Название: Der deutsche Wortschatz
Автор: Christine Römer
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823301424
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Beispielsweise ist der Artikel die in der Wendung die kalte Küche ein orthografisches, aber kein semantisches Wort, weil er, wie nachfolgend noch erklärt wird, nur grammatische Bedeutung hat. Andererseits ist kalte Küche mehrdeutig und stellt in der idiomatisierten (morphologisch-semantisch undurchsichtigen) Wendung ein semantisches Wort, jedoch zwei orthografische und zwei syntaktische Wörter dar. Sprachzeichen
2.2 Das phonetisch-phonologische Wort
Ein ausgesprochenes Wort ist im Deutschen dadurch bestimmt, dass es aus einer zusammenhängenden Kette von Sprachlauten besteht. Wortphonetisch-phonologischesDie gebrauchsbasierte Betrachtung des sprachlichen Wissens nimmt an, dass das „lautliche Wissen […] nicht nur aus abstrakten Segmenten oder Merkmalen, sondern aus konkreten und detaillierten Einheiten“ besteht. Bergmann (2018, S. 10) Bergmann, P.Dies wird durch das leistungsstarke menschliche Gedächtnis möglich. Pinker (2000) Pinker, S.verdeutlicht dies an den unregelmäßigen, starken Verben (wie singen, sang, gesungen), die gelernt und somit eingeprägt werden müssen. Diese Verbindung wird nicht nur in der Morphologie sondern auch in der Aussprache von Wörtern deutlich, beispielsweise bei Ortsnamen. Wir sprechen deshalb auch vom phonetisch-phonologischen Wort, da eine Verbindung von phonetischer, realisierter Substanz und phonologischer, abstrakter Funktion existiert.
Die gesprochenen Wörter können segmentiert werden, die Laute, Silben und Akzente sind die wesentlichen Teile. Dabei sind einige Laute (Phoneme) Phonemeaufgrund ihrer distinktiven (unterscheidenden) Merkmale für die Bedeutungsdifferenzierung von Relevanz. Sie führen dazu, dass sich verschiedene Wörter in ihrem Klang unterscheiden. Beispielsweise ist dies bei den Wörtern in (2.1) der Fall. /H/, /G/, /M/ sind hier bedeutungsdifferenzierend (im Deutschen gibt es etwa 20 Konsonanten- und 16 Vokalphoneme).
(2.1) | a. Hut /hu:t/ b. Gut /gu:t/ c. Mut /mu:t/ |
Es ist aber nicht so, dass unterschiedliche Bedeutungen immer mit unterschiedlichen Klangbildern verknüpft sind, wie das auch in (2.2) der Fall ist. Bank
(2.2) | Bank /baŋk/ (‘Sitzgelegenheit’ vs. ‘Geldinstitut’ vs. …) |
Die Sprachbenutzenden erkennen die Wörter aufgrund der gespeicherten LautbilderLautbilder. Dies zeigt sich darin, dass Wörter durch prosodische Mittel, beispielsweise mit einer Akzentsetzung, hervorhebbar sind. In der Regel wird das mündliche Wort als eine prosodische Einheit charakterisiert, wie bei Meibauer (2002, S. 17)Meibauer, J., der Folgendes ausführt: „man benötigt […] einen Wortbegriff, der sich auch in Bezug auf die gesprochene Sprache bewährt. Dies könnte man dadurch erreichen, dass man Grenzsignale wie Wortakzent oder Sprechpausen zwischen zwei Wörtern in die Definition einbezieht. Man kann dann vom phonologischen Wort sprechen.“ Das eigentliche Problem besteht aber darin, dass es diese Grenzsignale objektiv nicht gibt und Pausen eher die Ausnahmen sind.
2.3 Das grafische Wort
Da neben dem Sprechen das Lesen und Schreiben konstitutiv für die Sprachfähigkeit einer entwickelten Sprache ist, gilt es die grafischen Wörter einzubeziehen, auch wenn es Sprachen und Existenzformen (Dialekte) gibt, die nicht verschriftlicht sind.
