Название: Erster-Weltkriegs-Tagebuch aus der böhmischen Provinz
Автор: Josef Brauner
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783960086123
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1. Dezember 1914: Für die tauglich befundenen und abgelieferten Pferde hat das hiesige Steueramt den Betrag von 132.700 Kronen ausgezahlt.
Für Unterhaltsbeiträge an die Angehörigen der zum Kriegsdienste Eingerückten ist im Bezirk Grulich bis jetzt der Betrag von rund 45.000 Kronen aufgelaufen.
2. Dezember 1914: Waren schon gestern aus Anlass des 66-jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers die öffentlichen Gebäude beflaggt, so zeigten heute anlässlich der Besetzung Belgrads durch unsere Truppen mehrere Häuser Flaggenschmuck.
4. Dezember 1914: Diese Beflaggung wurde heute allgemein. Mit einbrechender Nacht war auch die Stadt zum großen Teil illuminiert, und von den Kirchtürmen erklang festliches Glockengeläute. Am Großen und Kleinen Platze wurde bengalisches Feuer angezündet, und viele Menschen wogten durch die Straßen, hie und da die Volkshymne anstimmend. Sind diese Freudenbezeigungen nicht etwas verfrüht?
Heute gehen 10 Kisten mit zusammen 204 Kistchen – für je einen Mann – als Liebesgabe für die Grulicher Soldaten im Felde ab. In jedes Kistchen wurde eine Festpostkarte mit der Adresse ‚Bürgermeisteramt Grulich’ zwecks Empfangsbestätigung der Gabe und ein Zettel mit nachstehendem Texte eingelegt:
'Herzliche Grüße aus der Heimat!
Weihnachtsgabe für einen Mann aus Grulich. Zu dieser Schachtel gehört noch eine Wollsache, die aus den beigepackten Stücken ausgewählt werden kann.'
Bei der im November stattgefundenen Zeichnung der Kriegsanleihe wurden in Grulich nachstehende Beträge gezeichnet:
Bei der städtischen Sparkasse | 300.000 Kronen |
Beim Spar- und Vorschussverein | 220.000 Kronen |
Beim k. k. Steueramte | 246.000 Kronen |
Beim k. k. Postamte | 70.000 Kronen |
Zusammen | 836.000 Kronen |
In dieser Summe sind etwaige direkte Zeichnungen bei Banken usw., die immerhin vorgekommen sein mögen, natürlich nicht enthalten.
7. Dezember 1914: Heute kam von Nordhausen folgendes Kriegstelegramm an: ‚Verdächtiges Auto grau von zwei Leuten mit schwarzen Mänteln, hinten ein Mann blond mit Klemmer und deutschem Militärmantel, mit grünen Achselklappen VIII, fuhr 4 Uhr 30 Minuten von Berlin nach St. Martin unbekannt wohin. Festhalten und sofortige Mitteilung G. K. XII.’
Infolgedessen wurden an der Reichsstraße gegen Mährisch Rothwasser und beim Waldschlössel Wachen aufgestellt. Es zeigte sich aber bloß ein Auto aus Hohenstadt, dessen Insassen durch Hotelbesitzer Rotter identifiziert wurden.
12. Dezember 1914, Landsturmmeldung: ‚Sämtliche waffenunfähigen Landsturmpflichtige, einheimische und fremdzuständige, welche sich hier aufhalten, werden zur sofortigen Anmeldung aufgefordert. Es kommen in Betracht die Geburtsjahre 1872 bis 1890, welche bei der letzten Musterung in Senftenberg zurückgestellt wurden, sowie jene Mannschaft der Geburtsjahre 1891 und 1892, die anlässlich der Mobilisierung 1914 als waffenunfähig entlassen wurde.’ Gemeldet haben sich 39 Mann.
Auf Anregung des Deutschen Volksrates für Böhmen und in Gedanken an die Opferwilligkeit des deutschen Volkes in den Befreiungskriegen vor hundert Jahren hatte der Stadtvorstand am 3. Oktober 1914 einen Aufruf unter dem alten und herrlichen Schlagworte ‚Gold gab ich für Eisen’ erlassen. Das Ergebnis dieses Aufrufes war für unsere Verhältnisse immerhin hervorragend zu nennen. Von allen Schichten der Bevölkerung liefen Gaben ein, so z. B. 2 Golduhren, 1 englische Pfundmünze, 1 Schmuck mit Brillanten, Ehe- und sonstige Ringe, Bosennadeln, Ohrgehänge, Armbänder, goldene Knöpfe. Selbst arme Fabrikarbeiterinnen beteiligten sich an diesen Spenden. Das Gewicht des abgelieferten Goldes betrug 755 g, des Silbers 1590 g. Bar gegeben wurden 85 Kronen zumeist in Gold. Gesamtwert der Spenden rund 1000 Kronen.
30. Dezember 1914: Seit den Weihnachtsfeiertagen kommen fortwährend Danksagungen der im Felde und in den Garnisonen stehenden Soldaten für die übersandten Liebesgaben an.
Auf Veranlassung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins und durch Vermittlung des Landeskulturrates langten heute 17 Pferde aus dem Militär-Pferdespital ein. Es handelte sich um 12 Pferde aus Olmütz und 5 aus Prossnitz, welche teils nach Verwundung vom Kriegsschauplatze kommen, teils mit anderen Leiden behaftet sind. Nachdem aus Landwirtekreisen 24 Bewerber um Pferde vorhanden waren, musste um die 17 Pferde gelost werden. Demnächst soll wieder eine Sendung kommen.
Im nahen Lichtenau sieht man oft größere Truppendurchgänge, welche über Preussen nach Russland befördert werden. Manchmal gehen diese Züge ganze Nächte durch. Letzthin wurde auch ein bosnischherzegowinisches Infanteriebataillon befördert, welches in Mittelwalde Mahlzeit hielt.
Bei den letzten Transporten befanden sich auch Soldaten aus Grulich, die noch so gern mit ihren Angehörigen oder doch wenigstens mit Grulichern überhaupt gesprochen hätten. Leider war niemand dort, weil der Durchzug nicht bekannt geworden war. Sie sahen sich nochmals die vertrauten heimatlichen Berge an und zogen dann fort. Ob auf Wiedersehen?
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