Zentrale Aspekte der Alten Kirchengeschichte. Johannes Hofmann
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СКАЧАТЬ hier einen für die römischen Christen verständlichen „Titel“ bei. Denn wenn er beabsichtigt hätte, Phöbe als eine Frau zu charakterisieren, die den Mitgliedern der Gemeinde von Kenchreä in dienender Haltung zugetan ist, dann hätte er sie den Römern – gemäß ihrem weiblichen Geschlecht – sicher nicht mit der maskulinen Form Diakon (διάκονος) vorgestellt, sondern sie als διακóνισσα bezeichnet. Darüber hinaus lässt sich der zitierten Stelle eventuell noch ein weiterer Aspekt des urchristlichen diakonalen Dienstes entnehmen. Erweist sich Phöbe doch laut Paulus für viele und auch für ihn als Beistand (πϱοστάτις). Was meint Paulus damit? Klauck kommt nach eingehender Analyse zu dem Ergebnis, dass der diesbezügliche Dienst der Phöbe im Wesentlichen „darin bestanden haben [wird], daß sie als Gastgeberin fungierte und die Filialgemeinde von Kenchreai, die von Korinth aus gegründet worden war, in ihrem Haus beherbergte“32. In solchen und ähnlichen Diensten wird man wohl die Ursprünge des Diakonenamtes zu suchen haben.

      Wer die Diakone und Episkopen zu ihrem Dienst bestellt hat, geht aus den Quellen nicht hervor. Doch wahrscheinlich dürften sie von der Gemeinde gewählt und von der höheren Autorität, also von Paulus, eingesetzt oder zumindest bestätigt bzw. anerkannt worden sein.33 Insgesamt macht sich also schon in der Gemeinde von Philippi Mitte des 1. Jahrhunderts die Tendenz zum dreigestuften kirchlichen Dienstamt bemerkbar (vgl. Abb. 10). An führender Stelle steht der Apostel Paulus, der – wie sein Brief bezeugt – die Gemeindeleitung inne hat. Als seine Helfer und in seiner Abwesenheit dürften die besagten Episkopen und Diakone die anfallenden Gemeindedienste übernommen haben.

      Abb. 10 In der heidenchristlichen Gemeinde von Philippi macht sich Mitte des ersten Jahrhunderts eine Tendenz zum dreigestuften kirchlichen Dienstamt bemerkbar.

      DASSMANN (wie S. 12) 163 (Episkopen und Diakone bei Paulus).

      HÜBNER (wie S. 32) 55-60 (Episkopen und Diakone bei Paulus).

      MAYER (wie S. 34) 21f. (Episkopen und Diakone bei Paulus).

       2.2.2.3 Apostel, Propheten und Lehrer sowie Episkopen und Diakone in den Gemeinden der Didache

      Wie eine Zusammenfassung des in Antiochien und den paulinischen Gemeinden festgestellten Befunds wirkt die verfassungsgeschichtliche Phänomenologie der Didache, einer Anfang des 2. Jahrhunderts im syrisch-palästinischen Raum entstandenen Kirchenordnung. Auch sie kennt von Ort zu Ort umherziehende Apostel (Did. 11,3-6), Propheten, die sich in scheinbar größeren Gemeinden niederlassen (Did. 13,1) und der Eucharistie vorstehen (Did. 10,7), sowie ähnlich charakterisierte Lehrer (Did. 13,2; 15,1). Sie alle werden gleichermaßen als geistbegabte Propheten charakterisiert, die das Evangelium verkündigen und die Gläubigen lehren, stärken und ermahnen. Außerdem fordert die Didache die Gläubigen auf:

      „Wählt euch nun Episkopen und Diakone, die des Herrn würdig sind, Männer, die sanftmütig, nicht geldgierig, aufrichtig und bewährt sind; denn auch sie leisten euch den priesterlichen Dienst (λειτουϱγία) der Propheten und Lehrer. Achtet sie also nicht gering; denn sie sind eure Geehrten zusammen mit den Propheten und Lehrern“ (Did. 15,1f.).

