Deutsche Geschichte. Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962817725

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СКАЧАТЬ des Gro­ßen, weih­te Ans­gar zum ers­ten Erz­bi­schof von Ham­burg. Die Ver­bin­dung Ham­burgs mit Bre­men ver­an­lass­te 14 Jah­re spä­ter ein Über­fall der Wi­kin­ger, der Ham­burg gänz­lich zer­stör­te. Es war zur Stun­de der Abend­däm­merung, als 600 Schif­fe bei der wehr­lo­sen Stadt lan­de­ten; denn der Graf des Gaus, zu dem Ham­burg ge­hör­te, war ab­we­send. Ans­gar rief wohl zu­sam­men, was an waf­fen­fä­hi­gen Män­nern da war; aber es war zu spät, um mehr als das Le­ben und ei­ni­ge Re­li­qui­en zu ret­ten. Die wohl ganz aus Holz ge­bau­te Stadt lag in Asche, als der Sturm vor­über­ge­braust war.

      Es war nicht so, dass die Dä­nen und Schwe­den durch Ans­gars Pre­digt Chris­ten ge­wor­den wä­ren; aber alle, die mit ihm in Berüh­rung ka­men, ge­wan­nen den Ein­druck ei­nes großen und gu­ten Men­schen. Man glaub­te leich­ter an den all­mäch­ti­gen Va­ter im Him­mel, wenn ein Mann ihn ver­kün­de­te, auf des­sen Ant­litz, wie es von Ans­gar heißt, Adel und Ho­heit leuch­te­ten, der den Gro­ßen Ehr­furcht, den Nied­ri­gen Ver­trau­en, den Bö­sen Scheu ein­flö­ßte. Be­son­ders be­mer­kens­wert war sei­ne Tä­tig­keit un­ter Ar­men und Kran­ken; es wird her­vor­ge­ho­ben, dass er, wo er Not­lei­den­de traf, nicht nur half, son­dern so­fort half. Dem Feh­ler des Hoch­muts, in den er zu­wei­len zu ver­fal­len fürch­te­te, wirk­te er durch Hand­ar­beit ent­ge­gen, na­ment­lich be­schäf­tig­te er sich mit dem Stri­cken von Net­zen. Über­haupt ver­lang­te er von den missio­nie­ren­den Pries­tern, dass sie sich Klei­dung und Nah­rung durch Hand­ar­beit selbst ver­dien­ten. Wenn er ge­le­gent­lich ei­ner Kran­ken­hei­lung, da das Volk ihn als Wun­der­tä­ter ver­ehr­te, sag­te, Gott möge ihn des einen Wun­ders wür­di­gen, einen gu­ten Men­schen aus ihm zu ma­chen, be­kann­te er sich zu der Auf­fas­sung, dass erst die Güte des großen Man­nes Vollen­dung aus­ma­che. Ans­gar starb im Jah­re 865.

      Den hei­li­gen Ul­rich von Augs­burg hat haupt­säch­lich sein hel­den­haf­tes Ver­hal­ten beim Ein­fall der Un­garn be­rühmt ge­macht. Als die ge­fürch­te­ten Wil­den in großen Mas­sen her­an­zo­gen und Augs­burg be­la­ger­ten, das da­mals ganz un­ge­nü­gend durch nied­ri­ge Mau­ern be­fes­tigt war, woll­ten die Rit­ter, sei­ne Va­sal­len, die er in der Stadt ver­sam­melt hat­te, dem Fein­de ent­ge­gen­gehn; Ul­rich ver­bot das und ließ die Tore gut ver­ram­meln. Das Glück der Be­la­ger­ten woll­te, dass ein Füh­rer der Un­garn fiel, wor­auf sie sich kla­gend ins La­ger zu­rück­zo­gen. Die da­durch ge­won­ne­ne Zeit be­nutz­te der Bi­schof, wäh­rend der Nacht die Mau­er ver­stär­ken zu las­sen und Ge­be­te an­zu­ord­nen. Nach kur­z­em Schlaf er­hob er sich bei Ta­ges­grau­en, fei­er­te die Mes­se und reich­te al­len das Abend­mahl. Noch hat­te der Sturm nicht be­gon­nen, als der her­an­na­hen­de Ent­satz durch den Kö­nig ge­mel­det wur­de. Wäh­rend des Kamp­fes war Ul­rich mit­ten im Ge­tüm­mel, hoch zu Ross, un­ge­rüs­tet, mit der Sto­la be­klei­det.

