Die dünne Frau. Dorothy Cannell
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Название: Die dünne Frau

Автор: Dorothy Cannell

Издательство: Автор

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия:

isbn: 9783867549929

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СКАЧАТЬ kommt mir komisch vor. Hat was von einem Araber, würde ich sagen.«

      »Ach komm, Onkel, glaubst du, er wird seine Kerze fallen lassen und das Haus abbrennen, damit er das Grundstück billig aufkaufen kann?« Ben war ein Windhund, der für die Lockungen von Vanessas Fleisch nur allzu anfällig war, aber eine von uns beiden musste unserer Beziehung treu bleiben.

      »Na, na, Ellie.« Onkel Maurice drückte mir wieder die Hände und gluckste tadelnd, in seine hervorquellenden Augen trat ein Glitzern. »Meinst du nicht, meine Liebe, dass du Maurice zu mir sagen kannst? ›Onkel‹ in meinen Jahren, da kommt man sich direkt alt vor. Außerdem ist es lediglich eine Höflichkeitsanrede. Wir sind nur ganz entfernt miteinander verwandt. Deine Mutter war Merlins was, Cousine zweiten Grades?«

      »Irgend so was«, sagte ich und überlegte, wie ich die Flucht antreten konnte.

      Onkel Maurice bekam offenbar Schwierigkeiten mit der Atmung. »Ellie«, keuchte er und kam mir noch näher. Ich konnte seine Westenknöpfe durch die rote Seide spüren. »Ein paar von meinen Freunden sagen Maury zu mir.«

      Bevor ich mit »Ach ja?« antworten konnte, ging die Tür zum Salon auf und Ben kam mit Vanessa heraus, die an seinem Arm hing. Leicht betreten rückte er von ihr ab.

      »Da bist du ja, Liebling«, sagte ich. »Hast du Vanessa gesagt, dass ich sie als Brautjungfer möchte?«

      Meine Cousine erbleichte, Onkel Maurice ließ meine Hände los und verdrückte sich zur Treppe. Nicht ganz so gelassen wie sonst ergriff er seine Kerze und wünschte uns Gute Nacht. Vanessa rankte sich graziös hinter ihm die Treppe hoch.

      Als sie fort waren, sagte Ben: »Starr mich nicht so an. Schließlich musste ich höflich zu dem Mädel sein. Mrs. Swabuchers Anweisungen waren, deine Verwandtschaft mit meinem umgänglichen Wesen zu bezaubern. Worauf sie mich nicht vorbereitet hat, ist die Verlobung, in die ich plötzlich geraten bin.«

      »Mach dir keine Sorgen.« Ich zuckte die Achseln. »Sie muss nicht vollzogen werden.«

      »Nichts, was mit Heiraten zu tun hat, ist komisch.«

      »Quatsch. Niemand wird dich in Handschellen vor den Altar schleppen. Nur eine unschuldige Schwindelei. Außerdem hast du es dir selber zuzuschreiben, so wie du bei Vanessas Anblick zu sabbern anfingst. Das gehörte nicht zu unserer Abmachung.«

      »Weißt du, was du bist?« Ben zog so heftig an seinem Schlips, dass er zu ersticken drohte. Sein Gesicht wurde zinnoberrot. »Eine Plage! Schon als ich dich zum ersten Mal sah, ein Taifun in einem roten Leichenhemd, war mir das klar, und seitdem bist du ein einziger Alptraum. Dir traue ich zu, dass du mich als Heiratsschwindler vor Gericht bringst, wenn ich unsere erfundene Verlobung löse.«

      »Das bist du nicht wert.« Ich ging zur Treppe. »Du hast nicht das Geld, um mich in Versuchung zu bringen.«

      »Und noch etwas«, fuhr er in meinem Rücken fort. »Ich verstehe nicht, warum du so ein Theater machst. Sie sieht phantastisch aus, aber ansonsten ist deine Cousine Vanessa eine Null. Eine Unterhaltung mit ihr ist eine Strafe. Ich konnte dabei nur an eins denken – an mein Bett.«

      »Was sonst?«, sagte ich.

      »Gute Nacht, meine Lieben«, rief Tante Sybil von unten; es sollte sanft, aber endgültig klingen. Sie hatte mir unsere Schlafzimmer zugewiesen, so konnte ich Ben informieren, dass seine Tür die vorletzte auf der linken Seite war. »Nicht die letzte«, warnte ich ihn. »Das ist der Speiseaufzug. Der wurde vor Jahren eingebaut, um Mahlzeiten aus der Küche nach oben zu befördern.«

      »Ein Ort, den ich lieber nicht aufsuchen möchte.« Ben schüttelte sich. »Nach dem Fraß heute Abend sehe ich sie vor mir: Spinnweben an der Decke, Schleim an den Wänden, und in einem Bottich mit Brühe schwimmt der Butler mit dem Gesicht nach unten.«

      »Unsinn! Der ging schon vor Jahren in Pension. Entweder weigert sich Onkel Merlin, Geld für Personal auszugeben, oder die haben Angst, hier zu arbeiten.« Wenn ich auf einen zärtlichen Abschied gehofft hatte, dann stand mir eine herbe Enttäuschung bevor. Ben gab mir einen soldatischen Klaps auf die Schulter, erklärte, dass er kein Frühaufsteher sei, und entschwand den Korridor entlang.

