Meine Seele will endlich fliegen. Hermine Merkl
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Название: Meine Seele will endlich fliegen

Автор: Hermine Merkl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783991076704

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СКАЧАТЬ den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“

      Max Frisch

      Krisen. – Sie kommen unvorbereitet. Keiner mag sie und doch gehören sie zu unserem Leben dazu. Es ist, als hätten wir mit ihnen auf der Reise unseres Lebens eine ganz besonders interessante „Attraktivität“ dazu gebucht, ohne uns dessen bewusst zu sein. Das Problem ist nur, dass sie so gänzlich unverhofft in unser Leben drängen. Sie geschehen, ohne dass wir gefragt werden, ob wir an dieser Art von Sonderveranstaltung Interesse haben. – Oder doch? – Und kommen wir aus diesen Krisen „ungeschoren“ davon? Heißt es nicht, dass wir unser Schicksal selbst in der Hand haben? – Dass wir mit unserem Charakter unser Schicksal bestimmen? – Dass wir dabei Gutes und weniger Gutes anziehen, je nachdem worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten? Derzeit scheint uns unser Schicksal an die Hand zu nehmen, um zu verändern, was der Veränderung bedarf.

      Sind wir als Menschheit in eine Sackgasse geraten, aus der uns unser Schicksal nun befreien will? – Sind wir im Kleinen (jeder Einzelne von uns) wie im Großen (gesamtgesellschaftlich gesehen) weltweit einem falschen Weg gefolgt? – Haben wir uns dabei selbst verloren? Heißt es nicht, das Schicksal meint es gut mit uns? – Es gibt so vieles, was wir in Zeiten von Schicksalsschlägen und Krisen nicht erklären können. Doch so fest wie uns die Krise in der Hand hat, sind wir aufgefordert durch diese hindurchzugehen. Sollen erkennen, was wir falsch gemacht haben. Sehen lernen, wo wir vom Weg abgekommen sind. Tun wir dies, können wir tatsächlich aus der Krise für die Zukunft lernen und ihr, wie es Max Frisch sagt, den Beigeschmack der Katastrophe nehmen. Doch damit dies geschieht, ist jeder Einzelne von uns gefragt. Nutzen wir die Zeit effektiv, kann Veränderung, Transformation und Heilung geschehen.

      Schriftsteller, Literaten wie Ernest Hemingway, Max Frisch und noch viele andere große Persönlichkeiten der letzten Jahrhunderte, lassen mit ihren Aphorismen, die sie uns als eine Art Vermächtnis hinterlassen haben, in uns im Hinblick auf das Phänomen einer Krise die Hoffnung aufkeimen, dass in jeder Krise bereits etwas Positives angelegt ist. Und letztlich zeigt uns zum Glück auch die Geschichte der Menschheit auf, dass es bei jeder Krise trotz anfänglichem Chaos irgendwie immer wieder weitergeht. Wenn auch anders als zuvor, denn eine wesentliche Aufgabe der Krise ist es, all das aufzulösen und zu zerstören, was uns nicht länger dient.

      Das Wort „Krise“ setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen. Ein Schriftzeichen bedeutet Gefahr. Das andere heißt Gelegenheit. – Doch Gelegenheit wozu? – Das herauszufinden liegt an uns. Hier ist jeder Einzelne von uns gefragt. Wir müssen uns bewusstwerden, dass letztlich jeder von uns irgendwie seinen Beitrag dazu geleistet hat.

      Lassen Sie mich dazu mit Betrachtung meiner eigenen Krise ein Beispiel geben, wie mich mein Schicksal herausgefordert hat, um mich endlich dazu zu bringen, aufzuwachen und zu erkennen, wie ich selbst sowohl bewusst, als auch unbewusst zu meiner Krise beigetragen habe. Anfangs habe ich mich noch dagegen gewehrt, dass ich selbst der vermeintliche Verursacher sein soll. Es wäre doch viel einfacher gewesen, dem einen oder anderen die Schuld für dieses und jenes zu geben. Aber ich konnte die Geschichte drehen und wenden, letztlich hat sie mich immer und immer wieder zu mir selbst zurückgeführt. – Ja, ich weiß, es hört sich nicht schön an, wenn man gesagt bekommt, dass man selbst Täter und Opfer zugleich ist. Kann ich sehr gut verstehen, dass einem dieser Gedanke nicht gefällt. Schließlich habe ich es für mich selbst erlebt.

      Lange habe ich überlegt, ob ich für dieses Beispiel mit meinem Namen stehen will. Im Grunde genommen ist es jedoch egal, denn ein Name ist nur ein Name. Nicht weniger, nicht mehr. Wenn ich dafür aber jemandem helfen kann, dann ist es mir dieses Bekenntnis zu meinen Fehlern wert. Schließlich sind wir alle hier, nicht um ein Geheimnis aus unseren Fehlern zu machen, sondern um aus ihnen zu lernen. Und außerdem weiß ich heute: Wenn’s weh tut, dann betrifft es nicht mein wahres Selbst, sondern dann fühlt sich nur und ausschließlich mein Ego verletzt. Und damit kann ich wiederum leben, denn letztlich ist es das Ego, das durch die Krise sterben soll. Schließlich hat es mich auf die Irr-Wege gebracht, die ich mir jetzt einmal aus anderer Perspektive heraus anzuschauen habe. Und dabei gibt es so manches zu entdecken, wie mein bisheriges Leben zeigt.

