Название: Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman
Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Landdoktor
isbn: 9783740956721
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»Mei, ich weiß nicht«, seufzte die Frau. »Sepperl, mein Schätzchen«, sagte sie, bückte sich und nahm den Hund auf ihre Arme, der sich zufrieden an sie kuschelte.
»Würden Sie uns sagen, wer Sie sind«, bat Miriam die Frau.
»Ich bin Resi Kubner.«
»Dann gehört Ihrer Familie das Sägewerk?«
»Schon seit drei Generationen.«
»Was ist hier passiert?«, wollte Harald wissen.
»Mei, es war furchtbar«, sagte Frau Kubner.
Sie ließ Sepperl wieder auf den Boden zurück und setzte sich auf die grüne Holzbank, die neben der Tür stand.
»Wollen Sie es uns erzählen?«, fragte Miriam und setzte sich neben Resi Kubner, während Harald stehen blieb und das Gelände im Auge behielt.
So ganz traute er dem Frieden offensichtlich nicht.
»Wissen Sie, es ist so, mein Sohn hat das Sägewerk nach dem Tod von meinem Mann vor drei Jahren übernommen. Erst lief es auch recht gut, aber dann hat er sich mit einem Hauskauf übernommen und wohl auch ein bissel spekuliert, und dann ging’s bergab. Vor ein paar Monaten musste er dann die meisten Leute entlassen.«
»Das tut mir leid«, sagte Miriam. Sie konnte erahnen, was es bedeutete, ein Unternehmen zu verlieren, das die eigene Familie aufgebaut hatte.
»Ich dacht auch schon, es ist alles zu Ende, aber dann kam dieser Mann, der sich meinem Sohn als Geschäftsführer angeboten hat. Er meinte, dass er das Sägewerk retten könnt, wenn er nur ihn und die Leute, die er gleich mitbringt, anstellen würd. Er hat dann einen Vertrag mit Gewinnbeteiligung mit ihm ausgehandelt, und dann ging es recht schnell wieder bergauf. Ich mein, er ist mir nicht sympathisch dieser Mann, aber er hat uns geholfen. Das muss ich anerkennen.«
»Wo finden wir denn Ihren Geschäftsführer oder Ihren Sohn?«, wollte Harald wissen.
»Im Moment sind alle krank, die gesamte Belegschaft, außer mir. Das ist es doch, was so furchtbar ist«, seufzte Resi.
»Eine Viruserkrankung?«, fragte Miriam.
»Das dachten wir zunächst, weil allen ungefähr zur selben Zeit schrecklich übel wurde. Es ging ihnen allen so schlecht, dass sie einfach alles fallen ließen und nach Hause gingen. Alle Maschinen liefen noch. Ich hab in meiner Not dann den Strom abgestellt, weil ich mich mit den Maschinen doch nicht so gut auskenn. Es war ein ganz ein furchtbarer Nachmittag.«
»Sie sind die einzige, die nicht von dieser Krankheit betroffen ist?«, fragte Miriam, die ein Stück von Resi zurückgewichen war.
»Ich war an dem Tag zum Einkaufen in der Stadt. Ich bin so gegen vier zurück gewesen, kurz danach ging es los.«
»Wissen Sie denn inzwischen, was diese Übelkeit ausgelöst hat?«, fragte Harald.
»Es war eine Pilzvergiftung. Die Männer, die am Vormittag eine neue Holzlieferung gebracht hatten, hatten Pilze gesammelt, und einer von ihnen hat für die Belegschaft gekocht.«
»Dann waren die Pilze nicht in Ordnung?«, hakte Miriam nach.
»Die meisten schon, aber sie haben leider die giftigen Tiger-Ritterlinge, die sich unter den Pilzen befanden, für essbare Erd-Ritterlinge gehalten.«
»Tiger-Ritterlinge?«
Miriam tauschte einen schnellen Blick mit Harald. Anna hatte ihr von dem verschwundenen Korb mit Pilzen erzählt und auch die Tiger-Ritterlinge erwähnt, die Ingvar Wering gesammelt hatte.
