Museumsschiff. Matthias Falke
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Название: Museumsschiff

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783943795929

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СКАЧАТЬ Verfügung standen. Laertes zwinkerte mir listig zu.

      Einige Tage nach dieser Besprechung begab ich mich auf das Kleine Drohnendeck. In den glücklichen Zeiten, da wir noch regelmäßig mit der ENTHYMESIS zu Explorationen aufgebrochen waren, hatten wir uns selten hierher verirrt. Die Explorer waren in den Hangars des Großen Drohnendecks geparkt, das sich zwei riesige MARQUIS DE LAPLACE-Segmente weiter zum Bug hin befand. In letzter Zeit hatten sich die Aktivitäten jedoch zum Kleinen Drohnendeck verlagert, denn hier wurden die Shuttles, Drohnen und Robotsonden aufbewahrt, gewartet, programmiert und instandgesetzt. Das Kleine Drohnendeck hatte seinen Namen auch nicht deshalb, weil es äußerlich hinter den Abmessungen des Großen Drohnendecks zurückgestanden hätte. Beide Hallen waren mit jeweils über anderthalb Kilometern Länge, dreihundert Metern Breite und einer lichten Höhe von einhundertzwanzig Metern in etwa gleich geräumig. Nur dass sich im Großen Drohnendeck die bulligen ENTHYMESIS-Explorer befanden, während es hier das fliegerische Kroppzeug war, kleinräumiges Fluggerät, von dem keines über einhundert Bruttotonnen aufwies. Und da im Großen Drohnendeck die Explorer die gesamte Breite des Decks einnahmen, ihre klobigen Stelzfüße, seitlich versetzt, den Durchblick entlang der Längsachse verstellten und der Fußgänger nur bis zu den Rampen und Schleusen ihrer schartigen Bauchseiten aufsehen konnte, wirkte das Kleine Drohnendeck sogar weiträumiger, denn hier gab es nichts, was größer gewesen wäre als ein Mannschaftsbus, sodass die ganze kilometerlange Halle auf einen Blick überblickt werden konnte.

      Deshalb entdeckte ich auch sofort, wonach ich suchte, und machte mich mit zielstrebigen Schritten auf den Weg dorthin. Ich musste das Deck in der Diagonale durchqueren, war also auch in zügigem Marschtempo zehn Minuten unterwegs. Die Absätze meiner Stiefel knallten auf den nackten Titanstahlplanken und hallten in dem weiten Raum wider. Den Scooter, den mir ein junger Officer vom Wachpersonal anbot, lehnte ich dankend ab. Es gehörte zum ungeschriebenen Codex der Fliegenden Crew, die immensen Strecken an Bord des Mutterschiffes zu Fuß zurückzulegen, wenn nicht gerade eine Alarmsituation bestand. Vor mehreren Jahrzehnten hatte ein Mannschaftsarzt herausgefunden, dass diese strammen Märsche der allgemeinen Fitness mehr zugute kamen als jedes andere Training, der Kommandant hatte darauf alle Laufbänder, Gleiter und sonstigen Beförderungssysteme demontieren lassen, und nun wagte es niemand, die Abschaffung des Fußgänger-Credos vorzuschlagen und sich damit als Schwächling zu erkennen zu geben. An einem geschäftigen Tag bekam man einiges an Kilometern zusammen, man verbrachte mehrere Stunden damit, in forciertem Tempo von einem Deck zum anderen zu stiefeln, und war doch nur entlang der Taille unseres Mutterschiffes unterwegs, in den Segmenten III bis VII.

      Die MARQUIS DE LAPLACE, die über alles zwölf Kilometer maß, von der Schnauze bis zur Heckflosse zu durchqueren, hätte einen strammen Tagesmarsch bedeutet, da sich nicht alle Decks wie hier in der Ideallinie durchschreiten ließen. Man blieb also in Bewegung, und das förderte nicht allein die körperliche Fitness, sondern kam auch der mentalen zugute, es beugte Depressionen vor und verhinderte die charakteristischen Symptome des Stumpfsinns und der Aggression, die sich sonst bei einer Population gezeigt hätten, die über lange Zeiträume in einem begrenzten Habitat, bei künstlichem Licht und synthetischer Atmosphäre und monatelanger Beschäftigungslosigkeit eingesperrt war.

      Ich sah also schon von weitem die kleine Gruppe von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Wachleuten und Technikern, die sich in einem abgesperrten Quadranten der heckwärtigen Backbordseite um eine ausgeweidete Lambda-Sonde scharte. Der fünfzehn Meter hohe, silberglänzende Zylinder stand aufrecht im Kraftfeld eines schlanken Serviceturms. Um das konische, schwarze Ionentriebwerk versammelten sich etwa zwanzig Personen und einige Wartungsroboter, die mit ausgefahrenen Sensoren auf die Anweisungen der Mechaniker warteten, auf die sich konditioniert waren. Etwas abseits, aus einem geringen Abstand zu dem eleganten Stahlkörper aufsehend, erblickte ich Dr. Frankel im Laborkittel und WO Reynolds, der ein flaches HoloBoard in der Hand hielt.

