Название: Ghostsitter
Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783964260543
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»Nein, Mimi, gar nichts ist okay«, antwortete Tom immer noch seltsam lächelnd, »aber es macht überhaupt keinen Sinn, euch zu erklären, was nicht okay ist. Also übergehen wir das doch einfach und legen direkt los mit unserem nächsten Problem.«
Mimi schüttelte energisch den Kopf. »Nein, das ist doof! Ich will wissen, warum du so komisch bist.«
»Na gut«, seufzte Tom, »ich versuche es mal zu erklären, obwohl ich genau weiß, dass es überhaupt keinen Sinn hat und wir damit nur wertvolle Zeit verlieren.«
Er deutete in die Runde. »IHR WUSSTET genau, dass unser geschätzter Zombiefreund Wombie in wenigen Tagen seinen hundertsten Getodstag feiert. Oder sollte ich sagen feiern muss. Richtig?«
Alle nickten, außer Wombie. Aber Tom wusste genau, dass der Zombie alles mitbekam, auch wenn er aussah, als würde er gerade nur seinen halb offenen Mund durchlüften.
»Schön. IHR WUSSTET außerdem lange vor mir, dass der hundertste Getodstag eines Zombies mit einem ganz bestimmten Ritual gefeiert werden muss, weil der Zombie sonst sein untotes Leben verliert und nie wieder erweckt werden kann, richtig?«
»Auch richtig«, antwortete nun Welf. »Aber warum …«
»WEIL«, unterbrach ihn Tom schroff, »… weil ihr mir das also alles schon vor Wochen in aller Ruhe hättet erzählen können und nicht erst jetzt! Ich aber stand nichts ahnend in der Geisterbahn, wir hatten gerade erst das Hamsterproblem halbwegs gelöst, und nur weil ich mehr so aus Spaß nachgefragt habe, was denn sonst noch so ansteht, bekomme ich ganz nebenbei erzählt, dass unser armer Wombie hier in wenigen Tagen für immer zu Staub zerfällt, wenn wir nicht dieses Ritual durchführen! Da ist es doch völlig klar, warum ich … Da würde doch jeder … Ihr müsst doch verstehen, wieso ich … d… grmpf.«
Tom unterbrach sich, als ihm lauter verständnislose Augen entgegenblickten. »Ihr versteht mich wirklich nicht, oder?«
Alle schüttelten den Kopf. Unwillkürlich schaute Tom zu Wombie, und zu seinem Erstaunen schwenkte auch der den Kopf langsam, aber sichtbar einmal hin und einmal her.
Okay, selbst der Zombie, um dessen untotes Leben es hier ging, konnte nicht nachvollziehen, wo das Problem lag. Das gab Tom den Rest.
»Vielleicht sollte ich es in mein Handy sprechen und euch dann so oft vorspielen, bis ihr es verstanden habt«, murmelte Tom matt.
»Oder du erklärst es uns einmal so, dass wir verstehen, was du meinst«, grummelte Welf. »Wenn du das aber nicht kannst, dann lass uns doch jetzt mal loslegen, denn wir haben nur noch ein paar Tage Zeit.«
Da sprang Tom auf und deutete zitternd auf Welf. »Hahaaaa! Da! Da hört ihr es! Genau das meine ich! ›Wir haben nur noch ein paar Tage‹ hat er gesagt! WENN ihr mir vorher erzählt hättet, dass wir dieses Ritual bis Ende der Woche durchgeführt haben müssen, dann hätten wir viel mehr Zeit gehabt! Genau das meine ich!«
»Aber wir können es doch schaffen bis Freitag«, antwortete Mimi. »Warum regst du dich denn so auf?«
Tom hätte Mimi am liebsten an den Schultern gepackt, aber leider wären seine Hände dann nur durch sie hindurchgeglitten. Also versuchte er das durch Lautstärke auszugleichen. »Wegen all dem Stress, Mimi!«, rief er. »Der Stress! Bedenke! Den! Stress!«
Mimi zuckte mit den durchsichtigen Achseln. »Pff. Bedenke den Spaß.«
Tom hatte gerade zu einer weiteren lautstarken Antwort angesetzt, doch Mimis letzte Anmerkung nahm ihm komplett den Wind aus den Segeln, und er sackte zurück auf die Bettkante wie ein luftleerer Wasserball.
