Название: Ghostsitter
Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783964260581
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Kapitel 3: Odor
Sofort sprang Tom auf und angelte unter dem Bett nach seinen Turnschuhen. Gleichzeitig öffnete er einen telepathischen Kanal zu allen anderen: Was ist passiert?
Es war die salbungsvolle Stimme von Hop-Tep, die sich nun meldete: Ich bin im Spurenlesen weniger begabt als unser wölfischer Freund, der uns ja nun leider nicht zur Verfügung steht. Und doch möchte ich sagen –
Entschuldige, Hop-Tep!, unterbach Tom die ägyptische Mumie so höflich wie möglich. Aber wenn es irgendwie geht – fass dich bitte kurz!
Du sprichst knapp, aber weise, junger Freund. Nun, wenn ich die Zeichen und Geschehnisse richtig deute, haben wir wohl ein Marderproblem.
Und was hat das mit Wombie zu tun?, fragte Tom verwirrt, während er sich hektisch die langen Schnürsenkel zuband. Unserem Zombie gehen Marder doch am Hintern vorbei, so wie alles andere. Wir könnten ihm den großen Zeh auskugeln und er würde nicht mal blinzeln.
Da magst du recht haben, antwortete nun der Vampir telepathisch. Aber wenn ein Marder Wombies geliebten Kuschelhasen Odor entführt …
… ändert das die Sache, auweia, beendete Tom den Satz.
Wir sind sofort da, ertönte da auch Mimis Stimme. Wo genau seid ihr?
Hinter der Geisterbahn, den Feldweg hinunter, direkt am Waldrand, erklärte Vlarad, und Tom machte sich sofort auf den Weg.
Er hatte weniger als drei Minuten gebraucht, um seine Sachen zusammenzusuchen, den Zirkuswagen zu verlassen und den Feldweg zum Wald hinunterzurennen.
Dort schwebte Mimi bereits zwischen Mumie und Vampir und starrte mit ihnen in die Dunkelheit. Sie würdigte Tom nur eines flüchtigen Blickes.
Der seufzte. »Also, wie sicher auf einer Skala von null bis zehn sind wir, dass der Marder da mit Wombies Kuschelhasen reingerannt ist?«
»Wie sagst du immer so schön?«, murmelte Vlarad. »Tausend.«
»Aha, und warum?«
»Nun, der Lavendelgeruch von Odor ist so ausdrucksstark, dass ich fast schon eine lila schimmernde Spur zu sehen glaube.«
Er winkte Tom zu sich, und kaum hatte der einen tiefen Atemzug durch die Nase genossen, waren alle Zweifel aufs Blumigste beseitigt: Ein chemisch-aufdringlicher Geruch von parfümiertem Waschmittel stand in der Luft, als wolle er Hänsel und Gretel zum Waschhäuschen der Hexe locken.
»Inzwischen bin ich mir gar nicht mehr so sicher, welchen Gestank ich furchtbarer finde«, stöhnte Tom.
Als er Wombie und seinen Kuschelhasen Odor kennengelernt hatte, war er vom infernalischen Gestank des ungewaschenen Kuscheltiers fast ohnmächtig geworden. Wombie ließ nicht zu, dass irgendwer außer ihm das Plüschhäschen auch nur anfasste, und so hatte sich zunächst der faulige Geruch vieler Jahrzehnte darin gesammelt. Vor Kurzem aber hatte der Zombie doch tatsächlich die wunderbare Welt der Weichspüler entdeckt. Seitdem verging kaum ein Tag ohne Waschgang für Odor. Beim Dosieren folgte Wombie der Devise »Deckel ab und rein damit«. Nach Ende des Waschgangs explodierte jedes Mal eine gigantische Geruchsgranate in den Nasen der Geisterbahnbewohner.
»Es beschämt mich, aber ich muss hier leider passen«, begann der Vampir nun. »Ich kann euch diesmal nicht behilflich sein. Der Wald ist voller Wildtiere, und das Rauschen des Blutes in ihren Adern ist so gewaltig, dass ich das nächste arme Tierchen aussaugen würde wie einen Tetrapak.«
Unwillkürlich machte Tom einen Schritt von Vlarad weg, was diesem nicht verborgen blieb.
