Museumsschiff. Matthias Falke
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Читать онлайн книгу Museumsschiff - Matthias Falke страница 12

Название: Museumsschiff

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783943795929

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СКАЧАТЬ weit so gut«, sagte ich, als ich mich vergewissert hatte, dass alles okay war und das Schiff einwandfrei arbeitete. »Dann lass uns mal sehen, was das Baby neuerdings so unter der Haube hat.«

      Jennifer machte über die Schulter hinweg das Go-Zeichen. In der Spiegelung der leicht polarisierten Frontscheibe sah ich die konzentrierte Entschlossenheit in ihrem Gesicht. Sie gab vollen Schub, die ENTHYMESIS bäumte sich auf, und obwohl die Feldgeneratoren über die künstliche Schwerkraft nahezu alle Beschleunigungskräfte neutralisierten, wurden wir in die Lehnen unserer gravimetrischen Sessel gedrückt. Ich liebe dieses Schiff!, jubelte es in mir, als wir auf die Höchstgeschwindigkeit bei konventionellem Antrieb beschleunigten.

      »Umschalten auf Warpantrieb«, sagte Jennifer. »Drei, zwei ...«

      Für den Bruchteil einer Sekunde kam doch ein mulmiges Gefühl auf. Ich registrierte, dass ich die Hände um die Lehnen meines Sitzes krallte und den Atem anhielt. Schon jetzt war der Fluss der Zeit gestört. Die letzte Sekunde war stehengeblieben wie ein Gegenstand, der nach dem Wegfall der künstlichen Gravitation plötzlich im Raum schwebte und nicht mehr zu Boden stürzen wollte.

      »Eins«, zählte Jennifer.

      Im nächsten Augenblick wurde die Finsternis jenseits der großen Bugscheibe noch tiefer. Einzelne Sterne waren hier draußen im intergalaktischen Kosmos nicht zu sehen, aber die Galaxien selbst, die als opalisierende Gebilde über den Horizont ausgestreut waren, wo sie sich zu überdimensionalen Superstrukturen vereinigten, wurden plötzlich verschwommen. Sie schienen verwischt, als habe sich die Frontscheibe beschlagen. Gleichzeitig erfasste mich ein Schwindel. Es war wie unvorhergesehene Schwerelosigkeit, wie wenn ein herkömmlicher Linienjet leicht durchsackt oder der Fahrstuhl zwischen zwei Stockwerken nachgibt. Dabei saßen wir in unseren gravimetrischen Sesseln, die uns mit exakt 1.0 g an künstlicher Schwerkraft in die sensoriellen Polster drückten. Meine Augen lösten sich aus den Höhlen glitten davon. Hinzu kam der Effekt der verschmierten Aussicht, die ihn einer blitzartigen und sehr langsamen Bewegung eingefroren war. Es war gleichzeitig sehr laut und ganz still. Mein Herzmuskel schwebte eine Armlänge vor mir im Raum und schien für einen einzelnen Schlag Jahrtausende zu benötigen. Ich konnte sehen, wie sich einzelne Photonen aus einer roten Anzeige lösten und sich auf den Weg machten, den Raum der Brücke in gemessener Geschwindigkeit zu durchqueren.

      »Ende der Warpphase«, sagte jemand, dessen Stimme mir bekannt vorgekommen wäre, wenn sie nicht aus dem Inneren meiner Rückenlehne gesprochen hatte.

      Ich kniff die Augen zu und öffnete sie behutsam wieder. Die Formen der Brücke, die vorübergehend einem Weichzeichner zum Opfer gefallen waren, hatten sich wieder präzisiert. Jennifers Pferdeschwanz schwang in einer Pendelbewegung aus, deren Beginn in eine andere Epoche gefallen war. Jenseits der großen Bugscheibe waren zehntausend Galaxien an der gleichen Stelle festgefroren, die sie vor dem Sprungversuch innegehabt hatten. Unser Versuch war fehlgeschlagen.

      »Scheiße«, stöhnte ich. »Was ist schiefgegangen?«

      Die beiden Pilotinnen widmeten sich ihren Instrumenten. Sie waren unansprechbar wie Mütter, die sich über ihre Kinderwägen beugen. Neben mir löste Reynolds seinen Gravitationsgurt. Er aktivierte seine Konsole und begann schweigend, irgendwelche Daten abzufragen. Hinter ihm hockte Taylor in seinem Sessel und glotzte starr vor sich hin. Alles geschah in vollkommener Lautlosigkeit. Für einige Zehntelsekunden erwog ich, ob ich einen Hörsturz erlitten hatte. Ich räusperte mich zur Probe und bildete mir ein, mich hören zu können. Ein kleiner Laserpointer stürzte in aufreizender Zeitlupe zu Boden.

      »Was soll schiefgegangen sein?«, antwortete Jennifer zerstreut.

