Название: Der Kessel der Götter
Автор: Jan Fries
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783944180328
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Jeder weiß, dass die Kelten ihre Toten unter Grabhügeln bestatteten. Soviel zum allgemein Bekannten; die Realität ist, wie üblich, viel komplexer. Es gab Hügelgräber verschiedener Typen in den frühesten mitteleuropäischen Kulturen. Die ersten neusteinzeitlichen Bauern hatten bereits Hügelgräber, aber sie waren seltener als zur frühen Bronzezeit. Auf dem Höhepunkt der Bronzezeit waren sie fast schon obligatorisch. Die frühe Hallstattzeit hat zahlreiche Hügelgräber zu bieten, favorisierte aber auch Brandbestattungen. In der späten Hallstattzeit (Ha D) verschwinden die Brandbestattungen von Adligen fast völlig, werden aber weiterhin beim einfachen Volk gepflegt. Zu Beginn der La Tène-Zeit schwingt das Pendel wieder in Richtung Brandbestattung und Flachgräber um.
Die große Mehrheit europäischer Hügelgräber entstammt der Hallstattzeit – manche Wissenschaftler schätzen ihren Anteil auf 90 %. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie zu Beginn der La Tène-Zeit verschwanden. Trotz der gewaltigen Veränderungen hörten die Leute der La Tène-Zeit nicht damit auf. Manche Hügel stammen aus der La Tène-Zeit, manche sogar aus der Zeit der römischen Besatzung, und eine kleine Anzahl frühmittelalterlicher Hügel wurde ebenfalls entdeckt. Die Hallstattgrabhügel weisen bei aller Beliebtheit recht unterschiedliche Formen auf. Es gab im Wesentlichen zwei Größen, das heißt, Hügel für einfache Leute mit einem besseren Lebensstandard, die einen Durchmesser von 6 bis 20 m haben, und die berühmten Hügel des Hochadels, die ab einem Durchmesser von 30 m begannen und beliebige Größen bis zu der des Magdalenenberghügels mit seinen 102 m haben konnten. Es wurden auch kleine Hügel mit einem Durchmesser von 3 m gefunden, aber sie waren kaum groß genug, um die Leiche zu bedecken.
Bevor wir einen Blick auf die riesigen Hügel werfen, die meistens der späten Hallstattzeit entstammen, sollten wir uns generell mit Begräbnishügeln beschäftigen. Als Regel kann gelten, dass ein Hügel über einem zentral gelegenem Grab errichtet wurde, bei dem es sich um eine mittig platzierte Holzkammer mit Steinwänden und –decke handeln konnte (oder auch nicht). Die Hügel erscheinen in runder oder ovaler Form, wobei jüngste Forschungen erbracht haben, dass auch quadratische Hügel (Pyramiden?) existierten und dass sie vielleicht verbreiteter waren als allgemein bekannt ist. Die quadratische Form mag mit den quadratischen Formen heiliger Stätten der späteren La Tène-Zeit in Beziehung stehen, das ist aber eher Spekulation als Tatsache. Wenn sie den Elementen ausgesetzt sind, dem Regen und dem Schnee, der Hitze und dem Wind, dann sehen runde und quadratische Grabhügel schon nach wenigen Jahrzehnten ziemlich gleich aus.
Töpferwaren der frühen Hallstattzeit
Oben: Keramikrassel in Vogelgestalt, gefunden in einem Grab bei Waldenbuch, Bayern, Deutschland, 7.–8. Jh. vor unserer Zeit.
Mitte: Keramikpferd mit Schüssel, Kirchensittenbach, Bayern.
Unten: Gefäß, dass eine menschliche Gestalt mit enorm vergrößerten Händen zeigt, Staufersbuch, Bayern.
Um den Hügel aufzuschütten, wurde die vor Ort vorhandene Erde verwendet. Holzschaufeln und Körbe aus Weidengeflecht wurden benutzt, um die Erde zu transportieren; manchmal zogen Pferde und Rinder Wagen voller Erde. Um den neu geschaffenen Hügel vor Erosion zu schützen, wurde er mit Grassoden bepflanzt. Die Zentralkammer eines Hügelgrabs bestand oft aus Eichenholz. Das führte zu umfangreichen Spekulationen über die mögliche sakrale Bedeutung von Eichenholz. Vielleicht wurde Eichenholz auch wegen solcher Eigenschaften verwendet, vor allem aber wurde es als dauerhaftes und zuverlässiges Bauholz geschätzt. Die Hallstattkelten bevorzugten Eichenholz, und wenn es ihnen ausging, nahmen sie Tannenholz als Ersatz. In Ha D war das häufig der Fall, da man für die Ringwälle der Zeit enorme Mengen an großen, alten Eichen benötigte. Ringwälle müssen häufig repariert werden, da das Holz im Inneren zum Verrotten neigt und nach 15 bis 20 Jahren zerfällt.
