Название: Luft an Land
Автор: Lili B. Wilms
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783960894759
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Fabian nickte. Er hatte sich nach Izis Erklärungen mitreißen lassen.
Sie gingen beide zur Tür und Izi brachte ihn zum Aufzug. Während sie auf ihn warteten, redete er beruhigend auf Fabian ein. Dieser konnte verstehen, wie Izi auf seine Mandanten wirken musste. Das kühle Äußere fand sich in seiner ganzen Art nicht wieder.
Nachdem Fabian schon im Aufzug stand, verabschiedete sich Izi noch mal. »Und vielleicht kommst du ja mal wieder im Studio vorbei«, war das Letzte, was Fabian hörte, bevor sich die Türen schlossen.
Kapitel 3
Izaak
Oh, das war zu viel des Guten. Den letzten Satz hätte er sich sparen sollen. Nein. Das war nicht gut. Fabian war zum Ende des Gesprächs endlich aufgetaut und hatte nicht mehr den Eindruck gemacht, er würde zur Schlachtbank geführt werden – mit Izaak als Henker. Und er musste es übertreiben. Ah, verdammt. Wieso konnte er nicht erkennen, wann es genug war?
Er selbst hatte gedacht, er würde träumen, als er ins Besprechungszimmer gekommen war. Er hatte den Namen Fabian Maier gelesen und sogar an »seinen« Fabian gedacht. Wie so oft in den vergangenen Wochen. »Seinen« Fabian – was für ein Unfug. Aber der Vorname hatte die Erinnerung natürlich wieder wachgerüttelt.
Für einen Moment hatte er gedacht, seine Vorstellungskraft hätte Fabian vor ihm materialisiert. Aber nein. Wie groß war der Zufall, dass der Kerl, der ihn so innig geküsst hatte, dass er Wochen danach noch immer davon träumte, ein Problem mit Geschwindigkeiten hatte. In Nicks Büro hatte Izaak davon nichts feststellen können. Fabian hatte in allem, was er getan hatte, das perfekte Tempo an den Tag gelegt.
»Alles klar?« Izaak drehte sich zu Bernadette um, die am Empfang saß und ihn fragend ansah. »Du stehst hier und beobachtest die geschlossene Aufzugtür wie … ich weiß nicht wie. Stimmt was nicht mit dem Mandanten?«
»Oh, nein. Alles Bestens. Ich hab nur kurz überlegt.« Unschlüssig, ob er es dabei belassen sollte, konnte es sich dann aber nicht verkneifen, sicher zu gehen, dass sie abgelenkt war. »Berni«, setzte er den von ihr so verhassten Spitznamen hinterher. Das obligatorische Schnauben der Empfangsdame kam prompt und zufrieden schritt er in sein Büro.
Der Rest des Tages verging wie im Flug. Da seine Gedanken ohnehin immer wieder zu Fabian und ihrer überraschenden Begegnung zurückkehrten, beschloss Izaak, entgegen seiner üblichen Gewohnheiten an einem Wochentag, die Kanzlei ungewöhnlich früh zu verlassen. Damit hätte er noch Zeit zu Nadines Pilates-Stunde im Fitnessstudio zu gehen. Er packte seine Sachen und verließ schnellen Schrittes das Bürogebäude.
Er musste dringend mit seinen Freunden über die Ereignisse des Tages reden. Wie vom Donner gerührt blieb er mitten auf dem Gehweg stehen. Eine Frau mit großen Einkaufstaschen an beiden Händen drehte sich zu ihm um, während sie ihn überholte und blinzelte ihn böse an. »O mein Gott«, formulierten seine Lippen lautlos und sie zog ihre Stirn in Falten. »O mein Gott«, sprach er etwas lauter und die Dame blieb stehen.
»Sind Sie in Ordnung?«
Izaak schüttelte sich und setzte ein geschäftsmäßiges Lächeln auf. »Entschuldigen Sie, ich blockiere den Weg.« Hastig lief er davon. Er konnte wegen der anwaltlichen Verschwiegenheitspflicht niemandem davon erzählen. Fabian war sein Mandant und so unwillig, wie er mit seinen privaten Details rausgerückt war, wäre er vermutlich nicht erfreut, falls Izaak seine Verschwiegenheit brechen würde. Nein! Innerlich schrie er auf. Er würde platzen, wenn er nicht darüber reden konnte, Fabian wiedergesehen zu haben.
