Deutsche Geschichte. Ricarda Huch
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Deutsche Geschichte - Ricarda Huch страница 46

Название: Deutsche Geschichte

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962817725

isbn:

СКАЧАТЬ ging durch den Böh­mer­wald nach Prag, von da über Bres­lau nach Gne­sen, wo ihn Bo­les­law emp­fing. Der Kö­nig gab ihm ei­ni­ge sei­ner Gro­ßen als Beglei­ter mit, da­mit die Sla­wen ge­warnt wür­den, sich nicht an dem un­ter pol­ni­schem Schutz ste­hen­den Mis­sio­nar zu ver­grei­fen.

      Der sla­wi­sche Her­zog von Pom­mern war dem Chris­ten­tum ge­neigt und wur­de durch Otto noch mehr da­für ge­won­nen. Of­fe­nen Wi­der­stand fand er in Wol­lin, da, wo die Trüm­mer der Joms­burg stan­den, die der Sitz dä­nisch-wen­di­scher See­räu­ber ge­we­sen war; aber auch die von Wol­lin er­klär­ten sich nach­träg­lich be­reit, das Chris­ten­tum an­zu­neh­men, wenn die Haupt­stadt, Stet­tin, es täte. Wohl tru­gen die Dro­hun­gen und Ver­spre­chun­gen des pol­ni­schen Kö­nigs zum Er­fol­ge bei, mehr aber tat die Per­sön­lich­keit und das Wort des gü­ti­gen Bi­schofs. Es wird be­rich­tet, wie er zwei vor­neh­me Kna­ben, de­ren Lieb­lich­keit sich in sein Herz stahl, an sich zu zie­hen wuss­te, wie er ih­nen von der Uns­terb­lich­keit der See­le und vom Ewi­gen Le­ben sprach und sie für das Chris­ten­tum ge­wann, wie die Mut­ter, die heim­lich schon Chris­tin war, von Glück über­strömt, die Ge­tauf­ten in ihre Arme schloss, wie der Va­ter, zu Tode be­trübt, aus Lie­be zu den Söh­nen, doch auch das Chris­ten­tum an­nahm. So moch­ten ein­zel­ne eine in­ne­re Wand­lung er­fah­ren, sei es, dass der frem­de Bi­schof ih­nen ein hö­he­res Men­schen­tum dar­stell­te, sei es, dass sein Wort ih­ren Ho­ri­zont auf­riss und einen Aus­blick in tiefe­re Him­mel öff­ne­te; die Mehr­zahl je­doch merk­te sich die Tat­sa­che, dass der Chris­ten­gott mäch­ti­ger war und bes­ser schütz­te als ihre Göt­ter, ohne den ent­thron­ten nach­zu­trau­ern oder dem neu­en sich zu er­ge­ben. Otto ver­fuhr im­mer scho­nend. Von den Schät­zen des be­rühm­ten, schön­ge­schnitz­ten Tem­pels zu Stet­tin eig­ne­te er sich nichts an, nur das Bild des drei­köp­fi­gen Tri­glav nahm er für sich, um es nach Rom zu schi­cken. Als eine hei­li­ge Ei­che ge­fällt wer­den soll­te und die Be­völ­ke­rung um ihre Er­hal­tung bat, in­dem sie ver­sprach, sie künf­tig nicht an­zu­be­ten, nur als schö­nen Baum zu ver­eh­ren, ge­währ­te er den Wunsch, viel­leicht selbst ge­rührt von der Pracht des al­ten Wald­haup­tes. Am meis­ten zeig­te Otto die Über­le­gen­heit sei­nes Geis­tes, als der Her­zog von Pom­mern be­nach­bar­te heid­nische Sla­wen un­ter­wor­fen hat­te und die Ge­fan­ge­nen als Skla­ven ver­kauft wur­den; be­frei­en konn­te er sie nicht, aber er sorg­te da­für, dass we­nigs­tens die Schwä­che­ren ent­las­sen und dass die Fa­mi­li­en nicht ge­trennt wur­den.

