Museumsschiff. Matthias Falke
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Museumsschiff - Matthias Falke страница 8

Название: Museumsschiff

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783943795929

isbn:

СКАЧАТЬ offen an. »Liebling, an diesem Punkt waren wir schon hundertmal. Gesetzt, es gelänge uns, wieder einen Kontakt herzustellen und wir erführen, dass eine neuerliche Aggression bevorsteht – was würdest du denn tun wollen? Wir haben nichts in der Hand, was wir der sinesischen Waffentechnologie derzeit entgegensetzen könnten.«

      Sie schlug die Augen nieder, um meinem Blick auszuweichen, und schüttelte trotzig den Kopf, dass ihr Pferdeschwanz ihre Schulterstücke wischte.

      »Wir sind im Exil«, sagte ich laut, »in der Verbannung, damit müssen wir uns abfinden!«

      Ich wollte sie an mich heranziehen, aber sie schlug meine Hände weg und stieß mich von sich. Das erinnerte mich beiläufig daran, wie viel Kraft und Energie in ihrem drahtigen Körper steckte.

      »Vermutlich«, schloss ich, »ist es am Besten, wenn wir gar nicht erfahren, was sich derzeit dort unten abspielt.«

      »Mit dieser Haltung kannst du dich gleich zum Sterben hinlegen«, brummte sie leise.

      Diese Diskussion führten wir alle paar Tage, über Wochen und Monate hinweg. Manchmal überkam mich eine Art Ekel. Vielleicht war ich zu oft mit Laertes zusammen, sodass seine philosophische Haltung auf mich abfärbte. Aber auch wenn ich das Jennifer gegenüber nicht hätte zugeben dürfen, gab ich doch WO Reynolds recht. Wir mussten mit unseren Ressourcen sparsam umgehen. Es war richtig, eine intelligente Lösung anzustreben, statt sich darauf zu verlassen, dass die Hardware in unbeschränktem Maße zur Verfügung stand. Immerhin war die MARQUIS DE LAPLACE seinerzeit von einer langen Mission zurückgekehrt. Ihre Tanks und Materiallager waren schon angegriffen, als sie in den Neptun-Orbit einbog, um auf Versorgungsflüge und einen neuen Marschbefehl zu warten. Der Einschlag des Meteoriten, der von einer sinesischen Warpraum-Sonde ausgelöst worden war, hatte alle Kapazitäten in Anspruch genommen. Die Reparaturen und die anschließende Aufrüstung der ENTHYMESIS-Flotte hatten weitere Ressourcen gekostet. Und dann hatten wir tausend Personen zusätzlich an Bord genommen und uns in einem nie dagewesenen Warp-Transfer aus dem Sonnensystem und aus der Milchstraße verabschiedet, ohne vorher neues Gerät und neue Rohstoffe bunkern zu können. Jetzt trieben wir im intergalaktischen Raum, dessen Vakuum so rein war, dass wir nicht einmal Wasserstoff aus der Leere filtern konnten, um unsere Plasmatanks aufzufüllen. Und jeder fehlgeschlagene Versuch kostete wieder Tonnen an Treibstoff und unersetzliche Mengen an schweren Elementen. Das Schiff war auf Kreislaufwirtschaft ausgelegt. Es konnte Jahre autark im Kosmos operieren, solange es einen Routinebetrieb durchführte. Aber jede Lambda-Sonde, die wir in den Warpraum feuerten und die nicht wiederkehrte, zehrte an unseren Vorräten an Transuranen, die für die Kerne der Warpspulen benötigt wurden, an Quantenspeichern und an Titanstahl. Es war eine naheliegende und unangenehme Vorstellung, den Zwölf-Kilometer-Corpus des Mutterschiffes selbst demontieren und für die Entwicklung und Herstellung neuer Flugkörper heranziehen zu müssen.

      Einige Tage später war es soweit. Reynolds hatte die Reprogrammierung der Sonde abgeschlossen. Er und Frankel luden zur Vorführung ins Kleine Drohnendeck. Um die Bedeutung des Ereignisses zu unterstreichen, hatte sich die gesamte Führung der MARQUIS DE LAPLACE angekündigt. Commodore Wiszewsky betrat das Deck durch die Schleusenkammer. Ich sah förmlich die Krone auf seinem Haupt und den Hermelinmantel um seine Schultern, als er, die notorische Svetlana an seiner Seite, wie ein Bourbone mit seiner Mätresse die Halle durchmaß und auf der kleinen Tribüne Platz nahm, die man neben dem Versuchsstand errichtet hatte. Dr. Rogers kam mit knallenden Schritten herangestiefelt, die keinen Zweifel daran ließen, dass es ein General a.D. und Veteran mehrerer welthistorischer Schlachten war, der uns seine Anwesenheit schenkte. Auch Laertes erschien. Er blinzelte mir listig zu und suchte sich dann einen Platz im Hintergrund, von dem aus er dem Spektakel unbehelligt beiwohnen konnte. Sergeant Taylor begrüßte mich mit einem markanten Handschlag. Er strahlte über das ganze Gesicht, das durch das dichte schwarze Haar und den kurzen Schnauzer mexikanisch wirkte. Der Stolz, an einem so entscheidenden Projekt mitzuarbeiten, brach ihm aus allen Poren.

