Название: Übersetzungstheorien
Автор: Radegundis Stolze
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823300878
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6. Die Ökonomie und die Implizitation stehen für konzentrationsähnliche Vorgänge im allgemeinen, und das ‘dépouillement’ für Konzentrationsvorgänge im besonderen innerhalb der präpositionalen Systeme.
Schließlich unterscheidet die Stylistique comparéeStylistique comparée hier noch zwischen „fakultativen und obligatorischen Transpositionen“. Beide Arten betreffen eine einzelne sprachliche Einheit einer bestimmten Wortart der AS, von den entsprechenden Möglichkeiten einer ZS her gesehen. Eine fakultative TranspositionTransposition liegt etwa vor, wenn eine sinngetreue Übersetzung in der gleichen Wortart möglich wäre, diese „wörtliche“ Übersetzung jedoch aus subjektiven oder stilistischen Gründen vermieden wird.
… et quelques-uns arrivaient même à imaginer … qu’ils agissaient en hommes libres, qu’ils pouvaient encore choisir, qu’ils pouvaient comparer … –
… und einige stellten sich sogar vor, sie handelten als freie Menschen, sie vermochten noch eine eigene Wahl zu treffen, konnten Vergleiche anstellen (a),
… und manche glaubten sogar, noch wählen, bzw. vergleichen zu können (b).
BAUSCHBausch (1968:43) merkt dazu an: „Wie in keinem anderen Prozess läuft der ÜbersetzerÜbersetzer Gefahr, durch den stilistischen Eingriff gegen das Gesetz der sinngetreuen Wiedergabe zu verstoßen. Mit Recht setzt gerade bei den fakultativen Transpositionen deshalb die ÜbersetzungskritikÜbersetzungskritik an.“
„Obligatorische Transpositionen“ treten bei lexikalischen Lücken oder grammatischen Strukturdivergenzen im betreffenden SprachenpaarSprachenpaar auf, vgl. „servitude grammaticale“ (VINAYVinay/Darbelnet/DARBELNET 1958:31). Beispiel:
a victimless crime | ein Verbrechen, bei dem außer dem Täter selbst niemand zu Schaden kommt (*opferloses Verbrechen) |
Vermassung | loss of one’s identity (individuality) in society |
Zersiedelung | haphazard (uncontrolled) building activity in rural areas |
5. modulation, équivalence, adaptation (inhaltliche Perspektivenverschiebungen) bewirken unterschiedliche semantische Abstände zwischen dem ausgangs- und zielsprachlichen Textsegment. „Dabei bezeichnet modulation einen Wechsel der Blickrichtung (changement de point de vue), équivalence das Ersetzen einer ausgangssprachlichen SituationSituation durch eine kommunikativ vergleichbare zielsprachliche Situation, und adaptation die textuelle Kompensation von soziokulturellen Unterschieden zwischen ausgangssprachlicher und zielsprachlicher Sprachgemeinschaft“ (WILSSWilss 1977:116).
Eine ModulationModulation stellt beispielsweise der Wechsel von Denkkategorien in bildlichen Tiervergleichen dar:
Ich bekomme eine Gänsehaut | > | fr. J’ai la chair de poule. |
Er ist arm wie eine Kirchenmaus | > | fr. Il est pauvre comme un rat d’église. |
Eine équivalence erfolgt vielfach beim Ersetzen von Grußformeln oder Sprichwörtern:
dt. „Guten Appetit!“ | > | e. „Enjoy your meal!“ „Have a nice meal!“ |
fr. „A bon entendeur, salut!“ | > | dt. „Wer Ohren hat, der höre!“ |
Vgl. auch WILSSWilss (1992:39): „So entspricht den deutschen Verbalstereotypen ‘Guten Appetit!’ und ‘Gute Besserung!’ im arabischen Kulturraum ‘Möge Gott Dich sättigen!’ und ‘Möge Gott Dir Gesundheit schenken!’“
Sehr viele solcher interlingualen Entsprechungen sind mittlerweile in den Wörterbüchern dokumentiert. Dadurch sollten Übersetzungsprobleme bei konkreten Texten vorhergesehen und den Lernenden Anweisungen zu deren Lösung angeboten werden.
