Und die Tage lächeln wieder. Susanne Zeitz
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Название: Und die Tage lächeln wieder

Автор: Susanne Zeitz

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

Серия:

isbn: 9783961455058

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СКАЧАТЬ war der Beginn einer Reihe immer jünger werdender Tanten. Für mich endete zu diesem Zeitpunkt meine Kindheit und wäre mein Onkel Konrad nicht für mich da gewesen, hätte ich eine einsame, freudlose Zeit erlebt.

      So aber führte mich mein Weg nach der Schule immer zu ihm in die Buchhandlung, wo ich mich in die Kinderecke zurückzog, in den neuesten Büchern schmökerte, um mich mit meinen Buchhelden in zahllose Abenteuer zu stürzen. Am liebsten aber blätterte ich in den Märchenbüchern meiner Mutter. In ihnen war sie mir nahe.

      Den Tanten war mein Wegbleiben sehr recht, doch meinem Vater waren meine Besuche bei Konrad ein Dorn im Auge. So dauerte es nicht lange, dass er mich in ein Internat abschob.

      Ein trauriges Kapitel in meinem Leben.

       Kapitel 5

      Ich nahm einen großen Schluck Tee aus meiner gelben Tasse. Ein Blick auf die Uhr. Ich musste mich beeilen, wenn ich pünktlich bei Konrad sein wollte.

      Mit der Straßenbahn brauchte ich fast vierzig Minuten bis in die Innenstadt. Ich eilte die Hauptgeschäftsstraße entlang, drängelte mich zwischen den vielen Einkaufenden hindurch, denn ich wollte so schnell wie möglich wieder nach Hause zurück.

      Da die Sonne nun den Morgennebel endgültig durchbrochen hatte, waren alle Außentische der Cafés und Restaurants besetzt. Der übliche Samstagstrubel in einer Großstadt.

      Ich bog in eine ruhigere Seitengasse ein. Das Haus meines Onkels liegt ein wenig nach hinten versetzt. Zwei Stockwerke, oben seine Wohnung und im Erdgeschoss sein Buchladen.

      Eine alte, blau gestrichene Holztür zwischen zwei großen, ansprechend dekorierten Schaufenstern, die ich prüfend betrachtete.

      „Du hast sie dieses Mal wieder sehr schön eingerichtet. Die Leute fühlen sich angesprochen, viele haben sich lobend darüber geäußert, vor allem die Kinder“, ertönte Konrads Stimme, während er die Tür öffnete.

      Wir blieben einen Moment vor den Schaufenstern stehen. Sie waren mir tatsächlich gut gelungen. Bücher im Herbst war das Motto und entsprechend hatte ich die Fenster mit bunten Stoffblättern, kleinen Igeln und Eichhörnchen, die meine Freundin Claudia in ihrer Töpferei angefertigt hatte, dekoriert. Ich nickte meinem Onkel zufrieden zu.

      Vor ihm betrat ich den Laden und wie immer spürte ich, wie der Alltagsstress von mir abfiel.

      Ich liebe diesen Buchladen, in dem die Geheimnisse vieler Romanhelden und Heldinnen, viele fremde Leben, Schicksale und Geschehnisse in den Regalen auf ihre ganz speziellen Käufer warten.

      Der Laden ist nicht übermäßig groß, doch übersichtlich eingerichtet. An den Wänden entlang auf den Regalen die gut sortierten Bücher. Klassiker, Poesie, Romane, Krimis. Eine Ecke ist liebevoll für die Kinder eingerichtet. Kleine Tische und Stühle laden die Kleinen ein, sich in die Welt der bunten, bebilderten Bücher zu begeben.

      Viele Werke stammen von unbekannten Autoren aus der Umgebung. Konrad hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Schriftsteller zu fördern.

      So ist sein Buchladen etwas Besonderes. Jeden Donnerstagabend finden Lesungen statt. Ein kleiner, intimer Kreis, der sich zwischen den Büchern um den Schriftsteller formiert und gespannt zuhört.

      Ich liebe diese Abende, die mich als Zuhörende in geheimnisvolle und fremde Welten und Schicksale entführen.

      Wärme, Geborgenheit und Zusammengehörigkeit. Schade nur, dass ich diese Vorliebe mit Clemens nicht teilen kann. Er macht sich nichts aus Büchern. Stillsitzen und sich volllabern zu lassen, wie er es ausdrückt, ist nicht sein Ding.

