Die dünne Frau. Dorothy Cannell
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Название: Die dünne Frau

Автор: Dorothy Cannell

Издательство: Автор

Жанр: Ужасы и Мистика

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isbn: 9783867549929

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СКАЧАТЬ wo sonst das Gehirn sitzt, wenigstens Muskeln haben. Hören Sie auf, rumzutändeln wie eine Narzisse im Wind und bringen Sie sie wieder zu Bewusstsein, wenn sie welches hat. Kippen Sie den Eimer da über ihr aus. Sieht aus, als hätte sie hier rumgefummelt und die naturgegebene Unordnung durcheinandergebracht. Verdammte Einmischung.«

      Das Bleichmittel! Ich wollte schon immer erblonden, aber nicht durch so drastische Maßnahmen. »Das wirst du nicht tun!« Meine Augen sprangen auf wie Schnapprollos. Ich machte mich von Ben los, ließ die Fäuste fliegen und hatte die Befriedigung, ihn voll am Kinn zu erwischen. »Idiot!«, brüllte ich und rappelte mich auf. »Lass den Eimer fallen und wir haben ein Loch im Boden, das bis nach Australien reicht.« Ich drehte mich um und drohte der knochigen Gestalt in Weiß mit einem wütenden Lehrerinnen-Zeigefinger. »Hören Sie zu, Sie spukendes Heinzelmännchen, warum verziehen Sie sich nicht und kauen an Ihrer Troddel? Ich bin vielleicht kein Schönheitsideal, aber Sie müssten sich mal sehen mit Ihrem lächerlichen Kopfputz!«

      Bens eines Auge hatte plötzlich einen nervösen Tic, aber ich kümmerte mich nicht drum. Ich war unfähig, klar zu denken, geschweige denn, optischen Morsecode zu entziffern.

      »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?«, fragte ich das dürre Gespenst. »Ungebeten mitten in der Nacht aus Speisekammern zu hopsen!«

      Ein freudloses Kichern entfuhr seinem zahnlosen Mund, dann zischte er in bösem Flüsterton: »Erkennst du mich nicht, mein Puddingbäckchen, sehr ungezogen! Du bringst einen alten Mann noch zum Weinen. Du Trampel! Ich bin dein Gastgeber, Giselle, dein lieber alter Onkel Merlin.«

      »Welch geselliges Beisammensein«, griente Ben in die ungemütliche Stille. »Mr. Grantham erzählte mir, während du in Ohnmacht lagst, dass er oft mitten in der Nacht Appetit bekommt und dann mit dem Speiseaufzug zu einem Imbiss runterfährt. Ich habe durch den Schlafzimmerfußboden deine Angstschreie gehört und kam phantasieloserweise die Treppe runter, um nachzuschauen.«

      »Ich bin nicht in Ohnmacht gefallen.« Wütend starrte ich beide an. »Ich bin gestolpert. Vielleicht bin ich später weggeblieben, als ich mit dem Kopf aufgeschlagen bin, aber das ist nicht dasselbe.« Ich zupfte die Chenille hoch. »Und mal angenommen, ich habe mich wirklich blöde angestellt. Wenn du auch nur einen Funken Anstand besäßest, Onkel Merlin, dann würdest du einen Teil der Verantwortung dafür übernehmen. Ich bin es nicht gewohnt, mitten in düsterer Nacht Männer in weißen Nachthemden und Zipfelmützen umherschlurfen zu sehen.«

      »Ha! Wohl nicht gewohnt, nachts Männer in irgendeiner Gewandung zu sehen. Es sei denn … hast du diesem Londoner Burschen erzählt, du erbst mein Geld? Da bist du an der falschen Adresse, Mädel! Meine Nachthaube hindert die Körperwärme daran, während des Schlafs durch den Kopf zu entweichen. Kann mir diese elektrischen Heizapparate nicht leisten, besonders heute Nacht. Einer meiner Blutsverwandten könnte sich reinschleichen und einen Kurzschluss einbauen.«

      »Um noch mal auf den nächtlichen Imbiss zurückzukommen, Mr. Grantham«, schlug Ben vor, während er den Herd inspizierte, »soll ich Ihnen ein bisschen was Schaumiges machen? Vielleicht Benedikt-Eier?«

      »Ach, jetzt wird mir alles klar«, krächzte der liebe alte Onkel. »Einer von denen sind Sie! Im Dekorateurgeschäft triffst du wohl viele schwule Jungs, was, Ellie?«

      Was hatte dieser abscheuliche alte Mann für eine ekelhafte Phantasie. Ich wollte zur Tür, doch dann überlegte ich es mir anders. So leicht sollte er den Sieg nicht davontragen. »Weißt du was? Ich glaube, es ist gut, dass du dich hier all die Jahre vergraben hast. Die Welt draußen ist zu gut für dich.«

      Onkel Merlin saß auf einem Stuhl und rührte sich nicht. Einen grausigen Moment dachte ich, ich hätte ihn zu Tode erschreckt, dann sah ich unter der Zipfelmütze ein Flackern eisiger Belustigung in seinen Augen aufglimmen.

