Sturmzeit auf Island. Susanne Zeitz
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Название: Sturmzeit auf Island

Автор: Susanne Zeitz

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783961457090

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СКАЧАТЬ Gesichter, Wellen plätschern halbherzig ans Ufer und ein Schwarm flatternder, kreischender Möwen streitet um ein aufgeweichtes Stückchen Brot, das ans steinige Ufer geschwemmt wurde.

      „Weißt du, Island besitzt nicht diese Lieblichkeit. Seine Schönheit ist rau und kraftvoll. Nicht jeder fühlt sich dort wohl, doch ich habe die Insel immer geliebt.“

      Michael sieht den Schmerz in ihren Augen. „Jetzt lade ich dich ins Strandcafé ein.“ Er legt den Arm um sie und zieht sie an sich.

      Auf der Badewiese herrscht munteres Treiben. Beachvolleyballspieler, Sonnenhungrige auf ihren Handtüchern und planschende, juchzende Kinder. Das Sonntagsprogramm an einem Sommertag am Bodensee.

      Elin löffelt genüsslich ihren Eiskaffee, während Michael sich mit einem kühlen Weizen erfrischt.

      „Geht’s dir wieder besser?“, fragt er seine Frau.

      Elin nickt und deutet lächelnd auf seinen Mund. „Bierschaum.“

      Michael wischt sich grinsend über den Mund, dann wird er ernst. „Ich werde irgendwann mit dir nach Island fahren, das schwör ich dir.“

      Elin blickt ihn erstaunt an. „Das wäre schön“, flüstert sie, „aber …“

      „Kein Aber. Wir werden uns doch nicht von irgendwelchen Geistern einschüchtern lassen.“

      Elin zuckt mit den Schultern. Vielleicht hat er recht. Sie wünscht es sich so sehr.

      KAPITEL 3

       Julia

      Julia wird vom Rauschen des Regens geweckt. Schwungvoll verlässt sie das Bett. Nach einer erfrischenden Dusche kehrt sie ins Schlafzimmer zurück, schlüpft in die bereitgelegte hellblaue Jeans und einen dunkelblauen Baumwollpulli.

      Nach einem hastig eingenommenen Frühstück verlässt sie mit ihrem Gepäck die Wohnung und steigt in das wartende Taxi.

      Ihr Islandabenteuer beginnt.

      Das Flugzeug verliert an Höhe und bereitet sich auf die Landung vor. Kurz darauf setzt es mit einem harten Ruck auf der Landebahn auf.

      Julia blickt durch das kleine Fenster. Der Flughafen von Keflavik. Regennasser Asphalt unter einem trüben, wolkenverhangenen Himmel.

      Sie zupft aufgeregt an ihrem Zopf. Die Frage, die sie sich schon während des Fluges gestellt hat, drängt sich wieder in den Vordergrund. Wie wird sie sich hier fühlen, im Land ihrer Eltern und Vorfahren? Wird sie überhaupt etwas spüren? Vielleicht ist es einfach nur eine Urlaubsinsel?

      Julia schließt den obersten Knopf ihres Anoraks und stülpt die Kapuze über den Kopf. Kalter Wind und Nieselregen. Sie schluckt die aufkommende Enttäuschung hinunter. Sie ist schließlich auf Island und nicht auf Mallorca. Wenig später bringt sie der Bus in ihr Hotel nach Hafnarfjördur.

      Lavafelder entlang der Straße, karge Vulkanberge, im Norden das Meer im blaugrauen Dunst, fast eins mit dem Himmel. Julia kann sich nicht sattsehen. Das ist also das Land ihrer Eltern.

      Der Bus hält vor einem modernen Touristenhotel in leuchtend grüner Farbe. Nicht romantisch, eher zweckmäßig.

      Nachdem Julia eingecheckt und sich in ihrem Zimmer eingerichtet hat, fährt sie mit dem Bus nach Reykjavik.

      Das Wetter hat sich zum Positiven verändert. Der graublaue Himmel reißt immer mehr auf und gibt einer milden Sonne die Möglichkeit, die feuchte Luft zu erwärmen.

      Reykjavik ist eine moderne, pulsierende Stadt. International und jung. Julia fühlt sich sofort wohl, doch sie vermisst ein wenig das Alte und Romantische der südlichen Städte.

