Lausbubengeschichten & Tante Frieda - Teil 2. Ludwig Thoma
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СКАЧАТЬ Und dann hat der Steinberger gesagt, es freut ihn, daß er die Tante kennenlernt, und er hofft, daß

       es ihr hier gefällt. Und sie hat gesagt, sie hofft es auch, und wenn ihr Papagei nicht mißhandelt

       wird, gefallt es ihr gewiß.

       Der Steinberger hat es aber nicht gehört, weil er Ännchen angeschaut hat, und er hat gefragt,

       warum sie rote Augen hat.

       Ännchen sagte, daß der Herd so furchtbar raucht, und meine Mutter hat gesagt, daß man den

       Herd richten muß. Und die Tante hat gesagt, daß Ännchen überhaupt nicht kochen soll, mit so

       schwache Nerven, und weil sie kränklich ist.

       Da hat meine Mutter ein zorniges Auge auf die Tante gemacht und hat gefragt: »Was weißt du

       von die Nerven? Ännchen ist gottlob das gesundeste Mädchen, was es gibt, und kocht alle Tage

       und macht die ganze Arbeit im Haus.«

       Die Tante hat gelacht, als wenn sie es besser weiß, und dann haben wir uns hingesetzt, und

       Ännchen ist hinaus, daß sie den Kaffee kocht.

       Der Steinberger hat die Tante gefragt, wo sie lebt, und sie hat gesagt, sie wohnt in Erding, weil es

       so billig ist und sie so wenig Pension hat, und dann hat sie ihn gefragt, ob er schon einmal in

       Ansbach war, und er hat gesagt, ja, er ist dort gewesen. Da hat sie gefragt, ob er den

       Regierungsrat Römer nicht kennt, und wie er gesagt hat, nein, er kennt ihn nicht, hat sie gesagt,

       daß sie sich wundem muß, weil er doch so bekannt ist.

       Der Steinberger hat gesagt, er ist bloß durchgefahren in Ansbach, und meine Mutter hat gesagt,

       dann ist es nicht möglich, daß er die Beamten kennt.

       Aber die Tante hat gesagt, der Römer ist ein hoher Beamter und kommt gleich nach dem

       Präsident, da muß man ihn doch kennen. Und sie hat erzählt, daß sie eigentlich seine Frau sein

       muß, aber es ist nicht gegangen, weil sie aus einer Beamtenfamilie ist, wo die Söhne studiert

       haben. Meine Mutter ist sonst immer in der Küche und läßt Ännchen hereingehen, wenn der

       Steinberger da ist, aber heute ist sie nicht hinaus.

       Ich glaube, sie hat sich nicht getraut, weil sonst die Tante geschwind etwas sagt, und sie ist

       immer auf ihrem Sessel gerutscht und hat die Tante gefragt, wie es dem Förster Maier geht, und

       ob seine Frau gesund ist, und wo die Kinder sind, und ob er noch den schönen Hühnerhund hat;

       da hat die Tante immer eine Antwort geben müssen, und wenn sie fertig war, hat sie geschwind

       den Steinberger anreden wollen, aber meine Mutter hat gleich wieder etwas gefragt.

       Da ist der Steinberger aufgestanden und hat gesagt, er will nachschauen, ob der Herd noch

       raucht. Da hat meine Mutter lustig gelacht, wie er draußen war, und hat gesagt, er ist immer so

       aufmerksam.

       Die Tante hat gesagt, sie weiß nicht, die Photographie kommt ihr geschmeichelt vor, weil er noch

       stärker schielt in der Wirklichkeit.

       Aber meine Mutter hat sich nicht geärgert, und sie hat jetzt die Tante gar nichts mehr gefragt über

       dem Förster Maier seinen Hühnerhund und seine Kinder, und sie hat fleißig gestrickt.

       Und dann ist Ännchen hereingekommen mit dem Kaffee und den Tassen, und der Steinberger ist

       hinter ihr gegangen und hat gefragt, ob er nicht helfen kann.

       Und dann haben wir Kaffee getrunken, und meine Mutter hat gelacht, wenn der Steinberger

       etwas gesagt hat, und Ännchen hat gelacht, aber die Tante hat nicht gelacht, und sie hat immer an

       ihre Nase gerieben.

       Meine Mutter hat gefragt, ob es ihr schmeckt, und sie hat gesagt, sie weiß es nicht, weil es so

       ungewohnt ist, denn sie kann mit ihrer Pension keinen Bohnenkaffee kaufen.

       Da hat der Steinberger gesagt, das ist schade, denn der Kaff ee ist das Beste, was es gibt,

       besonders wenn ihn Fräulein Ännchen kocht.

       Die Tante hat ihn gefragt, ob er immer den Kaffee so gerne gemocht hat, und er hat gesagt ja. Da

       hat sie gelacht und hat gesagt, das kann sie gar nicht glauben, weil die Studenten so gern Bier

       trinken.

       Da hat er auch gelacht und hat gesagt, daß er nicht viel getrunken hat, weil er fleißig sein mußte

       und nicht viel Geld hatte. Aber die Tante hat wieder gesagt, sie glaubt es einmal nicht.

       »Warum glaubst du es nicht?« hat meine Mutter gesagt. »Es gibt doch viele Studenten, die kein

       Bier nicht trinken, und der Herr Amtsrichter hat keine Zeit dazu gehabt, und er mußte mit seinem

       Geld sparen.«

       »Das weiß man schon, wie die Studenten sparen«, hat die Tante gesagt. »Wenn sie nichts mehr

       haben, so lassen sie alles aufschreiben. Das weiß niemand besser als ein Mädchen, von dem drei

       Brüder studieren. Und der Herr Amtsrichter hat so wenig Haar auf dem Kopf, da war er gewiß

       einmal recht lustig.«

       Ännchen hat gerufen: »Aber Tante!« Und meine Mutter hat gerufen: »Aber Frieda!« Und sie hat

       gesagt: »Was habt ihr denn? Ich meine es im Spaß, und es ist doch wahr, daß man seine Haare

       verliert, wenn man recht lustig ist und ein bißchen gerne trinkt.«

       Ich habe gemeint, der Steinberger ärgert sich. Aber er hat gelacht und hat gesagt, daß er schon oft

       in diesem Verdachte steht, aber er ist einmal krank gewesen, und da sind ihm die Haare

       weggekommen.

       Er ist bald aufgestanden, weil er in seine Kanzlei muß, und er hat meine Mutter auf die Hand

       geküßt, hat vor der Tante eine Verneigung gemacht und mich hat er lustig beim Ohr genommen

       und hat gesagt: »Sei recht brav, wenn du es fertigbringst, du Schlingel!« Ännchen hat ihn bis zur

       Haustür begleitet; wie wir allein gewesen sind, hat meine Mutter gesagt: »Frieda, СКАЧАТЬ