Название: Du bist unsterblich
Автор: Bo Katzman
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783905958638
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Ich denke, dass alles, was je passiert ist oder je passieren wird, bereits in einer geistigen Ebene vorausgedacht ist und als theoretisches Modell existiert. Es gibt unzählige vorgefertigte Varianten, wie unser Leben verlaufen könnte, und eine davon wählen wir aus. Mit jeder Tat und jedem Gedanken fällen wir eine Entscheidung, wie es weitergeht, und stellen jede Sekunde die Weichen für unseren weiteren Lebensweg. Alle diese Möglichkeiten sind aber bereits in der Ewigkeit gespeichert, auch jene, die wir nicht wählen. Das ist vergleichbar mit einem Gefäß voller Lose bei einer Tombola. Darin befinden sich vielleicht tausend Lose, aber wir greifen uns nur eines heraus. Die anderen sind zwar vorhanden, aber wir benutzen sie nicht.
Betrachten Sie das Erlebte als eine positive oder negative Erfahrung?
Ich sehe das Nahtoderlebnis als ein großes Geschenk an. Für nichts bin ich dankbarer als für diese Erfahrung, auch wenn sie mit großen Leiden verbunden war. Es hat mir geholfen, in diesem Leben die Orientierung zu finden.
Gibt es etwas, das man über das Thema der Ewigkeit wissen sollte?
Die meisten Menschen stellen sich unter »Ewigkeit« eine unendlich lange Zeit vor und setzen Ewigkeit mit Endlosigkeit oder Unendlichkeit gleich. Das sind aber alles Zeitbegriffe, die davon ausgehen, dass es eine Zeit gibt, die aber nie aufhört. Die Ewigkeit ist jedoch das Gegenteil von Zeit, sie ist die Abwesenheit von Zeit. Sie ist ein Zustand, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig vorhanden sind. Sie ist der Zustand der geistigen Welt.
Haben Sie Angst vor dem Sterben?
Vor dem Tod habe ich keine Angst, im Gegenteil. Seit ich weiß, dass der Tod das Beste ist, was einem im Leben passieren kann, habe ich nichts zu befürchten. Nach wie vor Respekt habe ich aber vor dem Übergang. Damit meine ich den körperlichen Zerfallsprozess, den man unter Umständen durchmachen muss.
Doch was einen danach erwartet, ist das Schönste und Befreiendste, das man sich vorstellen kann. Man kann also voller Vertrauen aus diesem Leben gehen. »Das Leben« ist nicht an diesen Körper gebunden, sondern ein Phänomen, das immateriell ist, sich aber durchaus auch materiell manifestieren kann. Nur die Materie kann vergehen. Geist kann niemals enden, und daher auch »das Leben« nicht, weil es geistig ist. Das irdische Leben, das wir jetzt gerade führen, ist bloß eine Art Zwischenstation in der Unendlichkeit des Prinzips »Leben«. Unsere Essenz aber – also unsere Seele und unser Geist – ist unsterblich.
Kommt da noch etwas?
An meiner Jenseitserfahrung hatte ich lange Zeit zu knacken. Es dauerte Jahrzehnte, bis ich sie einigermaßen verarbeitet hatte. Man muss sich vorstellen: Da wird ein kerngesunder junger Mensch von einer Sekunde zur anderen aus dem Leben gerissen und findet sich unvermittelt und unvorbereitet in einer Umwelt, die nicht das Geringste mit dem zu tun hat, was er bisher kannte. Er erfährt, dass er nicht mehr in seinem Körper ist, er weiß, dass er »tot« ist. Trotzdem ist er bei klarem Bewusstsein und kann seine Umgebung und die Gedanken der anwesenden Personen deutlich wahrnehmen. Das bedeutet doch zweifelsfrei, dass er »lebt«.
Die ersten paar Jahre nach meiner Genesung wagte ich außer meinem Arzt niemand von meinem mysteriösen Erlebnis zu erzählen. Ich fürchtete, man würde mich nicht ernst nehmen oder diese für mich so kostbare Erfahrung als Hirngespinst abtun.
