Название: Хайпанём? Взрывной PR: пошаговое руководство
Автор: Роман Масленников
Издательство: Феникс
Жанр: Маркетинг, PR, реклама
Серия: Вершина успеха (Феникс)
isbn:
isbn:
Die achsenzeitliche Sicht, dass jedes Individuum eine persönliche Beziehung zur Transzendenz hat, hatte auch Folgen in Richtung Demokratie. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (wie einer kurzen, unvollständigen im antiken Athen), entfalteten sich entsprechende Möglichkeiten aber erst in der Neuzeit. Bis dahin diente die hierarchische Ordnung einer höheren Wirklichkeit über der Menschenwelt auch als Vorbild, ungleiche Gesellschaftsstrukturen zu reproduzieren und zu rechtfertigen. Religion wurde Brock und Thistlethwaite zufolge »oft metaphorisch und mythisch in Anspruch genommen, um Macht innerhalb ihrer eigenen Systeme zu strukturieren. Hierarchische Bilder totalitärer Macht wurden in Symbole der Güte umgedeutet.«
Heute sind wir zunehmend mit einer weiteren Hierarchie von Herrschaft und Privilegien konfrontiert, nämlich jener zwischen homo sapiens sapiens und (dem Rest) der natürlichen Welt. Der achsenzeitliche Dualismus zwischen höheren und niederen Welten hat sich auch in der Entfremdung zwischen dem Kollektiv-Ego der Menschheit und der übrigen Biosphäre, die an den Folgen unserer institutionalisierten Gier und Ausbeutung leidet, nachgebildet. Der rasante Klimawandel – inzwischen nicht mehr nur eine zukünftige Möglichkeit – verlangt von uns, eine neue Beziehung zu finden, die unsere Nichtdualität mit und unsere Verantwortung für die Erde anerkennt, die ja nicht nur unsere Heimat, sondern auch unsere Mutter ist. Im dritten Teil werden wir die auffallenden Parallelen zwischen unserer immerwährenden individuellen Notlage – dem verblendeten Glauben an ein von anderen getrenntes Selbst – und unserer aktuellen kollektiven Not im Verhältnis zur Biosphäre betrachten.
Dieser dreifachen axiologischen Kritik am kosmologischen Dualismus – bedrückende Machtgefälle zwischen Männern und Frauen, Herrschern und Untertanen sowie zwischen der Menschheit und dem Rest der Natur – muss man noch die von den Naturwissenschaften gebotene kritische Perspektive hinzufügen. Die Erklärungsmacht und der Erfolg der Wissenschaften sind die größte Herausforderung für jeden religiösen Glauben an eine transzendente Welt jenseits der unsrigen. Heutzutage liegt das größte Problem derartiger Dualismen natürlich darin, dass die in der modernen Welt am höchsten geachtete Erkenntnisquelle nichts entdeckt hat, was einen solchen Glauben stützt. Früher lebte Gott im Himmel über den Wolken, heute aber haben wir andere Vorstellungen von den Gefilden über und jenseits der Erdatmosphäre.
Zusammengenommen widerlegen diese Einschätzungen nicht die Möglichkeit einer Wirklichkeitsdimension, die diese Welt transzendiert, sie regen uns aber an, diese Version einer begrifflichen Formulierung der buddhistischen Erfahrung des Erwachens kritisch zu befragen. Man kann die Schlussfolgerung kaum vermeiden, dass der achsenzeitliche Typ der Transzendenz, so wertvoll er geschichtlich war, dem nicht mehr gerecht wird, was wir heute wissen. Achsenzeitliche Vorstellungen dienten als symbolische Hebel, uns aus dem Eingebettetsein vorachsenzeitlicher Gesellschaften zu befreien; heute müssen wir von ihren Dualismen frei werden, denn sie haben ausgedient. Gibt es ein anderes Paradigma, das – ohne gleichzeitige Abwertung dieser Welt – die transformierende Hebelkraft: liefern könnte, die wir weiterhin brauchen?
DAS IMMANENZPROBLEM
Erleuchtung ist nicht durch Imaginieren von Lichtwesen zu erreichen, sondern indem man sich die Dunkelheit bewusst macht.
Carl Gustav Jung
Nicht zuletzt als Reaktion auf den kosmologischen Dualismus zwischen Samsara und Nirvana wurde, besonders im modernen Buddhismus des Westens, eine nicht-transzendente Alternative populär: ein Verständnis des buddhistischen Pfades als Programm psychischer Entwicklung, das uns hilft, persönliche Probleme, zumal unseren »Affengeist« mit seinen lästigen Emotionen, zu bewältigen.