»Die Leut, die der neue Geschäftsführer mitgebracht hat, stammen halt nicht aus der Gegend. Sie kennen sich mit Pilzen offenbar nicht aus. Wär ich nur hier gewesen, dann hätt ich’s sicher verhindern können. Glücklicherweise sind aber inzwischen wieder alle Betroffenen auf dem Weg der Besserung«, sagte Resi Kubner.
»Wann genau haben sich die Leute denn mit den Pilzen vergiftet?«, fragte Harald.
»Vor fünf Tagen.«
»Wo ist das Holz, das an diesem Tag geliefert wurde?«
»Ich denk, es liegt noch hinter der Halle.«
»Ich sehe nach«, sagte Harald, als Miriam seinen Blick auffing. Sie wussten beide, dass sie den Standort der Holzdiebe gefunden hatten. Falls das Holz aus Bergmoosbach noch nicht verarbeitet war, würde Harald es an der Nummer ihres Forstes, mit dem das Holz gekennzeichnet war, erkennen.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Resi, als Harald davoneilte.
»Vor genau fünf Tagen wurde in unserem Forst Holz gestohlen, dabei wurde ein Wanderer verletzt und der Korb mit den Pilzen, die er gesammelt hatte, verschwand.«
»Der Wanderer muss froh sein, dass sein Korb verschwunden ist. Wenn er die Pilze allein gegessen hätte, dann hätte er das nicht überlebt.«
»Der Mann ist Naturforscher, er wollte die Pilze untersuchen, nicht essen. Haben Sie denn überhaupt verstanden, was ich Ihnen gerade sagen will?«, fragte Miriam, als Resi sie mit starren Augen ansah. Sie war auf einmal ganz blass und ihre Hände zitterten. Ganz offensichtlich hatte sie einen Schock.
»Miriam, das Holz…«
»Nicht jetzt«, bat Miriam, als Harald zurückkam. »Frau Kubner, geht es wieder?«, fragte sie, als Resi tief Luft holte.
»Wir stehlen kein Holz«, sagte Resi.
»Es wird sich alles aufklären, Frau Kubner. Wo finde ich die Telefonnummer Ihres Hausarztes?« Miriam wollte Resi in diesem Zustand nicht allein lassen.
»Warte.« Harald lief zur Halle hinüber und schaute auf der Innenseite der großen Schiebetür nach. Genau wie im Sägewerk Holzer hing auch dort eine Tafel mit den Notrufnummern. Ohne zu zögern, wählte er die Nummer von Doktor Messler, dem Hausarzt der Kubners. Er schilderte ihm den Zustand von Frau Kubner, und der Arzt versprach, in ein paar Minuten da zu sein. »Es ist unser Holz«, raunte er Miriam zu, als er wieder zu ihr und Frau Kubner zurückkam.
»Mein Sohn ist kein Dieb«, flüsterte Frau Kubner.
»Nein, sicher nicht«, stimmte Miriam ihr zu. Möglicherweise hatte Frau Kubner sogar recht, vielleicht wusste ihr Sohn nichts von den Machenschaften seines Geschäftsführers. Sie wollte sie auf keinen Fall noch mehr aufregen und bestätigte sie in der Annahme, ihr Sohn habe mit den Diebstählen nichts zu tun.
Fünf Minuten später traf Doktor Messler, ein freundlicher Mann um die sechzig, auf dem Hof der Kubners ein. Miriam schilderte ihm kurz, warum sie hier waren und dass sie und Harald es bedauerten, Frau Kubner in Aufregung versetzt zu haben. Was die Pilzvergiftung der Angestellten betraf, erfuhren sie von Doktor Messler, dass die Polizei ihn nicht über eine mögliche Pilzvergiftung mit Tiger-Ritterlingen informiert hatte. Da er sich aber mit Pilzen auskannte, hatte er die Symptome schnell einordnen können.
Doktor Messler gab Frau Kubner eine Spritze, um ihren Kreislauf zu stabilisieren, und rief danach ihre Schwester an, die kommen wollte, um sich um sie zu kümmern. »Ich nehme an, Sie werden der Polizei Ihren Verdacht mitteilen«, СКАЧАТЬ