Название: Erster-Weltkriegs-Tagebuch aus der böhmischen Provinz
Автор: Josef Brauner
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783960086123
isbn:
Marie Landhaus | Frida Mück |
Emilie Langer | Bertl Liebich |
Berta Katzer | Fritzi Walla |
Fräulein Klara Schmidt | Risa Walla |
Eugenie Fiebinger | Anna Ficker |
Anna Katzer | Josefine Laschek |
Anna Geppert | Marie Schrutek |
Anna Eisert | Marie Raabe |
Marie Lindenthal | Mariechen Rotter |
Wilhelmine Klar | Mizzi Wagner |
Marie Walter | Emilie Plischke |
Anna Link | Trude Gottlieb |
Berta Dittrich | Emilie Pohl |
Liesel Wenzel |
24. August 1914: Junge Damen haben weiters in Grulich eine Sammlung zu Gunsten des Roten Kreuzes eingeleitet. Der Ertrag von 427,20 Kronen wurde dem Kriegshilfebüro der k. k. Bezirkshauptmannschaft in Senftenberg eingesendet.
Heute traf der erste Leichtverwundete von der russischen Grenze hier ein. Es war der k. k. Finanzwach-Oberaufseher Schätz, welcher auf einem Wagen nach Lichtenau fuhr, um sich zu Verwandten zu begeben. Er hatte eine Verwundung am Fuß. Als Trophäe vom Gefechtsfelde hatte er die Trümmer seines Gewehrs mitgebracht, dessen er sich beim Handgemenge bei der Erstürmung einer feindlichen Stellung bedient hatte.
25. August 1914: Auch hier wächst die Kriegslust unter den jungen Leuten. Bis jetzt haben sich etwa 15 freiwillig gemeldet.
Heute rücken die Rekruten aus Grulich und Umgebung ein. Es ging dabei lustig zu. Harmonikaklänge und Gesang.
27. August 1914: Heute Abend wurden auf Veranlassung der Klosterpater auf dem Marienberge zahlreiche Freudenschüsse aus einem Kanonenmörser abgefeuert und wieder ein großer Reisighaufen angezündet. Das galt dem Siege unserer Truppen in der Schlacht bei Krasnik in Russland. Frage: Hätten Christus und seine Apostel, wenn damals überhaupt Pulver dagewesen wäre, auch geschossen und einen Feuerstoß angezündet?
Im übrigen meine ich: Das gute Ende abwarten. Dann sollen gewiss Freudenfeuer auf allen Bergen lodern!
Im September: Nach der mehrtägigen Schlacht bei Lemberg, wobei die österreichischen Truppen wegen der erdrückenden Übermacht der Russen zurückgehen mussten, kamen auch mehrere leichtverwundete Soldaten aus hiesiger Gegend hier an, um sich in häusliche Pflege zu begeben und später an die Front zurückzukehren.
In der evangelischen Gemeindestube wurden für den Fall, dass eine Abteilung verwundeter Soldaten eintreffen sollte, 12 komplette Betten samt Wäsche zur Verfügung gestellt. Ebenso wurde der katholische Vereinssaal zu gleichem Zweck angeboten. Dort sollen 18 Betten aufgestellt werden.
Die Firma Dom. Walter & Sohn spendete Flanell und Leinwand für Hemden und Unterhosen für Soldaten im Werte von 3.650 Kronen. Frauen und Mädchen Grulichs leisteten unentgeltlich die Näharbeit.
Im benachbarten Mährisch Rothwasser bewirbt sich der Primararzt Dr. Patschaider lebhaft um eine größere Anzahl verwundeter Soldaten zur ärztlichen Behandlung.
Es ist zu befürchten, dass während des Krieges durch den Transport von Kranken und Verwundeten ansteckende Krankheiten eingeschleppt werden. Daher hat die politische Behörde den Gemeinden die nötigen sanitären Vorsichtsmaßregeln in Erinnerung gebracht.
