Briefgeschichte(n) Band 1. Gottfried Senf
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Briefgeschichte(n) Band 1 - Gottfried Senf страница 5

Название: Briefgeschichte(n) Band 1

Автор: Gottfried Senf

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783961450442

isbn:

СКАЧАТЬ Guenther hatte eine einzige Enkelin mit Namen Virginia. Sie wurde 1924 (mit Namen Osgood oder Reiner oder Guenther?) geboren. Wo wurde sie geboren? Wann, wo und wen heiratete sie? Lebt Virginia noch, hat sie Nachfahren?

      4. Man sagt, Paul Guenther sei mit dem Präsidenten der USA Hoover befreundet gewesen. Stimmt das?

      5. Wäre es möglich, einige Bilder von den ehemaligen Fabrikanlagen Guenthers in Dover, ebenso von den Beamten- und Arbeiterhäusern zu erhalten? Neben historischen Aufnahmen wären wir auch an Bildern vom heutigen Dover, besonders vom „German District“ dort, interessiert.

      6. Als am 15. April 1945 mit dem Einzug der amerikanischen Truppen (9. US-Panzerdivision, 27. Panzergrenadierbataillon unter Oberstleutnant William E. Mc Master) in unserer Gegend der Krieg zu Ende war, wurde in Greifenhain bei Geithain eine Frau von einem GI dezidiert nach der Paul-Guenther-Schule in Geithain gefragt. Dieser junge Mann wusste offenbar etwas über Paul Guenther und seine Schulstiftung in Deutschland. War der junge Mann aus Dover oder gar aus dem German District dieser Stadt? Es wäre eine Sensation, wenn sich nach einer Zeitungsumfrage in Dover jemand melden würde!

       Georgetown, 22. November 1990

      Lieber Dr. Senf, ich hätte Ihnen gern früher geschrieben, doch warte ich immer noch auf Post von Dover. Alles, was mir bisher zugeschickt wurde, ist dieser Auszug aus einer Aufstellung Doverscher Fabriken aus dem Jahre 1922. Diesen Auszug schickte mir die Bibliothekarin. Ich schrieb ihr sofort zurück und bat sie um mehr Information, doch bekam ich noch nichts Weiteres. Auch von der Dover Historical Society und der Zeitung The Daily Record habe ich noch keine Antwort erhalten. Dabei bin ich sicher, dass da mehr zu erfahren sein muss. Möglicherweise muss ich dort einmal hinfahren, um Nachforschungen am Ort anzustellen. Das wird aber erst im nächsten Jahr (1991) klappen, da ich im Augenblick hier nicht weg kann. Unterdessen könnten Sie mir bitte genau mitteilen, welche Auskünfte Ihnen besonders wichtig erscheinen.

      Ich bekomme die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ jede Woche zugeschickt und lese in der die interessantesten Berichte aus Sachsen. Haben Sie Gelegenheit, diese Zeitung zu lesen? Das ist wohl die Beste der vielen Zeitungen in Deutschland, ein wirklich liberales Blatt. Der bedeutende frühere Kanzler Helmut Schmidt ist einer der Herausgeber.

      Mit großer Freude hörte ich von anderen Geithainern, die ebenfalls mein Schreiben in der Leipziger Volkszeitung gelesen hatten. Was mich interessiert, ist, was in Geithain nach unserer Vertreibung geschehen ist. Der große Mann im Herbst 45 war ein Herr Kopp. Können Sie mir bitte sagen, was aus dem wurde? Er lebt sicher nicht mehr, er war schon damals nicht mehr so jung. Er war ein übler Bursche, der es darauf abgesehen hatte, meine Mutter in den Tod zu treiben. Das gelang ihm schneller, als er es selbst gehofft hatte.

      Vielleicht kommt es Ihnen merkwürdig vor, lieber Dr. Senf, dass ich Sie um Auskunft über einen solchen Menschen bitte. Da er jedoch eine Schlüsselfigur im Leben meiner Eltern war, ist meine Bitte vielleicht nicht so abwegig. Ich habe 45 Jahre lang nach dem Sinn der Ereignisse im Herbst 1945 gesucht. Ich hoffe, dass Sie mich verstehen.

      Meine Frau und ich wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr.

      Ihr Ulrich J. Sommer

       Georgetown, 08. Dezember 1990

      Lieber Dr. Senf, endlich habe ich Neues aus Dover. Die Zeitung dort veröffentlichte meine Bitte um Auskunft, Paul Guenther betreffend, und gestern erreichten mich diese Dokumente, die vielleicht auch für Sie von Interesse sind. Besonders finde ich die Photographien des Guentherschen Hauses aufschlussreich. Wie man ja auch an der Schule in Geithain sehen kann, Paul Guenther war ein Mann von Welt. Er hatte ein Auge für Kunst, er war ein großzügiger Mensch mit einem sozialen Gewissen und er wusste, dass man mit Geld etwas schaffen muss, was die Zeiten überdauert. Ich habe heute mit dem Herrn telefoniert, der mir diese Dokumente geschickt hat. Er erzählte mir, dass einige von Paul Guenthers Fabriken noch stehen und dass besonders die Häuser, die er für seine Arbeiter gebaut hat, alle noch existieren. Es heißt „Das deutsche Viertel“ (The German District). Leider wurde das Guenthersche Haus abgebrochen, um für eine Oberschule Platz zu machen. Bisher habe ich nichts weiteres über Mrs. Margarete Reiner, seine Tochter, erfahren. Ich werde weitere Forschungen anstellen.