Beim Definieren Wortgrafischesdes schriftlichen Wortes (auch graphematischen Wortes) spielt die Pause eine wichtige Rolle. Die grafischen Wörter sind daran erkennbar, dass nach jedem Wort im Text eine Lücke folgt, ein Zwischenraum gelassen wird. Wann aber eine Lücke gelassen werden muss, ist häufig unklar. Es sei nur darauf verwiesen, dass eine Hauptquelle für Orthografieverstöße Orthografieverstößein der deutschen Sprache der Bereich Getrennt- und Zusammenschreibung ist. Das hat neben den historischen Entwicklungsprozessen seine Ursache im Einwirken mehrerer Prinzipien auf die normgerechte Schreibung (vgl. Fuhrhop, 2006; Wurzel, 2000)Fuhrhop, N.Wurzel, W. U.:
1 Das WorteinheitsprinzipOrthografieWorteinheitsprinzip: Ein Wort bildet eine grafische Einheit und wird deshalb zusammengeschrieben.
2 Das WortbildungsprinzipOrthografieWortbildungsprinzip: Durch eine Wortbildung zusammengefügte Morpheme und Stämme werden zusammengeschrieben (Tisch + -ler = Tischler; Tischler + Werkstatt = Tischlerwerkstatt; …).
3 Das RelationsprinzipOrthografieRelationsprinzip: Einheiten, die nicht als syntaktische Relation analysierbar sind, werden zusammengeschrieben (vgl. (2.3)). Gartenzaun
(2.3) | a. Er streicht den Gartenzaun. b. * Er streicht den Garten Zaun. c. Er streicht den Zaun um den Garten. d. * Er streicht den Zaunumgarten. |
2.4 Das morphologische Wort und seine Komponenten
Wir sehen die Morpheme als kleinste bedeutungstragende sprachliche Einheiten an. Sie sind u.E. zwar auch Lexikonbestandteile; sie treten jedoch nur als „Wortbausteine“ auf. Wir klassifizieren sie, wie in Abbildung 2.2 skizziert.
Im Falle der Basismorpheme können sie auch einzeln ein Wort bilden (wie dort). Verben müssen aber beispielsweise im Deutschen immer ein grammatisches Morphem hinzunehmen (lieg-t, lieg-en)Morphemarten.
Morpheme
Das morphologische Wort Wortmorphologischesist dadurch charakterisiert, dass es mindestens aus einem lexikalischen Morphem besteht. Wörter werden durch die Verbindung von Morphemen gebildet bzw. sie können in Morpheme zerlegt werden. Dies trifft auch auf das Wortungetüm das Jugendfreiwilligendienstegesetz (JFDG) zu, das 2008 kreiert wurde. Dabei wird beim Wort, wie auch beim Satz, davon ausgegangen, dass der linearen phonetisch-orthografischen Struktur eine hierarchische Wortstruktur entspricht. Das ist in Abbildung 2.3 dargestellt.
Binäre Wortstruktur
Aus morphologischer Sicht gibt es in der deutschen Sprache zwei Gruppen Wortklassemorphologischevon Wörtern:
Die 1. Gruppe unterteilt hinsichtlich des Gesichtspunktes, ob die Wörter nur aus einem Morphem bestehen oder Morphemkombinationen sind, in Wurzelwörter und Wortbildungen.
Die 2. Gruppe gliedert sich in flektierende bzw. nicht flektierende Wörter, also danach, ob die Wörter ihre Form im Satz verändern können oder nicht.
Aus der Wortbildungssicht gibt es also Wörter, die nur aus einem TischBasismorphem (Tisch) bestehen, und solche, die morphologisch komplex sind (Tischler, Tischlerwerkstatt). Nach dem zweiten Gesichtspunkt unterscheiden sich die deutschen Wörter nach ihrer Flexionsfähigkeit in flektierbare und nicht flektierbare WörterWörter;flektier-& unflektierbare. Die flektierbaren bilden in der Verwendung Wortformen, die nicht flektierbaren können keine Wortformen bilden. Die flektierenden Wörter schaffen FormenparadigmenFormenparadigmen, die lexikalisch-paradigmatische Einheiten darstellen. So können die meisten Adjektive in unflektierter Form als Prädikative heiß(Manche mögen’s heiß.) auftreten oder in flektierter Form als Attribute (ein heißer Tag, СКАЧАТЬ