»Bedenke … den Spaß«, stammelte er, und dabei kehrte das seltsame Lächeln zurück. »Den Spaß … Ach so, ja, den Spaß. Den hatte ich nicht bedacht. Hui, der Spaß. Wie konnte ich den vergessen.«
Mimi lächelte dankbar. »Das heißt, alles ist wieder gut?«
Eigentlich hatte Tom »Na ja, geht so« antworten wollen. Aber er bemerkte nicht, dass sein Mund vor Erstaunen halb offen stand, und darum klang die Antwort eher so ähnlich wie »Awagesso«.
»Das ist schön«, nickte Mimi und fuhr ungerührt fort: »Also, Vlarad hat alle wichtigen Fakten über uns in verschiedenen Notizbüchern zusammengetragen.« Sie wandte sich an den Hamster in Wombies Arm. »Vlarad, kannst du uns bitte irgendwie mitteilen, wo wir das Notizbuch über Wombie finden?«
Der Hamster zögerte kurz. Dann aber nickte er, sprang von seinem Platz hinunter auf den Holzboden und lief zu der Wand im hinteren Bereich des Zirkuswagens. Dort setzte er sich auf und schaute Tom erwartungsvoll an.
Der wusste, was das bedeutete. Tom ließ die Wand mit einem telepathischen Befehl zur Seite gleiten und gab so den Blick auf den magischen Käfig frei, in dem Onkel Welf aus Sicherheitsgründen immer die Vollmondnächte verbringen musste. Die Gitterstäbe öffneten sich vor ihm wie ein Vorhang, und Tom betrat das Innere des kleinen Gefängnisses, das Mimi gerne Welfs Spielzimmer nannte.
Er sah sich um, doch außer der Pritsche in der rechten Ecke, einem Hocker und einem verbeulten Wasserkanister war hier nichts zu entdecken. Da quietschte Vlarad einmal halblaut, um auf sich aufmerksam zu machen, und deutete dann mit dem rechten Pfötchen auf die Pritsche. Tom klappte sie nach oben, aber dort war nichts zu sehen. »Hier is’ nix.«
Ein leises Patsch erklang, und Tom erkannte, dass der Hamster sich mit der flachen Pfote auf die Stirn gehauen hatte.
»Hey, das ist meine Geste«, murmelte er und klappte die Pritsche wieder runter. »Und wo bitte soll ich denn sonst nachschauen?«
Tom war sich sicher, dass der Hamster gerade seufzend die Augen nach oben verrollt hatte, wie es Vlarad so gerne tat, wenn man nicht sofort verstand, was er meinte. Dann hopste das kleine Tierchen auf das Brett und deutete mit übertriebener Geste und einem wenig hamsterhaften Ausfallschritt mehrfach auf die metallbeschlagene Wand.
Tom musste grinsen. »Wenn du bei der Bewegung noch ein bisschen mehr die Hamsterhüfte schwingst, film ich dich mit dem Handy, leg Musik drunter und lad’s bei Youtube hoch als Vlarad der Discohamster.«
Sofort unterbrach der verwandelte Vampir seinen ausdrucksstarken Hinweistanz und wartete einfach ab, bis Tom verstand, was er ihm sagen wollte.
Das dauerte nicht lange, denn als Tom die Wand aus der Nähe in Augenschein nahm, fiel ihm eine rechteckige Naht in dem Metall auf. Einer Ahnung folgend, drückte er dagegen. Es klickte zufriedenstellend, und sofort sprang eine Klappe auf. Tom schob die Finger vorsichtig in den schmalen Hohlraum und fischte tatsächlich Vlarads Notizbuch heraus. Er wandte sich zu den anderen, um den Käfig zu verlassen.
»Okay, das war ja zur Abwechslung mal gar nicht so schwwwwwwrggggllll…« Zu spät hatte Tom die pfeifende Warnung von Vlarad dem Hamster gehört, und nun hörte er für ein paar Minuten erst einmal gar nichts mehr.
Kapitel 4: Das Ritual
Als Tom die Augen wieder aufschlug, lag er in Welfs Käfig auf dem Rücken. In der Hand hatte СКАЧАТЬ