      »Wenn Sie Eier nicht göttlich finden«, Ben klimperte mit den Wimpern in Richtung Onkel Merlin, »dann vielleicht etwas, das ein bisschen mehr prickelt, sagen wir eine reizende kleine Speise aus Quark und Molke?« Mit seiner normalen Stimme fügte er hinzu: »Gleichzeitig eine Methode, Ihre verdammten Spinnen zu verscheuchen.«

      »Richtige Männer«, bellte Onkel Merlin, »essen keine aufgemotzten Eier oder so was zum Frühstück. Wir mögen unsere Bücklinge. Gehen Sie Ihrer Nase nach und Sie finden ein Paket aus Zeitungspapier in der Schublade rechts vom Ausguss. Richtig, unter den Geschirrtüchern. Habe sie vor Sybil versteckt. Die Bücklinge waren für Jonas und mich. Freitagabend spielen wir immer Karten, sobald sie in ihrem Bett liegt und nicht mehr über uns die Nase rümpfen kann. Sybil hat nichts gegen Glücksspiele – ein Zeitvertreib für Gentlemen –, aber sie billigt es überhaupt nicht, dass ich mit der Dienerschaft verkehre. Ha! Wenn ich so von Jonas dächte, hätte ich ihn schon längst in Rente geschickt. Ich mag die Art, wie er beim Kartenspiel betrügt. Herrgott noch mal, was muss der alte Esel auch auf der Nase liegen! Wer will seinen Fisch? Meiner ist der große.«

      »Da du Bücklinge zur Männerspeise erklärt hast, Onkel Merlin, werde ich jetzt zwei Scheiben Brot in diesen Toaster stecken, der aussieht wie eine Rattenfalle, hinein damit, mir eine Tasse von dem Tee nehmen, den Ben gerade braut, und mit einem Tablett nach oben verschwinden.«

      »Was, und mich diesem jungen Ganoven ausliefern? Deine Schuld, wenn du morgen früh runterkommst und mich mit einem Fleischspieß im Herz vorfindest! Wo hat sie Sie überhaupt aufgegabelt, junger Mann? Wahrscheinlich in einer von diesen Kontaktbars. Und was machen Sie außer mit Bratpfannen zu schlenkern?«

      »Er schreibt Bücher.« Wütend kratzte ich Butter von einer angeschlagenen Untertasse und schmierte sie auf meinen Toast. »Herrlich schmutzige Bücher, richtig schweinisch, aber nicht so schweinisch wie diese Küche, bevor ich sie saubergemacht habe. Gute Nacht, liebster Onkel, und tu mir nicht den Gefallen, an einer Gräte zu ersticken.«

      Das Frühstück am nächsten Morgen war grässlich. Glücklicherweise war Tante Sybil nicht anwesend, um die Kommentare mitzukriegen, die diese Mahlzeit hervorrief. Sie hatte das Essen hereingebracht und trug jetzt ein Tablett zu Onkel Merlin hinauf. Freddy saß da und rührte in seinem Porridge wie ein Kind, das auf Mamis »Ein Löffel für Mutti, ein Löffel für Vati« wartet. Er ließ den Löffel fallen und brummelte: »Entweder hat jemand auf meinen Teller gekotzt oder ich tu’s gleich.«

      Genau mein Gefühl. Auf diese Mahlzeit konnte ich verzichten, insbesondere da Tante Lulu, ihr Kopf ein Schaum seifiger Löckchen, gerade von ›der Verlobung‹ erfahren hatte und einen mürrischen Ben nach Einzelheiten piesackte. Schlafmangel hatte seine Stimmung nicht gebessert. Ich entschuldigte mich und kehrte in mein Zimmer zurück, wo ich auf der Kommode am Fenster meinen Koffer vorfand. Ben hatte mir gesagt, dass er und Freddy schon früh draußen gewesen waren und das Auto wiederbelebt hatten, das jetzt neben dem alten Pferdestall stand.

      Eine Diät, auch eine unfreiwillige, sollte von körperlicher Bewegung begleitet werden. Ein Spaziergang im Schnee! Nichts wie runter mit dem roten Ungetüm, und ich war glücklich wieder vereint mit meinem Kamelhaarrock, meinem grauen Pullover, den soliden Tretern, mit Wollmantel und Kopftuch. Der Spiegel verriet mir, dass ich aussah wie eine treue alte Zugehfrau. Immer noch besser als eine Karnevalsprinzessin. Ich übergab das Rote dem Mülleimer.

      Ich hatte ganz vergessen, wie nah Merlins Schloss am Meer lag. Der klatschende, brausende Rhythmus der Wogen mischte sich mit dem Wind, der mich vorantrieb und mir den Mantel so eng um die Beine wickelte, dass das Gehen schwierig wurde. Sicher, ich hatte in meinem Leben alles falsch gemacht, aber ich hatte kein brennendes Verlangen, es zu beenden, indem ich mich von den Klippen wehen und auf den zackigen Felsen drunten zerschmettern ließ. Ich machte eine Kehrtwendung, da sah ich durch den Schnee, der von den Bäumen stob, die gebeugte Gestalt eine Mannes auf mich zustolpern, er hatte sich den Hut tief über die Ohren gezogen, und Mund und Nase waren mit einem dunklen Schal vermummt. Das musste der Gärtner sein – СКАЧАТЬ