In allen Kulturen, in die er gelangte, beeinflussten sich der Buddhismus und die jeweils vorhandenen Glaubenssysteme gegenseitig, und das führte zu neuen Entwicklungen. Der Hauptschauplatz dieses Austauschs ist heute nicht die Begegnung mit der jüdisch-christlichen Überlieferung, sondern mit der Psychologie, und sie hat schon zu innovativen Ansätzen in der Psychotherapie sowie neuerdings zum außerordentlichen Erfolg der Achtsamkeitsbewegung geführt.
Es gibt mittlerweile eine umfangreiche, rasch wachsende Literatur über die Beziehung zwischen Buddhismus und Psychotherapie. Viele westlich ausgebildete Therapeutinnen und Therapeuten praktizieren auch den Buddhismus und integrieren Kontemplationstechniken in ihre Therapie. Manche von ihnen sind auch als buddhistische Lehrende autorisiert. Der Buddhismus bietet neue Sichtweisen auf die Natur psychischen Wohlbefindens und neue Praktiken, es zu fördern.
Es gibt viele individuelle Probleme, die anzugehen nie zuvor Aufgabe oder Ziel des Buddhismus war; dazu gehören das ganze Spektrum psychischer Krankheiten, von Angstzuständen bis zu Depression und Psychosen, sowie die praktischen Fragen von Paarbeziehungen.
Harvey Aronson
Andererseits haben westliche Praktizierende im Verlauf mehrerer Jahrzehnte ernsthafter buddhistischer Übung erkannt, dass Meditation alleine nicht immer genügt, um tief wurzelnde psychische Probleme und Beziehungsschwierigkeiten zu lösen. Psychotherapeutische Arbeit hat in ihrer noch recht kurzen Geschichte ziemlich weitreichende Einsichten in die Mechanismen der Leugnung, Rationalisierung, Regression, Projektion und dergleichen gewonnen. Das ermöglicht uns, zu verstehen, wie oder wo die buddhistische Praxis manchmal in die Irre geht. Als Beispiel kann die komplizierte Übertragung und Gegenübertragung dienen, durch die Beziehungen zwischen Therapeutin und Klient (oder auch Lehrer und Schülerin) verdreht werden können.
In ihrer ursprünglichen psychoanalytischen Definition gilt Übertragung als unbewusste Neigung von Patienten, Emotionen und Verhaltenstendenzen, die sie einer bestimmten Person (etwa einem Elternteil) gegenüber empfinden, auf eine andere Person (beispielsweise die Therapeutin oder den Guru) zu übertragen. Gegenübertragung tritt auf, wenn die Therapeutin (oder der Guru) sich in diese Übertragung verwickelt. Wenn spirituell Lehrende von einem Kreis begeisterter Anhänger umgeben sind, die zu ihnen aufblicken, als seien sie Götter, dann liegt eine Übertragung vor. Wenn die Lehrenden nun beginnen, ihnen darin beizupflichten, dann liegt eine Gegenübertragung vor – aus buddhistischer Sicht: eine mit dem gewöhnlichen Verständnis des Erwachens zwar unvereinbare, aber durchaus nicht seltene Art von Verblendung.
Traditionelle buddhistische Lehren haben solche Mechanismen nicht beschrieben, denn ihr Fokus war ein anderer. Die Praxis des buddhistischen Mahayana betont beispielsweise die Erkenntnis der »Leerheit« aller psychischen Phänomene; die Psychotherapie hingegen will verstehen helfen, wie diese Phänomene auf unsere Beziehungen einschließlich der Beziehung zu uns selbst einwirken. Die wichtige Entdeckung ist nun, dass beide Ansätze einander ergänzen können, denn es geht ihnen um dasselbe: um die Linderung persönlichen Leids.
In der Psychotherapie beginnen Klienten ihren Weg mit ähnlichen Absichten, wie der Buddha sie hatte, als er seine spirituelle Laufbahn begann. Was ist die Wahrheit meines Lebens? Wer bin ich, und warum handle ich so, wie ich handle? Warum bin ich weiter unglücklich, da ich doch alles habe? In einer Therapie geht es darum, realistisch zu werden. Wir beginnen damit, den aktuellen Zustand unseres Lebens und unserer Beziehungen hier und jetzt zu prüfen. Wir fangen mit unserem neurotischen Ich an und betrachten die Art und Weise, wie wir persönliche Freiheit, Liebe und Verbundenheit suchen und doch immer wieder leidend mit leeren Händen da stehen. Ähnlich wie zu Beginn des Meditierens können wir nur dort anfangen, wo wir sind.
Tina Fossella
Die Hauptschwierigkeit für beide Seiten in diesem Dialog besteht darin, der Versuchung zu widerstehen, die andere zu verschlingen. Aus therapeutischer Sicht ist es leicht, buddhistisches Erwachen als eskapistische Phantasie zurückzuweisen, und ebenso leicht können Buddhisten einen psychotherapeutischen Blick auf Beziehungsprobleme СКАЧАТЬ