      Wie­der emp­fin­gen die Chris­ten vom Cha­rak­ter der heid­nischen Pom­mern einen güns­ti­gen Ein­druck: Dieb­stahl und Be­trug kann­ten sie nicht, die Gast­lich­keit trie­ben sie so weit, dass der Tisch bei ih­nen im­mer ge­deckt war, man brauch­te nur zu­zu­grei­fen. Man­che wei­ger­ten sich Chris­ten zu wer­den, mit der Be­grün­dung, dass bei den Chris­ten den Räu­bern die Au­gen aus­ge­sto­chen und die Füße ab­ge­hau­en wür­den; man wol­le die Re­li­gi­on ei­nes Lan­des nicht, wo es sol­che Ver­bre­chen und sol­che Stra­fen gebe.

      Otto ging bis Kol­berg und kehr­te dann, nach­dem er sei­ne neu­ge­won­ne­nen Ge­mein­den noch ein­mal be­sucht hat­te, nach Bam­berg zu­rück. Als er ei­ni­ge Jah­re spä­ter Pom­mern zum zwei­ten Mal be­such­te, reis­te er mit Ver­mei­dung der Po­len über Hal­le, dazu be­wo­gen wahr­schein­lich durch Lo­thar, der in­zwi­schen Kai­ser ge­wor­den war. Lo­thar er­reich­te auch, dass Bo­les­law sein Kö­nig­reich von ihm zu Le­hen neh­men muss­te, wo­durch Pom­mern we­nigs­tens mit­tel­bar mit Deutsch­land ver­knüpft wur­de. Die wich­ti­ge Fra­ge aber, wel­chem Erz­bis­tum die neue pom­mer­sche Kir­che un­ter­stellt wer­den soll­te, wur­de nicht zu­guns­ten Deutsch­lands ent­schie­den. Ein Jahr nach Ot­tos Tode, der 1139 starb, be­grün­de­te der Papst ein pom­mer­sches Bis­tum Wol­lin und un­ter­warf es un­mit­tel­bar dem päpst­li­chen Stuhl, da­mit die An­sprü­che so­wohl des Erz­bis­tums Gne­sen wie des Erz­bis­tums Mag­de­burg aus­schal­tend, das die Be­stim­mun­gen Ot­tos I. für sich an­füh­ren konn­te, wie ei­nes et­wai­gen Erz­bis­tums Bam­berg, das Aus­gangs­punkt der Be­keh­rung ge­we­sen war.

