Название: Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman
Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Landdoktor
isbn: 9783740956721
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»Möglich ist grundsätzlich alles.«
»In dem Korb waren auch giftige Pilze.«
»Welche Pilze?«
»Tiger-Ritterling.«
»Die isst hier niemand. Die Leute kennen die Pilze.«
»Es könnten Touristen gewesen sein, die den Korb mitgenommen haben. Sie könnten die Tiger-Ritterlinge für Erd-Ritterlinge halten, die trotz gewisser Vorbehalte noch gegessen werden.«
»Welche Vorbehalte?«, fragte Schnipper auf einmal ganz interessiert und sah von seinem Laptop auf.
»Laut einer chinesischen Studie kann der Erd-Ritterling eine tödliche Muskelkrankheit auslösen.«
»Wirklich«, murmelte Herr Schnipper.
»Sie sollten eine Warnung herausgeben, falls jemand die Pilze mitgenommen hat«, bat Ingvar die Polizisten.
»Wie stellen Sie sich das vor? Dass wir durch die Dörfer fahren und mit dem Megaphon um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung bitten?«
»Wir könnten eine Warnung in die Zeitungen setzen«, schlug Herr Schnipper vor.
»Wenn jemand Pilze aus dem Wald mitnimmt, dann bereitet er sie auch sofort zu. Niemand ist so blöd und hebt sie bis zum nächsten Tag auf, damit sie faul und schimmlig werden«, entgegnete der Kommissar.
»Wir könnten die Ärzte der Gegend und die Krankenhäuser informieren, damit Sie wissen, um welche Vergiftung es sich handelt, sollte sich jemand mit den entsprechenden Symptomen bei ihnen vorstellen.«
»Gut, das können wir tun«, stimmte Kommissar Brenner seinem Kollegen zu. »Wir sind dann hier fertig.«
»Vielen Dank für Ihre Zeit«, sagte Herr Schnipper, klappte seinen Laptop zu und stand gleichzeitig mit Kommissar Brenner auf.
»Sollte Ihnen noch etwas einfallen, melden Sie sich bei uns«, bat der Kommissar, als Ingvar die beiden zur Tür begleitete.
»Ja, sicher, das werde ich tun«, versicherte Ingvar ihm.
»Gute Besserung«, wünschte ihm Herr Schnipper, als er sah, wie er sich an die Rippen fasste.
»Danke«, sagte Ingvar und schloss die Tür hinter den beiden. Die Wirkung der Schmerztablette, die er vor dem Besuch der Polizisten genommen hatte, ließ schon nach. Offensichtlich musste er doch zwei nehmen, wie sie ihm im Krankenhaus geraten hatten.
Nachdem er eine zweite Tablette genommen hatte, legte er sich wieder auf das Sofa. Er hatte das Gefühl, dass zumindest Kommissar Brenner seiner Schilderung des Vorfalls nicht wirklich glaubte. Egal, es war die Wahrheit, dachte er und schloss die Augen, um endlich ein wenig zu schlafen.
*
»Was denken Sie, Chef?«, fragte Herr Schnipper, als er und Kommissar Brenner noch eine Weile in ihrem Auto saßen und der Kommissar auf den Balkon starrte, der zu Ingvar Werings Wohnung gehörte.
»Ich denke, wir sollten den Mann gründlich überprüfen.«
»Sie haben ihm nicht gesagt, dass wir von der Soko-Holzdiebstahl sind.«
»Du liebe Güte, Schnipper, er muss doch noch nicht wissen, was wir wissen oder welche Spur wir verfolgen. Immer erst einmal harmlos tun und warten, was die andere Seite preisgibt.«
»Alles klar, Chef«, murmelte Herr Schnipper und ließ den Motor der dunklen Limousine an.