      Hier werden also wohl die Mitglieder kleinerer Gemeinden angesprochen, zu denen die Apostel offensichtlich seltener kommen und in denen sich auch keine Propheten und Lehrer niedergelassen haben. Daher sollen sie Episkopen und Diakone wählen, die fortan den priesterlichen Dienst der Propheten und Lehrer übernehmen. Sie erfreuen sich freilich nicht des Ansehens der vermutlich in größeren Gemeinden ansässigen Propheten und Lehrer und der wohl von größeren kirchlichen Zentren aus wirkenden Apostel. Sonst hätte der Didachist ihre Hochschätzung nicht so nachdrücklich einschärfen müssen. Ansonsten verrät er über ihre Aufgaben zunächst nichts. Allerdings lassen sich seiner Forderung, nur Persönlichkeiten zu Episkopen und Diakonen zu wählen, „die sanftmütig [und] nicht geldgierig“ sind, doch zwei Informationen entnehmen.

      1. Mit dem Wort sanftmütig (πϱαύς) im Sinn von sanftmütiger Freundlichkeit umschreibt die frühchristliche Literatur nämlich die Qualifikation kirchlicher Amtsträger, Streitigkeiten zu schlichten. So dürften damit moderierende und gemeindeleitende Aufgaben der Episkopen und Diakone gemeint sein.

      2. Die Eigenschaft, nicht geldgierig (ἀφιλάϱγυϱος) zu sein, kann dagegen ohne Schwierigkeiten auf die Verwaltung der Gemeindefinanzen bezogen werden.

      Hinzu kommt noch eine dritte Information:

      3. Da die Episkopen und Diakone laut der Didache den priesterlichen Dienst (λειτουϱγία) der Propheten und Lehrer übernehmen, könnten sie eventuell auch der Eucharistie vorgestanden und Lehraufgaben wahrgenommen haben.

      So macht sich auch in der Didache die Tendenz zum dreigestuften kirchlichen Dienstamt bemerkbar. An der Spitze stehen die Apostel, Propheten und Lehrer, wie an Propheten deutlich wird, die sich in einer Gemeinde niedergelassen haben. Ihr Ansehen wird dadurch unterstrichen, dass ihnen – mit der Begründung, sie seien Hohepriester image – eine Erstlingsabgabe der Gläubigen zukommt (Did. 13,3). In klarer Unterscheidung stehen ihnen Episkopen und Diakone zur Seite, wenn auch aus der Didache nicht hervorgeht, wie sich diese voneinander unterscheiden.

      BÖHM (wie S. 36) 121-123.

      SCHÖLLGEN, Georg (Übers./Einleitung), Didache. Zwölf-Apostel-Lehre (= Fontes Christiani 1) Freiburg Basel Wien Barcelona Rom New York 1991, 9-139; hier 58-64 u. 70-73 (Einleitung zu den Ämtern), 126-129, 132-135 (Text und Übersetzung von Did. 11,1-9; 13,1-15,2).

       2.3 Die Verschmelzung des juden- und des heidenchristlichen Modells

      Bisher haben sich zwei grundlegende Gemeindemodelle der apostolischen und frühen nachapostolischen Zeit bemerkbar gemacht: Die judenchristliche Gemeinde von Jerusalem, an deren Spitze ein Einzelner mit einem Presbyterkollegium steht, sowie die heidenchristlichen Gemeinden von Antiochien, Philippi und der Didache, die Apostel, Propheten und Lehrer zusammen mit Episkopen und Diakonen leiten. Es bleibt jedoch nicht bei diesem Nebeneinander. In den nachfolgenden Jahrzehnten nimmt mit dem kontinuierlichen Wachstum des Christentums auch der gegenseitige Kontakt der Gemeinden zu und damit auch – vermittelt z.B. durch reisende oder zuziehende Christen – das Maß wechselseitiger Beeinflussung. Im Zuge dieser Entwicklung gleichen sich die beiden Verfassungsformen allmählich СКАЧАТЬ