Название: Ghostsitter
Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783964260581
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Verwundert drehte sich Tom zu ihr um. »Was? Wieso das denn jetzt?«
War Mimi echt so sauer auf Tom, dass sie ihn nun nicht mal bei der gemeinsamen Suche nach Wombies Kuscheltier dabeihaben wollte?
Da meldete sich Hop-Tep telepathisch: Unsere schimmernde Prinzessin hat leider recht, mein Junge. Im Gegensatz zu uns siehst du kaum etwas im Dunkeln und bist auf die Taschenlampe angewiesen. Diese jedoch würde den Marder verschrecken. Es könnte passieren, dass er sich mit seiner Trophäe weiter in die Höhlen zurückzieht oder gar in den Wald flüchtet. So aber kann Mimi einfach in den Boden fahren, ihn aufspüren und zu einem der Ausgänge scheuchen. Und da werde ich auf ihn warten, um ihm Odor möglichst sanft zu entreißen.
Tom seufzte. Natürlich hatte die Mumie absolut recht. Weder konnte er es mit der nächtlichen Sehkraft noch mit der übermenschlichen Reaktionsschnelligkeit der Untoten aufnehmen.
»Also gut …« Er rollte seinen Ärmel wieder herunter und hob dann halbherzig die Hand. »Dann viel Erfolg.«
Die Mumie deutete eine höfliche Verbeugung an. Gehab dich wohl, junger Freund. Wir vermelden auf telepathischem Wege Erfolg, sobald sich jener unmissverständlich eingestellt hat.
»Okay, danke. Also bis später«, antwortete Tom und blickte zu Mimi, doch das Geistermädchen schaute an ihm vorbei zum Waldrand und schwieg.
Zuerst dachte Tom, sie ignoriere ihn ausschließlich wegen ihres Streits von vorhin, doch dann erkannte er etwas anderes in ihren Zügen. Er trat ein paar Schritte an das Geistermädchen heran und fragte leise: »Mimi, was ist mit dir? Also, ich meine, ist noch irgendwas anderes, als dass du sauer bist auf mich? Du wirkst so …«
»Sauer!? Das bin ich auch«, schnappte Mimi scharf. »Ansonsten alles supi, danke der Nachfrage.«
Tom seufzte. »Okay, dann … bis später. Oder so.«
»Oder so, ja«, antwortete Mimi und schwebte, ohne sich noch einmal umzudrehen, hinter Hop-Tep her Richtung Waldrand.
Kapitel 4: Ungebetener Besuch
Als Tom den Zirkuswagen betreten hatte, fühlte er sich zum ersten Mal seit langer Zeit richtig alleine.
Klar, hinter der Wand hockte Welf in seinem Käfig, Vlarad war in seinem Labor und die anderen würden bestimmt bald zurückkehren. Aber die Sache mit Mimi belastete Tom sehr. Er hatte sich mit dem Geistermädchen von Anfang an super verstanden, sie waren schnell richtig gute Freunde geworden und inzwischen wohl auch mehr als das.
Tom freute sich jedes Mal, wenn Mimi bei ihm reinplatzte, und er liebte es, wenn sie gemeinsam am Computer vor World of WerWizards saßen. Das Gespenst fieberte mit, gab Tipps und warnte ihn, wenn er Gefahr lief auf einem der drei Bildschirme, etwas zu übersehen.
Inzwischen verstanden sie sich blind, sie konnten über alles reden, ohne dass der eine den anderen völlig falsch verstand. Gemeinsam hatten sie sogar Mimis gelegentliche Eifersuchtsanfälle ganz gut in den Griff bekommen.
Humor war hier der Schlüssel gewesen, denn Tom konnte Mimi auch dann zum Lachen bringen, wenn ihr gerade überhaupt nicht danach war. Und wenn Mimi ihr glockenhelles Lachen ertönen ließ, grinste er selbst jedes Mal breiter als der Äquator.
