Inseln der Macht. Frank Westermann
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Название: Inseln der Macht

Автор: Frank Westermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Andere Welten

isbn: 9783862871810

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       We're only making plans for Nigel

       Nigel just needs that helping hand

      XTC - »Making Plans For Nigel«

       2.

       SPEEDY

      Ich hatte natürlich furchtbar verrückte Sachen geträumt. Kein Wunder nach so einem Erlebnis. Als ich aufwachte, schien es wärmer geworden zu sein, ja ein wenig heiß sogar.

      Ich schlug die Augen auf und dachte, ich würde immer noch träumen. Doch ich kriegte den Traum nicht weg. Das kahle Zimmer mit den weißen Wänden und der hohen Decke blieb bestehen. Langsam glaubte ich nicht mehr an einen Traum. Hatte man mich fortgebracht? Fort von Traumschwester und den anderen Dorfbewohnern?

      Mit einem Schrei sprang ich auf. Nein, das war kein Alptraum mehr! Mein Rücken schmerzte ungeheuer und mein Magen knurrte erbärmlich. Teufel auch! Das war nicht mal mehr ein Zimmer!

      Es erinnerte mich eher an die Knastzelle in der Geld-Stadt. Ein hartes, schmales Bett, Waschbecken, Gitterfenster.... Ich war mit einem Satz bei der Tür. Natürlich verschlossen! Man hatte mich in eine Art Nachthemd gesteckt und mir nichts gelassen. Nicht mal einen Spiegel gab es hier.

      Alle möglichen Gedanken schossen mir durch den Kopf: das Dorf konnte überfallen worden sein oder jemand hatte mich entführt... Aber ich hatte davon nicht das Geringste gemerkt. Und mein Schlaf war normalerweise so leicht, dass ich bei einem ungewohnten Geräusch sofort aufwachte. Hatte man mich etwa betäubt? War ich deswegen so schlapp? Und Traumschwester, wo war Traumschwester?

      Draußen war plötzlich ein eifriges Gerenne zu hören, ein Trampeln wie von schweren Stiefeln. Dann wurde die Tür aufgerissen, und zwei Typen mit angelegter MP stürmten herein. Ich brachte nur einen würgenden Laut hervor und tastete mich zum Bett zurück. Was mich entsetzte waren nicht nur die Bewaffnung und das Auftreten der Männer, sondern auch ihre Hautfarbe. Ihre dunkelbraunen Gesichter. Wo war ich da hineingeraten? Dunkelhäutige Menschen wurden schon seit langem in Neu-Ing nur noch absolut selten gesehen als Folge von sogenannten Säuberungen von Terroristen. Aber vielleicht war das in der Stammesrealität anders, obwohl mir dort auch bisher nur »Weiße« begegnet waren.

      Es stellte sich heraus, dass die zwei nur als Geleitschutz dienten, denn Minuten später trat ein dritter Schwarzer auf. Etwas wuchtiger als die beiden ersten und mit einigen Orden dekoriert. Alle drei trugen hellrote Uniformen. Der dritte redete mich sofort barsch in einer Sprache an, die ich nicht verstand. Das schien ihm allerdings auch aufzufallen, denn er wechselte in ein nicht ganz astreines Neu-Ing.

      »Ich habe die Ehre mit Mr.Spike Wallen?« spottete er.

      Ich nickte betäubt.

      »Gut, Sie haben wohl angenommen, wir würden Sie nicht identifizieren nach der langen Zeit und in Ihrem Zustand.«

      Ich antwortete nicht, weil es mir nichts sagte. Außerdem hatte ich enorme Schwierigkeiten, mich auf die Situation einzustellen. Mit meinen Gedanken war ich immer noch bei Traumschwester.

      »Hör zu!« Er kam einen Schritt näher und der vertrauliche Ton gefiel mir noch weniger. »Du solltest besser gleich reden. Wir können verdammt ungemütlich werden. Head Control hat dich identifiziert und damit ist die Maskerade für dich gelaufen.«

      »Ich möchte ja gerne was dazu sagen, wenn Sie mir erst mal verraten, wo ich bin«, presste ich hervor.