      Nach dem Tode Bo­les­laws III. sank die pol­ni­sche Macht, so­dass nun nur Sach­sen und Dä­ne­mark um die bal­ti­sche Küs­te kämpf­ten. Es han­del­te sich zu­nächst um die Be­frie­dung von Nor­dal­bin­gi­en, dem Lan­de nörd­lich der Elbe, dem heu­ti­gen Hol­stein, das na­ment­lich an der Küs­te von sla­wi­schen Stäm­men be­wohnt war. Als Nach­barn be­trof­fen wa­ren der Kö­nig von Dä­ne­mark, der Her­zog von Sach­sen, der Graf von Hol­stein und der Erz­bi­schof von Bre­men. Als Mis­sio­nar bot sich dem Her­zog Lo­thar der tüch­ti­ge und op­fer­wil­li­ge Pries­ter Wi­ze­lin an. Wi­ze­lin war nied­ri­ger Ge­burt und stamm­te aus Ha­meln. Als jun­ger Mann leb­te er ver­schwen­de­risch in den Tag hin­ein, bis er sein Ver­mö­gen ver­zehrt hat­te, dann fand er Un­ter­kom­men bei ei­ner mild­tä­ti­gen Grä­fin von Eber­stein, die wohl sei­ne Be­ga­bung her­aus­fühl­te. Dass ihre Haus­ge­nos­sen ihn we­gen sei­nes Man­gels an Bil­dung hän­sel­ten, reiz­te sei­nen Stolz, er ver­ließ das Haus der gu­ten Frau, hol­te in Pa­der­born das ver­säum­te Stu­di­um nach und wur­de ein ge­lehr­ter und stren­ger Schul­meis­ter. Nach­dem er noch den Ein­fluss des fa­na­ti­schen, spä­ter hei­lig­ge­spro­che­nen Nor­bert er­fah­ren hat­te, trug er dem Her­zog Lo­thar sei­nen Wunsch vor, den Sla­wen das Chris­ten­tum zu brin­gen, wor­auf die Burg Se­ge­berg und da­ne­ben eine Kir­che ge­grün­det wur­den. Wi­ze­lin hat in Hol­stein teils aus Gra­nit, teils aus Back­stein die klei­nen wet­ter­fes­ten Kir­chen ge­baut, von de­nen vie­le, wenn auch nicht un­ver­än­dert, noch ste­hen und sei­nen Na­men tra­gen. Uner­müd­lich wan­der­te er durch das Land und pre­dig­te, im­mer wie­der zer­stör­ten die Hei­den, was eben auf­ge­baut war. Un­wirt­lich, öde, arm­se­lig war die Ge­gend, der Wind pfiff über kah­le Fel­der und Sümp­fe. Wenn die Glo­cke läu­te­te, folg­ten nur we­nig Gläu­bi­ge ih­rem Ruf, we­ni­ge brach­ten dem al­ten Bi­schof eine Gabe. Die welt­li­chen Ge­wal­ten er­schwer­ten durch Här­te und Hab­gier sei­ne Auf­ga­be mehr, als dass sie ihm nütz­ten. Sein Nach­fol­ger, Bi­schof Ge­rold, ein Schwa­be, klein von Kör­per, aber großen Geis­tes, woll­te einst, es war im Jah­re 1156, in Al­den­burg die Weih­nacht fei­ern. Er fand einen ver­öde­ten Ort, ohne Mau­ern, ohne Ein­woh­ner, ohne Kir­che, nur eine klei­ne von Wi­ze­lin er­rich­te­te Ka­pel­le gab es; das war sein Bi­schofs­sitz. Schau­dernd vor Käl­te und im Ge­fühl ei­si­ger Ein­sam­keit ze­le­brier­te er zwi­schen Hau­fen von Schnee das hei­li­ge Amt, wo­bei nie­mand au­ßer Pri­bis­law, dem Fürs­ten der Sla­wen, und des­sen Beglei­ter sei­ne Ge­mein­de wa­ren. Er muss­te dank­bar sein, dass Pri­bis­law ihn nach dem Got­tes­dienst in ein ent­fern­tes Dorf führ­te und zu ei­nem reich­li­chen Mahl ein­lud. Als Ge­rold den Sla­wen­fürs­ten auf­for­der­te, sich tau­fen zu las­sen, setz­te ihm die­ser die trau­ri­ge Lage sei­nes Vol­kes aus­ein­an­der. Sie wür­den von den christ­li­chen Fürs­ten so mit Ab­ga­ben über­for­dert, so aufs äu­ßers­te aus­ge­presst, dass für sie der Tod bes­ser als das Le­ben wäre. Das Land ver­las­sen und sich an­ders­wo an­sie­deln könn­ten sie nicht, denn über­all dro­he das glei­che Elend, sie wä­ren also ge­zwun­gen, auf das Meer zu ge­hen und Seeraub zu trei­ben. Ge­rold glaub­te die An­kla­ge ab­wei­sen zu müs­sen; sie soll­ten Chris­ten wer­den, sag­te er, wie die Sach­sen und alle üb­ri­gen Völ­ker, dann wür­de man sie nicht mehr quä­len. Pri­bis­law ent­geg­ne­te, wenn der Her­zog woll­te, dass sie den Glau­ben СКАЧАТЬ