Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC. Mark Evans
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СКАЧАТЬ auch das erste Mal, dass ich sie live erlebte, und es war ein Ding der Unmöglichkeit, von Bon und Angus nicht beeindruckt zu sein, wenn die beiden voll aufdrehten, schon gar nicht in einem so kleinen Laden wie dem Station Hotel. Damals kam mir gar nicht der Gedanke, aber heute wünschte ich, jemand hätte für mich ein paar Bilder von AC/DC als Viererpack gemacht. Ich weiß noch, dass Mickey mich fragte: „Wieso wollen sie denn an diesem Line-up überhaupt irgendwas ändern?“ Das sah ich genauso. Wir waren alle mordsmäßig beeindruckt von der Band, so wie sie war.

      Im Station Hotel kam der Sound direkt von der Bühne, denn die Band hatte nur eine kleine eigene Anlage, keine Monitore und auch keine Beleuchtung, von daher war es eine recht spartanische Angelegenheit. Aber mir reichte es völlig, und nachdem ihr erster Set durch war, brannte ich darauf, zu ihnen auf die Bühne zu kommen, auch wenn es nur 60 Mäuse in der Woche dafür gab. Geld spielte dabei sowieso keine Rolle; nicht einmal der Gedanke daran, den großen Durchbruch zu schaffen, kam mir in den Sinn. Mir ging es nur um eines – mit einer Rockband auf Tournee zu gehen. Nicht mit irgendeiner, sondern mit dieser hier. Diese Jungs hier hatten das gewisse Etwas, das spürte ich. Es waren auch ziemlich viele Mädchen im Publikum, wie meinen Kumpels gleich auffiel. Und ich sah keinen Grund, nicht auch gleich mal meine Chancen auszuloten.

      Glynis und ich waren noch immer zusammen, jedenfalls theoretisch. Sie hatte mich kurz zuvor schon einmal erwischt, wie ich, um es mal harmlos auszudrücken, meine Hände in der Zuckerdose einer anderen hatte, und das hatte unsere Beziehung doch ein wenig getrübt. Eine Weile lieferten wir uns einen Wettbewerb im Geschirrzertrümmern, aber letztlich blieben wir gute Freunde und gingen auch immer mal wieder miteinander ins Bett, auch, nachdem wir nicht mehr zusammen wohnten. Glynis hatte begründete Zweifel, mir wieder ihr Vertrauen zu schenken, und angesichts dieser Lage interessierten mich die gut gebauten Ladys im AC/DC-Publikum besonders. Ich fühlte mich, als ob ich vor dem Schaufenster eines Bonbongeschäfts stand und gerade die Tür einladend aufschwang.

      Der erste Set war laut und rotzig. Mickey fragte mich, ob Angus „immer so war“.

      „Wie meinst du das?“, fragte ich.

      „Der steht doch total unter Strom, findest du nicht? Was wirft der denn so ein?“

      Ich konnte nur den Kopf schütteln. „Ich habe keine Ahnung.“

      Aber Mickey gab keine Ruhe. „Finde das mal raus, ja?“

      Diese Frage sollte mir von nun an ziemlich häufig gestellt werden. Die Leute kamen mit Angus’ Energielevel einfach nicht klar. Allerdings muss ich zugeben, dass es mich auch ziemlich verblüffte. Angus drehte einfach völlig durch, sobald er die Bühne betrat – er explodierte geradezu und war dann nicht mehr aufzuhalten. Die Intensität seiner Auftritte habe ich immer bewundert. Sobald die Band loslegte, gab er alles. Und das war an diesem Abend im Station Hotel auch so.

      Beim zweiten Set war es dann soweit: Ich hatte meinen ersten Auftritt mit der Band. Nach ein paar Bier und Scotch war ich schon ziemlich in Fahrt. Ich freute mich darauf, mit ihnen zu spielen; die Songs waren nicht übermäßig kompliziert, und ich hatte mir die erste Show ja angesehen, wusste also, was auf mich zukam. Ich betrat die Bühne und wurde ein Teil von AC/DC.

      Phil grinste mir breit entgegen. „Stell dich am besten direkt dort hin, Alter“, erklärte er und deutete mit seinen Drumsticks auf eine Stelle neben seinem Hi-Hat.

      Als erstes spielten wir „Soul Stripper“, den Titel, den „der letzte Typ“ Mal zufolge nicht gepackt hatte. Über diesen geheimnisvollen Mann erfuhr ich niemals mehr, als dass er „Soul Stripper“ immer wieder versäbelte.