      Die Krise, die ich mit knapp 55 Jahren erlebt habe, forderte mich auf, meinen bisherigen Lebensentwurf, mein ganzes Denken, Handeln und Sein in Frage zu stellen. Es war wie ein Höllen-Schlund, der sich vor mir auftat. Und ich fiel direkt hinein. Konnte nichts stoppen. Ob ich wollte oder nicht, ich musste genau in dieses schwarze Loch hinein. Es schien keinen anderen Weg mehr zu geben als den, den ich vor mir sah. Und dieser Weg war ein sehr schmaler Grat. – Ein falscher Tritt. Und ich falle noch tiefer in diese schwarzen Untiefen hinein. – Was ist los? – Was soll ich hier? – Warum muss ich da durch? – Wollte ich das so? – ???

      Dieses schwarze Loch forderte mich auf, in meinem Leben die Pause-Taste zu drücken. Innezuhalten. Einen Schritt zurückzutreten. Die Situation auszuhalten. Die Leere auszuhalten. Mich auszuhalten. – Ja, Sie lesen richtig. Mich selbst auszuhalten und mir anzusehen, was ist. Was ich mir da erschaffen hatte. Es will, dass ich mir mein bisheriges Leben ganz genau ansehe, damit ich erkenne, wann genau ich von meinem Weg abgekommen bin. Damit ich erkenne, in welchen Sog ich da geraten bin. Damit ich erkenne, was es zu korrigieren gilt. Dass ich aus meinen Fehlern lerne und dass ich die notwendigen Schritte der Veränderung gehe. Denn mein Leben schreit förmlich danach, dass es so nicht weitergeht. – Was tun? – Verzweiflung? – Resignation? – Aus dem Leben gehen? – Weitergehen?

      Krise, Krankheit, Tod – wir haben sie verdrängt. Aus unserem Alltag, aus unserem Leben. Aus unserem Bewusstsein. Keiner will sie haben. Sie führen ein Schatten-Dasein. Dabei haben sie uns so viel zu sagen. Sie wollen mit uns eintreten in einen Dialog. Wollen mit uns kommunizieren. Fordern uns auf, uns näher mit ihnen zu befassen. Sie uns anzusehen. Ihre Botschaft zu verstehen. Sie fordern uns auf, uns ihrer bewusst zu werden. Sie wieder in unser Leben, in unser Sein zu integrieren. Denn trotz ihres bitteren Beigeschmacks gehören auch sie zum Leben insgesamt dazu. Sie wollen nicht ausgeklammert werden. Schließlich haben sie uns viel zu lehren. Doch um ihre Sprache, ihre Worte zu verstehen, bedarf es sehr viel Mut, Ausdauer und Geduld. Ihre Bewältigung kann uns gelingen, wenn wir bereit sind, in den Schmerz, den sie mit sich bringen, hineinzugehen, auf unsere innere Stimme zu hören und uns ihrer Führung anzuvertrauen.

      Ihr Weg führt uns – so mein Erleben – direkt in die Höhle des Löwen hinein. Es dauerte seine Zeit, bis ich verstanden hatte, wer dieser „Löwe“ war: mein Unterbewusstsein. Ihm stand ich völlig entwaffnet, nackt und mittellos gegenüber. Mit weit aufgerissenem Maul ließ es mich in seinen „Löwen-Schlund“ („Höllen-Schlund“) schauen und fauchte mich mit Gift, Galle und feuerspeiendem Atem an. Sie können sich vielleicht vorstellen, wie es mir bei diesem Anblick die Luft zum Atmen nahm. Ich fühlte mich fürs Erste mehr tot als lebendig. Voller Angst und am ganzen Körper zitternd wich ich anfangs vor diesem Ungeheuer zurück. Meine erste Reaktion: Panik und Flucht, als könnte ich vor ihm fliehen. – Es dauerte seine Zeit, bis ich in gebührendem Abstand zu ihm einen Platz fand, der mir so viel an Sicherheit bot, dass ich mich auf das, was unvermeidlich war, einlassen konnte. Natürlich entspringt dieses Bild meines Sturzes in die Höhle des Löwen meiner Phantasie, doch es beschreibt am ehesten meine Gefühle, sowie die Angst vor all dem Unbekannten, dem ich mich gegenübersah. So wie einem das Brüllen des Löwen durch Mark und Bein gehen kann, so bebte und zitterte auch ich am ganzen Körper. Musste erst lernen, mit all dem umzugehen, denn in dieser Höhle war nicht nur der Löwe. – Nein! – Da gab es noch so viele andere Fratzen und Gestalten. So viele Geister, die ich mit meiner Angst scheinbar heraufbeschwor. Sie alle sahen mich mit weit aufgerissenen Augen an. Zunächst erweckte es den Anschein, als hätten sie sich am liebsten gleich alle auf mich gestürzt. Zum Glück bewahrte mich mein Zusammenbruch davor und gewährte mir noch etwas Schonfrist.

      Die unbändige СКАЧАТЬ