Wegen der nicht ganz klaren Abgrenzung der TerminiTermini in der Stylistique comparéeStylistique comparée schlägt WILSSWilss (1977:121) ein hierarchisches Anordnungsprinzip vor, welches die kategorialen Verhältnisse durchsichtiger macht:
5.2 Umsetzungsprozeduren (JumpeltJumpelt)
Als einer der ersten Vertreter einer linguistisch orientierten ÜbersetzungswissenschaftÜbersetzungswissenschaft im deutschen Sprachraum wird häufig auch Rudolf W. JUMPELTJumpelt (1961) genannt, der die Übersetzung als „Gegenstand der SprachwissenschaftSprachwissenschafts. Linguistik“ sieht. Seines Erachtens ist die TextgattungTextgattung der Hauptfaktor, welcher „alle Kriterien (d.h. Übersetzungsprinzipien und -verfahren) bestimmt“ (1961:24). Dazu unterscheidet er sechs „Übersetzungsgattungen“1Jumpelt. Die naturwissenschaftlich-technische Übersetzung, mit der er sich als einer Art der „pragmatischen Übersetzungsgattung“ besonders befasst, muss „primär die Inhalte der Aussagen wiedergeben“ (1961:26).
JUMPELTJumpelt analysiert und beschreibt im Hauptteil seines Buches die Bedingungen, Probleme und Verfahren der „Herstellung von inhaltlicher Invarianz“ (s. Kap. 4.2). Er konzentriert sich auf die Beschreibung jener „Umsetzungsprozeduren“, die beim sprachenpaarbezogenen ÜbersetzenÜbersetzen aus einer bestimmten Einzelsprache in eine andere Einzelsprache „mit einer gewissen Zwangsläufigkeit oder mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wiederkehren“ (1961:175). Ausführlich geht er auf die „Umsetzungsprozeduren“ der ModulationModulation und der TranspositionTransposition ein.
Unter dem Phänomen der ModulationModulation werden inhaltliche Verschiebungen folgender Art verstanden: Während es beim dt. Verb sich verziehen (von Material) keine Rolle spielt, in welcher Richtung die Bewegung verläuft, muß sich der ÜbersetzerÜbersetzer im Engl. entscheiden, ob es sich um to warp handelt (Bewegung in allen Richtungen) oder um to twist (nur in diagonaler Richtung) (1961:72).
Transpositionen sind dagegen die grammatischen Veränderungen, die notwendig sind, um inhaltliche Invarianz zu gewährleisten. Man versteht darunter die Erscheinung, daß bestimmte Wortarten oder grammatische Kategorien der AS in der ZS durch andere ersetzt werden (196:87).
JUMPELTJumpelt (1961:87;94;101) nennt Beispiele für Transpositionen in Übersetzungen Englisch-Deutsch:
As the pressure increases → mit dem Ansteigen des Drucks (e. Verb → dt. Subst.);
Thoroughly mix the solution by running the pump to circulate the mixture with the feed-cock closed → Die Lösung gründlich durchmischen, indem man die Pumpe bei geschlossenem Hahn laufen läßt (e. ing-FormForm –> dt. finite Konstruktion).
muscular activity → Muskeltätigkeit, electrical engineer → Elektroingenieur
(e. Adj.+Subst. → dt. Zusammensetzung) .
In weiteren Kapiteln analysiert JUMPELTJumpelt die Zuordnungen im Bereich „komplexer Sinneinheiten“ (Ableitungen, Zusammensetzungen, Wortgruppen) und im Bereich der „fachsprachlichen Terminologien“. Anhand vieler Wortbeispiele verweist er auf die potentiellen Äquivalente im lexikalischen Bereich (s. Kap. 4.3), behandelt aber auch syntaktische und СКАЧАТЬ