Der Austausch mit der Umwelt ist von sehr träumerischer Natur, so dass es meist zu Irritationen kommt. Oft scheinst du unter ihrem Einfluss unfähig zu klaren Gedanken zu sein, denn sie lockt aus dir stets irrationale Wünsche und verschwommene Ziele hervor. Andererseits könnte dieses Verhalten aber auch zur Entwicklung deiner höheren Intuition beitragen, falls es dir gelingt, in der „Gedankensuppe“ deiner nebelhaften Sehnsüchte deinen Verdrängungen mystischer und okkult-utopischer Fiktionen zu begegnen, in denen weniger das Detail als vielmehr das Gespür fürs Ganze herausgehoben werden will.
Mann
Der Narr steht nicht für ein festes Ziel, auf das du dich hinbewegst. Vielmehr erschafft er sich einen geistigen Raum durch bestimmte Assoziationsfelder, innerhalb derer dein Bewusstsein kreist, denn keiner wird erwarten, dass eine so zart besaitete, unschuldige Seele wie die des Narren in dieser schnöden Welt Erlösung finden will. Es ist der noch ungeoffenbarte Zustand, die ursprüngliche Ganzheit oder der Zustand vor Anbeginn und zeigt an, dass du einen neuen Lebensbereich staunend und ohne feste Erwartungen und oft auch ohne Vorkenntnisse betrittst. Da der Narr aber nicht nur für den Anfang steht, der werden muss, sondern auch für das eingepreiste Ende, das vergehen muss, um neu zu werden, damit es wieder werden kann, um aufs neue zu vergehen, liegt die Zielvorgabe außerhalb der verstandesmäßigen Dualität: Es ist die Antwort auf die Frage nach dem letzten Sinn. Nur die Überschreitung der ihm von der menschlichen Natur gesetzten Grenzen, das Eintauchen in die abgründige Tiefe der mystischen Versenkung kann ihm enthüllen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“.
Wie die Liebe manchmal frei darin ist, das Objekt ihrer Begierde ihrem inneren Bild nachzubilden, so bist auch du frei darin, die Welt im Spiegel deines Willens und deiner Vorstellung neu zu sehen. Du hast die Chance, noch einmal zu beginnen, und diese Chance kann sich in allen Lebensbereichen erfüllen. Psychologisch repräsentiert der Narr den inneren Impuls, in das Unbekannte aufzubrechen; damit folgt er der Sehnsucht seiner Seele, die das Unfassbare als Ausgangslage und zugleich als Zielrichtung in einen neuen Lebenszyklus trägt. Du katapultierst dich in jene Dimension der Freiheit, wo aus dem Chaos ein Kosmos entsteht und infolgedessen du die einzig richtige Strategie der Bewusstwerdung erahnst: Du brauchst dich nicht länger festzuhalten! Du kannst auf dem Weg deines Tuns alles zulassen, denn deine Absicht ist kontrolliertes Nicht-Handeln. Erst wenn du dein Ego nicht mehr wichtig nimmst, kannst du durch Nicht-Tun das große Spiel kontrollieren, das du dir selbst ausgedacht hast. Die Unbeschwertheit des Narren entspricht dem Vertrauen der kindlichen Seele, die sich noch an kosmische Gesetze erinnert und die rationalen Erklärungsmodelle der Welt nicht kennt.
Umgekehrt
Die umgedrehte Karte bedeutet, dass du den neuen Erfahrungsbereich bekämpfst, der dich ins Unbekannte führt. Du stehst am Beginn einer neuen Reise; doch dein gesamtes Wesen ist noch von den alten materiellen Erfahrungen mit ihren funktionalen Handlungsabläufen durchdrungen und das Festhalten an den alten Bildern und den damit verbundenen, vertrauten Lebensumständen kann sich gegen dich wenden. Die tiefere Bedeutung dieser Karte liegt in der Einsicht, dass die gängigen Vorstellungen von Sicherheit und Erfolg und das verkrampfte Festhalten an alten Bildern zum abgestandenen Glanz geworden sind, die dir nicht länger den Schlüssel zu wahrer Erfüllung und Zufriedenheit geben können.
