Название: Perry Rhodan Chronik, Band 2
Автор: Michael Nagula
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan Chronik
isbn: 9783854453567
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Bis vor einigen Jahren lautete die Antwort: nirgends. Die Geschichte hinter der Geschichte existierte, aber niemand hatte sich an die unmöglich erscheinende Aufgabe gewagt, sie aufzuschreiben, nicht als Ganzes.
Bruchstücke existierten: ein Artikel hier und da, in den Heften selbst, in Sonderbänden, in Fanzines und – als die gewichtigsten Stücke, da sie persönliche Geschichte erzählen – in den Biografien der Serienväter K. H. Scheer und Walter Ernsting. Wer von der Geschichte hinter der Geschichte erfahren wollte, musste ein ausgesprochen geschickter und beharrlicher Jäger sein, das Bild in seinem Kopf zusammensetzen und über die klaffenden Lücken hinwegsehen.
Seit Ende 2001 gab es dann endlich eine neue Antwort: die PERRY RHODAN CHRONIK. Michael Nagula, der Serie seit seiner Kindheit auf Engste verbunden – als Leser, Kritiker, Verfasser von redaktionellen Beiträgen und schließlich als PERRY RHODAN-Autor –, machte sich daran, die Geschichte hinter der Geschichte zu schreiben.
Alle zwei Wochen erschien fortan eine Folge der Chronik in der dritten und fünften Auflage der Serie. Michael (und in den ersten drei Folgen Heiko Langhans) zeichnete den Weg Perry Rhodans und der Terraner zu den Sternen nach – und den Weg seiner Schöpfer.
Als PERRY RHODAN-Leser, der mit der Serie aufgewachsen ist und seine Kindheit und Teenagerjahre mit Perry & Co. mitgefiebert hat, muss ich an dieser Stelle ein Geständnis machen: Die Geschichte hinter der Geschichte ist mindestens so spannend wie die eigentliche Geschichte – zuweilen sogar spannender.
Wie das? Ganz einfach: Sie ist neu und frisch und immer für eine Überraschung gut.
Dass das so ist, ist allein Michael zu verdanken. Als Redakteur in Rastatt hatte ich das Vergnügen (und die Ehre), die PERRY RHODAN CHRONIK in den ersten Jahren zu betreuen. Michael stürzte sich mit mitreißendem Engagement in die Aufgabe. Er recherchierte, nahm Kontakt mit Autoren und Wegbegleitern der Serie auf. Mit einem Erfolg, der zuweilen unheimlich anmutete: Es schien, als kenne Michael jeden in der deutschen Science Fiction-Szene. Und die wenigen, die er nicht kannte, sprach er an. Wie zum Beispiel Inge Mahn, die Witwe von William Voltz und Kurt Mahr, die ihm Einblick in die Korrespondenz ihres ersten Mannes mit dem Verlag gewährte.
Auf diese Weise hat Michael so manche Perle ans Tageslicht gebracht. Über Projekte, die sich noch im Planungsstadium zerschlagen haben, ebenso wie über die Entstehungsgeschichte anderer, die uns Lesern in seliger Erinnerung sind. (Und als Redakteur schauderte ich über die strikten Hierarchien und den zuweilen militärischen Umgangston der ersten Jahre …)
Michael grub Material aus, das verblüfft. Sei es das Cover der belgischen PERRY RHODAN-Ausgabe, Fotos aus dem italienischen Studio, das die PERRY RHODAN-Comics zeichnete, die inzwischen bereits zu Pop-Art-Denkmälern geworden sind, oder bislang unbekannte Autorenschnappschüsse. Er würdigte die Macher von PERRY RHODAN. Natürlich die Altmeister, aber auch diejenigen, die nur wenige Beiträge zum Perryversum lieferten. Wer, zum Beispiel, erinnert sich noch an Klaus Fischer? Michael tut es.
Dabei verlor er bei aller Liebe zur Serie nie aus den Augen, dass PERRY RHODAN nicht für sich allein steht. PERRY RHODAN hat die Geschichte der bundesrepublikanischen Science Fiction bestimmt, aber die Serie ist trotz ihres wahrhaft gigantischen Umfangs nur ein Teil dieser Geschichte. Michael präsentierte die Macher der Serie in ihrem Gesamtschaffen. Walter Ernsting war Mitgründer von PERRY RHODAN, aber auch der Mann, der sich später intensiv mit der Präastronautik auseinandersetzte und Jugendbücher schrieb. Ernst Vlcek war einer der wichtigsten und fleißigsten PERRY RHODAN-Autoren, aber seine Liebe zum Horrorgenre war ihm ein steter Begleiter – Michael beleuchtete beides. Und er ging noch weiter: Er bettete seine Darstellung in den Kontext der Geschichte der Bundesrepublik ein. Der Held Perry Rhodan, der den Atomkrieg verhindert und die Menschheit eint, ist offensichtlich ein Kind des Kalten Krieges. Michael zeigte auf, wie Romanfigur und Serie dem Wandel der Gesellschaft folgen – und ihm zuweilen vorangehen.
