Die verlorene Vergangenheit. Stefan Bouxsein
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Название: Die verlorene Vergangenheit

Автор: Stefan Bouxsein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mordkommission Frankfurt

isbn: 9783939362074

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СКАЧАТЬ in Kronberg. Als Frau Tetzloff eine Stunde nach dem verabredeten Termin immer noch nicht aufgetaucht war und auch auf Anrufe auf ihr Handy nicht reagierte, schickte Herr Tetzloff seinen Chauffeur ins Main-Taunus-Zentrum. Herr Bogner, so heißt der Chauffeur, fand nach einigem Suchen den Wagen von Frau Tetzloff auf dem Parkplatz. Einen dunkelgrünen Jaguar. An der Windschutzscheibe steckte ein Briefumschlag hinter dem Scheibenwischer, adressiert an Herrn Tetzloff. Herr Tetzloff fand dann schließlich diese Nachricht in dem Umschlag vor.« Jensen überreichte Siebels ein Stück Papier, eine halbe DIN-A-4 Seite.

      Darauf stand nur ein Wort. ENTFÜHRT. Die Buchstaben waren in Blockschrift mit einem dünnen Filzschreiber geschrieben worden. Siebels reichte den Zettel an Till weiter.

      »Wurden der Umschlag und das Papier spurentechnisch untersucht?«

      »Das habe ich gemacht. Mit Hilfe einer jungen Laborantin, mehr oder weniger inoffiziell«, schaltete sich Charly in das Gespräch ein. Charly war der Spurensicherung zugeordnet. »Nichts, was uns weiterbringen würde. Keine Fingerabdrücke, das Papier ist handelsüblich, der Filzschreiber auch. Davon gehen tagtäglich große Mengen über die Ladentheken.«

      »Warum war die Untersuchung inoffiziell?«, wollte Siebels wissen.

      Jensen hüstelte wieder. »Herr Tetzloff ist mit dem Polizeipräsidenten befreundet und hat ihn sofort angerufen und ihm die Sachlage geschildert. Wie Sie wissen, hat die Polizei einiges Aufsehen erregt bei dem letzten Entführungsfall in Frankfurt. Der Polizeipräsident will jetzt von Anfang an jedweden Fehler vermeiden. Und da es bisher außer diesem Zettel überhaupt keine Informationen gibt, wollen wir zunächst sehr behutsam vorgehen. So hat sich der Präsident ausgedrückt. Das heißt vor allem, dass die Presse so lange wie möglich außen vor bleibt. Also keine offiziellen Ermittlungen, kein Polizeifunk in dieser Sache. Nur Sie drei, der Präsident und ich sind eingeweiht. Jedenfalls so lange, bis wir mehr über die Umstände erfahren.«

      Tetzloff wandte sich an Siebels. »Herr Jensen hat mir versichert, dass Sie und ihr Kollege die besten Männer sind, die die Kriminalpolizei aufzubieten hat. Ich nehme an, dass Sie einige Fragen an mich haben, wollen wir anfangen?«

      »Darf ich rauchen?«

      Tetzloff drückte gerade seine Zigarette im Aschenbecher aus und schob ihn Siebels hin.

      Nachdenklich blies der dann den Rauch aus seiner Lunge. »Wann genau haben Sie mit Ihrer Frau telefoniert?«

      »Das war gegen 11:30 Uhr.«

      »Könnte es sein, dass ihre Frau zu diesem Zeitpunkt schon in den Händen des oder der Entführer war? Klang ihre Stimme normal, hörten Sie Hintergrundgeräusche?«

      Tetzloff streckte seine Beine aus, kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Nein, sie hat sich ganz normal angehört, sie befand sich gerade in einer Lebensmittelabteilung. Es gab Hintergrundgeräusche, Durchsagen von Sonderangeboten, Hackfleisch und Bananen, soweit ich verstehen konnte.«

      »Sie sind sehr wohlhabend, Sie sind eine bekannte Persönlichkeit, haben Sie Maßnahmen zu Ihrem persönlichen Schutz und dem Ihrer Frau getroffen?«

      »Wir haben keine Bodyguards, wenn Sie das meinen. Das Haus und das Grundstück sind mit den modernsten Alarmanlagen ausgestattet. Mein Chauffeur ist in gewisser Weise auch eine Art Bodyguard, ehemaliges Mitglied beim Bundesgrenzschutz, sehr zuverlässig. Er hat einen Waffenschein und kann mit Waffen auch umgehen. Aber er hat in meinen Diensten nie davon Gebrauch machen müssen.«

      »Gab es in letzter Zeit irgendwelche Hinweise, dass Sie oder Ihre Frau beobachtet werden? Ist Ihnen irgendetwas Außergewöhnliches aufgefallen? Leute in der Nähe des Hauses, die Sie vorher noch nie gesehen haben? Telefonanrufe, bei denen sich niemand gemeldet hat?«

