Erster-Weltkriegs-Tagebuch aus der böhmischen Provinz. Josef Brauner
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Название: Erster-Weltkriegs-Tagebuch aus der böhmischen Provinz

Автор: Josef Brauner

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Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783960086123

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СКАЧАТЬ das ist eine schwache Hoffnung. Schon höhnen die Serben, dass sie bei einem bevorstehenden Kampf nicht allein sein werden. Damit ist offenbar Russland gemeint, welches schon seit Jahren unserer Monarchie mit unendlicher Gehässigkeit gegenüber steht.

      31. Juli 1914: Es ist so: Russland, das autokratische Russland, spielt sich als Beschützer der serbischen Königsmörder auf.

      Eine allgemeine Mobilmachung ist heute angeordnet worden.

      Insgesamt sind aus Grulich, soweit die bisherigen Erhebungen zeigen, 153 Mann eingerückt. Von denen sind allerdings wieder 13 Mann rückbeurlaubt worden. Von den städtischen Beamten und Angestellten mussten einrücken: Kassier Hans Philipp, Amtsdiener Gottfried Stöhr und die Polizeiwachleute Josef Zwiener, Josef Brauner und Ferdinand Gottschlich.

      Nun geht der schon lange befürchtete Weltbrand los. Deutschland, unser treuer Bundesgenosse, erklärt Russland den Krieg, nachdem schon zuvor russische und auch französische Truppen die deutsche Grenze überschritten hatten. Deutschland, auch von Frankreich bedrängt, muss Luxemburg besetzen und in Belgien einrücken, um einem Vorstoß des französischen Heeres zuvorzukommen. Darauf hin erklärt England den Krieg mit Deutschland.2

      Die zum Niederschreiben dieser Blätter nötige Zeit muss ich abstehlen, weil meine Arbeitslast groß ist. Ich muss nicht nur die laufenden Amtsgeschäfte versehen, sondern auch die aus der Mobilisierung und dem Krieg hervorgehenden Mehrarbeiten. Außerdem muss ich teilweise den Kassier vertreten. Da kann ich den erforderlichen Fleiß nicht verwenden, und diese Aufzeichnungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

      2. August 1914: Der Stadtvorstand hat beschlossen, an die hiesige Bevölkerung einen Spendenaufruf für die armen Angehörigen der Eingerückten ergehen zu lassen. Hiermit wurde Stadtrat Alois Veith betraut. Dieser Aufruf ist zu drucken und in die Häuser zu verteilen. Sodann sollen mehrere Deputationen, bestehend aus je zwei Mitgliedern, eine Sammlung in der Gemeinde vornehmen. Hierzu wurden vorgeschlagen:

      Ferdinand Zeh, Josef Kubelka, Anton Schwarzer, No. 195, Johann Kristen, Albert Winkler und Ferdinand Felzmann, als Ersatzmann Adolf Schmidt.

      Dies ist der Wortlaut des Aufrufes:

       ‚An die Einwohner von Grulich

      Mitbürger!

      Eine schwere Zeit ist über unser liebes Vaterland hereingebrochen, eine Zeit, deren furchtbaren Ernst wir zur Stunde noch nicht ermessen können.

      D e r K r i e g h a t b e g o n n e n !

      Dem Rufe des obersten Kriegsherrn folgten Österreichs tapfere Söhne, um die Ehre des Vaterlandes zu verteidigen.

      Zahlreiche Mitbürger, die in Zeiten des Friedens als Familienoberhaupt für ihre Angehörigen – Weib und Kinder, Eltern oder Geschwister - sorgten, verließen Haus und Hof, die Werkstätte, den Pflug.

      Mit warmer Begeisterung für die gerechte Sache geleiten wir die tapferen Streiter und lassen die innigsten Segenswünsche den ins Feld Ziehenden folgen.

      Auf unabsehbare Zeit entbehren nun viele Familien ihres Ernährers und Beschützers, und so mancher von denen, die dem ungewissen Schicksal des Krieges tapfer entgegengehen, ist von banger Sorge um die Seinen erfüllt.

      Mitbürger! Lasst uns diese Sorge teilen und helfen nach Möglichkeit, sei es durch Spenden mit Geld, Lebensmitteln und Bekleidung, sei es durch Gewährung von Freitischen für Kinder oder Vermittlung von Arbeit und Einnahmequellen.

      Die Krieger, die für uns im Felde stehen, werden euch für die Sorge um ihre Angehörigen treuen Dank wissen.

