Gottes Weg mit den Menschen. Jin Man Chung
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Название: Gottes Weg mit den Menschen

Автор: Jin Man Chung

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Forschung zur Bibel

isbn: 9783429063139

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СКАЧАТЬ Darstellung des Lebens Jesu seinem Wesen nach primär christologische Aussage“70. Seine Untersuchung widmet sich daher zunächst – und umfänglich – der Christologie des Matthäus, die dann durch die historischen und die eschatologischen Bezüge herausgestellt wird. Nach Strecker deutet Matthäus unter der Bestimmung einer Historisierungstendenz seine Christologie historisch, wie es sich in der Zeitanschauung, den geographischen und den sachlichen (Israelthematik und Jesus als Davidssohn) Vorstellungen zeigt71. Er hebe die Zeit Jesu als einen einmaligen Ausschnitt aus der Vergangenheit hervor. Er blicke von seiner Gegenwart auf den besonderen Zeitabschnitt Jesu in der Vergangenheit. Er zeichne eine kontinuierliche Linie von der Geburt bis zum Tod und zur Auferstehung, um der Biographie Jesu den historischen Charakter zu verleihen. Seine christologische Aussage als „ein der Vergangenheit angehörendes, zeitlich und räumlich fixierbares ‚Objekt‘“72 schließe jedoch nicht mit einem in sich geschlossenen Teil des Zeitablaufes, sondern deren Deutungshorizont werde dadurch erweitert, dass einerseits die Geschichte Israels als eine Vorgeschichte des Evangeliums vorgestellt (Mt 1,1-16) wird und andererseits eine neue Epoche, die Zeit der Kirche und ihrer Mission, nach der Auferstehung angedeutet ist (Mt 28,16-20). Der Zeitabschnitt des Lebens Jesu habe auf der historischen Ebene eine besondere Bedeutung, sei aber zugleich „von dem noch ausstehenden, Gericht und Heil bringenden Ende der Geschichte deutlich abgehoben“73. Die theologische Bedeutung Jesu sei nicht allein auf der Grundlage der Historie zu beschreiben. Jesus sei nicht nur der historische, sondern der eschatologische Kyrios, der gekommen ist. So werde sein Leben nicht zuletzt durch die Verkündigung gekennzeichnet, die sich als ethische Belehrung versteht, also als „Forderung, die durch den Blick auf das Eschaton motiviert ist, daher eschatologischen Anspruch erhebt“74. Der historische Moment werde jedoch nicht dem eschatologischen untergeordnet, umgekehrt aber auch nicht. Die Christologie des Matthäus sei nicht durch die Alternative „historisch“ oder „eschatologisch“ zu erschließen, sondern durch die Zusammenschau beider Aspekte. Insofern könne man das Leben Jesu „in den Kategorien der ‚Heilsgeschichte‘ begreifen, in der die lineare Periodisierung mit der eschatologischen Heilsbedeutung der Zeit zur Einheit verbunden ist“75. In der Mitte dieser Heilsgeschichte werde die eschatologische Forderung verkündet und vorbildhaft durch das Handeln Jesu praktiziert – z. B. bei seiner Taufe und seiner Passion.

      Die Zeit Jesu, die von den Propheten vorausgesagt war, weite sich nach der Ablehnung der Vorrechte Israels mit der Zeit der Kirche aus. Daher beginne mit der Auferstehung eine neue Periode der Heilsgeschichte, die von der Zeit Jesu abgehoben ist. Sie stehe allerdings in Verbindung mit der Vergangenheit. Sie bekomme vom Leben und Werk Jesu Sinn und Aufgabe. Die christologische Aussage finde in der ekklesiologischen einen Niederschlag. Matthäus charakterisiere seine Ekklesiologie durch die „Jünger“; sie bezeichneten die geschlossene Gruppe, die dem Herrn gegenübersteht. Sie bildeten zugleich die spätere Gemeinde im Voraus ab. In der Historisierungstendenz des Evangelisten sei der μαθητής-Begriff den Zwölf vorbehalten. Sie seien die Augen- und Ohrenzeugen des Lebens Jesu. Sie würden in der Aussendungsrede mit ihm parallelisiert, da sie durch ihre Machttaten das Eschaton vergegenwärtigen. In der Darstellung ihrer Gestalt spiegele sich die historisierende Akzentuierung wider, die aber durch das Petrusbild in ekklesiologischem Sinn typologisiert wird. Die Sendung der Jünger an alle Völker (Mt 28, 16-20) sei der Anfang der Kirche, so dass die Verbindung mit der heilsgeschichtlichen Periode gesichert ist. Die Ekklesiologie erlange eschatologische Qualität dadurch, dass die Gemeinde sich an den ethischen Forderungen Jesu ausrichte; sie solle in der Nachfolge Jesu die eschatologische Gerechtigkeit erfüllen. Sie sei aber fortwährend von der Versuchung der Sünde bedroht. Ihre christliche Existenz werde „durch eine ständige Bewegung zwischen Bejahung und Verneinung, Erfüllung und Nichterfüllung des eschatologischen Imperativs“76 charakterisiert. Für die Vollkommenheit hat deshalb dieses corpus mixtum die Paränese notwendig.