      Konrad gehört zu der alten, ich möchte fast behaupten, aussterbenden Gattung der Buchhändler, der zu spüren scheint, welches Buch zu welchem Käufer passt.

      Ich habe immer wieder erlebt, wie Kunden nach einiger Zeit wiederkamen und sich bei ihm bedankten. Er hätte ihnen genau das richtige Buch verkauft, genau dieses hätte ihnen geholfen oder gutgetan.

      Von jeder Buchmesse bringt er wahre Schätze mit. Romane aus aller Welt. Das Geschäft läuft sehr gut, er hat seine Stammkunden, die in all den Jahren zu guten Freunden geworden sind.

      Wer würde sich denn um meine Kunden kümmern, wenn ich nicht mehr da wäre, meint er jedes Mal, wenn er auf die Rente angesprochen wird. Ich kann mir Konrad ohne seinen Laden auch nicht vorstellen. Er ersetzt ihm die Familie, die er nicht hat und er ist sein Leben.

      „Konrad, was gibt es so Wichtiges, dass du mich ausgerechnet am Samstag hierher beorderst?“, fragte ich ihn nun.

      „Ich habe ein Buch für dich. Das musst du unbedingt lesen!“

      „Ach Konrad, hätte das denn nicht bis Montag Zeit gehabt? Wegen einem Buch!“ Ich schüttelte ein bisschen unwillig den Kopf. „Ich habe den Roman, den du mir letzte Woche mitgegeben hast, noch nicht einmal angefangen.“

      Konrad brummelte etwas in seinen grauen Bart, ließ mich am Regal der Krimis stehen und eilte nach hinten in sein kleines Büro. Ein mittlerweile leicht gebeugter und übergewichtiger Mann mit dunkelbrauner Cordhose, braunkariertem Hemd und beigefarbenem Sakko.

      Als er nach ein paar Minuten wiederkam, hielt er ein dickes, in Leinen gebundenes Buch in der Hand und reichte es mir.

      „Bitte lies es und fang heute noch damit an. Es ist wichtig! Versprich es mir!“ Er sprach mit Bestimmtheit, doch es lag ein fast flehender, bittender Ausdruck in seinen Augen. Erstaunt blickte ich ihn an.

      „Was ist denn so Besonderes an dem Buch? Willst du es mir nicht sagen?“

      Bevor er antworten konnte, öffnete sich, unter lautem Bimmeln der kleinen Messingglöckchen, die Ladentür und eine Kundin steuerte direkt auf ihn zu.

      „Konrad, ich brauche Ihre Hilfe. Ein besonderes Buch für den fünfzigsten Geburtstag meiner Freundin.“

      Mein Onkel warf mir einen langen Blick zu, dann wendete er sich der Kundin zu.

      „Ich habe eine schöne Ausgabe mit Herbstgedichten hereinbekommen. Die zeige ich Ihnen.“ Mit diesen Worten führte er die Kundin in den vorderen Teil des Ladens.

      Er ist glücklich in seinem Beruf. Bin ich das eigentlich auch? Komisch, dass gerade jetzt diese Frage auftauchte. Ich bin zufrieden und mache meine Arbeit gerne, beruhigte ich mich selbst, denn mein Herz fing an, unruhig zu schlagen.

      Um mich abzulenken, schaute ich mir nun das Buch näher an. Fest eingeschweißt in einer Plastikhülle, wog es schwer in meiner Hand. Sicher so um die vierhundert Seiten, schätzte ich.

      Der Titel „Das verleugnete Leben“ sprach mich nicht sehr an. Das Cover, in Blau gehalten, zeigte in der Ferne eine Frauengestalt von hinten. Hätte ich es nicht besser gewusst, dann hätte ich es als einen Kitschroman abgetan. Ich drehte es auf die Rückseite und las die Zusammenfassung. Ein autobiographischer Roman einer Isabella Vargas. Noch nie gehört den Namen. Was sollte denn daran so wichtig sein, dass ich extra heute hierherkommen musste, fragte ich mich ein wenig unwillig und blickte auf meine Uhr. Der Tag begann sich mir langsam in seiner eigenen Dynamik zu entziehen.

      Unwillig legte ich das Buch neben mich auf einen Tisch mit Kinderbüchern. Ich hatte keine Lust, die Geschichte dieser peruanischen Frau zu СКАЧАТЬ