Übersetzungstheorien. Radegundis Stolze
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Название: Übersetzungstheorien

Автор: Radegundis Stolze

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: narr studienbücher

isbn: 9783823300878

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СКАЧАТЬ So kann GALLAGHERGallagher jeweils aus einer größeren Anzahl gefundener Beispieltexte die Übersetzungsregel herleiten.

      Kommentar

      Die sprachenpaarbezogene ÜbersetzungswissenschaftÜbersetzungswissenschaft ist mikrostilistisch orientiert und steht dem Sprachvergleich und der kontrastiven GrammatikGrammatik sehr nahe. Sie klassifiziert deskriptiv das Verhalten von Übersetzern und verwendet die gewonnenen Kategorien dann präskriptiv für die Übersetzungsdidaktik. Daher wird hier von einer „Technik des Übersetzens“ anhand des Vergleichs von Oberflächenstrukturen auf der Textebene gesprochen, im Sinne erlernbarer Prozeduren zur Herstellung einer inhaltlich genauen Übersetzung. Die Strukturverschiedenheiten im SprachenpaarSprachenpaar sowie die Interferenzproblematik können damit sehr gut herausgearbeitet werden, und in der konkreten Übersetzerpraxis stellen sie auch oft das Hauptproblem dar.

      Die Bindung an die ausgangssprachlichen Strukturen erscheint als ein Garant für die unverfälschte Weitergabe des Textinhalts. Entsprechend steht die Forderung dieser ÜbersetzungswissenschaftÜbersetzungswissenschaft nach der „Herstellung von eigentlichen Übersetzungswörterbüchern“ im Raum. Ein solches Arbeiten mit Oberflächenstrukturen entspringt der Vorstellung, dass mit der Summe der festgestellten, vor allem syntaktischen Einzelmerkmale das dahinterliegende „GemeinteGemeinte“, die gedankliche TiefenstrukturTiefenstruktur, quasi objektiv und restlos gegeben sei. Diese Vorstellung kommt von SAUSSURES TheorieTheorie des unauflösbaren Zeichens (s. Kap. 3.2) sowie von CHOMSKYS Arbeiten über Oberflächen- und Tiefenstrukturen (s. Kap. 3.4) her. Oft wird hier auch CATFORDCatford zitiert, der allerdings eine etwas andere Grundauffassung hatte (s. Kap. 4.4). Die Untersuchungen sind ausschließlich an Wörtern und syntaktischen Fügungen in einem Sprachenpaar orientiert, sodass ein Blick auf satzübergreifende Einheiten noch kaum zustande kommt.

      Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Ausführungen der einzelnen Autoren jeweils von einem unterschiedlichen Anliegen her erfolgen. So besitzen Ausdrücke wie TranspositionTransposition oder ModulationModulation bei NEWMARKNewmark, JUMPELTJumpelt oder TRUFFAUTTruffaut nicht unbedingt eine identische BedeutungBedeutung. Ganz allgemein wird jedoch die Übersetzung als eine Reproduktion des Originals angesehen, deren Gesetzmäßigkeiten in der sprachenpaarbezogenen ÜbersetzungswissenschaftÜbersetzungswissenschaft beschrieben werden.

      Lektürehinweise

      Käthe HENSCHELMANN (1999): Problem-bewusstes Übersetzen Französisch-Deutsch. Ein Arbeitsbuch. Tübingen.

      Rudolf W. JUMPELT (1961): Die Übersetzung naturwissenschaftlicher und technischer Literatur. Berlin-Schöneberg.

      Alfred MALBLANC (41968): Stylistique comparée du français et de l’allemand. Paris.

      Peter NEWMARK (1988): A Textbook of Translation. London.

      Louis TRUFFAUT (1963): Grundprobleme der Deutsch-Französischen Übersetzung. München.

      Jean-Paul VINAY/Jean DARBELNET (1958, 41968): Stylistique comparée du français et de l’anglais. Méthode de traduction. Paris.

      Wolfram WILSS (1977): Übersetzungswissenschaft. Probleme und Methoden. Stuttgart; besonders Kapitel V und X.

      Wolfram WILSS (1996): Übersetzungsunterricht – Eine Einführung. Tübingen.

      Der Blick auf die Texte

      6 ÜbersetzungswissenschaftÜbersetzungswissenschaft und Äquivalenzdiskussion

       Zur Wahrung von Inhalts- und Wirkungsgleichheit von Texten schlägt NidaNida die ‘dynamische Äquivalenz’ vor, wo mit einer veränderten sprachlichen FormForm die Textbotschaft erhalten werden soll. Als Methode dient die syntaktische Analyse, der TransferTransfer von Grundstrukturen und die stilistische BearbeitungBearbeitung des Zieltextes. KollerKoller nennt normative Äquivalenzforderungen für Texte.