In welche Misere hatte er sich da geritten? Fieberhaft überlegte er, wie er Tobi und Nadine davon erzählen konnte, ohne seine Standespflichten zu verletzen. Er griff sich ins gestylte Haar und verstrubbelte es energisch. Es war völlig ausgeschlossen, einen Weg zu reden zu finden, ohne dass seine Freunde ihm jedes Detail aus der Nase zogen. Vielleicht sollte er statt ins Pilates zum Kickboxen gehen. Die nervöse Energie, die sich durch seinen Körper zog, fühlte sich ungesund an.
Als Izaak und seine beiden Freunde drei Stunden später aus dem Übungsraum gingen, hielt ihn Tobi am Arm fest. »Okay, was ist los mit dir? Du bist ein Nervenbündel.«
»Es ist nichts. Gar nichts. Stress in der Arbeit.«
»Seit wann lässt du dich von der Arbeit stressen?«
»Gar nicht – es ist quasi schon vorbei.«
Mit skeptischer Miene betrachtete ihn Tobi von oben bis unten. Nadine hakte sich bei Izaak unter und zog ihn in den Flur in Richtung der Umkleiden. »Sollen wir noch in die Sauna? Du wirkst wirklich etwas angespannt.«
Izaak pustete die Luft lange über seine Lippen aus. »Warum geht ihr nicht in die Sauna und ich mach mich in Ruhe fertig und warte auf euch?«
Nadine seufzte und Izaak setzte an, etwas zu sagen, als Tobi ihn unterbrach: »Du musst loslassen, Izi. Er ist nicht da. Du denkst, wir merken das nicht, dass du hier sitzt und nach Fabian Ausschau hältst? Auch wenn es nichts für mich ist – deine romantische Ader in allen Ehren –, ich will dir nicht reinreden. Aber das wird langsam ungesund. Vor allem musst du endlich mal lernen, was casual sex bedeutet. Das war das nämlich. Nicht mehr.«
In Izaak brodelte es. Wie oft hatte ihm Tobi genau dieselbe Rede gehalten? Aber darum ging es nicht. Oder nicht genau. Also irgendwie schon, aber doch nicht. Und er konnte nichts sagen. Es war zum Mäuse melken. »Du sagst doch immer, ich solle mehr unverbindlichen Sex haben, seit wann soll ich das nicht mehr?«
Tobi hob abwehrend die Hände. »Ich habe mich getäuscht. Ich gebe es zu – ich habe von mir auf andere geschlossen. Vor allem dachte ich, du könntest es lernen, aber das ist wohl nicht möglich. Dein letzter Versuch hat gezeigt, dieses Unterfangen ist zum Scheitern verurteilt. Manche Menschen sind nicht für Gelegenheitssex geschaffen – es ist unerklärlich. Entweder der Sex ist schrecklich für dich oder du hängst dich an den Typen auf. Es gibt keine gesunde Mitte für dich. Ich gebe auf mit dir. Und ich ertrage es nicht, dass du weiterhin so einen Flunsch ziehst.« Nachdenklich tippte sich Tobi mit dem Finger auf der Lippe herum. »Was sag ich denn jetzt zu dir? Am liebsten würde ich dir raten: Lenk dich ab. Aber wie macht man das, wenn man keinen neuen Mann unter oder über sich will, um den Letzten zu vergessen?«
Izaak und Nadine lachten beide und Tobis Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Keine Ahnung, Tobi. Was könnten wir machen, außer noch mehr Sex zu haben, um uns von Sex abzulenken?« Tobi schubste Nadine leicht an der Schulter und schüttelte lachend den Kopf.
»Hi!«
Ruckartig schnellten alle drei Köpfe herum, zur Quelle der tiefen Stimme, die hinter ihnen aus dem Nichts aufgetaucht war.
Fabians Gesicht zeigte wieder diese verspannte Konzentriertheit, die Izaak als Erstes an ihm aufgefallen war. Die grauen Augen fest auf Izaak gerichtet wurde der intensive Blick jedoch durch Fabians Lippen, um die ein kaum wahrnehmbares Lächeln spielte, aufgeweicht.
»Na wen haben wir denn da?« Izaak erschrak über Tobis Worte und versetzte ihm einen kleinen Schubs.
Fabians Mund presste sich leicht zusammen und sein Ausdruck nahm etwas um Entschuldigung Bittendes an. »Ich dachte, ich nehme mir deine СКАЧАТЬ