Название: Хайпанём? Взрывной PR: пошаговое руководство
Автор: Роман Масленников
Издательство: Феникс
Жанр: Маркетинг, PR, реклама
Серия: Вершина успеха (Феникс)
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Im Gesehenen gibt es nur das Gesehene, im Gehörten gibt es nur das Gehörte, im Empfundenen gibt es nur das Empfundene, im Erkannten gibt es nur das Erkannte: Dies, Bahiyer, ist, wie du dich selbst üben solltest.
Wenn es für dich, Bahiyer, im Gesehenen nur das Gesehene, im Gehörten nur das Gehörte, im Empfundenen nur das Empfundene, im Erkannten nur das Erkannte gibt, dann gibt es, Bahiyer, in Verbindung damit kein »Du«.
Wenn es, Bahiyer, in Verbindung damit kein »Du« gibt, dann ist da kein »Du«.
Wenn es da, Bahiyer, kein »Du« gibt, dann bist du, Bahiyer, weder hier noch dort noch zwischen beiden.
Das, genau das, ist das Ende des Leidens.
Udana 1.10
Das Ende des Leidens ist die häufigste Umschreibung von Nirvana, das auch der Bahiyer erlangte, sobald er diese Worte gehört hatte. Später werden wir auf diese Passage zurückkommen; jetzt sei nur angemerkt, dass es auch hier keinerlei Hinweise auf die Beendigung der Wiedergeburt gibt oder darauf, irgendeine andere Wirklichkeit zu erlangen. Stattdessen gilt es als hinreichend, durch Fokussierung auf das Gesehene und Gehörte die Vorstellung eines Selbst, das dieses Sehen, Hören und so weiter tut, zu überwinden.
Natürlich können diese wenigen Belege aus einigen Abschnitten des Palikanons keine gründlichere Analyse seiner Lehren ersetzen. Sie genügen aber, Zweifel an einem Verständnis von Nirvana anzumelden, das in den frühesten Texten definitive Antworten zu finden versucht. Ich habe mich manchmal gefragt, warum der Buddha sich nicht klarer hinsichtlich der Natur des Nirvana ausgedrückt hat. War auch dies ein Beispiel für seine Anweisung, wir sollten uns nicht übermäßig in die Philosophie vertiefen? »Wenn du verstehen willst, was das Nirvana ist, erfahre es selbst!« Vielleicht war er aber auch so deutlich, wie er sein konnte. Liegt das Grundproblem in den Beschränkungen der Sprache? Gibt es die Abweichungen im Kanon deshalb, weil unterschiedliche Schüler des Buddha sich an verschiedene Lehren erinnert oder unterschiedlich verstanden haben? Oder sind diese Widersprüche erst später, infolge absichtlicher oder unabsichtlicher Veränderungen im Zuge mündlicher Übertragung und Erklärung, aufgekommen? Oder gibt es die Unstimmigkeiten nur in unserem nicht erwachten Geist?
Die eine Hälfte der Menschheit hält beispielsweise die Bilder ihrer religiösen Überlieferungen für Fakten. Die andere Hälfte macht geltend, dass sie keineswegs Fakten seien. Das Ergebnis: Wir haben jene, die sich für Gläubige halten, weil sie Bilder als Fakten annehmen, und wir haben jene, die sich als Atheisten verstehen, weil sie religiöse Bilder für Lügen halten.
Joseph Campbell, Thou Art That: Transforming Religious Metaphor
Mein Hauptanliegen ist hier, jegliche Auffassung von Nirvana als nichtbedingtem Bereich, der von der bedingten Welt, in der wir nun leben, getrennt sei, kritisch zu befragen: Macht solch eine transzendente Deutung des Erwachens vielleicht den gleichen Fehler, dem viele religiöse Überlieferungen erliegen – Metaphern wortwörtlich zu nehmen? Verwirklichung des Todlosen – dessen, was jenseits von Geburt und Tod liegt – lässt sich als Erlangen einer anderen Wirklichkeitsdimension auffassen und damit als Flucht aus dieser vergänglichen Welt, in der alles entsteht und vergeht. Man kann es aber auch als Umschreibung der Empfehlung des Buddha an den Bahiyer verstehen, hier und jetzt zu erkennen, dass es kein »Du« gibt, das je geboren wurde oder sterben kann. Modern ausgedrückt ist die Vorstellung eines »Ich«, das diese Erfahrungen hat, ein Konstrukt, das der Buddha uns zu dekonstruieren rät, denn die Illusion eines getrennten Selbst ist die Quelle unseres beschwerlichsten Dukkha. Vielleicht geht das aber nicht damit einher, dass man irgendeine andere Realität erreicht, sondern offenbart nur die wahre Natur dieser Realität.
