Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein
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Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen

Автор: Ludwig Bechstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742749215

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СКАЧАТЬ auch den Namen Frauenlob, denn sein rechter Name

       war Meister Heinrich von Meißen. Viele Reisen

       machte der Sänger von einem deutschen Hofe zum andern,

       er sang irdische und sang Gottesminne. Zu Rostock

       war Markgraf Waldemar von Brandenburg gesessen,

       der hatte einen Rosengarten, und ließ ein Festsingen

       halten, da war Meister Heinrich der erste Singer.

       Einstmals lauerten Feinde ihm auf und umringten

       ihn mit Dräuen, sie wollten ihn töten. Da bat er, sie

       sollten ihm noch einen Sang zum letzten vergönnen,

       und als sie das taten, sang er so rührend zum Preise

       der himmlischen Frauen, daß jede gehobene Waffe

       sich senkte und die Feinde ihn ungehemmt und ungeschädigt

       von dannen ziehen ließen. Auf seinen Sangesfahrten

       kam Meister Heinrich auch nach Mainz

       und verstarb allda und wurde begraben im Umgang

       des Domes, neben der Schule, mit großen Ehren. Von

       seiner Herberge bis zur Grabstätte trugen ihn Frauen

       und erhoben um ihn großes Weinen und Wehklagen,

       des großen Lobes willen, welches der Sänger dem

       ganzen weiblichen Geschlecht zeit seines Lebens er-

       teilt hatte. Und mit den Tränen, die sie vergossen, zugleich

       gossen sie eine Fülle edlen Weins auf Meister

       Heinrichs Grab, daß der Wein durch den ganzen Umgang

       der Kirche umherfloß. Und wäre manchem

       Dichter, der auch die Frauen minnt und preist, lieber,

       sie gäben ihm solchen Wein beim Leben. Mehr als

       ein Denkmal ist Heinrich Frauenlob errichtet worden

       im Dom zu Mainz, und seine Sänge sind noch unvergessen.

       66. Die heilige Bilhilde

       Zu Hochheim am Main saß ein Geschlecht edler Franken,

       und noch gewahrte man in neuern Zeiten beim

       Ziehbrunnen allda Reste ihres Burgsitzes. Das war zu

       den Zeiten Chlodowigs, des Frankenkönigs. Dieses

       Geschlechtes einer hieß Iberich, dem ward ein Töchterlein

       geboren, das wurde Bilhilde geheißen, aber es

       empfing nicht die heilige Taufe, weil durch Feindesverheerung

       alle Priester gemordet oder entwichen

       waren. Doch sendeten die Eltern das junge Töchterlein

       in seinem dritten Jahre gen Würzburg zu Kunegunde,

       einer Verwandten, und dort empfing es Lehre

       und wurde unter die Zahl junger Katechumenen von

       den Priestern aufgenommen. Zur Taufe gelangte das

       Kind aber dennoch nicht, denn man hielt es für getauft,

       und es selbst wußte nicht, daß es noch nicht der

       Taufe Sakrament empfangen. Das Mägdlein wuchs

       und blühte heran in Tugend und Gottesfurcht. Bilhilde

       blieb frei von Heidengreueln, die dazumal noch

       neben dem Christentum im Frankenlande heimisch

       waren, und der Ruf ihrer Schönheit, Frömmigkeit und

       Sitte drang weit umher in alle Gauen. Davon vernahm

       auch Hetan, des Thüringer Herzogs Ratulf Sohn, der

       war schon einmal vermählt gewesen und hatte zwei

       Söhne, und warb um die junge Bilhilde; Hetan aber

       war noch ein Heide, und Bilhilde nahm ihn nur auf

       den dringenden Wunsch ihrer Eltern zum Gemahl,

       und in der Hoffnung, es werde ihr gelingen, ihn zum

       milden Christentum samt den Seinen zu bewegen.

       Solches gelang ihr aber mitnichten, zu ihrer großen

       Kümmernis, daher lebte sie sehr still und schmucklos,

       in den Übungen strenger Kasteiung und Buße. Hetan

       fand den Tod in der Schlacht, und seine Witwe empfand

       ein Sehnen nach ihrer Mutter, auch ward ihr von

       dem Thüringervolke mit Undank gelohnt, daß sie die

       Christuslehre unter ihm auszubreiten bemüht gewesen,

       sie wurde verfolgt und zur Flucht genötigt und

       stieg mit ihren Jungfrauen zur Nacht in ein Schiff

       ohne Steuer und Fährmann. Aber Engel erschienen,

       die lenkten das Schifflein an allen Untiefen und an

       allen Klippen glücklich vorüber auf der langen weiten

       Stromfahrt, von der fränkischen Saale in den Main

       und vom Main an Hochheim vorüber, und landete in

       Mainz an, wo Siegbert, Bilhildens Ohm, Bischof geworden

       war, der empfing die fromme Jungfrau gar liebevoll,

       gab ihr Wohnung und half ihr zum Besitz

       ihres Erbes in Hochheim, denn ihre Eltern waren

       indes verstorben. Darauf stiftete die fromme Bilhilde

       ein Kloster, Altenmünster zu Mainz, von ihrem Erbgut,

       lebte gottergeben, züchtig, mildtätig, bis ihr Lebensziel

       fast erreicht war. Da träumte dreien Nonnen

       im selben Kloster, dem Bilhilde als Äbtissin vor-

       stand, daß ihre Mutter und Oberin noch gar nicht getauft

       sei, und offenbarten es ihr, aber sie wollte und

       konnte das gar nicht glauben, bis es durch ein anderweites

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