      6.1 Ausgangspunkt Bibelübersetzung (NidaNida)

      Das ÜbersetzenÜbersetzen soll anhand linguistischer Methoden überprüfbar und lehrbar gemacht werden (s. Kap. 5.4). Doch es genügt nicht, nur sprachliche Strukturen miteinander zu vergleichen: Übersetzt werden nicht Grammatikformen, sondern Texte, die einen gewissen InhaltInhalt und eine Wirkung transportieren. Von den Bedürfnissen der PraxisPraxis her gesehen interessiert daher eher das Verhältnis zwischen Übersetzungstext und OriginalOriginals. Ausgangstext, es geht um das Problem der „ÄquivalenzÄquivalenzs. Entsprechung“. Weil der Aufbau der Einzelsprachen verschieden ist, können Übersetzungen nicht identisch sein.

      Grundlegend für eine systematische Übersetzungsforschung waren u.a. die Erfahrungen mit der Bibelübersetzung. Die WahrheitWahrheit der geschriebenen Botschaft sollte in vielen Sprachen unverändert den Menschen nahegebracht werden, doch hier stieß man auf vielerlei kulturelle Verständnisbarrieren. Die Adressaten reagierten anders als beabsichtigt. Um eine wissenschaftliche Grundlage für Bibelübersetzungen zu schaffen, hat Eugene A. NIDANida im Auftrag der amerikanischen Bibelgesellschaft 1964 in seinem Buch Toward a Science of Translating versucht, das ÜbersetzenÜbersetzen analytisch zu beschreiben. Seinen Ansatz hatte er schon 1947 in Grundsätzen entwickelt.1Nida Die Begegnung mit CHOMSKYS DenkenDenken (s. Kap. 3.4), führte ihn dann zu einer „wissenschaftlichen“ Grundlegung seiner Überlegungen. Seine Erkenntnisse wurden 1969 zusammen mit Charles R. TABER didaktisch aufbereitet in The Theory and Practice of TranslationTranslation (dt. TheorieTheorie und PraxisPraxis des Übersetzens, 1969). Dieses Buch sollte als Arbeitsgrundlage für „Redaktionskomitees“ der Bibelübersetzung dienen.

      Aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten vieler Missionare, die sich in ihrer Verkündigung sehr wörtlichwörtlich an ihre Bibel hielten, wurde wieder deutlich, dass jede SpracheSprache an ihr eigenes WeltbildWeltbild gebunden ist (s. Kap. 2.1). Andererseits hatte aber die LinguistikLinguistiks. Sprachwissenschaft betont, dass es eine prinzipielle ÜbersetzbarkeitÜbersetzbarkeit geben muss (s. Kap. 3.6). Im Sinne des kommunikationswissenschaftlichen Modells der Nachrichtenübermittlung (s. Kap. 4.2) ändert sich beim ÜbersetzenÜbersetzen nur die FormForm, nicht aber der InhaltInhalt. Denn: „Alle Aussagen einer Sprache können auch in einer anderen gemacht werden, wenn nicht die Form ein wesentlicher Bestandteil der Botschaft ist“ (NIDANida/TABER 1969:4). Dies führt auch zu einer neuen Einstellung zu den Ausgangstexten, weg vom ‘heiligen Original’: „Die Sprachen der Bibel unterliegen den gleichen Beschränkungen wie jede andere natürliche Sprache. Die Verfasser der biblischen Bücher erwarteten, verstanden zu werden“ (ebd.:6). Die vordringliche Absicht, die „Botschaft“ (message) wiederzugeben, zwingt freilich zu einer ganzen Reihe von Anpassungen in der Sprache. „Der ÜbersetzerÜbersetzer muß sich um GleichwertigkeitGleichwertigkeit und nicht um Gleichheit bemühen“ (1969:11). So lautet die berühmte Definition des Übersetzens bei NIDA/TABER:

      Translating consists in reproducing in the receptor language the closest natural equivalent of the source language message, first in terms of meaning and secondly in terms of style (p. 12).

      ÜbersetzenÜbersetzen heißt, in der Empfängersprache das beste natürlichste (sic) Gegenstück zur Ausgangsbotschaft zu schaffen, erstens was den SinnSinn und zweitens was den StilStil anbelangt (S. 11).

      Diese in der LiteraturLiteratur wohl am meisten zitierte Definition impliziert das Prinzip der „dynamischen ÄquivalenzÄquivalenzs. Entsprechung“. Bei NIDANida werden zweierlei Entsprechungen unterschieden:

      Formal equivalence focuses attention on the message itself, in both form and content. In such a translation one is concerned with such СКАЧАТЬ