Lausbubengeschichten & Tante Frieda - Teil 2. Ludwig Thoma
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Lausbubengeschichten & Tante Frieda - Teil 2 - Ludwig Thoma страница 3

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">       jetzt Regierungsrätin in Ansbach, wenn unsere Brüder nicht das ganze Geld gebraucht hätten.«

       Ich habe mich furchtbar geärgert, daß sie über unseren Vater so redet, und ich habe gedacht, ob

       ich nicht vielleicht schon heute das Feuerwerk mit dem Papagei mache. Oder ob ich nicht

       geschwind noch einen spanischen Nebel spritze.

       Aber die Tante ist aufgestanden, weil meine Mutter hinausgegangen ist, und da habe ich gemerkt,

       daß es jetzt nicht geht.

       Die Tante ist im Zimmer herumgegangen und hat alles angeschaut.

       Unter dem Hirschgeweih ist das Bild von meinem Vater gehängt, wie er Student gewesen ist. Er

       hat eine Mütze gehabt und einen Säbel und große Stiefel. Meine Mutter sagt immer, er hat so

       ausgeschaut, wie sie ihn zuerst gesehen hat. Da haben sie einen Fackelzug gemacht, und mein

       Vater ist vorausgegangen. Die Tante hat das Bild angeschaut und hat wieder gesagt: »Da sieht

       man es doch ganz deutlich, wo er das viele Geld gebraucht hat!«

       Dann ist sie bei der Kommode gestanden. Da hat Ännchen die Photographie von dem Herrn

       Amtsrichter hingestellt, und die Tante hat es gleich gesehen und hat mich gefragt: »Wer ist denn

       das?«

       Ich habe gesagt, das ist unser Amtsrichter. Da hat sie gefragt: »Wer ist unser Amtsrichter? Ich

       habe gesagt, der, wo immer zum Kaffee kommt, und er heißt Doktor Steinberger. Da hat sie das

       Bild genommen und gesagt, soso, aber er gefällt ihr gar nicht, er hat schon so wenig Haare und er

       schielt ziemlich stark, und das Gesicht ist so dick, als wenn er gerne trinkt. Ich mag den

       Steinberger auch nicht besonders, weil er zu mir gesagt hat, ich soll gegen meine Schwester

       anständig sein, oder er nimmt mich einmal bei den Ohren. Und ich mache Ännchen oft vor, wie

       er schielt, und dann heult sie. Aber es hat mich geärgert, daß die Tante etwas gegen ihn weiß,

       weil sie auch etwas gegen unsem Vater gewußt hat.

       Ich habe gedacht, ob ich vielleicht in die Küche gehe und es ihnen sage, aber dann gibt es nichts

       Gescheites zum Essen, wenn sie immer hinauslaufen und heulen und sich die Augen waschen

       müssen. Ich habe gedacht, ich sage es, wenn das Essen vorbei ist.

       Dann ist meine Mutter in das Zimmer gekommen und hat der Tante die Hand gegeben und hat

       gesagt, sie hat sich vorher ein bißchen geärgert, aber sie weiß, daß es vielleicht nicht recht war,

       und es ist vorbei.

       Die Tante hat ihre Nase gerieben und hat gesagt, daß man sich natürlich nicht ärgern darf, wenn

       man die Wahrheit hört. Sie ist furchtbar gemein. Ich bin hinausgegangen, und meine Mutter hat

       gerufen: »Wo gehst du denn hin, Ludwig? Wir essen gleich.« Ich habe gesagt, ich muß

       geschwind ein unregelmäßiges Verbum anschauen, weil ich vergessen habe, wie es geht.

       Da hat meine Mutter freundlich gelacht und hat gesagt, das ist recht, wenn ich das unregelmäßige

       Verbum studiere, und man muß immer gleich tun, was man sich vornimmt.

       Und zur Tante hat sie gesagt: »Weißt du, Frieda, ich glaube, unser Ludwig hat jetzt den besten

       Willen, daß er auf dem Schimpasium vorwärtskommt.« Ich bin recht laut gegangen bis zu

       meinem Zimmer und habe die Tür aufgemacht, dann bin ich aber ganz still in der Tante ihr

       Zimmer gegangen. Der Papagei hat mich gleich gesehen und ist von der Stange gehupft und in

       das Eck gekrochen. Ich habe schnell das Glas mit Wasser vollgemacht und bin zu ihm hin und

       habe ihn zweimal angespritzt, daß es von seinen Flügeln getropft hat.

       Da hat er die Augen zugemacht, und er hat furchtbar gepfiffen, als wenn ich durch die Finger

       pfeife, und er hat geschrien: »Lora!« Da bin ich geschwind hinaus und in mein Zimmer und habe

       ein Buch genommen. Der Papagei hat noch einmal gepfiffen, und ich habe gleich gehört, wie die

       Tür vom Wohnzimmer aufgegangen ist, und die Tante ist schnell gegangen und hat gesagt: »Ich

       weiß nicht, warum Lorchen ruft.«

       Und dann ist es ein bißchen still gewesen, und dann hat sie in ihrem Zimmer geschrien: »Das ist

       ja eine Gemeinheit! Das arme Tierchen!«

       Und sie hat meine Mutter gerufen, sie soll hergehen und soll es anschauen, wie das Lorchen

       patschnaß ist, und das kann niemand gewesen sein wie der nichtsnutzige Lausbub.

       Das bin ich.

       Meine Mutter hat in mein Zimmer hereingeschaut, und ich habe vor mich hin gemurmelt, als

       wenn ich das unregelmäßige Verbum lerne.

       Da hat sie gesagt: »Ludwig, hast du den Papagei naß gemacht?«

       Ich habe ganz zerstreut aus meinem Buch gesehen.

       »Was für einen Papagei?« habe ich gefragt.

       »Der Tante ihren Papagei«, hat sie gesagt. Da bin ich ganz beleidigt gewesen. Und ich habe

       gesagt, warum ich immer alles bin, und ich habe doch mein unregelmäßiges Verbum studiert, und

       ich kann es jetzt, und auf einmal soll ich einen Papagei naß gemacht haben.

       Die Tante ist auch an die Tür gekommen und hat gerufen: »Wer ist es denn sonst?« Ich habe

       gesagt, das weiß ich nicht, vielleicht ist es der Schreiner Michel gewesen, der hat eine

       Holzspritze und kann furchtbar weit spritzen damit.

       Die Tante hat gesagt, ich soll mitgehen, sie muß es üntersuchen, und meine Mutter ist auch

       mitgegangen.

       Wie wir in das Zimmer hinein sind, hat der Papagei gleich den Kopf unter die Flügel versteckt

       und hat furchtbar gepfiffen und hat seine Augen auf mich gerollt.

       Die Tante hat geschrien: »Siehst du, er ist es gewesen! Mein Lorchen ist so klug!«

       Meine Mutter hat gesagt: »Wenn er aber doch sein unregelmäßiges Verbum СКАЧАТЬ