      Sie besichtigt die bekannte Hallgrims-Kirche und fährt mit dem Aufzug auf die Aussichtsplattform des Turms. Der Blick über die roten, blauen und grünen Wellblechdächer der kleinen Häuser, die sich an das Ufer des Stadtsees schmiegen, ist wunderschön.

      Gemächlich schlendert sie durch die Altstadt und fotografiert die kleinen, bunten Holz- und Wellblechhäuser, die sie an Norwegen erinnern. Nicht weit entfernt, im alten Hafen, schaukeln Fischerboote und kleine Segeljachten. Daneben das Konzerthaus Harpa, ein architektonisches Meisterwerk aus Hunderten von Glasbausteinen.

      Julia geht ein Stück an der Uferpromenade entlang. Steine zu Figuren aufgetürmt, erinnern sie an den Bodensee, und sie fühlt sich nicht mehr so fremd.

      Sie dreht dem Hafen den Rücken zu und lässt sich durch die Einkaufsstraßen treiben. Imbissbuden, Restaurants, Bäckereien und Cafés bieten kulinarische Stärkung an, um für Buchläden, schrille Boutiquen und Souvenirläden gerüstet zu sein. Isländische Wollpullover, Schmuckstücke aus geschliffenen Lavasteinen, bunte recycelte Designerklamotten und originelle Handtaschen reizen zum Kauf, doch als Julia die Preisschilder sieht, verflüchtigen sich die Gedanken an Mitbringsel schnell.

      Als ihr der verführerische Kaffeeduft aus dem Inneren eines Cafés in die Nase steigt, kann sie nicht widerstehen. Sie braucht jetzt eine Stärkung, denn ein Blick auf die Uhr zeigt, dass sie bereits seit drei Stunden durch die Stadt marschiert.

      Sie hat Glück und findet einen freien Platz an einem kleinen Tisch vor dem Café. Aufatmend lässt sie sich auf den Stuhl fallen. Als Erstes raus aus den Schuhen. Während Julia auf ihren Kaffee wartet, dringen Wortfetzen verschiedener Sprachen an ihr Ohr. Englisch, Französisch, mitunter auch Deutsch. Am Tisch gegenüber unterhält sich eine Gruppe Japaner in ihrem für sie eigenen Singsang.

      Entspannt streckt sie ihr Gesicht einem milden Sonnenstrahl entgegen und öffnet den Reißverschluss ihrer Jacke. Dann nimmt sie ihr Smartphone aus dem Rucksack, macht ein Selfie und schickt es ihrer Mutter mit einer kurzen Nachricht:

       Bin in Reykjavik. Es ist wunderschön hier. Auch das Wetter! Fühle mich sehr wohl.

      In dieser entspannten, freudigen Stimmung trifft sie plötzlich ein Blick, der sich wie ein Messerstich anfühlt. Spitz und schmerzhaft. Julia zuckt zusammen. Ein graugrünes Augenpaar scheint Laserstrahlen in ihre Richtung zu schleudern. Was ist denn los? Ist sie gemeint? Aber warum?

      Julia wendet sich ab, tut so, als ob sie in ihrem Reiseführer lese und mustert die Frau verstohlen aus den Augenwinkeln. Das Klischeebild einer Gouvernante Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts. Graubraune Klamotten, streng aus dem Gesicht gekämmte graue Haare, sicher als Dutt am Hinterkopf zusammengedreht. So Anfang siebzig, schätzt Julia, obwohl, sie könnte auch erst um die sechzig sein.

      Die Frau wendet ihr hageres Gesicht nun ihrer Begleiterin zu, sagt irgendetwas, worauf auch diese nun zu Julia herüberschaut.

      Julia spürt, wie Ärger in ihr aufsteigt.

      So ein unmögliches Benehmen. Wenn es um ihre auffallende Erscheinung geht, dann soll sie halt wegschauen. Julia ist daran gewöhnt, die Blicke wegen ihrer leuchtend roten Haare auf sich zu ziehen, doch sind diese meist bewundernd, wohlwollend, nicht ablehnend, fast hasserfüllt, wie jetzt.

      Herausfordernd erwidert Julia den Blick, doch die Frau schaut sofort weg.

      Kurz darauf steht sie abrupt auf, schleudert Julia noch einen wütenden Blick zu, legt Geld auf den Tisch, verabschiedet sich von ihrer Begleiterin und verlässt mit gehetzten Schritten das Café.

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