      Bi­schof Ben­no von Os­na­brück, ein Schwa­be, stamm­te, eine be­mer­kens­wer­te Aus­nah­me, von nichtad­li­gen El­tern ab; be­gü­tert aber wa­ren sie, denn sie pil­ger­ten, um ih­rer Kin­der­lo­sig­keit ab­zu­hel­fen, nach Rom und op­fer­ten am Gra­be des Apos­tels ein sil­ber­nes Kind, wor­auf ih­nen ein Kna­be ge­schenkt wur­de. Er wur­de in Straß­burg und in der Rei­chenau er­zo­gen und lern­te auf sei­nen Wan­de­run­gen vie­le Tei­le Deutsch­lands und vie­le Men­schen ken­nen; sei­ne man­nig­fa­che Be­ga­bung und un­ge­wöhn­li­che Per­sön­lich­keit mach­ten auf ihn auf­merk­sam. Beim Bau des Do­mes von Spey­er tat er sich durch sei­ne Kennt­nis­se her­vor: er ließ den Dom, der zu nah am Rhei­ne ge­baut war, auf eine neue und schwie­ri­ge Art durch Mau­ern ge­gen Un­ter­spü­lung si­che­ren. Eben­so war er Lei­ter beim Bau der Bur­gen, durch wel­che die sa­li­schen Kö­ni­ge das Sach­sen­land un­ter­wer­fen woll­ten. Als Leh­rer an der Dom­schu­le von Hil­des­heim glänz­te er in der Wis­sen­schaft, auf ei­nem Kriegs­zu­ge ge­gen die Un­garn sorg­te er er­fin­de­risch für die Ver­pfle­gung des Hee­res, in der Land­wirt­schaft und Vieh­zucht be­saß er un­ge­wöhn­li­che Kennt­nis­se, als Bi­schof von Os­na­brück stell­te er durch Ent­sump­fung brauch­ba­re Wege her. In der auf­ge­wühl­ten Zeit Hein­richs IV. war er un­ent­wegt dem Kai­ser treu, ohne sich des­we­gen ge­gen den Papst zu er­klä­ren. Es wird er­zählt, dass er auf der Synode von Bri­xen, wo die kö­nig­li­chen Bi­schö­fe den Papst ab­setz­ten, sich un­ter dem kö­nigs­treu­en Al­tar ver­steck­te, um sich nicht ge­gen einen Akt aus­zu­spre­chen, an dem er sich nicht be­tei­li­gen woll­te. Dass we­der Kai­ser noch Papst ihm sei­ne Hal­tung übel­nah­men, be­weist, wie hoch sie ihn schätz­ten, und dass sie ihn für ehr­lich hiel­ten. Lan­ge Zeit war er von den Sach­sen aus sei­nem Bis­tum ver­trie­ben und muss­te sich oft durch Ver­klei­dung vor Nach­stel­lun­gen schüt­zen. Ben­no selbst hat­te zu­wei­len das Ge­fühl, zu welt­lich zu sein, um einen rech­ten Bi­schof ab­zu­ge­ben; je­den­falls hin­der­te ihn sei­ne geis­ti­ge Über­le­gen­heit, das kirch­li­che Ze­re­mo­ni­ell all­zu ernst zu neh­men. Nicht sel­ten be­frei­te er Lai­en ge­gen Geld vom Fas­ten­ge­bot; er gab das Geld den Ar­men und sag­te, es sei Gott lie­ber, als wenn ei­ner den gan­zen Tag einen lee­ren Bauch spa­zie­ren­tra­ge, umso mehr, als der Fröm­mig­keit da­durch kein Ab­bruch ge­sch­ehe. Als er auf dem Ster­be­bett lag, bat eine vor­neh­me Wit­we, na­mens Azela, ihn be­su­chen zu dür­fen. Er lehn­te ab mit der Be­grün­dung, er wol­le sie lie­ber im an­de­ren Le­ben wie­der­se­hen, wo sie sich ge­gen­sei­tig ih­res An­blicks er­freu­en könn­ten, nach­dem sie sich auf Er­den rein und keusch ge­liebt hät­ten. Dort wer­de kei­ne To­des­angst ihre Lie­be trü­ben.

      We­ni­ger durch Be­ga­bung als durch Cha­rak­ter zeich­ne­te sich Bi­schof Mein­werk von Pa­der­born aus. Ihm lag das Los der Ar­men be­son­ders am Her­zen; es ge­nüg­te ihm nicht, in der üb­li­chen Art Al­mo­sen zu spen­den, er über­wach­te die Mei­er und Vög­te, von de­nen die Hö­ri­gen ab­hin­gen, un­ter­such­te die Ver­hält­nis­se selbst, und da­mit er nicht be­tro­gen wür­de, zog er als Kauf­mann ver­klei­det im Spren­gel her­um. Er ge­bot den Mei­ern, die Hö­ri­gen zur Ern­te­zeit mit Spei­se und Trank zu ver­sor­gen, was vor­her au­gen­schein­lich nicht üb­lich war, und als er ein­mal zu­fäl­lig eine Wirt­schaf­te­rin schimp­fen hör­te, dass man die Ar­bei­ter mit Mehl­sup­pe ab­spei­se, ver­ord­ne­te er, sie soll­ten noch ei­ni­ge Schin­ken au­ßer de­nen er­hal­ten, die die Mei­er oh­ne­hin ih­nen zu stel­len ver­pflich­tet wa­ren. Wenn er auf Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten stieß, wur­de er leicht zor­nig, mach­te aber die Schlä­ge, die er dann etwa aus­teil­te, her­nach in groß­mü­ti­ger Wei­se gut. Zur­zeit ei­ner Hun­gers­not kauf­te er in Köln Ge­trei­de auf und ließ es durch sei­ne Mei­er so ver­tei­len, dass ein Teil dem ei­ge­nen Be­darf, ein Teil den Leu­ten, ein Teil als Sa­men­ge­trei­de und ein Teil den Bett­lern diente. Wo die Be­völ­ke­rung ei­ner Pfar­rei sehr wei­te Wege zur Kir­che hat­te, teil­te er sie ent­we­der oder bau­te eine neue Ka­pel­le in­ner­halb der Pfar­rei.

      Er war ein na­her Ver­wand­ter Hein­richs II. und stand mit ihm auf dem Fuße hu­mo­ris­ti­scher Ne­cke­rei. Als der Kai­ser be­schlos­sen hat­te, ihn zum Bi­schof zu ma­chen, ließ er ihn kom­men und über­reich­te ihm lä­chelnd einen Hand­schuh. Was das zu be­deu­ten habe? frag­te Mein­werk. »Das Bis­tum Pa­der­born«, ant­wor­te­te der Kai­ser. Mit Be­zug dar­auf, dass dies Bis­tum als sehr arm be­kannt war, ent­geg­ne­te Mein­werk: »Was soll mir dies Bis­tum, da ich mit mei­nen ei­ge­nen Gü­tern ein viel statt­li­che­res zu grün­den СКАЧАТЬ