      Mein Schlafzimmer war kein heiterer Ort. Arger Schüttelfrost schien es zu plagen, denn die Wände schwitzten in großen Flecken durch die schimmelfarbene Tapete. Die Decken auf dem großen Himmelbett stanken vor Alter und das nervöse Feuerchen zischte und stotterte im Kamin, aber unternahm nichts, um die Kälte zu vertreiben. Zum Glück hatte ich in weiser Voraussicht meinen wollenen Schlafanzug mit den integrierten Bettsöckchen eingepackt. Dieser Gedanke tröstete mich, bis mir einfiel, dass er sicher in meinem Koffer verstaut war, der immer noch in Bens Auto lag.

      Zitternd zog ich mich bis auf BH und Unterwäsche aus, hängte das rote Ungetüm über einen Stuhl, den ich so platzierte, dass er jeden kleinsten Wärmestrahl des mürrischen Feuers abfangen konnte, und kroch wie ein gehäuteter Eisbär zwischen die verflohten Laken. Vom Bett aus konnte ich den Lichtschalter erreichen. Das Zimmer versank in Finsternis, aber der Schlaf tänzelte wie eine rüstige alte Elfe außerhalb meiner Reichweite. Ich traute mich nicht, die Beine ganz auszustrecken, falls etwas Weiches, Pelziges im Bett nistete. Die Ereignisse des Tages drängelten und knufften sich in meinem Kopf, aber aus dem Chaos kam eine Erkenntnis: Ben hatte zwar meinen Erwartungen an das Betragen eines Mannes von der Kultivierten Herrenbegleitung überhaupt nicht entsprochen, aber ich fühlte mich, kaum dass wir uns fünf Minuten gezankt hatten, in seiner Gesellschaft ausgesprochen wohl. Statt Schafe zu zählen, spielte ich mein Lieblingsspiel: Was, wenn? Was, wenn ich schlank bis zur Magersucht wäre und völlig erhaben über Cremetorte, Yorkshirepudding und große, flockige Klöße in dicker Soße? Ach zum Teufel! Bei solchem Festschmaus, wer braucht da Männer!

      Vor meiner Tür waren leise Schritte zu hören. Die Klinke bewegte sich ächzend. Ben? Essen konnte ich auch noch morgen; Nahrung gab es immer, wohingegen … Er tapste durchs Zimmer. Es krachte und ein erstickter Aufschrei verriet mir, dass er Kopf voran Bekanntschaft mit dem Kleiderschrank gemacht hatte. Mein Herz hämmerte gegen die Rippen und meine Temperatur ging rauf und runter wie ein Kaufhausfahrstuhl. »Schrei!«, rieten mir Anstand und Vernunft. »Damit du in ewiger Unwissenheit stirbst?«, fragte deren Widerpart. Seine Hand war auf der Bettdecke, Zentimeter von meinem entblößten Fleisch. Die Decke hob sich. Ich spürte ein pyjamabehostes Bein an meinem. Dann war alles vorbei. Meine Hand fand den Lichtschalter und das Zimmer erwachte blinzelnd.

      Ich drehte mich um, Ben mit empörtem, aber dankbarem Blick zu durchbohren.

      »Onkel Maurice?«, bebte ich und zerrte mir die Bettdecke um den Hals. »Kannst du mir erklären, was das soll? Ich zähle bis zehn, dann schreie ich.«

      Ich hätte wissen müssen, dass ein Mann, der mitten in der Nacht in mein Zimmer schlich, nur eine verirrte Seele auf dem Heimweg vom Badezimmer sein konnte. Onkel Maurice, der in seinem lavendelfarbenen Flanellschlafanzug ziemlich lächerlich aussah, entschuldigte sich vielmals für die Störung und flehte mich an, Tante Lulu nichts davon zu sagen. Sie würde sich fürchterlich aufregen, wenn sie erführe, dass er bei mir hereingeplatzt sei und meine Nachtruhe gestört habe. Ich schwor, meine Lippen seien versiegelt, und knipste das Licht aus. Nun aber schlafen.

      Ein Geräusch weckte mich, ein bedrohliches Knurren. Ich schreckte hoch, verschlafen und überhaupt nicht aufgelegt, mitternächtliche Vagabunden zu empfangen. Noch ein falscher Alarm: Der Lärm entsprang meinem knurrenden Magen und gemahnte mich, dass es Zeit war für mein Lieblingsrendezvous – nur wir zwei ganz allein – ich und Essen. Ich versuchte, stark zu sein. Ich ermahnte mich, dass es mehr als gierig war СКАЧАТЬ