Explorer ENTHYMESIS. Matthias Falke
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Название: Explorer ENTHYMESIS

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783943795325

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СКАЧАТЬ als ich nach ihrem Arm fassen wollte, griff ich ins Leere. Ohne die Dinger da vor mir – das größte, das zweihundert Schritt vor uns »ausschlüpfte«, hatte inzwischen eine Höhe von gut fünfzig Schritt erreicht, und ein Ende schien nicht abzusehen – ohne das also länger als unbedingt nötig aus den Augen zu lassen, sah ich mich nach ihr um. Sie war weit hinter mir und ging langsam rückwärts. In ihrem Visier spiegelte sich ein weißliches Wesen, das jeden Dinosaurier an Größe übertraf und das seine Front ganz langsam herunter neigte, sich wie neugierig nach vorne beugte. Davor stand ein kleiner glitzernder Astronaut. Das war ich!

      »Lauf!«, kreischte es an meinem Ohr. »Es kommt auf uns zu!«

      In diesem Augenblick geriet ich in Panik. Kalter Schweiß brach mir aus, und vor meinen Augen rauschte das Blut.

      »Weg! Weg! Weg!«, schrie jemand.

      »Achtung Stress-Situation«, monierte die Automatik. »Adrenalin-Werte kritisch.«

      »Sag mir lieber, wie’s da hinten aussieht. und was das ist!«, heulte ich ins Mikro und strampelte wie besessen. Denn ich war noch schwerelos und hatte mich unwillkürlich mehrere Meter hoch in die Luft gestoßen, wo ich jetzt zappelnd herumruderte.

      »Stabilisieren! Dämpfung weg! Jennifer, was macht es jetzt?«

      Ich krachte mit meinem ganzen Gewicht auf den Boden, von der eigenen Schwere gefesselt. Diese Computer sind doch zu dämlich.

      »Es kriecht jetzt flach und kommt direkt auf dich zu!«

      Das war Jennifer, aber warum klang sie so dünn? Hatte meine Automatik einen Knacks gekriegt? Ich versuchte aufzustehen, aber bei über drei Zentnern Masse und 1,6g war es praktisch ausgeschlossen, mich zu bewegen.

      »Halloo!«, brüllte ich in meine Automatik. »Dämpfung – und Lagebericht! Sofort!«

      Ich wälzte mich mühselig herum und sah nach hinten. In diesem Augenblick schob es seine »Schnauze« – von der anderthalbfachen Größe der ENTHYMESIS – träge über den Kraterrand und kroch glitschig und langsam auf mich zu. Man konnte nichts Genaueres erkennen, weder Augen oder Nüstern, noch sonst irgendwelche äußeren Konturen.

      »Schockbedingter Ausfall im primären System«, meldete sich meine Elektronik. »Sekundärer Boot und Total-Check. Abgeschlossen in – sechzehn Sekunden, fünfzehn ...«

      »Steh auf«, schrie jemand. Dann krachte es wieder, und die Dioden flackerten.

      Plötzlich war ich ganz ruhig. Ich konnte definitiv nichts machen. Ich lag da, halb auf die Seite gestützt. Der Tornister lag bleiern unter mir, als wäre er am Boden festgenietet. Und so sah ich das seltsame Wesen an, das da gleichmäßig und gesichtslos heranglitt. Es hatte die fünfzig Schritt zwischen mir und dem Kraterrand so gut wie überwunden, und noch immer waren keine Sinnesorgane, keine Extremitäten, nicht einmal Schuppen oder eine muskuläre Bewegung auszumachen. Zehn, zwanzig Meter neben ihm tauchte ein zweites auf, das die andesitische Krone des Kraterrandes durchbrach und sich parallel heranschob. Das erste war auf meiner Höhe. Es wühlte sich durch den Schotter und wölbte eine regelrechte Bugwelle auf. Ein fünf Meter hoher Wulst, der, ohne Notiz von mir zu nehmen, ganz dicht an mir vorüberschob. Der Geröllwall, den es aufwarf, berührte meine Stiefel und verschüttete mein linkes Bein, aber es änderte seine Richtung nicht. Blind und unorganisch, wie ein ...

      »Sekundär-Boot abgeschlossen. Lokales System online. Dämpfung auf 50% aktiviert.«

      »Jetzt steh endlich auf, Mensch!«

      Auch meine Süße war wieder da.