      Jetzt verschlug es ihm die Sprache. Wahrscheinlich dachte er, ich wollte ihn verarschen und es sah aus, als ob er sich im nächsten Moment auf mich stürzen würde, als eine Stimme von hinten in verständlichem Neu-Ing sagte:.

      »So kommen wir doch auch nicht weiter, Major.«

      Der mit Major angeredete drehte sich wütend um.

      »Halten Sie sich daraus, Doktor! Dies ist keiner Ihrer Patienten.«

      »In gewissem Sinne doch. Jedenfalls bin ich erst mal für seinen gesundheitlichen Zustand verantwortlich.«

      Der Typ, zu dem die Stimme gehörte, ein schmächtiger Schwarzer in grünem Kittel, drängte sich in die Zelle. Wenn das so weiterging, benötigten wir bald einen Konferenzraum.

      Der Major brummelte was in der anderen Sprache vor sich hin, befand sich aber offensichtlich auf dem Rückzug.

      »Er war immerhin den ganzen Tag bewusstlos«, sagte der Arzt.

      So, war ich das? Was für ein Spiel trieb man mit mir?

      »Wie fühlen Sie sich?« wandte sich der Arzt an mich.

      »Wie ein ausgetrocknetes Handtuch.«

      »Das heißt also, Sie haben Hunger und Durst.«

      Ich nickte bestätigend. Der Typ war zwar freundlicher, aber ich hielt ihn auf seine Art vielleicht für gefährlicher als die Soldaten.

      Der Major brüllte einen Befehl, woraufhin mir einer seiner Wachen etwas Ess- und Trinkbares holte. Das Ganze erinnerte mich an ähnliche Szenen in der Geld-Stadt. Hier hatte offenbar der Arzt die höheren Kompetenzen.

      »Wie sind Sie überhaupt in diese üble Gegend geraten?« fragte mich der Arzt.

      »Ich habe keine Ahnung, von welcher Gegend Sie sprechen«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Allmählich begriff ich, dass die Schwarzen nichts von dem Bergdorf wussten.

      »Verkaufen Sie uns nicht für dumm! Oder hat Ihnen die Hitze im Freien so sehr zugesetzt? Ich warne Sie, wir können alles aus Ihnen herauskriegen.«

      Jetzt war ich mir sicher. Ich musste mich ganz woanders befinden. In der Umgebung des Dorfes war es zur Zeit schneidend kalt!

      »Hören Sie Ich mache Ihnen nichts vor. Ich weiß wirklich nicht, wie ich in diese Gegend komme«, sagte ich verzweifelt.

      Der Arzt sah mich eine Weile an.

      »An was erinnern Sie sich denn.«

      »Na, an meinen Namen zum Beispiel, obwohl die meisten Speedy zu mir sagen«, erwiderte ich vorsichtig. Von dem Dorf wollte ich nicht unbedingt gleich erzählen.

      »Und Sie wissen nicht, wo Sie sich befinden.«

      Ich schüttelte den Kopf.

      »Hören Sie, Doktor«, brabbelte der Major dazwischen - zum Glück auf Neu-Ing.«Ich will Ihnen ja nicht hineinreden, aber er kann mir doch nicht weismachen, dass er es fertigbringt, von Neu-Ing zu fliehen, sich fast ein Jahr verborgen zu halten und Head Control zu entgehen und dann auf einmal sein Gedächtnis verliert.«

      Jetzt wurde mir schwindelig, und ich musste mich an der Wand abstützen. Dann setzte ich mich aufs Bett. Wie war das möglich? Ich befand mich wieder in der Ausgangsrealität!

      Automatisch griff ich nach dem Napf mit dem undefinierbaren Essensbrei. Ich brauchte unbedingt Ruhe! Zum Glück hörte die Fragerei erst mal auf. Der Arzt hatte wohl meinen Schwächeanfall erkannt.

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