      Reynolds wirkte weniger nervös als während der Diskussionen, die sich in der Entwicklungszeit ergeben hatten. Wie ich es von ihn gewohnt war, wurde er, wenn es darauf ankam, ganz ruhig. Er bewegte sich in Zeitlupe, sprach gedehnt, und sein Blick war von der Gewissheit, einen Triumph zu erleben, verschleiert. Frankel wuselte im weißen Laborkittel um die Aufbauten herum. Jennifer und Jill Lambert gingen den beiden Wissenschaftlern zur Hand. Eine Hundertschaft an Technikern, Mechanikern und Wachleuten komplettierte das Publikum.

      Reynolds hielt einen kurzen Vortrag, in dem er die Funktionsweise der grundlegend neuprogrammierten und dadurch warptauglich gemachten Lambda-Sonde erläuterte und den außer ihm höchstens noch Frankel und Jennifer verstanden. Er flüsterte ein Kennwort in seinen tragbaren Kommunikator, und auf der Backbordseite öffnete sich eines der großen Hangartore. Ausreichend weit von unseren gravimetrischen Sitzschalen entfernt wurde die gleißende Leere des Kosmos sichtbar. In der Mitte des Sichtfeldes schwebte die Milchstraße. Sie war nur wenige Bogengrad breit, schmaler und zerbrechlicher als der Halbmond über der Erde, und passte gut in den schwarzen Ausschnitt des Tores, obwohl es nur zur Hälfte geöffnet und eine halbe ENTHYMESIS-Länge von unserer Tribüne entfernt war.

      »In wenigen Minuten«, nahm Frankel das Wort, »wird unsere Sonde dort sein, in einer Entfernung, zu deren Überwindung das Licht mehrere hunderttausend Jahre benötigte.«

      Ich spürte, wie etwas in mir gegen diese Vorstellung revoltierte.

      Jennifer löste sich aus der Gruppe der Techniker und Wissenschaftler, die noch neben der Sonde standen, und kletterte zu uns auf die Tribüne. Mit einem Seufzer ließ sie sich neben mich auf die gravimetrische Sitzfläche fallen.

      »Es wird schief gehen«, sagte sie halblaut.

      Ich nickte und winkte gleichzeitig grinsend zu Sergeant Taylor hinüber, der unten, jenseits einer Barriere roter Lichtschnüre, in einem Pulk von Mechanikern stand und das Geschehen gespannt verfolgte.

      »Die Sonde«, erläuterte Frankel, »wird direkt in einen Raum zwischen Saturn- und Uranus-Bahn einfliegen und von dort aus Kontakt zu den terrestrischen Stellen aufnehmen. Ihre einzige Nutzlast besteht aus einem Quantenspeicher, der unsere sämtlichen neu erfassten Daten enthält, sowie eine Aufforderung an die Erde, uns ihren Status mitzuteilen. Nach der erfolgten Kommunikation wird die Sonde zurückkehren. Die Lichtlaufzeit und die Reaktion der irdischen Basen machen einen Aufenthalt im solaren System von etwa zehn Stunden erforderlich, aufgrund der refrakturellen Krümmung der Raumzeit werden an Bord dieses Schiffes jedoch nur zehn Minuten vergehen.« Er sah in einer einstudierten Geste auf die Uhr. »Sie kommen also noch rechtzeitig zum Mittagessen!«

      Höflicher Applaus hallte im Kleinen Drohnendeck wider. Ich zwang mich, den Blick von der unsagbar weit entfernten Galaxie abzuwenden. Frankel suchte mit den Augen Dr. Rogers, der ihm von der Tribüne aus das Good-to-Go-Zeichen gab. Daraufhin machte der Stellvertretende Leiter der Planetarischen Abteilung auf dem Absatz kehrt. Er nickte Reynolds und einigen anderen Technikern zu und begab sich dann zu den mobilen Konsolen, die während der Durchführung des Versuches seinen Leitstand bildeten.

      Er berührte ein Bedienfeld. Die Sonde hing im Kraftfeld eines generatorgetriebenen Krans, der sich jetzt langsam in Bewegung setzte und auf das geöffnete Hangartor zuglitt. Dabei wurde die Sonde um neunzig Grad gedreht, bis ihre stumpfe kegelförmige Spitze auf den schwarzen viereckigen Ausschnitt des sternenlosen Himmels zielte. Einige Meter vor dem Tor blieb der Kran mit einer ruckenden Bewegung stehen. Frankel und Reynolds warfen sich einen letzten Blick zu, dann gaben sie mit einem Tastendruck den Versuchsablauf frei. Einige Servicekabel und -schläuche, die noch am schimmernden Zylinder der Rakete befestigt gewesen waren, fielen ab und wurde von den Servos des Kranes eingezogen. Das konventionelle Ionentriebwerk der Sonde zündete. In Schrittgeschwindigkeit schwebte sie durch das Tor in den Kosmos hinaus. Dann glühte der blaue Ionenstrahl zu höchster Intensität auf, und die Sonde schoss davon. In einer leicht gekrümmten Bahn raste sie in den leeren Raum hinaus, scheinbar einige СКАЧАТЬ