Deutsche Geschichte. Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962817725

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СКАЧАТЬ man sich vor, wie Chris­ti­an von Mainz un­ter dem Se­gen des Paps­tes starb und wie die Mai­län­der Bar­ba­ros­sa um­ju­bel­ten, als er sei­nen Sohn mit der Er­bin Si­zi­li­ens ver­hei­ra­te­te, will es ei­nem vor­kom­men, als wä­ren die Ta­ten der Men­schen nicht an­ders als Na­tur­er­schei­nun­gen, Wol­ken oder Win­de, die kom­men und ge­hen, sich bil­den und ver­schwin­den, zer­stö­ren und be­fruch­ten. Und doch ist in dem ver­schlun­ge­nen Wech­sel und der schein­ba­ren Wahl­lo­sig­keit eine ste­ti­ge Fol­ge und ein fes­ter, tra­gi­scher Gang, im Schick­sal des Rei­ches wie in dem des Kai­sers und je­des ein­zel­nen, ja zu­wei­len ist es, als füg­ten weit ent­le­ge­ne Er­eig­nis­se sich zu­sam­men, um vor­be­stimm­te Er­geb­nis­se zu er­zeu­gen. Von sol­cher Wir­kung war die Erobe­rung Je­ru­sa­lems durch Sala­din im Jah­re 1187, die im Abend­lan­de all­ge­mei­ne Er­re­gung her­vor­rief und den Kai­ser ver­an­lass­te, sich selbst an die Spit­ze ei­nes Zu­ges zur Wie­der­ge­win­nung der Hei­li­gen Stadt zu stel­len. Auf dem Reichs­ta­ge zu Geln­hau­sen, der ein Jahr vor­her statt­fand, ver­fass­ten zahl­reich ver­sam­mel­te Bi­schö­fe ein Schrei­ben an den Papst, in dem sie sich für ver­pflich­tet er­klär­ten, dem Kai­ser, von dem sie ihre welt­li­chen Gü­ter hät­ten, zur Sei­te zu ste­hen, und in dem sie den Papst ba­ten, sei­nen be­rech­tig­ten For­de­run­gen zu ent­spre­chen. Wie­der schar­ten sich welt­li­che und geist­li­che Fürs­ten um die Kro­ne. Die­se Ei­nig­keit des Rei­ches, die Be­fes­ti­gung der Dy­nas­tie, die si­che­re Stel­lung dem Papst ge­gen­über, die Wah­rung der Reichs­rech­te in Ita­li­en, alle drei großen Er­fol­ge wa­ren haupt­säch­lich dem Cha­rak­ter des Kai­sers zu dan­ken. Wie viel der Geist und Wil­le ei­nes ein­zel­nen tra­gen und be­we­gen kann, er­leb­ten die Men­schen an ihm. Dass er im­mer das Gro­ße und Rech­te woll­te und sei­ne Per­son mit al­len Kräf­ten ein­setz­te, um es durch­zu­füh­ren, das trug ihm die dank­ba­re Lie­be sei­nes Vol­kes und die Aner­ken­nung der christ­li­chen Na­tio­nen ein. Schon die äu­ße­re Er­schei­nung des al­ten Man­nes, der sich zum Kreuz­zu­ge rüs­te­te, ver­ge­gen­wär­tig­te die im­po­nie­ren­de Exis­tenz ei­nes Kai­sers, der in har­ten Kämp­fen das Nur-Per­sön­li­che ab­ge­streift hat und eins ge­wor­den ist mit sei­nem Reich. Ent­waff­net durch die hei­li­ge Auf­ga­be, der der Kai­ser sich un­ter­zog, er­bot sich der oh­ne­hin ver­söhn­li­che Papst Cle­mens sei­nen Sohn Hein­rich, dem er die Reichs­re­gie­rung über­tra­gen hat­te, und Con­stan­ze in Rom zu krö­nen.

      Fried­rich war bei den Vor­keh­run­gen für den Feld­zug so prak­tisch ver­fah­ren, dass man auf glück­li­ches Ge­lin­gen hof­fen konn­te. Für die Ver­pro­vi­an­tie­rung auf der Rei­se war ge­sorgt, und da­mit nicht eine Men­ge Ge­sin­del sich an­schlie­ße, das ge­wöhn­lich die Kreuz­zü­ge er­schwer­te, war ver­ord­net, dass nie­mand, ab­ge­se­hen von den Knech­ten und Hand­wer­kern, mit­ge­hen dür­fe, der nicht Geld ge­nug zum An­kauf von Le­bens­mit­teln für zwei Jah­re habe. Trotz­dem ging die Rei­se nicht ohne Un­fäl­le, Lei­den und Kämp­fe vor sich, die aber über­wun­den wur­den, ohne dass der Kai­ser an Fri­sche und Zu­ver­sicht ver­lo­ren hät­te. Da, am 10. Juni 1190, er­trank er beim Ba­den im Flus­se Sa­leph, wo­mit er sich nach Über­stei­gung ei­nes rau­en Ge­bir­ges er­qui­cken woll­te. Sein Sohn Fried­rich führ­te das Heer nach Ak­kon, das von dem Teil des Kreuz­hee­res, der zu Schif­fe ge­reist war, be­la­gert wur­de, und starb dort im An­fang des Jah­res 1191 an ei­ner Seu­che.