      Wenn „Soul Stripper“ saß, dachte ich bei mir, dann habe ich den Job schon so gut wie im Sack, und so war es auch. Von Anfang an lief alles bestens. Mit diesen Jungs Bass zu spielen, das war ein großartiger Kick – wobei man auch sagen muss, wer zu Phil Rudds Schlagzeug und Malcolm Youngs Rhythmusgitarre keine vernünftige Basslinie hinkriegt, sollte sich eh einen anderen Beruf suchen. Wir beschlossen unseren Set mit einem Titel, der während der ganzen Zeit, die ich in der Band war, unser Rausschmeißer bleiben sollte: „Baby Please Don’t Go“.

      Wir hatten ganz schön viel Dampf auf dem Kessel, und nun bekam ich Angus’ Nummer als epileptischer Schuljunge zum ersten Mal und aus nächster Nähe mit. Es haute mich um, wie schnell er spielen konnte, wie sauber und präzise, während er sich auf dem Bühnenboden wälzte und drehte. Außerdem stellte ich fest, dass Angus’ aus Milch und Schoko­riegeln bestehende Ernährung zusammen mit dem Schweiß und dem Schuljungen-Brummkreisel dazu führte, dass er sich in einen Rotzorkan verwandelte. Alle, die mit ihm auf der Bühne standen, bekamen eine Portion ab, und die ersten Zuschauerreihen waren auch nicht sicher. Er ließ einfach total los, alles, auch den Rotz.

      Ich war völlig platt, und meinen Freunden ging es genauso. Nachdem ich wieder von der kleinen, engen Bühne runter war, gesellte ich mich wieder zu Graham und fragte: „Und? Was meinst du?“

      „Alter“, sagte Graham langsam, „den Job musst du einfach machen!“

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      Der Grund dafür, dass AC/DC mich an Bord holten, lag vor allem darin, dass Malcolm sich nie als Bassist betrachtete. Wie wir alle noch erfahren sollten, gibt es nicht allzu viele Gitarristen, die einen Song so formen können wie Malcolm; meiner Meinung nach steht er Keith Richards von den Stones und Billy Gibbons von ZZ Top um nichts nach. Auch wenn es heute seltsam erscheint, damals waren Malcolm und Angus für mich die unbekannten Gesichter, und das ging sicherlich nicht nur mir so. Von George, ihrem großen Bruder, hatte ich natürlich schon gehört, aber von ihnen selbst wusste ich gar nichts, und das war vermutlich bei allen anderen Musik-Fans in Melbourne nicht anders. Allerdings sollte sich das nun bald ändern. 1975 waren AC/DC noch ziemlich unbekannt, aber sie machten live enorm was los, und die Leute bekamen das allmählich mit, wobei „der Kleine“ in der Schuluniform immer noch für irritierte Blicke sorgte.

      Wie ich später erfuhr, hatte Michael Browning darauf bestanden, mich an diesem Abend im Pub genau unter die Lupe zu nehmen – und hätte er mich nicht gemocht, dann wäre ich auch nicht eingestiegen, so einfach war das. Michael war vor allem der visuelle Aspekt wichtig: Passte ich zum Image der Band? Wie groß war ich? Oder, aus AC/DC-Sicht formuliert, wie klein? Wie schon gesagt, ich kam mir neben den anderen Jungs in der Band wie ein Riese vor. Das hatten wir mit unseren großen Idolen, den Rolling Stones, gemeinsam – wir waren alle nicht gerade die „Größten“.

      Malcolm hatte mich also nicht nur zu dem Gig eingeladen, damit ich die Band mal live erleben und auch mit ihnen jammen konnte, sondern auch, damit Michael mich in Augenschein nahm. Als Mal mich dem Manager schließlich präsentierte, sagte er nur: „Das ist der Typ, von dem ich dir erzählt habe.“ Kein Name, kein Händeschütteln, keine höfliche Vorstellung. Michael guckte an mir rauf und runter, sah dann wieder Mal an und nickte. Das war’s. Ich war dabei. Nun hatte ich nicht gerade einen Tusch erwartet, aber ein Handschlag und ein „Willkommen in der Band“ wäre ja doch schon irgendwie nett gewesen. Trotzdem war es natürlich besser, als Verwaltungsangestellter im Öffentlichen Dienst zu sein. Michael nickte mir zu, und damit war ich nun wirklich dabei. So lief es auch später immer: Entscheidungen wurden grundsätzlich gefällt, ohne dass Phil Rudd oder ich dazu besonders viel zu sagen hatten.

      Vor allem in den frühen Tagen war die Band keine demokratisch geführte Truppe. Wie Ralph mich schon gewarnt hatte, bekam ich sofort zu spüren, dass es Malcolms Band war, und dass Entscheidungen gewissermaßen durch Osmose weitergegeben wurden, jedenfalls, soweit es mich betraf.

      Aber auch, wenn mein Einstand sich etwas kühl gestaltete, war der Abend für mich eine echte Erleuchtung. Endlich bot sich mir eine Gelegenheit, es im Musikbusiness ein bisschen weiterzubringen als bisher – als Teil СКАЧАТЬ