»Keine Sorge, ich werde mich so lange im Griff haben, bis ich zurück in meinem Labor bin. Aber ich kann nicht länger hier am Waldrand verharren. Der Blutdurst ist überwältigend.«
»Okay, hab verstanden«, nickte Tom, und das hatte er wirklich. Wenn Vlarad ein Tier nur anpikte, trug dieses außer einer winzigen Wunde und ein paar verlorenen Sekunden keinen Schaden davon. Trank er aber mehr als ein paar Milliliter von dem Blut eines einzelnen Lebewesens, passierten zwei Dinge: Das Geschöpf wurde ebenfalls zu einem vampirischen Untoten und Vlarad mutierte vorübergehend zu dem Spenderwesen.
Mit einer Mischung aus Belustigung und Genervtheit dachte Tom daran zurück, wie Vlarad sich in einen Hamster verwandelt hatte. Gott sei Dank hatten sie auch das angepikste Tierchen gerade noch rechtzeitig gefunden, um es mit Hop-Teps mächtigem Lazarus-Serum von seinem vampirischen Schicksal zu heilen.
Da vernahm Tom die telepathische Stimme der Mumie in seinem Kopf: Nun, ich allerdings kann unbehelligt von jeglichen Blutdürsten durch das Holz streifen und Tom helfen, unseren starken Freund zurückzuholen.
»Stimmt«, überlegte Tom, »und so spät in der Nacht wird wohl kaum jemand im Wald unterwegs sein und sich bei deinem Anblick zu Tode erschrecken. Dann lasst mich mal sehen, wo Wombie steckt.« Er rollte seinen Ärmel hoch. In der Dunkelheit waren die rot leuchtenden Punkte unter seiner Haut sehr gut zu erkennen.
Er nannte diese verrückte magische Fähigkeit sein Geister-Navi, denn genau das war es eigentlich auch. Anhand dieser sanft pulsierenden Lichter auf seinem Unterarm konnte Tom sehen, wer von ihnen sich in etwa wo befand.
Routiniert drehte er sich einmal hin und her, um zu sehen, welcher rote Punkt sich dabei am wenigsten bewegte – logischerweise war dies dann seine eigene Markierung und er konnte so erkennen, welche die anderen waren.
»Okay, das bin ich, dann ist das da hinten Welf in seinem Käfig, das ist Vlarad, daneben Hop-Tep und Mimi. Also ist Wombie … der da. Er ist noch nicht mal so arg weit weg, und anscheinend bewegt er sich kaum. Ähm … Mimi, würdest du …«
»Klar«, antwortete das Geistermädchen betont einsilbig, warf einen kurzen Blick auf Toms Unterarm und huschte auch schon davon.
Nur wenige Sekunden später war sie zurück. »Also, Wombie hockt da drüben im Wald und gräbt.«
»Er gräbt?«, wiederholte Tom verwundert.
Der Vampir zuckte mit den Achseln. »Natürlich tut er das. Marder wohnen nun einmal in Höhlen oder Felsspalten. Es ist anzunehmen, dass das Tierchen Wombies Waschmittelwunder mit in seine Behausung genommen hat.«
»Ah, okay, das leuchtet ein«, überlegte Tom. »Also … Ich könnte jetzt auf seinen roten Punkt drücken und ihn damit zu mir rufen …«
Vlarad sah ihn ausdruckslos an. »Ja, das könntest du tun, Tom …«
»Aber wenn er gerade in Sorge um sein Kuscheltier ist, dann wär das irgendwie blöd«, beendete Tom seinen Gedanken, und der Vampir entspannte sich sofort. »Genauso ist es, Tom. In Notsituationen ist diese Funktion natürlich hilfreich und angemessen, aber es ist sehr anständig von dir, dass du sie nicht als Rezeptionsklingel missbrauchst.«
»Kein Problem«, antwortete Tom. »Wir wollen ihm ja helfen und ihn nicht gegen seinen Willen von Odors Rettung abziehen. Also, dann gehst du jetzt besser mal zurück in dein Labor, СКАЧАТЬ