Название: Deutsche Geschichte
Автор: Ricarda Huch
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Sachbücher bei Null Papier
isbn: 9783962817725
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Den Schauenburgern, einem reichen und tapferen Geschlecht, von deren Stammburg in der Gegend von Minden noch Ruinen vorhanden sind, verlieh Konrad II. die Grafenwürde. Lothar belehnte als Herzog von Sachsen den Grafen Adolf I. mit der Grafschaft Holstein, die von den Holsten, Stormarn und Dithmarschen bewohnt war und an das slawische Nordalbingien grenzte. Ihm folgte sein Sohn Adolf II., der ursprünglich zum Geistlichen bestimmt gewesen war und infolge seiner Erziehung nicht nur eine gründlichere Bildung, sondern auch eine tiefere Auffassung seiner Pflichten hatte, als bei den weltlichen Fürsten üblich war. Er sprach geläufig lateinisch und verstand auch das Slawische. Er bemühte sich, die unterworfenen Slawen für das Christentum zu gewinnen und kultivierte das neugewonnene Land in großartiger Weise durch Ansiedlung von Friesen, Holländern und Westfalen, denen er es unter vorteilhaften Bedingungen überließ. Auf einer Insel zwischen den Flüssen Wackenitz und Trave, wo die Slawen in einem heiligen Hain die Götter verehrt hatten, gründete er die Stadt Lübeck, die die günstige Lage an der Ostsee schnell erblühen ließ. Da Heinrich durch sie seine binnenländische Stadt Bardewiek benachteiligt fand, verlangte er, dass Adolf ihm Lübeck abtrete, als sich Adolf weigerte, vernichtete er Lübecks Handel; das Ende war, dass Adolf um der Stadt und um des Friedens willen nachgab und sie dem Herzog schenkte. Graf Adolf, den der Chronist sowohl wegen seiner Herzensgüte wie wegen seiner Klugheit rühmt, fiel im Jahre 1164 in der großen Slawenschlacht bei Demmin, die über seinem Leichnam in einem vollständigen Siege endete. Wenn Heinrich der Löwe ihm, seinem väterlichen Freunde, an verständiger und menschlicher Gesinnung nachstand, so überragte er ihn an Willensgewalt und Macht der Persönlichkeit. Da er sich als König geboren fühlte, behandelte er alle, die sich weigerten, ihm untertan zu sein, als Rebellen. Unterwarfen sie sich, sorgte er für sie als König. Bei seinen Städtegründungen, Lübeck und Schwerin, verfuhr er mit außerordentlicher Weitherzigkeit; denn er behielt sich nur die hohe Gerichtsbarkeit vor, übrigens gestand er den Bürgern volle Selbstverwaltung zu, in der Meinung, so am sichersten das Gemeinwesen zur Blüte zu bringen. Entsprechend dem germanischen Begriff der Eigenkirche erhielten die Bürger das Recht der Pfarrerwahl für die Pfarrkirche. Es ist nicht unmöglich, dass Heinrich in seiner Städtepolitik durch seinen Schwiegervater Konrad von Zähringen beeinflusst war, der schon vor Jahrzehnten mit großer Liberalität die Stadt Freiburg gegründet hatte; aber vor allem leitete ihn der sichere politische Blick, sein natürliches Erbe. Den kühnen Geist der sächsischen Kaufleute, die mit ihren Handelsreisen ein wirtschaftliches Netz über das Meer nach England und Skandinavien und im Osten bis Russland spannten, erkannte er als dem seinigen verwandt, er verband sich mit ihm und machte ihn sich zunutze. Auch in der Beziehung zu den Slawen zeigte er großen Sinn. Kam es ihm mehr auf ihre Abgaben an als auf ihr Seelenheil, so wollte er sie auch nicht als Heiden vernichten, und an dem Kreuzzuge, der gegen sie unternommen wurde, beteiligte er sich nur ungern. Nationale Abneigung lag ihm fern, er überließ dem Slawenfürsten Pribislaw, der ihm treu blieb, einen Teil Mecklenburgs als Fürstentum. Pribislaw ist der Ahnherr der Dynastie, die bis 1918 in Mecklenburg regiert hat. Zwar wenn man liest, dass Graf Gunzelin von Schwerin, des Herzogs treuer Diener, jeden Slawen, der anderswo als auf der richtigen Straße angetroffen wurde, ohne sich ausweisen zu können, aufhängen ließ, so sieht man, dass der unwillkürlich verdrängende Druck, den die arbeits- und ordnungsgewöhnteren Deutschen auf die Slawen ausübten, durch gewalttätige Maßregeln verstärkt wurde. »Allenthalben sind die Slawen aufgerieben und vertrieben worden; vom Ozean ist starkes und unzähliges Volk gekommen, das der Slawen Land gewann.« So, mit wenigen Sätzen beschließt der Pfarrer Helmold zu Bösau am Plöner See, der Chronist dieser Kämpfe, die Geschichte vom Untergang der Slawen in Deutschland. »Die kläglichen Überreste der Slawen sahen sich infolge des Getreidemangels und der Verheerung ihrer Felder gezwungen, sippenweise zu den Pommern oder Dänen zu fliehen, die sie erbarmungslos an die Polen, Sorben und Böhmen verkauften.« Sie waren die Besiegten, die Schwächeren. Keineswegs fehlte es ihnen an Tapferkeit und kriegerischer Kraft; denn jahrhundertelang hielten sie sich nicht nur gegen die Deutschen, sondern warfen sie zurück und wüteten unter ihnen mit derselben Grausamkeit, die sie erlitten hatten. Weichen mussten sie schließlich der größeren Leistungsfähigkeit der arbeitsamen Deutschen und der höheren Entwicklung ihrer Landwirtschaft. Ihren krummen Pflug ohne Eisen würden sie wohl nicht so lange behalten haben, wenn sie weniger unruhig, weniger träge, mehr geneigt zu andauernder, regelmäßiger Arbeit gewesen wären. Die Deutschen empfanden, solange sie einigermaßen frei und des Ertrages ihrer Arbeit sicher waren, die Arbeit nicht als Fluch, sondern als wesentlichen Inhalt ihres Lebens und Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Wie die Tüchtigkeit der Deutschen anerkannt wurde, geht daraus hervor, dass auch slawische und andere fremde Fürsten sie zur Besiedlung ins Land riefen.
Neben Heinrich dem Löwen und Adolf von Holstein waren Erzbischof Wichmann von Magdeburg und Albrecht der Bär große Kolonisatoren. Beide stammten aus der Gegend des Harzes. Erzbischof Wichmann hat das Land Jüterbog besiedelt und die Stadt Jüterbog gegründet und mit dem Magdeburger Recht beschenkt. Der schöne, lebenslustige Mann, ein treuer Anhänger des Kaisers, gehörte zu den Gegnern Heinrichs des Löwen, СКАЧАТЬ