      Grulich, am 2. August 1914 Der Stadtvorstand

      Spenden werden in den nächsten Tagen durch die Mitglieder der Stadtvertretung abgeholt.‘

      4. August 1914: Nachdem alle drei Polizeiwachleute zum Militär eingerückt sind, mussten schon vor einigen Tagen zwei Aushilfswachleute bestellt werden, und zwar der städtische Vorarbeiter Wenzel Bittner und der Gaswerksbote Franz Klenner. Diese haben den Tagdienst zu versehen. Was den Nachtdienst betrifft, so wurden der freiwillige Feuerwehrs- und der Militärveteranenverein ersucht, während der Dauer des Krieges die Nachwache zu besorgen, und zwar durch je zwei Mann von 9.00 Uhr abends bis 4.00 Uhr früh.

      Dieser Dienst wird schon seit dem 1. August versehen. Es gehen immer ein Feuerwehrmann und ein Veteran miteinander. Als Entlohnung wird für Mann und Nacht 1 Krone bestimmt. Auch sollen die auf Ferien hier anwesenden Studenten die städtischen Wachleute und die Nachtwache bei ihrem Dienst bezüglich Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe unterstützen, eventuell Anzeigen erstatten und besonders auf Fremde Acht geben. Sie erhalten Legitimationsschleifen mit dem Aufdruck ‚Städt. Amtsorgan’, welche verdeckt zu tragen und nur im Notfall vorzuzeigen sind.

      Heute langte vom hiesigen Bahnamt folgendes Telegramm beim Stadtamt ein: ‚An alle Dienststellen. Von Frankreich sind auf der Route über Bergab, Görs, Haufa Richtung Dresden mehrere Autos mit Damen besetzt mit 100 Millionen Francs für russisches Land unterwegs. Eines dieser Autos hat die Nummer 12.386/L. Sogleich politische Behörden, Gendarmerie, Finanzwache verständigen.’

      Darauf hin wurden alle Straßeneingänge verbarrikadiert, und zwar beim Fachschulgebäude und bei der Schroll-Fabrik durch je zwei Lastwagen, beim Meierhofe durch Ketten, beim Bräuhaus durch große Bierfässer und an der Krümmung der Strasse nach Mährisch Rothwasser durch einen quer über die Straße gezogenen starken Baumstamm, welcher mittels Ketten an den Alleebäumen befestigt wurde. Zu diesen Posten wurden Feuerwehrmannschaften beordert, welche die ganze Nacht bis 5 Uhr früh Wache hielten.

      Die ganze Bevölkerung war erregt, und es wurde von nichts anderem als von Mobilisierung, Krieg und Kriegsgefahr gesprochen. Abends war auf allen Straßen, Gassen und Plätzen, besonders aber bei den Nachtposten ein lebhaftes Treiben bis in die späte Nacht. Eine Gruppe von Jungmannen zog in voller Straßenbreite durch die Stadt, deutschvölkische und vaterländische Lieder singend. Das begehrte Auto zeigte sich aber nicht.

      Die Zeitungen werden förmlich verschlungen; leider kommen sie aber nur unterbrochen und verspätet an.

      5. August 1914: Heute kam der Stationsvorstand – Deutscher – atemlos in die Stadtkanzlei gelaufen und meldete, dass laut einer Drahtnachricht französische Autos bei Reichenberg die österreichische Grenze überschritten haben und daher die Barrikaden strengstens zu bewachen seien. Dies wurde sofort angeordnet, und die Feuerwehr ließ ihre Mitglieder durch Hornsignale zusammenrufen. Eine halbe Stunde später meldete wieder der Finanzwach-Reszipient, dass die Insassen der Autos diese verlassen haben und nunmehr als verkleidete Maurer auf Fahrrädern ihre Reise weiter fortzusetzen beabsichtigen, wobei sie wahrscheinlich größere Orte umfahren. Es ist daher weniger auf die Barrikaden als auf die nächsten, außerhalb des Ortes gelegenen Verbindungswege zu achten.

      Nachmittags. Telegramm, aufgegeben in Mittelwalde um 12.42 Uhr: ‚Französischer Konsul bereits in Mittelwalde, darf nach Österreich nicht eingelassen werden, nimmt Richtung Oderberg.’

      Nachdem von diesem Telegramm die Bahnämter, Gendarmerie und Finanzwache Kenntnis haben, kommt es für das Stadtamt weniger in Betracht.

      5 Uhr. Soeben wird die Nachricht verbreitet, dass der radikaltschechische Abgeordnete Klofatsch in Prag standrechtlich erschossen wurde. Da aber in diesen Tagen viel gelogen СКАЧАТЬ