      Durch den Chro­nis­ten Ecke­hard von Aura er­fah­ren wir, dass von der Kreuz­zugs­pre­digt, die im Jah­re 1096 die West­fran­ken so mäch­tig auf­reg­te, nach Deutsch­land kei­ne Kun­de drang, so­dass die Deut­schen, als Kreuz­fah­rer aus dem Nach­bar­lan­de über die Gren­ze ka­men, sie als Nar­ren ver­höhn­ten, Nar­ren, die, wie sie sag­ten, das Ge­wis­se für Un­ge­wis­ses auf­ga­ben, das Va­ter­land ver­lie­ßen, um ein un­si­che­res Land der Ver­hei­ßung auf­zu­su­chen, auf ihr Ei­gen­tum ver­zich­te­ten, um frem­des Gut zu er­wer­ben. Als etwa fünf­zig Jah­re spä­ter Bern­hard von Clair­vaux die Kreuz­zugs­pre­digt er­neu­er­te, nann­ten die Jahr­bü­cher von Würz­burg dies Er­eig­nis eine schwe­re Heim­su­chung der abend­län­di­schen Kir­che, und die Pre­di­ger, die zu ei­nem so un­sin­ni­gen Un­ter­neh­men auf­for­der­ten, Söh­ne des Be­li­al und Jün­ger des An­ti­christ. Spricht auch nicht die Mei­nung al­ler aus sol­chen ver­ein­zel­ten Äu­ße­run­gen, so geht doch aus den Tat­sa­chen her­vor, dass die Idee der Kreuz­zü­ge vom Papst aus­ging und von den Fran­zo­sen und Nor­man­nen am feu­rigs­ten er­grif­fen wur­de. Ecke­hard von Aura er­klärt die Emp­fäng­lich­keit der Fran­zo­sen da­mit, dass Gal­li­en in den letz­ten Jah­ren durch Bür­ger­krieg und Hun­gers­not sehr ge­lit­ten habe und des­halb von sei­nen Be­woh­nern gern ver­las­sen wer­de; al­lein der Grund ist ge­wiss auch dar­in zu su­chen, dass die Rit­ter­lich­keit und Aben­teu­er­lust des fran­zö­si­schen Adels da­heim nicht ge­nü­gend Nah­rung fan­den. In Deutsch­land war das an­ders. Im Nor­den und Os­ten wa­ren die Deut­schen von teils heid­nischen, teils noch nicht lan­ge und nicht gründ­lich chris­tia­ni­sier­ten Völ­kern um­ge­ben, mit de­nen sie in ei­nem nur sel­ten un­ter­bro­che­nen Kamp­fe stan­den. Der Ge­dan­ke lag nah und wur­de auch aus­ge­spro­chen, dass die Auf­ga­be der Be­kämp­fung der Hei­den eben­so gut, ja bes­ser zu Hau­se als in der Fer­ne aus­ge­führt wer­den kön­ne, was die Päps­te an­er­kann­ten, in­dem sie förm­lich die krie­ge­ri­schen Un­ter­neh­mun­gen ge­gen die Sla­wen wie auch sol­che ge­gen die Ket­zer als Kreuz­zü­ge be­zeich­ne­ten und sie an Ver­dienst den ei­gent­li­chen gleich­stell­ten. Selbst Kai­ser Kon­rad III., ob­wohl von Bern­hard von Clair­vaux an­ge­feu­ert, lehn­te die Be­tei­li­gung am Kreuz­zu­ge ab, weil er bei der Un­si­cher­heit im Rei­che sei­ne An­we­sen­heit mit Recht für not­wen­dig hielt; erst als der wort­ge­wal­ti­ge Pre­di­ger ihn öf­fent­lich in der Kir­che be­stürm­te, gab er nach, au­gen­schein­lich von der Er­grif­fen­heit Bern­hards wirk­lich mit hin­ge­ris­sen. Auch beim ers­ten Kreuz­zu­ge wur­den in Deutsch­land all­mäh­lich eine nicht ge­rin­ge An­zahl Men­schen von der Be­geis­te­rung an­ge­steckt oder durch sons­ti­ge Grün­de zum An­schluss be­wo­gen; sie zo­gen un­ge­ord­net aus und wur­den schon in Un­garn auf­ge­rie­ben. Als An­trieb zur Kreuz­fahrt füh­ren zeit­ge­nös­si­sche Chro­nis­ten meh­re­res an: den Wunsch, frem­de Län­der zu se­hen, hei­mi­scher Ar­mut und drän­gen­den Gläu­bi­gern zu ent­flie­hen, sich der Knecht­schaft oder etwa gar der Stra­fe für be­gan­ge­ne Ver­bre­chen zu ent­zie­hen; nur we­ni­ge, mei­nen sie, sei­en er­füllt von dem Dran­ge, ihr Le­ben für die Be­frei­ung des Hei­li­gen Gra­bes ein­zu­set­zen. Den­noch ist ge­wiss, dass die Be­frei­ung und Erobe­rung des Gra­bes Chris­ti ein mäch­ti­ger Im­puls für vie­le war. Wie wer es ir­gend ver­moch­te, nach Je­ru­sa­lem pil­ger­te, um die Orte zu se­hen und die Erde zu be­rüh­ren, wo des Hei­lands Füße ge­stan­den, in der Mei­nung, sich durch sol­che Wall­fahrt zu ent­sün­di­gen, sich dem Him­mel um ei­ni­ge Stu­fen zu nä­hern, so emp­fand man auch die Schmach, das höchs­te christ­li­che Hei­lig­tum im Be­sitz der Hei­den zu wis­sen. Ließ man doch die Fah­ne nicht in der Hand des Fein­des; wie viel we­ni­ger woll­te man ihm die Hei­mat und das Grab des­je­ni­gen über­las­sen, zu dem je­der als zu sei­nem Herrn und Hei­land die le­ben­digs­te Be­zie­hung hat­te. Wenn sich dies Mo­tiv auch mit der un­ge­mei­nen Rei­se­lust des Mit­tel­al­ters und an­de­ren Ab­sich­ten ver­schie­de­ner Art ver­misch­te, so СКАЧАТЬ