26. September 1914: Die Stadtgemeinde erließ folgende Kundmachung:
'Kundmachung betreff Besorgung des Nachtwachedienstes durch eine allgemeine Bürgerwache
Infolge Beschlusses der Stadtvertretung vom 24. d. M. ist ab 1. Oktober 1914 der Nachtwachedienst durch eine Bürgerwache zu versehen, zu welcher alle gemeindewahlberechtigten Einwohner mit Ausnahme der zur Kriegsdienstleistung Eingerückten verpflichtet sind. Bei besonders berücksichtigungswürdigen Umständen kann über Ersuchen eine Enthebung von Fall zu Fall stattfinden.
Wahlberechtigte Frauen sind verpflichtet, sich einen Vertreter zu bestellen, welcher für den Nachtdienst geeignet, rechtzeitig bei der Gemeinde angemeldet und derselben genehmigt sein muß.
Die zum Nachtwachedienst Verpflichteten (auch jene Frauen, denen die Bestellung eines Vertreters nicht möglich ist) können durch Erstattung einer Gebühr von 2 Kronen für jeden einzelnen Fall vom Nachtdienst enthoben werden. Diese Gebühr, für welche ein Ersatz durch die Stadtgemeinde bestellt wird, muss mindestens einen Tag vorher in der Stadtkanzlei hinterlegt werden.
Es sollen jede Nacht 6 Mann antreten, welche zu je zwei Mann den Nachtwachedienst zu versehen haben. Die Aufforderung hierzu erfolgt durch die Gemeinde auf 3 Tage im voraus.
Personen, welche dieser ortspolizeilichen Verfügung nicht nachkommen, werden vom Strafsenat nach § 35 der Gemeindeordnung bis zum Strafbetrag von 20 Kronen und im Falle der Zahlungsunfähigkeit bis 48 Stunden Haft bestraft.
Der Bürgermeister Johann Kretschmer'
Nachdem schon am 19. September die Verständigung der Bezirkshauptmannschaft beim Stadtamte eintraf, dass für galizische Flüchtlinge ein Massenquartier vorzubereiten ist, traf heute um 6 Uhr abends eine große Anzahl dieser Flüchtlinge am Bahnhof Grulich Stadt ein. Die hiesige Bevölkerung hatte sich aus Neugierde zahlreich an der Bahnhof- und Reichsstraße angesammelt. 72 Flüchtlinge einschließlich der vielen Kinder wurden im Saal der Schießstätte untergebracht, während über 200 Personen ins Pilgerheim nach Niederheidisch weiterbefördert wurden. Weiter haben sich noch einige bemitteltere Leute aus Galizien in Wohnungen eingemietet. Die in Grulich untergebrachten Flüchtlinge waren nach ihrer Volkszugehörigkeit Polen und Ruthenen.4
Für jede Person ob Erwachsener oder Kind zahlt der Staat einen täglichen Erhaltungsbeitrag von 70 Heller, und zwar so, dass mit diesem Betrag eine große Familie gut auskommen kann, was bei einzelnen Männern nicht der Fall ist.
Der Wohltätigkeitssinn der hiesigen Bewohner zeigte sich auch bei den galizischen Flüchtlingen. Zahlreich waren die Spenden an Lebensmitteln, die ihnen zugetragen wurden, vorzugsweise Wurstwaren und Kuchen sowie Milch für die Kinder.
27. September 1914: Heute traf die amtliche Einberufungskundmachung ein, laut welcher sich die Landsturmpflichtigen der Geburtsjahrgänge 1892, 1893 und 1894 der Musterung zu unterziehen haben.
Trotzdem aller Orten für das Rote Kreuz und andere Kriegsfürsorgezwecke gesammelt und gespendet wird, sind die Anforderungen doch so groß, dass die eintreffenden Gelder völlig unzureichend sind. Es werden deshalb seitens des Kriegshilfsbüros des Ministeriums des Innern verschiedene Gegenstände in Form von Kokarden, Medaillen usw. ausgegeben. Außerdem hat der deutsche Volksrat für Böhmen die Aktion ‚Gold gab ich für Eisen’ ausgerufen.
Von der Zeitung ‚Grenzbote’ in Mittelwalde kann man schon seit Wochen den Wortlaut der Telegramme des Wolf’schen Telegrafenbüros von den Kriegsereignissen erhalten. Viele Leute in Grulich beziehen diese und hängen sie in die Fenster. Da kann man an den meisten СКАЧАТЬ