Als ich einige Zeit nach dem Spitalaufenthalt bei einer medizinischen Kontrolle bei meinem Chirurgen die Rede auf meine Operation brachte und fragte, ob er sich an einen Zwischenfall erinnern könne, blickte der Arzt mich interessiert an und fragte: »Warum fragen Sie?«
Ich berichtete ihm von meiner Wahrnehmung und wie ich meinen Todeszustand bewusst erlebt hatte. Er hörte mir aufmerksam zu und meinte dann: »Ja, das ist richtig. Während der Operation hat plötzlich Ihr Herz aufgehört zu schlagen und wir mussten Sie mit einem Elektroschock-Apparat wieder zurückholen.«
Als ich ihm darauf seine Worte wiederholte, die er in jenem Moment gerufen hat, nickte er mit dem Kopf und sagte: »Nun, das stimmt zwar genau, aber das können Sie aus zweierlei Hinsicht gar nicht gehört haben: Erstens waren Sie in einer tiefen Vollnarkose und daher absolut unfähig, irgendetwas wahrzunehmen, und zweitens waren während der Zeit Ihres Herzstillstandes auch Ihre Sinnesorgane ausgeschaltet. Trotzdem, Sie sind nicht der Erste, der mir von so einer außerkörperlichen Wahrnehmung erzählt. Auch als Wissenschaftler müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass nach dem Tod etwas passiert, für das wir keine Erklärung haben.«
Es vergingen dann acht Jahre, bis ich konkret mit meiner Erinnerung konfrontiert wurde. Ein Spitalpfarrer fragte mich an, der von meiner Todeserfahrung gehört hatte. Er betreute junge und ältere Menschen, die wegen einer Krebserkrankung nicht mehr lange zu leben hatten und angesichts des nahen Todes von Ungewissheit oder sogar Furcht geplagt wurden. Der Pfarrer bat mich, in einer intimen Gesprächsrunde diesen Menschen von meiner Erfahrung zu erzählen. Vielleicht würde das dem einen oder anderen Patienten Hoffnung geben oder zumindest die Angst vor dem Ungewissen lindern. Mit gemischten Gefühlen und nach einigem Zögern sagte ich zu.
Der Geistliche empfing mich sehr herzlich und führte mich in den Raum, in dem bereits die todgeweihten Menschen Platz genommenhatten. Es war ein Anblick, der mir sehr zu Herzen ging. Die circa zwölf Personen saßen fast alle in Rollstühlen, waren kahlköpfig und abgemagert und sahen mich mit kummervollen Blicken an. Es waren erstaunlich viele junge Leute dabei, sogar Jugendliche, und das zu sehen und das Leid und die Verzweiflung zu spüren, war emotional sehr ergreifend.
Nach ein paar einleitenden Worten des Spitalseelsorgers begann ich zum ersten Mal in meinem Leben über meinen Unfall zu sprechen, über den »Lebensfilm«, die Ewigkeit und das »Licht« und alles, was ich in jenen Momenten erlebt, gefühlt und wahrgenommen hatte.
Ich schloss meinen Bericht mit den Worten:
Ihr müsst keine Angst haben vor dem Übergang in die andere Welt. Ihr alle werdet willkommen sein und unendliche Liebe erfahren. Ich kann euch aus Erfahrung sagen: Der Tod ist das Beste, was euch im Leben passieren kann.
Dann stand ich auf und drückte allen die Hand. Wir alle wussten, es war ein Abschied, und ich sah in den Augen der kranken Menschen Tränen der Dankbarkeit glitzern. Einer von ihnen sagte: »Bo, dich hat der Himmel geschickt. Jetzt bin ich endlich ruhig und kann ohne Angst gehen. Danke.« Dann weinten wir alle, aber es waren Tränen der Erlösung und der Freude.
Von diesem Moment an wurde mir bewusst, dass ich diese Geschichte nicht länger für mich behalten sollte und sie getrost mit Menschen teilen durfte, die an diesem Thema interessiert waren. Darum habe ich seither unzählige Gespräche mit Ärzten und Therapeuten, Seelsorgern und Geistlichen, Kranken und Sterbenden oder einfach interessierten Menschen geführt, habe Zeitungen Interviews gegeben, aber auch Studierenden oder Maturandinnen, die Arbeiten über dieses Nahtod-Phänomen schrieben. Ich wurde eingeladen, um in Spitälern, Altersheimen und religiösen oder wissenschaftlichen Kreisen Vorträge zu halten und habe das wachsende Interesse wahrgenommen, das sich in den heutigen technisierten Menschen zu dem Tabuthema Tod und zu spirituellen Themen im Allgemeinen regt.
In mir wuchs gleichzeitig das große Bedürfnis herauszufinden, wie diese außerkörperliche Wahrnehmung möglich war, und welcher Teil von mir das alles eigentlich wahrgenommen hat. Mein Körper konnte es nicht gewesen sein, denn der war ja in jenen Minuten »leblos« und außer Funktion gesetzt. Ich habe mir von medizinischer Seite sagen lassen, dass bereits zehn Sekunden nach dem Herztod die Wahrnehmungssinne, also das Sehen, das Hören, das Fühlen etc., nicht mehr funktionieren und auf null herunterfahren. Gibt es also so etwas wie eine Seele, die den Körper belebt und in die alle Informationen, die eine Person СКАЧАТЬ