Lausbubengeschichten & Tante Frieda - Teil 2. Ludwig Thoma
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Lausbubengeschichten & Tante Frieda - Teil 2 - Ludwig Thoma страница 2

СКАЧАТЬ armen Josef haben sie auch nichts gefunden,

       bis er tot war, und oft wollen sie es einem nicht sagen.«

       Dann sind wir heimgegangen. Unterwegs hat Ännchen zu mir gewispert: »Du wirst sehen,

       Ludwig, sie bleibt die ganze Vakanz.«

       »Das glaube ich nicht«, habe ich gesagt. »Wenn sie bleiben möchte, finde ich schon etwas, daß

       sie geht.«

       Da hat Ännchen heimlich gelacht, und sonst ist sie doch immer unglücklich, wenn etwas von mir

       herauskommt.

       Aber diesmal hat sie gelacht und hat gefragt: »Was willst du denn machen?« Ich habe gesagt:

       »Das weiß ich nicht. Vielleicht mache ich einen Speiteufel in dem Papagei seinen Käfig, oder ich

       rupfe ihn, daß er nackt wird, oder ich tue sonst was. Man kann es nicht vorher sagen, was man

       tut, weil man erst studieren muß, was sie am meisten ärgert.«

       Ännchen hat gewispert: »Wenn du etwas findest daß sie geht, schenke ich dir zwei Mark.«

       »Das ist recht«, habe ich gesagt. »Aber du mußt mir zuerst eine Mark geben, weil ich vielleicht

       Auslagen haben muß.« Sie hat mir auch eine Mark versprochen, und dann sind wir

       heimgekommen.

       Wir haben an der Tür warten müssen, weil meine Mutter nicht so schnell gehen kann und mit der

       Tante zurückgeblieben ist.

       Im Hausgang hat die Tante gesagt: »In Gottes Namen, da bin ich also wieder. Nein, wie es

       hübsch ist bei dir! Du hast ja einen Kokusläufer da!« Meine Mutter hat gesagt, daß der Gang im

       Winter so kalt ist und daß sie den Läufer wegen ihrer Gesundheit angeschafft hat.

       »Der Meter kostet gewiß vier Mark«, hat die Tante gesagt. »Man kriegt schon um eine Mark

       fünfzig recht schöne Läufer.«

       Sie ist in ihr Zimmer gegangen, und ich habe ihre Sachen hineingetragen. Sie hat den Käfig auf

       den Tisch gestellt und zu dem Papagei gesagt: »So, Lorchen, da sind wir jetzt, und es wird uns

       schon gefallen.« Und dann hat sie ihren Mund an das Gitter gesteckt und hat ihn gelockt: »Su, su!

       Wo ist das schöne Lorchen?« Und der Papagei hat den Kopf auf die Seite getan und ist auf der

       Stange zu ihr hingerutscht und hat seinen Schnabel in ihren Mund gesteckt.

       Ich hätte es nicht tun mögen, wenn sie mir einen Sack voll Äpfel oder eine Torte geschenkt hätte.

       Aber die Papageien sind alle ekelhaft. Ich dachte, ob er auch so herrutscht, wenn ich ihm ein paar

       Federn ausreiße, und ich dachte, wie er aussieht, wenn eine Stranitze voll Pulver bei seinem

       Käfig losgeht.

       Vielleicht hat die Tante gemerkt, was ich denke, denn sie hat sich umgedreht und hat gesagt:

       »Daß du mir artig gegen Lorchen bist, du Lausbube!«

       Da habe ich gesagt: »Ja, liebe Tante.« Und ich habe mich auch hingestellt und habe gerufen:

       »Lorchen! Wo bist du?«

       Aber der Papagei ist gleich weg und hat sich in die Ecke gesetzt und hat einen Fuß aufgehoben.

       Und er hat die Augen aufgerissen, als wenn er schon weiß, daß ich ihm bald Pulver gebe.

       Ich bin hinaus, und die Tante ist gleich zu meiner Mutter in das Wohnzimmer gegangen.

       Da ist mir eingefallen, daß ich noch etwas tun muß, und ich bin ganz schnell in das Zimmer von

       der Tante und habe aus dem Krug den ganzen Mund voll Wasser genommen. Dann bin ich zum

       Käfig, und der Papagei ist wieder weggerutscht, und ich habe einen spanischen Nebel auf ihn

       gespritzt, daß er den Kopf hineingesteckt hat und mit den Flügeln geschlagen hat. Dann bin ich

       geschwind in das Wohnzimmer. Meine Mutter hat der Tante etwas zu essen gegeben, und sie

       haben miteinander geredet, wie es ihnen geht. Die Tante hat gesagt, sie muß sehr sparsam sein,

       weil sie so wenig Pension hat und kein Geld nicht. Sie möchte jetzt sehr froh sein, wenn sie von

       früher ein bißchen Vermögen hätte, aber ihr Josef hat nichts gespart von dem Gehalt, weil es

       wenig war und weil er geraucht hat und in der Woche zweimal ins Wirtshaus gegangen ist. Und

       von daheim hat sie auch nichts bekommen, weil ihre Brüder studiert haben und so viel gebraucht

       haben.

       Da hat meine Mutter gesagt, daß mein Vater als Student gar nicht viel gebraucht hat.

       »Woher weißt du das?« hat die Tante gefragt. »Er hat es mir oft erzählt«, hat meine Mutter

       gesagt. »Er hat Stunden gegeben auf dem Schimnasium, und wie er auf der Forstschule war, hat

       er auch einem jungen Baron Stunde gegeben.

       »Das hat er bloß so gesagt.« hat die Tante geantwortet und hat ein großes Stück von der Wurst in

       den Mund gesteckt.

       Meine Mutter ist ganz rot geworden, und sie hat ihre Haube auf den Haaren fester gesteckt und

       hat gesagt:

       »Nein, Frieda, er hat in seinem ganzen Leben nie keine Unwahrheit geredet.«

       Die Tante ist zuerst still gewesen, weil sie die Wurst kauen mußte, und sie hat sich die Nase

       gerieben. Und dann hat sie wieder geredet. »Wenn er Stunden gegeben hat, dann möchte ich bloß

       wissen, wo er das viele Geld hingetan hat. Ich weiß es doch besser, und wir drei Schwestern

       haben es büßen müssen, weil kein Vermögen nicht da war und keine was mitkriegte.«

       »Warum redest du immer solche Sachen?« hat meine Mutter gefragt.

       »Ich meine ja bloß«, hat sie gesagt, »und weil es wahr ist. Zum Beispiel hat mich der Assessor

       Römer gern gesehen, und er ist jetzt Regierungsrat in Ansbach, und er hätte mich geheiratet,

       wenn etwas dagewesen wäre, aber so natürlich hab ich bloß einen Postexpeditor gekriegt.«

       »Du bist doch glücklich gewesen mit deinem Jo« hat meine Mutter gesagt.

       »Gott hab СКАЧАТЬ