      Auswertung: Streckers Untersuchung zielt auf die Rekonstruktion der Heilsgeschichte ab. Das irdische Leben Jesu – von der Geburt über sein öffentliches Wirken bis zum Tod und zur Auferstehung – vollzieht sich auf der historischen Ebene. Das Heilsgeschehen durch Jesus entfaltet sich mit der Sendung der Kirche weiter, jedoch unter der Voraussetzung der Ablehnung Jesu durch Israel. Die Zeit der Kirche ist am letzten Gericht Gottes orientiert. Die ethischen Forderungen an die Jünger als Gegenstand der Basileia-Verkündigung Jesu sind schon eschatologisch ausgerichtet. Bei Strecker ist die Heilsgeschichte von der Historisierungstendenz bestimmt. Christologie und Ekklesiologie bewegen sich auf der historischen Ebene. Die Geschichte Jesu beruht aber m. E. nicht nur auf der historischen Erinnerung, sondern hat einen bleibenden Gegenwartsbezug. Sie gewinnt ihre Bedeutung dadurch, dass sie durch die Sendung der Kirche fortbesteht und damit transparent bleibt.

      Eduard Schweizer

      Die Frage, welches Verhältnis von Christologie und Ekklesiologie im Matthäusevangelium besteht, leitet auch Eduard Schweizer für seine Matthäus-Forschung77. Im Vorwort erwähnt er explizit, ihn habe besonders der „Zusammenhang der Ekklesiologie des Matthäus mit seiner Christologie interessiert“78. Als Schwierigkeit erkennt Schweizer jedoch, dass „Matthäus nie seine Theologie oder Christologie bewußt darlegt“, während bei Markus „schon der Aufriß des Evangeliums als ganzes eindeutig auf die Christologie zugespitzt“79 ist. Nach Schweizer zeige das Matthäusevangelium mehr das ekklesiologische Interesse als das christologische. Er sehe das Verständnis der „Gemeinde“ (Mt 16,18; 18,17) als sein zentrales Thema an.

      Vor dem Hintergrund, dass das Matthäusevangelium eine stark judenchristliche Prägung hat, denkt Schweizer an eine Gemeinde, „die in einem noch ganz vom Judentum bestimmten Bereich lebt und die jüdische Synagoge quer über der Straße stehen sieht“80. Die christliche Gemeinde sei an die Stelle Israels getreten, aber nicht so, dass sie sich als das „neue Israel“ verstände, sondern als das „andere Volk, dem jetzt der Weinberg Gottes übergeben ist“81. Sie sei die (neue) Gemeinde Jesu, die Jüngerschaft, die angehalten ist, den Willen des himmlischen Vaters zu tun. Sie höre niemals auf, sondern gehe mit der Verheißung des Auferstandenen (Mt 28,20) durch die Zeit weiter. Die Zugehörigkeit zu ihr bedeute aber nicht die Garantie des Heils. Die „Gemeinde“ sei ihrem Wesen nach ein corpus mixtum, eine Größe, in der Gute und Böse zusammenleben. Die Gemeindeglieder bedürfen deshalb der ethischen Weisung des Gesetzes Gottes in den Geboten Jesu und der Vergebung der Sünden, so dass sie – im Unterschied zu Israel – Früchte bringen. Ansonsten drohe auch ihnen das letzte Gericht Gottes, wenn der Menschensohn als Richter kommt.

      In seiner Untersuchung legt Schweizer das Hauptgewicht auf die Darstellung des Wesens und der Rolle der Gemeinde. Er erklärt die Ekklesiologie des Matthäus durch seine Christologie. Nach ihm bestehe im Aufriss des Evangeliums eine „enge Zusammengehörigkeit des Schicksals und Handelns Jesu mit dem seiner Jüngerschar82. Matthäus stelle Jesus als den kommenden Menschensohn-Richter und als die „inkarnierte Weisheit“83 vor. Insofern aber Gottes Weisheit in Israel mit dem Gesetz gleichgesetzt worden ist (vgl. Sir 24,23; Bar 4,1), sei in Jesus Gottes Gesetz Fleisch geworden. Nach Schweizer macht Matthäus allerdings keine Aussage über Jesu Präexistenz wie Paulus und Johannes. Er spreche von Jesu „Tätigkeit als des vollmächtigen und abschließenden Interpreten des Willens Gottes, wie dieser im Gesetz schon ausgedrückt ist“84. Jesus ermögliche durch sein Vorausgehen die Nachfolge. Die Ekklesiologie sei ihrerseits Christologie, wenn die „Gemeinde“ in der Nachfolge Jesu durch ihren prophetischen Verkündigungsdienst das Gesetz, das Gebot der Liebe, wirklich erfüllt.

      Auswertung: Schweizer legt eine stark ekklesiologisch orientierte Arbeit vor, wobei besonders das matthäische Gemeindeverständnis im Mittelpunkt steht. Dennoch gibt er seine Aufgabe, den Zusammenhang von Christologie und Ekklesiologie zu erschließen, nicht auf, sondern kommt ihr nach, indem er die Ekklesiologie in einen deutlichen christologischen Bezug stellt. Die „Gemeinde“ gewinnt ihre existenzielle Identität in der Nachfolge Jesu dadurch, dass sie – wie die Jünger – in Beziehung zu ihm steht. Die thematisch-sachliche Entfaltung der Arbeit geht darauf zurück, dass die matthäische Christologie СКАЧАТЬ