      Meine Frau und ich haben vor, im Frühjahr eine Reise nach Dover zu machen.

      Lassen Sie mich bitte wissen, worauf ich besonders achten soll.

      Alles Gute wünschen wir Ihnen und Ihrer Familie.

      Ulrich J. Sommer und Frau Gisela

       Geithain, 31.12.90

      Lieber Herr Sommer,

      so „zwischen den Jahren“ ist endlich mal etwas Zeit, um Briefschulden zu tilgen. Herzlichen Dank für Ihren Brief vom 8. Dezember d. J. und besonders für die Materialien zu Paul Guenther. Sie helfen uns sehr bei der Vervollständigung des Persönlichkeitsbildes dieses Mannes, dem Geithain so viel zu verdanken hat. Ich freue mich, dass Sie uns weiter unterstützen möchten und im Frühjahr in Dover an Ort und Stelle Weiteres erfahren werden. In einer Anlage zu diesem Brief sind einige konkrete Fragen formuliert. Der Geithainer Heimatverein und ich persönlich danken schon jetzt für die Bemühungen.

      Im vorletzten Brief baten Sie mich, einige Recherchen zu Herbert Kopp einzuholen. Ich habe leider bisher noch nichts Schriftliches auffinden können. Eine Reihe Geithainer erinnert sich aber sehr deutlich – und es sind durchweg keine guten Erinnerungen. Kopp hatte den Spitznamen „der Leutnant“. Viele erinnern sich, dass er sich als ganz schäbiger „Entnazifizierer“ aufgespielt hat. Er ging nicht durch Geithain, sondern machte seine Streifzüge hoch zu Ross durch die Stadt. Er hat vielen Leuten übel mitgespielt. Meine Schwiegermutter Elsbeth Ladegast – die Ehefrau von Hans Ladegast, der bereits 1941 gefallen ist, in den 30er Jahren aber in Geithain ziemlich bekannt war – erinnert sich, dass sie Herrn Kopp eine detaillierte Aufstellung über den Besitzstand ihres Mannes, bis hin zu persönlichsten Dingen, liefern musste. Kopp war wohl in den ersten Monaten nach 1945 so etwas wie der Stadtpolizeirat von Geithain. Manche sagen wieder, er hätte sich das nur angemaßt. Lange dauerte der Kopp- Spuk wohl auch nicht, denn nach 1947 hört man nichts mehr von ihm. Herbert Kopp hatte vor 1945 eine Tochter der Familie H. geheiratet. Deren Bruder, also Kopps Schwager, heißt Ehrhardt H., lange Zeit auch im Polizei-Kreisamt tätig. Er lebt als Rentner in Geithain. Ich kenne ihn nur vom Ansehen.

      Lieber Herr Sommer, das Schlimmste über Kopp habe ich von Ihrem Cousin, Herrn Dr. Sommer aus Ulm, Direktor der dortigen Industrie- und Handelskammer, gehört. Ich habe mich letztens sehr ausführlich mit ihm unterhalten können, denn er war Gast unseres Landrates. Zwischen dem Alb-Donau-Kreis und dem Kreis Geithain bestehen seit der Wende ziemlich enge Beziehungen. Ihr Cousin sagte, Kopp wäre direkt schuld am Tode Ihrer Mutter. Stimmte es, dass Kopp sie in den Bauch getreten hat? Es wäre wohl überhaupt einmal an der Zeit, einige Details über die Wochen und Monate unmittelbar nach 1945 zusammenzustellen. Ich weiß jetzt nicht, ob Sie es mir schon geschrieben hatten. In welches Lager ist Ihr Vater nach 45 eingeliefert worden? Wie lange war er dort und waren andere Geithainer mit ihm zusammen?

      Bei dem Gespräch mit Ihrem Cousin habe ich viel über die Familiengeschichte der Sommers erfahren. Ich dachte immer, dass „der Sommerhof“ für die Geithainer Gegend ein feststehender Begriff sei, weil die Sommers schon seit mehreren Generationen hier lebten. Dabei ist Ihr Vater, wohl aus dem Vogtland kommend, der erste Sommer gewesen. Wissen Sie, wer vor Ihnen den Sommerhof besessen hat?

      Nun СКАЧАТЬ