Museumsschiff. Matthias Falke
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Название: Museumsschiff

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783943795929

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СКАЧАТЬ erreichte und nur bei der Rückkehr nicht funktionierte.«

      Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen, die Lehne des gravimetrischen Sessels zurückgefahren und nippte an ihrer Brokkolimilch.

      »Wir verstehen diese Vorgänge noch viel zu wenig«, seufzte Reynolds. »Dass an Bord dieses Schiffes ungefähr die vorausberechnete Zeit verstrichen ist, hat nichts zu heißen. Wir werden den Strahlungsblitz nach allen Regeln der Kunst analysieren, aber ich erwarte davon nicht, dass wir erfahren, ob der Warpantrieb wenigstens in einer Richtung funktioniert hat und ob die Sonde der Erde nahe gekommen ist.«

      Svetlana, die auf der Armlehne von Wiszewskys Sessel hockte und sich an seine Seite schmiegte, wurde zusehends unruhig. Sie flüsterte dem Commodore etwas ins Ohr, aber dessen einzige Reaktion bestand darin, zur Runde hin zu nicken. Das schien sie als Aufforderung zu verstehen, ihr Anliegen der Allgemeinheit vorzutragen.

      »Verstehen Sie mich nicht falsch«, wandte sie sich daraufhin an die beiden federführenden Wissenschaftler. »Aber was ist denn daran so schwierig? Ich meine – die MARQUIS DE LAPLACE hat diese Strecke ja auch zurückgelegt und unsere Explorer wurden erfolgreich auf Warpantrieb umgerüstet ...«

      Reynolds starrte vor sich hin, als habe er ihre Frage nicht gehört. Auch Frankel ließ den Antrag an sich abtropfen. Ich suchte Jennifers Blicke, aber sie hasste die Komarowa erklärtermaßen, seit sie ihr zum ersten Mal begegnet war, und hielt der Stille, die sich auf der Messe ausbreitete, gelassen stand. Es war klar, dass sie sich nicht zu einer Auskunft verstehen würde, auch wenn sie nach den beiden Physikern diejenige war, die die Materie am ehesten durchschaute, und obwohl zu vermuten stand, dass Wiszewsky seine Geliebte nur vorgeschickt hatte, um einen Bericht einzuholen, den von Amts wegen einzufordern er zu träge war.

      »Die MARQUIS DE LAPLACE«, begann ich zögernd, »und auch die ENTHYMESIS-Explorer verfügen über Reaktorleistungen, die die der Lambda-Sonden um ein Vielfaches übersteigen. Daher können sie Warpkorridore von wesentlich größerer Stabilität öffnen. Paradoxerweise gestaltet sich der Warpantrieb umso einfacher, je größer und massereicher ein Objekt ist, und umso schwieriger, je kleiner es ist.«

      »Die delta-epsilon-Faktoren der Feldgeneratoren sind unterhalb der kritischen Energiemassendichte zu fluktuant«, warf Reynolds ein. »Die Einsteinkonstante erfordert ein minimales Nanogewicht, ohne die die Krümmungskongruenz nicht die nötige Affinität erhält.«

      »Na schön«, brummte ich. »So kann man es auch sagen.«

      Wider willen steckte Reynolds Gereiztheit mich an. Dann sollte er eben die Klappe halten oder es uns erklären! An Bord der ENTHYMESIS hätte ich ihn zusammengeschissen und eine anständige Meldung gefordert. Ich begriff nicht, dass Wiszewsky sich das bieten ließ.

      »Ein Schiff braucht einen gewissen Tiefgang«, kam Frankel jetzt zu Hilfe. »Wenn es zu leicht ist, wird es von den Wellen umgeworfen.«

      Es war klar, dass das nur ein sehr verallgemeinerndes Bild war, aber man konnte sich doch etwas darunter vorstellen. Reynolds freilich suhlte sich in seiner Unverständlichkeit. Er spielte das Genie, das in seinem stummen Leiden bedauert werden wollte.

      Jennifer las mir meine Gedanken an der Stirne ab. Sie vertrug es nicht, wenn ich Reynolds zurechtwies. Die Gereiztheit in der Messe nahm immer mehr zu. Die Atmosphäre schien elektrisch geladen. Noch ein falsches Wort, und wir würden uns anschreien oder aufeinander losgehen. Es waren erst wenige Monate, seit wir uns in diese äußerste Einsamkeit geflüchtet hatten, und schon standen wir im Begriff, einen Gruppenkoller zu entwickeln, wie er für ein isoliertes Lagerleben charakteristisch war.