Solange dein kalkulierender, berechnender und vernünftiger Verstand deine nächsten Schritte (scheinbar) kontrolliert, solange kann dir der Narr seine irrationale Seite nicht offen zeigen. Da das Irrationale aber nicht verschwunden ist, nur weil du es nicht zulassen willst, schleicht es sich über äußere Kontakte ein und untergräbt dir damit die längst abgestandene, kontrollierende Sicht. Damit erlebst du die Qualität des Narren nicht im spontanen Fließen der Gefühle und im Öffnen des Herzens, was die Räume deines inneren Erlebens erweitern würde, sondern in einer ängstlichen, lebensvermeidenden Weltflucht, die unterschwellig den ausgrenzenden, die Enge der Sicherheit überwindenden Rausch anzieht und dich in der krampfhaften Verhinderung des Loslassens der Kontrolle in eine trügerische, bewusst aber unerkannte Scheinwelt manövriert. Merke: Über Gott, den du jetzt suchst, brauchst du nicht länger nachzudenken, weil du, statt ihn zu finden, nur dein inneres Finden suchst, das sich im äußeren Suchen findet. Dann leuchten im Universum alle Narren auf, Gott zerbricht und jedes Atom begreift: „Buddha ist Licht, doch sein Name ist Mensch!“
Ausdruck
„Ich werde“
Prinzip
Metamorphose
Verdrängt Chaos (Alles fließt!)
Kompensiert Göttliche Führung, universeller Geist
Archetypen
Der über den Wassern schwebende Geist Gottes; Adam vor dem Sündenfall; Parzival, der „Reine Thor“, der im Narrengewand auszog und am Ende seiner langen Suche zum Gralskönig wurde; der stigmatisierte und den Vögeln predigende heilige Franziskus; der Urbuddha (Adi-Buddha); die für ihre hintergründigen Streiche berühmten taoistischen Meister; die sufischen Derwische sowie Thyl Ulenspiegel oder Hans im Glück
Aspekte
Aufhebung der Dualität (die Folge der Ursache ist die Ursache der Folge!), Autismus, Destillation, kosmisches Sein, Metaphysik, Mikrokosmos, mystisches Selbst, Seelenwanderung, Telepathie, Urchaos (die schöpferische Leere, aus der jede Form hervorgeht), das Ur-Ei (Wer war zuerst – das Ei oder die Henne? Bei der Karte 0 Der Narr ist es das Ei, bei das Karte XXI Das Universum die Eier legende Henne!), vor dem Weltanfang, vor der Geburt, vor Sonnenaufgang, Wiedergeburt
Symbole
Bakterien, DNA, Einzeller, LSD, Lymphsystem, Neptunium, Null, Odem des Lebens (Einatmung und Ausatmung), Opium, Regenbogen, Sangraal, Sintflut, Spirale, Taube, Wasser der Lethe (Strom des Vergessens)
Kurzformel
Trieb - Selbstbetäubung, Auflösung, Transparenz (Heimkehr ins Leben und eine neue Dimension auf der Spirale des Ewigen)
Motivation - Selbsterlösung, Einswerden mit Gott (Vereinigungssehnsucht mit dem Ganzen)
Licht - „Verschmelzung mit dem Dharmaleib des Buddha“ (Unschuld und Torheit, idealisierte Wirklichkeit)
Schatten - Auflösung der Wahrnehmung, Rückzug aus der Welt (Apathie, Unentschlossenheit, Unklarheit)
Wer sich immer nach mir sehnt, soll aufbrechen, um mich zu suchen; er wird mich finden
und mir in die Augen blicken – dort wird er keinen anderen entdecken als sich selbst!
Gott