DAS TRANSZENDENZPROBLEM
Der Einfluss achsenzeitlicher Überlieferungen wird weiter abnehmen, je deutlicher sich zeigt, dass ihre Werkzeuge den moralischen Herausforderungen der Globalisierungsproblematik nicht gewachsen sind. Vor allem soweit diese Überlieferungen einen kosmologischen Dualismus und individuelle Erlösung betonen, kann man ihnen Gleichgültigkeit gegenüber der Integrität natürlicher und sozialer Systeme vorwerfen.
Loyal Rue, Everybody’s Story
Eine Dualität zwischen dieser unbefriedigenden Welt des Samsara und einem überweltlichen Ziel mag die ursprünglichen Ansichten des historischen Buddha zutreffend widerspiegeln oder auch nicht. Ähnliche Dualitäten findet man auch in vielen anderen spirituellen Überlieferungen, die etwa zur selben Zeit – in der sogenannten Achsenzeit, der Periode von circa 800 bis 200 v.u.Z. – entstanden sind. Der deutsche Philosoph Karl Jaspers hat die Auffassung vertreten und bekannt gemacht, während dieser Geschichtsperiode seien voneinander unabhängig in China, Indien, Persien, Judäa und Griechenland die spirituellen Fundamente der Menschheit gelegt worden. Damals entstanden nicht nur der Buddhismus, sondern auch der Vedanta, Jainismus, Konfuzianismus, Daoismus, das Judentum sowie die vorsokratische griechische Philosophie und der Platonismus – und gemeinsam bilden sie heute die Grundlagen der wichtigsten Religionen, einschließlich des Christentums und des Islam.
Die abrahamitischen Glaubensrichtungen heben einen Schöpfergott (im Himmel) von unserer gefallenen Welt ab. Die Überlieferungen des Vedanta unterscheiden diese trügerische Welt der maya (Illusion) von Brahman, dem Grund des Universums. In beiden Fällen wird die Welt, wie wir sie gewöhnlich erfahren, im Vergleich mit einer transzendenten Realität abgewertet. Auch der frühe Buddhismus stützte sich nach allgemeinem Dafürhalten wie diese anderen Entwicklungen der Achsenzeit auf einen kosmologischen Dualismus. Statt des Gegensatzes zwischen Gott und seiner Schöpfung gab es den zwischen Samsara und Nirvana, und unsere Welt wurde auf ganz ähnliche Weise als ein Ort des Leids, der Begierde und der Verblendung gesehen und abgewertet. Wie im Vedanta und in den abrahamitischen Traditionen galt es gewöhnlich als höchstes Ziel buddhistischer Praxis, die Welt zu transzendieren. Erneut müssen wir aber fragen: Was ist mit »transzendieren« gemeint? Heißt das, in irgendeine andere Wirklichkeit zu fliehen, oder heißt es, zu erkennen, dass diese Welt eigentlich ganz anders ist, als wir bisher geglaubt haben?
Ein weiterer Aspekt des kosmologischen Dualismus dieser Traditionen ist die Auffassung, meine individuelle Erlösung oder persönliche Befreiung sei von deiner unabhängig. Wie das Zitat von Loyal Rue nahelegt, kann uns das Bestreben, ein Nirvana zu erlangen, das diese Welt des Samsara transzendiert, von den ökologischen und gesellschaftlichen Aufgaben ablenken, die sich uns gerade hier stellen. Warum sollen wir uns um das kümmern, was hier passiert, wenn unsere höchste Bestimmung doch anderswo liegt? Falls unser grundlegendes Dukkha aber auf der verblendeten Annahme eines Selbst beruht, das sich vom Rest der Welt getrennt wähnt, dann dürfen wir Erleuchtung nicht so auffassen, als würde jenes Selbst nun irgendeine andere Wirklichkeit erlangen. Wie wir sehen werden, kann man Erwachen gemäß einer Umschreibung von Dogen auch als ein Sich-selbst-Vergessen verstehen – als Loslassen des Selbstsinns und Erkennen der eigenen Nichtdualität mit der Welt. Diese Verwirklichung motiviert ganz natürlich zu verantwortlichem Tun für die Welt, denn man kann nunmehr das Wohl »anderer« nicht mehr vom eigenen trennen.
Trotz vieler Unterschiede zwischen den Überlieferungen der Achsenzeit zeigen sie bemerkenswerte Parallelen. Ganz allgemein unterschieden sich diese Weltanschauungen stark von Vorgängerkulturen wie denen Mesopotamiens oder Ägyptens. Dort hatte man geglaubt, die Götter kommunizierten mit den Menschen vor allem durch den König, Kaiser oder Pharao, der an der Spitze der sozialen Pyramide stand. Die Autorität dieser Herrscher war gleichermaßen heilig und weltlich, denn nur sie standen in unmittelbarer Beziehung mit den göttlichen Gefilden; faktisch galten die Herrscher oft als Götter oder gottähnlich. Zusätzlich zu ihren politischen Pflichten wirkten sie als Oberpriester und zelebrierten die Rituale zur Erhaltung der Harmonie zwischen der menschlichen und der himmlischen Ordnung – Feiern, die nur sie leiten СКАЧАТЬ