      »Nein, nichts dergleichen. Auch meine Frau hat keinerlei Andeutungen in diese Richtung gemacht.«

      »Sie haben auch keinen Verdacht? Oder Feinde, denen Sie eine Entführung zutrauen würden?«

      »Nicht im privaten Bereich. Da gibt es vielleicht Feinde, Neider, Besserwisser, welche, die einmal von sich behaupteten, Freunde zu sein, aber doch keine waren. Aber eine Entführung? Das glaube ich nicht.«

      »Und im geschäftlichen Bereich?«

      »Ich bin in vielen Bereichen geschäftlich tätig. Eine Entführung ist im Geschäftsleben vielleicht in Südamerika eine Option, nicht aber in Mitteleuropa. Allerdings habe ich doch einen Verdacht, wenn auch nur einen sehr vagen. Wie Sie vielleicht wissen, habe ich in den letzten Jahren die Firma Business-Soft zum Weltmarktführer für betriebswirtschaftliche Software geführt. Seit einigen Monaten expandieren wir auch verstärkt nach Osteuropa. In Ungarn gibt es allerdings ein sehr gutes Konkurrenzunternehmen. Bei weitem nicht so erfolgreich wie Business-Soft, aber sie haben ein sehr gutes und erfolgversprechendes Produkt-Portfolio. Für eine erfolgreiche Weiterentwicklung dieser Produkte benötigte das Unternehmen Cash. Die Banken gaben nicht genug, da Business-Soft bereits Weltmarktführer war und seine Fühler nach Osteuropa ausstreckte. Aber schließlich fand das Unternehmen einen zahlungskräftigen Investor. Eine Gruppe Rumänen. Ehemalige hochrangige Offiziere unter der Ägide Ceaucescus, denen es gelungen war, rechtzeitig abzutauchen und einige Millionen Dollar beiseitezuschaffen. Diese Leute haben viel Geld verloren, weil Business-Soft dabei ist, den osteuropäischen Markt zu dominieren. Und diesen Leuten würde ich auch die Entführung meiner Frau zutrauen. Aber das sind nur Spekulationen, es gibt keinerlei Hinweise.«

      Das Telefon klingelte. Wie auf Kommando blickten die fünf Männer gebannt darauf. Charly reagierte als Erster. Mit einem Schritt war er bei dem Telefon und den elektrischen Geräten, die er daran angeschlossen hatte. Er drückte ein paar Knöpfe, dann nickte er Tetzloff zu. Der nahm den Hörer ab und meldete sich mit ruhiger Stimme. Jensen fing an, nervös in seinem Sessel hin und her zu rutschen. Tetzloff hob die Hand, gab Entwarnung.

      »Hören Sie, Herr Dr. Schubert, ich kann jetzt nicht mit Ihnen sprechen, Sie haben mein vollstes Vertrauen. Handeln Sie, wie Sie es für richtig halten. Nein, tut mir leid, ich muss das Gespräch beenden. Ja, ich verlasse mich auf Sie, auf Wiederhören.« Tetzloff legte den Hörer wieder auf, das Warten ging weiter.

      Siebels nahm das Gespräch wieder auf. »Wenn diese rumänischen Investoren dahinterstecken, was sollten die sich davon versprechen, Ihre Frau zu entführen?«

      Tetzloff zuckte mit den Schultern. »Einschüchterung. Du wilderst in fremdem Revier, also verpiss dich, sonst passieren schlimme Dinge. Das wollen sie damit vielleicht zum Ausdruck bringen. Das ist jedenfalls die einzige Erklärung, die ich habe. Vielleicht will aber auch irgendeine Drecksau mal auf die Schnelle ein oder zwei Millionen mitnehmen. Das ist doch wohl am wahrscheinlichsten, oder?«

      »Im Normalfall ja. Aber für gewöhnlich lassen solche Leute nicht lange mit einer Lösegeldforderung auf sich warten. Für die zählt jede Stunde. Wenn Sie sonst keine Hinweise für uns haben, bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten. Früher oder später werden sie sich melden.«

       Meine Kopfschmerzen ließen von Tag zu Tag nach. Claude schaute jeden Abend zu mir herein. Wir wechselten immer ein paar Worte, sprachen aber nie darüber, wo ich herkam, wer ich war oder was passiert war. Ich war ihm dankbar dafür, denn meine Erinnerung war nicht wieder zurückgekehrt. Tagsüber kümmerte sich die Frau von Claude um mich. Monique brachte mir morgens Frühstück. In den ersten Tagen sprach sie kein Wort mit mir. Immer wenn ich ein Gespräch anfangen wollte, legte sie einen Finger auf die Lippen. Nicht sprechen. Aber sie behandelte mich gut, wechselte regelmäßig meinen Kopfverband, wusch mich und brachte СКАЧАТЬ