Als Lehrer in Gotha/Thüringen 1950–1990. Heinz Scholz
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Название: Als Lehrer in Gotha/Thüringen 1950–1990

Автор: Heinz Scholz

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783867775649

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СКАЧАТЬ wurden angeregt, an einem interessanten Standort ein geeignetes Gebäude zu erwerben und dieses mit Unterkünften, Küche und Sanitäreinrichtungen als Ferienlager auszubauen. Vornehmlich für Kinder der Betriebsangehörigen. Der Betrieb kam nicht umhin, für Verpflegung, Betreuung und Programm zu sorgen und auch Personal für das Ferienlager zu stellen. Später wurden zusätzlich Studenten oder Oberschüler als Helfer eingesetzt.

      Schließlich gab es noch die „Zentralen Pionierlager“, von der obersten Leitung der Pionierorganisation eingerichtet und „geführt“! Bewährte, vorbildliche Pioniere durften für drei Ferienwochen an solch einem Lager teilnehmen und hatten das als Auszeichnung für besondere Verdienste zu verstehen. Nicht jeder wollte dahin!

      Mit den Jahren nahm das Angebot und der Bedarf solcher Ferien-Gestaltungen zu, sodass in den Sommerferien fast alle Schüler mindestens an einer dieser angebotenen Ferien-Aktionen teilnehmen konnten.

      Warum ich so ausführlich auf die Ferienaktion eingehe? – Ich will zeigen, mit welchem Aufwand die Staatspartei, das Ministerium für Volksbildung und die Pionier-Organisation das staatlich gesteuerte Ferienprogramm für

       Ferienspiele im „Berggarten“ 1951 oder 1952.

       Unser kleines schuleigenes Ferienlager im Thüringer Wald 1958.

      Kinder forcierten und Schulen, Kommunen und Betriebe zur Verwirklichung rigoros einspannten. Die Parole „Frohe Ferientage für alle Kinder“ hatten die Urheber in ihrem Sinne sicherlich ernst gemeint, aber doch eng verbunden mit dem Ziel, die „politisch-ideologische Erziehung“ der Schuljugend während der sechs Wochen langen Sommerferien weiterzuführen.

      Ich denke aber, dass überall in den Ferieneinrichtungen – wie von selbst – die fürsorgliche Betreuung, eine interessante, kind- oder jugendgerechte Gestaltung der Ferientage und eine vernünftige moralische Beeinflussung der Kinder im Vordergrund standen. Viele Lehrer/​innen und die beteiligten Eltern haben sich eingesetzt zum puren Wohl und Nutzen der Kinder. Und jeder von uns Lehrern weiß und hat dabei erlebt, wie durch das tägliche gemeinsame Zusammensein mit den Kindern, durch das gegenseitige nähere Kennenlernen, das allgemeine Lehrer-Schüler-Verhältnis auf schöne Weise an Vertrauen und auch an Freundschaft gewinnen kann.

      Dann darf nicht vergessen werden, dass in der dürftigen DDR-Nachkriegszeit die Menschen genügsam … und die Kinder (wie auch Eltern) sehr dankbar waren für jegliche Zuwendung außerhalb des Schulunterrichts: für ein einfaches zusätzliches Essen, für einfache interessante, freudige Erlebnisse und für eine einfache fürsorgliche Betreuung in den Schulferien! Ich meine, die Ferienaktion für Kinder in der DDR hat besonders in den fünfziger Jahren einen gemeinnützigen, kinderfreundlichen Wert gehabt!