      Bei ihnen befand sich auch Jennifer, die, das Haar zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden, mit elastischen Schritten zwischen den beiden federführenden Wissenschaftlern und der Gruppe der Techniker hin und herging. Sie war die einzige Frau in dieser konspirativ wirkenden Männerrunde, und vielleicht wirkte sie deshalb ein bisschen wie ein Bub, der sich auf der Straße unter einen Trupp Bauarbeiter mischte und sich ihre zyklopischen Maschinen besah. Allerdings verstand sie von dem Fluggerät, das hier zu modifizieren und zu voller Warpfähigkeit aufzurüsten war, mehr, als die Masse der herumstehenden Männer, Frankel nicht ausgenommen, der im Augenblick eher ratlos zwischen Reynolds’ Board und der aufgeklappten Apparatur und ihrem verwirrenden Innenleben hin und hersah.

      Ich schritt mitten in die Gruppe hinein. Die Mechaniker traten respektvoll auseinander, während die Angehörigen der fliegenden Crew einen förmlichen Gruß andeuteten. Seit unserem Hasardflug zum Jupiter, den wir mit Antimaterie-Granaten beschossen hatten, umgab uns ein heiligmäßiger Nimbus.

      »Guten Morgen, Commander«, begrüßte mich Sergeant Taylor, der in der Gruppe der Techniker und Ingenieure stand und wild gestikulierend mit einigen anderen Männern über das weitere Vorgehen diskutierte.

      Ich erwiderte seinen Gruß und erkundigte mich nach seinem Wohlergehen.

      »Ausgezeichnet«, lachte er und hob die linke Hand, mit deren Fingern er auf einer unsichtbaren Klaviatur ein paar rasche Läufe und Triller spielte.

      Ich hörte die Servos, die in seinem Unterarm arbeiteten, aber ansonsten war der Eindruck vollkommen. Nach unserer Rückkehr auf die MARQUIS DE LAPLACE hatte er sich mehreren schmerzhaften Operationen und einer mehrmonatigen Rehabilitation unterziehen müssen. Man hatte von der Schulter abwärts sämtliche Muskeln, beinahe alle Sehnen und einen Teil des Skeletts ersetzen müssen. Mittlerweile bewegte er die sensorielle Prothese aber mit einer Gewandtheit, mit der nur wenige Menschen sich ihrer gewachsenen Gliedmaßen bedienen können.

      Sowie er die Rekonvaleszenz hinter sich gebracht hatte, suchte er sich nach Kräften nützlich zu machen. Er war ausgebildeter Generatormechaniker, der für den Fuhrpark der Basis zuständig gewesen war. Jetzt trat sein Talent zutage, und er stieg rasch zu einem der führenden Mitglieder in der technischen Crew des neuen Sondenprogramms auf. Wenn Rogers ihm im Kleinen Drohnendeck oder auf einem der langen Gänge begegnete, pflegte er ihm die Pranke auf die Schulter zu hauen, dass die Servos und Nano-Generatoren darin keuchend quietschten.

      »Mensch Taylor«, brummte er dann. »Ich kann immer noch nicht begreifen, dass einer wie Sie beim Bodenpersonal versauern konnte. Wenn es das einzige Resultat des Weltuntergangsbeschusses gewesen sein sollte, dass Sie zu uns gestoßen sind, dann war es das schon wert!«

      Taylor lächelte dann bescheiden und stürzte sich mit neuem Eifer in die Arbeit.

      »Wie geht es voran?«, erkundigte ich mich jetzt.

      Er zuckte mit den Achseln und strahlte mich auf seine jungenhafte Art an.

      »Schwierig«, grinste er. »Die Sonden sind entweder zu klein oder zu groß, je nachdem, wie man es sieht. Im Grunde bräuchten wir den Generator eines großen Schiffes. Wir müssten den Reaktor eines ENTHYMESIS-Explorers in das Triebwerk einer Lambda-Sonde packen, um sie warptauglich zu machen.«

      »Verstehe«, nickte ich, »aber der Reaktorblock eines Explorers ist dreimal so groß wie die ganze Sonde ...«

      Anstelle einer Antwort strahlte er wieder über das ganze Gesicht und schlug den Zykloschraubenschlüssel in die Handfläche. Er war hier so sehr in seinem Element, dass das Ergebnis für ihn ganz sekundär war. Dazuzugehören und an der Sache mitarbeiten zu können, war die Erfüllung seines Lebens.

      »Es ist unglaublich«, sagte er. »Verglichen mit den Feldgeneratoren der zwei- und viersitzigen Gleiter, mit deren Wartung ich in Pensacola betraut war, ist eine solche Sonde eine Höllenmaschine. Und wir sind damit beschäftigt, ihr Potential um das Tausendfache zu erweitern.« Er warf die Arme in die Luft. »Es СКАЧАТЬ