversehens hinein, worauf sie die Türe

       zuschlugen und vermeinten, der Löwe werde ihn alsobald

       zerreißen. Der Löwe, als er den Mann sah, riß

       den Rachen mit den scharfen Zähnen weit auf, schlug

       einen Schweifring und legte sich nach Katzenart zum

       Sprunge; Herr Hermann Gryn aber, wie er sah, was

       ihm drohte, schlang rasch seinen Mantel um den lin-

       ken Arm und faßte seine Gugel, die er in der Hand

       hielt, fest und zog sein Schwert und wartete nicht, bis

       der Löwe sprang, sondern stürzte sich auf ihn mit gezücktem

       Schwerte, fuhr ihm mit dem linken Arm in

       den Rachen hinein und durchstieß ihn mit dem

       Schwerte. Dann gewann er einen Ausgang und ging,

       ohne gegessen zu haben, seinem Hause zu. Dieses

       Mittagessen bekam aber den beiden Domherren gar

       übel, denn der Bürgermeister sandte seine Häscher

       unversehens und ließ sie greifen und aufhenken an

       einen Balken gleich am Tore des Chorherrenhauses

       neben dem Dom, das nannte man seitdem das Pfaffentor.

       Darauf wurde zum Andenken solchen Mutes das

       Bild Gryns mit noch dreien andern Löwenbändigern

       in Gesellschaft in Stein ausgeführt und zur Zier über

       dem Pfeilerbogengang am Rathaus angebracht, da

       sieht man die Mär von Herzog Heinrich dem Löwen,

       Simsons Löwenkampf und Daniel in der Löwengrube

       dem Kölner Löwensieger beigesellt. –

       117. Die Pferde aus dem Bodenloch

       Zu Köln nahe dem Eingange der Kirche zu den heiligen

       zwölf Aposteln war ein Gemälde zu schauen, das

       stellte eine gar absonderliche Geschichte dar. Es war

       ein Bürgermeister daselbst, hieß Richmuth von

       Andocht, dem starb sein Eheweib und ward begraben,

       und da man am Grabe den Sarg nochmals öffnete, wie

       es sonst üblich war, und über der Leiche betete, so

       sahe der Totengräber, daß die Frau einen großen goldnen

       Ring am Finger hatte, mit Edelsteinen wohl geziert.

       Da wurde in dem Totengräber die Gier lebendig,

       zur Nacht das Grab wieder zu öffnen und der Leiche

       den Ring zu stehlen. Aber wie er das tat, drückte die

       Leiche ihm die Hand zusammen, denn sie war nicht

       tot, sondern lebend begraben, und wollte sich aus dem

       Sarge helfen. Eilend entfloh voller Schreck der Totengräber,

       die Begrabene aber wickelte sich aus den

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