Ein Ergebnis davon scheint gewesen zu sein, dass einige Hallstattsiedlungen auf ziemlich kahlen und windumtosten Hügelspitzen standen. Ringwallreparaturen sind übrigens ein weiteres Rätsel. Wenn man sich auf manche Abschnitte der Befestigung nur ein paar Dutzend Jahre verlassen kann, dann bedeutet das, dass die Ringwälle konstant repariert wurden. Das mag die Bewohner vor einige interessante wehrtechnische Probleme gestellt haben. Die Leute von der Heuneburg hatten die ständigen Reparaturen offenbar so satt, dass sie einen Großteil ihrer Festung mit einer Mauer aus gebrannten Ziegeln schützten, eine Befestigungsart, die in Griechenland populär war. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatten sie eine Anzahl von Experten vom sonnigen Mittelmeer in die dunklen Wälder an der Donau eingeladen. Die weiß gekalkte Mauer sah zwar fehl am Platze aus, hatte aber eine längere Lebensdauer als die einheimische Version. Griechische Ziegelsteine oder lokales Bauholz und Steine – wer arbeitete wohl an solchen Monumenten? Um eine Hallstattsiedlung oder -festung zu unterhalten, benötigte man eine große Anzahl an Arbeitskräften, es muss also überzählige Arbeiter gegeben haben, zusätzlich zu den Leuten, die auf dem Feld arbeiteten und Vieh hüteten. Monumentalarchitektur lässt sich in einem warmen Klima leicht bauen. In der Hallstattzeit war das Wetter nicht sonderlich freundlich, und es gab nur wenig überschüssigen Reichtum. Die Frage nach den Arbeitskräften bleibt ein ungelöstes Rätsel.
Manche Hügelgräber besaßen eine kleine Mauer oder einen Steinring um die Basis herum, die in der Regel einfach und naturbelassen waren. Nur wenige wissen, dass Hügelgräber meist mehrere Leichen beherbergen. Dieser Brauch setzte sich schon früh durch. Schon die frühen Hallstattleute bestatteten gelegentlich Leichen in Hügeln, die der früheren Urnenfelderkultur angehörten, und wann immer möglich platzierten sie ihre Toten im Zentrum. Dies setzten sie in den Hallstattgrabhügeln fort. Die kleineren Hügel enthielten schätzungsweise im Durchschnitt 4 bis 10 Leichen, die großen Hügel von Ha D konnten dagegen bis zu 126 Individuen aufnehmen.
Wenn Du also von Elfen liest, die in einem hohlen Hügel feierten, hätte es sich dabei wahrscheinlich um einen Hügel aus Hallstatt D gehandelt; das war definitiv eine Zeit der Massenbegräbnisse. Falls Du also in Deinem Vorgarten einen eigenen Grabhügel aufschütten möchtest, lass reichlich Platz für Deine Familie und Freunde. Nebenbei gesagt sind auch Grabhügel selbst kein isoliertes Phänomen; oft treten sie in Gruppen auf. Es gibt kleine Gruppen von 10, die mit 40 sind bereits bedeutend, und wenn Du 60 Hügel an einem Ort findest, handelt es sich garantiert um einen wichtigen Platz.
Archäologen haben ihr Bestes getan, um herauszufinden, ob es irgendwelche religiösen Vorschriften für das Errichten von Hügelgräbern gab. Bisher wurde jede Regel durch zahllose Ausnahmen widerlegt. Man findet Grabhügel in Tälern, auf Feldern, in der Nähe von Flüssen, in Wäldern, auf Berghängen, in der Nähe anderer Hügel oder allein.
Hügelgräber waren nicht die einzige Bestattungsform. Manchmal entdeckt man flache Gräber zwischen den Hügeln, und zu der Zeit, wo die La Tène-Kultur beginnt, werden Flachgräber die Regel. Was wir am Besten kennen, sind die eindrucksvollen Hügel der späten Hallstattzeit. Diese Zeit (Ha D) ist charakterisiert durch eine Anzahl von Veränderungen. Zunächst einmal kam das vertraute Bronzeschwert komplett СКАЧАТЬ