      Aus dem, was ich eben berichtet habe, ist zu ersehen, dass wir Lehrer während der Sommerferien zur Realisierung und Gestaltung der Ferienaktion eingesetzt wurden. Darüber hinaus waren wir verpflichtet, auch an Weiterbildungslehrgängen teilzunehmen. Von der achtwöchigen Ferienzeit blieben mir meist nur vier Ferienwochen, denn zu Beginn der letzten Ferienwoche, Ende August, in der so genannten „Vorbereitungswoche“, hatten wir uns wieder in der Schule einzufinden. Das Lehrerkollegium hatte die Aufgabe, das neue Schuljahr organisatorisch und inhaltlich vorzubereiten. Als Auftakt dazu diente damals eine ganztägige Kreislehrerkonferenz in der Stadthalle zu Gotha, in der wir einen zweistündigen Vortrag des Schulrates und anschließend das ergänzende Referat eines führenden Genossen der SED-Kreisleitung über uns ergehen lassen mussten. Vollgepackt mit aktuell politischen Themen und propagandistischen Tiraden neuester Ausgabe wurden den 900 Lehrern des Kreises die Hauptziele der „politisch-ideologischen Erziehungsarbeit“ für das kommende Schuljahr ausführlich und weisungsgerecht dargelegt. Am Nachmittag folgten dann die so genannten Diskussionsbeiträge. Dazu bestellte Lehrer traten ans Rednerpult, um in gleicher Parteisprache die hohe schulpolitische Bedeutung der am Vormittag verkündeten Reden und Ziele zu „untermauern“ und ihre Zustimmung zu versichern. Nur ganz vereinzelt kam es vor, dass ein gestandener, kluger bzw. schlauer Genosse es vermochte, am Rande seiner Diskussionsrede, geschickt balancierend, auch auf ein „Problem“ hinzuweisen. Aber ich habe heute noch im Ohr, wie ein eifernder Genosse, ausgerechnet ein Oberschullehrer, zum Thema „Förderung der Arbeiter- und Bauernkinder“, zum Abschluss seiner Rede – gegen alle geheimen Zweifler – laut in den Saal rief: „Und, Genossen, Kollegen, es gibt keine dummen Kinder!“

      Diese Kreislehrerkonferenzen wirkten belastend und waren unergiebig. Sie nahmen mir die in den Ferien wieder gestärkte Lust auf Schule und Kinder. So eine Tagung, die uns Lehrer hätte bereichern und optimistisch stimmen sollen, wirkte wie eine endlose politische niederdrückende Vergatterung. Für jeden wurde deutlich, man wollte uns nach privater Ferienzeit gleich wieder daran erinnern und erneut zeigen, wo der politische Hammer hängt.

      So einem politischen Befehlsempfang folgend, mussten wir in den Tagen darauf in der Schule, zunächst in der Parteiversammlung, dann im „Pädagogischen Rat“, den Arbeitsplan für die „Bildung und Erziehung im neuen Schuljahr“ erstellen, in welchem das Kapitel „Politisch-ideologische Arbeit“ an erster Stelle ausführlich dargestellt werden musste. Diesem Arbeitsplan der Schule wiederum folgend, hatte jeder Klassenlehrer dann seinen „Klassenleiterplan“ mit gleichlautenden Schwerpunkten auszuarbeiten, der zwei Wochen später dem Schuldirektor zur Kontrolle vorgelegt werden musste.

      Hinzu kam in jenen Jahren, dass wir Lehrer während der Vorbereitungswoche dazu verpflichtet wurden, an einem Tag in einem der benachbarten Dörfer einen Ernteeinsatz zu leisten.

      Meistens mussten wir helfen, die Getreideernte einzubringen. Einmal – ich erinnere mich – stand ich in Siebleben oben auf der Dreschmaschine und musste dem Drescher die Weizengarben zureichen. Ich erinnere mich auch, dass unser Kollegium zu Bauern in Leina zur Erntehilfe geschickt worden war.

      So blieb in so einer Vorbereitungswoche nicht viel Zeit übrig für die wirklich notwendige persönliche Planung und Vorbereitung des Unterrichts in den einzelnen Fächern und für die persönliche pädagogische Arbeit mit der eigenen Klasse. – Wir hatten wieder einmal – wie in fast jeder Vorbereitungswoche damals – viel „leeres Stroh dreschen“ müssen!

      Vielleicht schon im Herbst kam das nächste schulpolitische Ereignis auf uns zu: die fällige Neuwahl des Elternbeirates.

      Der Elternbeirat hatte als gewählte Vertretung der gesamten Elternschaft die Erziehung und Bildung in der Schule zu unterstützen. Dagegen wäre nichts einzuwenden gewesen. Die Zusammenarbeit der Lehrer mit den Eltern und mit einer gewählten Elternvertretung hielt wohl jeder Pädagoge für notwendig. Doch die Wahl des Elternbeirats der Schule wurde damals zu einem reinen Politikum.

      Rechtzeitig vor der bevorstehenden Elternbeiratswahl wurden Parteileitung und Schulleitung durch SED und Schulbehörden instruiert und verpflichtet, die Wahl so vorzubereiten und zu steuern, dass die „fortschrittlichen Kräfte“ im Elternbeirat eine Mehrheit erhielten. Das hieß, im Elternbeirat sollten ausreichend SED-Mitglieder vertreten sein und zum Vorsitzenden des Elternbeirates musste unbedingt ein „zuverlässiger, klassenbewusster Genosse“ gewählt werden, der СКАЧАТЬ