Dass eine derart ausführliche Darstellung Platz benötigte, verstand sich von selbst. Nur, wie viel, das hat mich dann doch überrascht. Glaubten wir anfangs noch, mit zwei, maximal drei Folgen pro Publikationsjahr auszukommen, gelangten wir rasch in ganz andere Größenordnungen: Das RHODAN-Jahr 1974 verlangte nach zehn Folgen, das Jahr 1975 bereits dreizehn. Michael blieb dran und schrieb die Chronik bis in das RHODAN-Jahr 1980 weiter. Dann, 2007, wurde die dritte Auflage der Serie eingestellt. Die Chronik fiel der Einstellung zum Opfer, trotz ihrer Beliebtheit bei den Lesern. Die letzte Folge war die Nummer 147.
Doch, wie man weiß, ist Perry Rhodan unsterblich – und die Serie und alles darum herum ist nicht totzubekommen. Nun ist die PERRY RHODAN CHRONIK wieder zurück. Sorgfältig überarbeitet, erweitert und in Buchform. Band eins der Chronik liegt seit Wochen auf meinem Nachttisch. Die Chronik ist meine Lieblingslektüre. Ein Leckerbissen, der viel zu schnell zur Neige zu gehen droht. Ich teile mir die Lektüre gut ein, schwelge in Reminiszenzen an den Lesestoff meiner Jugend, folge dem Auf und Ab früherer Autorengenerationen und staune darüber, wie viel sich verändert hat – und wie viel über die Jahrzehnte gleich geblieben ist.
PERRY RHODAN ist und bleibt eben die größte Soap Opera des Universums!
Wie PERRY RHODAN immer größer wurde
Als PERRY RHODAN am 8. September 1961 erstmals auf den Markt kam, befand sich Deutschland mitten im Kalten Krieg. Juri Gagarin hatte durch seine Erdumkreisung die Sowjetunion zur führenden Raumfahrtnation gemacht, und der neue US-Präsident John F. Kennedy hatte daraufhin erklärt, noch vor Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf den Mond zu schicken und sicher zur Erde zurückzubringen.
Das war die herrschende Grundstimmung, als im ersten PERRY RHODAN-Heft, angesiedelt im Juni 1971, der deutschstämmige Perry Rhodan, Major der US Space Force, dieses Versprechen einlöste, auf dem Mond landete und im Besitz einer außerirdischen Technologie zurückkehrte, die den Dritten Weltkrieg verhinderte.
Raumfahrt ohne Technik erschien schon seit Jules Vernes Zeiten unvorstellbar, und so war Technik auch in der Science Fiction das häufigste Mittel, an neue Schauplätze zu gelangen. PERRY RHODAN machte da keine Ausnahme. In den ersten sechs Jahren, dreihundert Hefte lang, wurde mit einer immer ausgeklügelteren technischen Bestückung die Erforschung der Milchstraße und benachbarter Galaxien vorangetrieben. Dabei herrschte durchaus ein »Feind-im-Weltall-Konzept«, wie William Voltz es einmal nannte. Es wimmelte von Wesen, die den Terranern Übles wollten – auf der Erde wie auch im Weltraum.
In der bundesrepublikanischen Wirklichkeit kam es unterdessen zu drastischen Veränderungen auf sozialem, kulturellem und politischem Gebiet. Die Jugend brach mit den Werten der älteren Generation, mehr Freiheit und Demokratie wurden eingefordert – und so mehrten sich bald auch bei PERRY RHODAN kritische Leserstimmen, die immer raffiniertere Techniken und Waffensysteme ablehnten, selbst wenn sie der Verteidigung dienten. Das war genau die Argumentation der Kalten Krieger gewesen, gegen die sich die Serie bei ihrem Start gewendet hatte, und durch die Medienberichterstattung, allen voran die ZDF-Sendereihe »Monitor«, bekam man das auch mitleidlos unter die Nase gerieben. Der Druck auf die Macher von PERRY RHODAN, ihre Serie neu zu erfinden, stieg.
Ein »Neustart« erfolgte im April 1969 mit PERRY RHODAN 400, dessen Handlung tausend Jahre nach dem vorigen Heft angesiedelt war. Abermals ging es darum, eine mögliche Bedrohung der Menschheit abzuwenden, doch wurde nun zur »Verteidigung« vor angreifenden Flotten das Sonnensystem um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und damit unangreifbar gemacht. Kriegerische Auseinandersetzungen gab es vorwiegend als Light-Fassung, und die Wiederwahl von Perry Rhodan zum Großadministrator des Solaren Imperiums erfolgte fast ein wenig verstohlen. Nur war dieser Neustart nicht tragfähig genug, es gelang den Machern im Verlauf des gesamten Zyklus nicht, ein klares Konzept zu finden. Die Serie durchlief inhaltlich wie auflagenmäßig ein noch nie dagewesenes Tief.
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