Doch diesmal war es irgendwie anders, und Tom überlegte, warum eigentlich. Er hatte nicht wie sonst Lust gehabt, die Situation durch einen witzigen Spruch zu entschärfen – ganz im Gegenteil.
Tom schaute auf den Zettel, auf dem er sich die Übungen notiert hatte. Genervt faltete er ihn zu einem kleinen Quadrat.
Ja, er spürte deutlich, dass er immer noch sauer war. Wenn Mimi vor so langer Zeit mit dem Training begonnen und das Ganze bis heute durchgezogen hätte … wer weiß, zu was sie jetzt in der Lage gewesen wäre? Tom war sich sicher, dass er selbst an Mimis Stelle täglich trainiert hätte, wenn die Chance bestehen würde, wieder Dinge anfassen, anheben und spüren zu können.
»Ich versteh das einfach nicht …«, murmelte er und überlegte, warum es ihn gleichzeitig verwirrte und so seltsam sauer machte. Tom war auch klar, dass es darauf eine Antwort gab. Diese schwebte schon seit einer halben Stunde direkt neben seinem Kopf – in der Hand ein Schild mit der Aufschrift: »Oh, raff es bitte!«
Aber immer, wenn Tom hinschaute, glitt die Erkenntnis gerade so weit zur Seite, dass er sie wieder nur aus dem Augenwinkel wahrnehmen konnte.
Nervig.
Es klopfte.
Nervig eintausend!
Tom steckte den gefalteten Zettel in die Tasche seiner Leinenhose, um später dafür einen geeigneteren Platz zu finden, an den er sich auch erinnern würde. Dabei schlurfte er zur Tür, öffnete und staunte. Vor ihm stand Zoracz und lächelte sein falschestes Lächeln.
»Dürrfte ich vielleicht einen Morrment eintrreten, junger Mann?«
Tom machte sich keine Mühe, seine Top-Genervtheit zu verbergen. »Nö. Sagen Sie mir hier draußen, was Sie wollen, und dann gehen Sie bitte wieder.«
Zoracz nickte. »Nun gurrt, wie du willst. Hier.«
Er drückte Tom einen Füllfederhalter in die Hand und zog unter seinem Cape ein Schriftstück hervor, um es ihm etwas zu nah unter die Nase zu halten. »Überschrreibe mir die Geisterrbahn mit allem, was dazugehört, und verhindere ein grroßes Unglürrck!«
Tom schaute Zoracz an, als hätte der gerade vor ihm »Alle meine Entchen« gesungen und dazu im rosa Ballettröckchen einen Ausdruckstanz aufgeführt.
»Warrrum starrst du mich so an, rrede ich in einer für dich unbekannten Sprrache?«, knurrte Zoracz.
»Ich hab verstanden, was Sie gesagt haben, aber warum Sie es gesagt haben, versteh ich wirklich nicht«, antwortete Tom. »Okay, außer Sie halten mich wirklich für unfassbar dumm. Das würde es erklären.«
Er schüttelte fassungslos den Kopf und lachte einmal trocken auf. »Ha, echt jetzt, ich frag mich wirklich, wann ich mich jemals so saublöd verhalten habe, dass Sie annehmen, ich würde das jetzt einfach unterschreiben.«
»Es ist keine Frrage von Dummheit, Junge, sondern eine Frage der Barrmherzigkeit«, antwortete Zoracz, und Tom starrte seinen Widersacher noch ein bisschen verständnisloser an.
»Eine Frage der Barmherzigkeit?«, wiederholte er schließlich, und Zoracz nickte bedeutungsvoll.
»Genau das.«
»Ähm. Wollen Sie mir das vielleicht ein bisschen näher erklären?«
»Nein.«
»Okay, Sie wollen nicht, tun es aber hoffentlich trotzdem?«
»Nein.«
»Ah. СКАЧАТЬ