      Ich kapierte gar nichts mehr. Langsam, weil ich immer noch in Watte gepackt war, schaltete ich die GraviGurte aus und erhob mich. Meine Beine gehorchten mir. Ich ging die zwei Schritte nach vorne, bis ich Jennifer über die Schulter sehen konnte. Aus dem Datenwust, der über ihre Konsole ratterte, wurde ich nicht schlau. Sie offensichtlich auch nicht. Das erfüllte mich mit Besorgnis.

      »Pilotin«, sagte ich. »Ich erwarte Ihre Meldung!«

      »Es ist alles in Ordnung, Commander«, sagte Reynolds, der auf einmal neben mir stand. Ich hatte nicht mitbekommen, wie er aufgestanden war.

      »Parallaxenkontrolle abgeschlossen«, meldete Jennifer in diesem Augenblick. »10,2 Lichtjahre.«

      »Der Flug war erfolgreich«, stellte Reynolds nüchtern fest.

      Die ENTHYMESIS war zehn Lichtjahre durch den Raum gesprungen. Das war zufällig genau die Entfernung von der Erde zum Sirius, die die MARQUIS DE LAPLACE auf ihrem Jungfernflug überwunden hatte. Aber noch niemals hatte ein Schiff der ENTHYMESIS-Klasse eine solche Distanz bewältigt. Optisch waren wir an der gleichen Stelle wie zuvor. An Steuerbord kreisten die Galaxien der Lokalen Gruppe, von denen Andromeda und unsere Milchstraße die lichtstärksten waren. Der Virgohaufen hob sich kaum deutlich ab. Und an Backbord dehnte sich die Große Mauer. Der Korridor, der zwischen den beiden Strukturen verlief, bemaß sich nach hunderten von Millionen Lichtjahren. Bezogen auf seine verstörende Weite hatten wir uns nicht bewegt.

      »Positionsbestimmung abgeschlossen«, bestätigte Jennifer. »Die MARQUIS DE LAPLACE befindet sich in 10,235 Lichtjahren Entfernung auf 192 Grad. Allerdings wird sie erst in neun Jahren und acht Monaten auf unseren Schirmen erscheinen.«

      Sie ließ ihre Konsole auf Automatik gehen und warf sich in ihrem schwenkbaren Sessel herum. Ihr Strahlen brachte mich in die Gegenwart zurück.

      »Mein Gott«, stöhnte ich. In gespielter Drohgebärde schüttelte ich die Faust gegen Reynolds. »Wenn Ihre Dinger nicht funktionieren, sind wir geliefert!«

      »Sie werden funktionieren«, lächelte er gleichmütig.

      »Und auf die ENTHYMESIS können wir uns verlassen«, warf Jennifer ein. »Das hat sie wieder einmal unter Beweis gestellt.«

      Mit einem Ruck stand Taylor auf, sah energiegeladen von einem zum anderen und sagte markig: »Los, Mädels! An die Arbeit!«

      Damit stiefelte er davon. Wir hörten, wie er den Gang zum Drohnendeck hinunterstapfte, und blickten uns dabei amüsiert an. Ich überlegte, ob ich ihn zurückpfeifen und ermahnen sollte. Zum einen hatte er sich, wenn er Offizier werden wollte, seinen Baustellenjargon abzugewöhnen, zum anderen musste er sich damit abfinden, dass auf einem Schiff der Kommandant die Kommandos zu geben pflegte. Aber ich mochte ihn, seit uns die Ereignisse von Pensacola zusammengeschweißt hatten, viel zu sehr und verfolgte seinen ehrgeizigen Aufstieg mit zu viel Wohlwollen, als dass ich es fertiggebracht hatte, ihn wegen guter Laune und Arbeitseifer zu maßregeln.

      »Ihr habt’s gehört«, sagte ich. »Keine Zeit verlieren!«

      Reynolds verzog die schmalen Lippen zu einem väterlichen Grinsen und entfernte sich dann. Lambert meldete sich förmlich ab und lief ebenfalls davon. Ich blieb mit Jennifer auf der Brücke zurück.

      »Bist du okay?«, fragte sie. In ihrer Stimme schwang Belustigung.

      »Klar«, machte ich.

      Sie ließ ihre Konsole, die sie schon an die Automatik übergeben hatte, noch einmal online gehen und führte ein Drehmanöver um 180 Grad aus. Langsam glitten die Spiralnebel und Kugelsternhaufen der Lokalen Gruppe vor uns vorbei, bis die stumpfe Schnauze der ENTHYMESIS in die Richtung wies, aus der wir gekommen waren. Rechterhand dehnte sich die opaleszierende Struktur der Großen Mauer.

      »Hier draußen ist es doch was anderes«, sagte Jennifer.

      »Ich glaube, ich werde СКАЧАТЬ