*
Am nächsten Morgen fühlte sich Ingvar schon um einiges besser. Die Schmerztabletten ermöglichten es ihm, einigermaßen normal zu atmen, und auch die Schmerzen in seinem Knöchel waren erträglich. Als er mit einer Tasse Kaffee auf dem Balkon saß und an den blauen Himmel schaute, beschloss er, zu Fabia zu fahren, um sich noch einmal bei ihr zu bedanken. Er rief sie kurz an und fragte sie, ob es ihr recht sei, dass er zu ihr auf den Mittnerhof kam.
»Ich würde mich über deinen Besuch freuen. Aber sollst du dich nicht ausruhen?«, fragte sie ihn.
»Ich möchte aber nicht den ganzen Tag auf dem Sofa liegen, das tut mir auch nicht gut.«
»Okay, dann komm her. Hast du schon gefrühstückt?«
»Nur Kaffee getrunken.«
»Gut, dann bist du jetzt zum Frühstück eingeladen«, sagte sie.
»Die Einladung nehme ich gern an.« Gleich nach dem Telefonat mit Fabia bestellte Ingvar ein Taxi. Bevor er sich zum Mittnerhof fahren ließ, machte er noch einen Abstecher zum Blumenladen in Mainingberg.
*
Der Mittnerhof lag umgeben von Wiesen und Weiden ein Stück außerhalb des Dorfes. Das Wohnhaus und die Stallungen waren erst kürzlich renoviert worden. Auch das alte Pflaster im Hof war erneuert worden. Der ausgehöhlte Eichenstamm, der als Auffangbecken für das Wasser diente, das über eine grüne Metallpumpe aus einem unterirdischen Brunnen heraufkam, war ein romantischer Hingucker für die Feriengäste, die auf dem Hof übernachteten.
Ingvar ließ sich vor dem Tor zum Hof absetzen, klemmte den Blumenstrauß für Fabia unter den Arm und humpelte auf seinen Krücken in den Hof.
»Ingvar, hallo.« Fabia kam aus dem umgebauten Teil der Scheune, in dem die beiden Ferienappartements untergebracht waren. Sie trug ein weich fallendes Kleid mit einem blauen Blütenmuster, das ausgesprochen gut zu ihrem hellen Haar passte. »Du hast Schmerzen«, stellte sie fest, als sie sah, dass sich Schweißperlen auf seiner Stirn zeigten.
»Die Rippenprellung und die Krückenakrobatik vertragen sich nicht so gut.« Er versuchte ein Lächeln, während er seine Atmung wieder beruhigte. »Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken«, sagte er und überreichte ihr den Strauß mit den bunten Margeriten und gelben Rosen.
»Danke, der ist wunderschön«, sagte sie und roch an den Blumen. »Schaffst du es noch bis zu meinem Appartement?«
»Das hoffe ich doch.« Ohne den Blumenstrauß ging es auch gleich ein bisschen leichter, weil er seinen Arm nicht mehr so verkrampfte, um den Strauß festzuhalten.
Das Appartement, in das Fabia ihn führte, war mit rustikalen Kiefernholzmöbeln eingerichtet. Neben einem breiten Bett und einem Esstisch mit vier Stühlen gab es auch eine gemütliche Sofaecke. Der Küchenblock im Wohnzimmer war mit allem Notwendigen eingerichtet inklusive Spülmaschine und Mikrowelle. Fabia hatte den Tisch bereits gedeckt. Es gab frisch aufgebackene Brötchen, Marmelade, Honig, mehrere Käsesorten, Kaffee und Orangensaft.
»Du solltest deinen Fuß hochlagern«, sagte sie, nachdem er sich gesetzt hatte. Sie rückte einen Stuhl mit einem Kissen darauf so hin, dass er sein Bein hochlegen konnte. »Ich mache uns noch Rühreier. Du magst doch Rühreier?«
»Ja, sehr gern. Eigentlich hätte ich dich zum Frühstück einladen sollen. Erst rettest du mich, dann kümmerst du dich um mich. Wie soll ich das wieder gut machen?«
»Du musst gar nichts wieder gut machen. Ich freue mich, dass du hier bist. Wir können uns jetzt ausführlich über unser Fachgebiet austauschen«, СКАЧАТЬ