      Ich erhob mich langsam, das Monstrum nicht aus den Augen lassend, und zog mich zurück. Ich starrte auf den mauerglatten Leib, der an mir vorüberglitt. Sowie ich stand, konnte ich auch wieder in den Krater hineinsehen, der inzwischen von mehreren hundert dieser »Schlangen« bevölkert war, die sich umeinander wanden und den ganzen Kessel mit ihren weißen Schlingungen erfüllten. Sie hatten – außer der »Spitze«, mit der sie den Boden durchstoßen hatten – weder einen Anfang noch ein Ende, weder Kopf noch Schwanz, doch einige waren – zerbrochen! Und plötzlich wusste ich Bescheid!

      »Lagebericht! Wie ist die Konsistenz der unbekannten Objekte? Scannen auf Lufteinschlüsse und spezifische Dichte!«

      »Was soll das?«, fragte Jennifer, hörbar an ihrer eigenen Unentschlossenheit leidend.

      Aber als wolle es meine Hypothese selbst bestätigen, hatte das erste Wesen, das schon rund dreißig Meter an mir vorbeigekrochen war, mit einem Mal die Schnauze in den Grund gebohrt, wo es anscheinend feststeckte. Der nachdrängende Leib hob sich an und wölbte sich unter ungeheurer Spannung zu einem Bogen von zehn Metern Höhe an. Ich vergrößerte den Sicherheitsabstand. Dann barst der eingekrümmte Hals, und mannshohe Fetzen und Bruchstücke flogen davon. Der hintere Teil senkte sich langsam wieder auf den Boden und setzte seinen Weg fort. An die Stelle der runden Schnauze war ein splittriger Stumpf getreten, der unbeeindruckt an dem alten Kopfstück vorüberkroch. Dieses lag zu mehreren mächtigen Scherben zertrümmert da, von kristallischen Sprüngen durchädert. Tot. Es war Eis, lauter Eis.

      »Konsistenzprüfung abgeschlossen. Es handelt sich um gefrorenes Ammoniak. Einschlüsse von anderen Stickstoffverbindungen, Helium und Methan. Hohe Viskosität. Elastizität etwa von – Fiberglas. Temperatur rund 100 Kelvin ...«

      »Danke,das reicht. Ich weiß jetzt Bescheid.«

      »Was ist das?«

      Jennifer war wieder an meiner Seite. Ich ging an das größte Bruchstück heran, das erratisch im Boden steckte.

      »Ein verwandtes Phänomen gibt’s bei uns auch. Etwa wenn feuchter Waldboden über Nacht gefriert, beim ersten Herbstfrost vielleicht. Dann wird das Eis, durch die Kapillarwirkung der Poren, herausgedrückt und bildet Fäden und schnürige Gespinste, die ohne weiteres armlang werden können.«

      »Aber das funktioniert nur aufgrund der Anomalie des Wassers, das sich beim Gefrieren ausdehnt ...«

      »Das ist richtig. Ich vermute, dass hier thermische Prozesse dazukommen. Irgendetwas muss den Druck erzeugen, der das Eis nach oben durch die Trichter presst.«

      »Oder das Eis bildet sich erst in dem Moment. Unterirdisch funktioniert’s wie ein Geysir, und erst, wenn es mit der Atmosphäre in Berührung kommt, wird das Ammoniak abgeschreckt und schockgefroren. Das wär mir übrigens beinahe auch ...«

      »Es muss ein selbstverstärkender Vorgang sein, der durch einen minimalen Auslöser angestoßen wird und sich dann selbsttätig fortsetzt.«

      »Hm, damals in Florida hatten wir so’n Hobby. Immer nach Dienstschluss haben wir uns jeder ein Bier aus der Cafeteria geholt. aus dem Kühlschrank natürlich, wo es auf fast 0°C runterkühlt war. Wenn wir das dann am Strand aufknackten und es zu schäumen anfing, kühlte es sich durch den Druckverlust noch ein bisschen weiter ab, und das reichte gerade aus, um es gefrieren zu lassen. Klar, dann kam es als wulstiges Eis oben rausgequollen! Warum fällt mir das erst jetzt ein?«

      »Also es gibt unterirdische Reservoirs an flüssigem Ammoniak, das unter hohem Druck steht, aber keinen Kontakt zur Atmosphäre hat. Wird dieser Kontakt hergestellt, weil jemand unbefugt auf dem Krater rumlatscht – also wenn das Ammoniak dann aufschäumt –, treibt es sich selber durch die Gänge und Poren des Gesteins nach oben und erstarrt gleichzeitig zu fünf bis acht Meter mächtigen und dreihundert Schritt langen ‚Schlangen’.«

      »Und ich wäre fast СКАЧАТЬ