      »Warum bauen wir dann nicht einfach größere Sonden?«, fragte die Komarowa schnippisch.

      Sie räkelte sich an Wiszewskys Seite und weidete sich im Bewusstsein ihrer Unangreifbarkeit an der geladenen Stimmung, die sich zwischen uns ausbreitete.

      »Die Ressourcen an Bord dieses Schiffes sind begrenzt«, grunzte Rogers, der sich zum ersten Mal in die Debatte einschaltete. »Wir haben in den letzten Monaten bereits fünf Lambda-Sonden verloren. Wenn wir so weitermachen, wird das Kleine Drohnendeck verwaist sein, und es gibt keine Möglichkeit, auch nur ein Kilo Eisenerz oder Silizium aufzunehmen.«

      Der Commodore schob seine Gespielin von sich. Sie purzelte von der Seitenlehne seines schweren gravimetrischen Sessels, sprang auf die Füße und lehnte sich schmollend über das breite Rückenpolster.

      »Nun malen Sie mal den Teufel nicht an die Wand«, herrschte er den Obersten Planetologen an. »Dieses Schiff ist für Jahrzehnte autark. Nur weil wir ein paar Sonden verschossen haben, müssen wir nicht den Notstand ausrufen.«

      Erstaunlicherweise fühlte sich Reynolds, der durch die Bemerkung in Schutz genommen werden sollte, zu einer Rechtfertigung herausgefordert.

      »Mir ist bewusst«, sagte er, »dass diese Experimente kostspielig sind und dass sie bislang noch nicht zu den Ergebnissen geführt haben, die wir uns alle wünschen würden. Aber die genaue Analyse des heutigen Ereignisses wird uns mit Sicherheit wieder ein gutes Stück voran bringen.«

      »Wie lange?«, fragte Rogers nur.

      Reynolds zuckte mit den Achseln.

      »Wir sind uns«, meinte Dr. Frankel, »doch wohl einig, dass der Faktor Zeit in unserer Situation keine Rolle spielt. Deshalb sollten wir die Berechnung lieber in der erforderlichen Präzision durchführen und den nächsten Versuch um einige Wochen ...«

      Er kam nicht dazu, seinen Satz zu Ende zu bringen.

      »Ich teile Ihre Prämisse nicht«, knurrte sein Vorgesetzter kategorisch. »Wir wissen nicht, was in den letzten Monaten auf der Erde geschehen ist und wie die nächsten Schritte der Sineser aussehen. Jeder Tag, den wir verstreichen lassen, kann das Schicksal bereits besiegeln.«

      Man hörte das feine Klirren einer Teetasse.

      »Mit Verlaub«, mischte Laertes sich ein. »Mit der Entscheidung, uns in diese abgelegene Region zu begeben, haben wir darin eingewilligt, die Menschheit sich selbst zu überlassen. Wir sollten diesen Schritt auch innerlich vollziehen und uns nicht einreden, dass wir noch für das dortige Geschehen verantwortlich wären.« Er goss sich Tee nach und ließ zwei Stückchen Diamantzucker in die Porzellantasse fallen. »Wenn wir so tun, als hätten wir einer neuerlichen sinesischen Aggression etwas entgegenzusetzen, können wir andererseits nicht erklären, warum wir uns überhaupt davongemacht haben.«

      »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Dr. Rogers kalt.

      In seinen eisgrauen Augen funkelte der Zorn des Generals a.D., der Widerspruch seit einigen Jahrzehnten nicht mehr gewohnt war.

      »Darauf«, sagte Laertes konziliant, »dass wir uns mit unserem Exil hier abfinden sollten. All’ das Getue um die Sonden entspringt doch nur der Langeweile und der Neugier. Wir haben schon so lange keine Nachrichten mehr von daheim gesehen! Aber was würden wir denn machen, wenn wir einen Hilferuf auffingen, dass die Sineser mit Annihilationswaffen angreifen?«

      »Das können wir entscheiden, wenn es soweit ist«, schaltete Wiszewsky sich aufgebracht ein.

      Der Vorwurf der Passivität traf ihn besonders schmerzlich, seit er mit dem größten Schiff, über das die Menschheit verfügte, im Neptun-Orbit festgesessen war und sich nicht an den Evakuierungsmaßnahmen für die bedrohte Menschheit hatte beteiligen können. »Wir sollten das Sondenprogramm zügig vorantreiben, um mit der Erdbevölkerung in Kontakt treten zu können.«

      Reynolds und Frankel СКАЧАТЬ